Natürlich müssen sich erstmal die Meerschweinchen in Einstreu wohl fühlen, schließlich stellt Einstreu gleichzeitig sowohl Bett, Essenstisch als auch Fußboden und Toilette dar. Erst nachdem man Einstreu gefunden hat, welches den Bedürfnissen von Meerschweinchen gerecht wird, sollte man Dinge wie den Preis und die Entsorgungskosten in die Überlegung einbeziehen, welche Einstreu man für die eigene Haltung verwendet.

Da wir 2005 hier auf der Website auch ein Meerschweinchen Forum betreiben wissen wir natürlich, dass die Frage welches Einstreu das Beste ist, regelmäßig in Glaubenskämpfen endet. Wir haben im Laufe der Jahre unsere eigenen Erfahrungen gemacht. Dieser Artikel ist das Ergebnis unserer Erfahrungen und ausgiebigen Tests.

1. Anforderungen
2. Nicht als Einstreu geeignet
3. Arten
   1. Holzchips
   2. Weichholz Granulat
   3. Leinenstroh
   4. Buchenholz Granulat
   5. Cellulose
   6. Hanfstreu
   7. Strohgranulat
   8. Maisstreu
4. Produktvergleich -Test
5. Fazit – Testsieger
6. Alternativen

Anforderungen an Einstreu für Meerschweinchen

An Einstreu werden gleich eine Vielzahl von Anforderungen gestellt, die es zu erfüllen gilt. Deshalb ist die Frage welches Einstreu für Meerschweinchen am Besten ist auch immer die Frage danach, worauf man am meisten Wert legt. Wichtig für die Wahl des Einstreu können folgende Faktoren sein, an die wir den Artikel hinsichtlich eines Pro und Contra Tests ausrichten:

• Geruchsbindung
  Unterschiedliche Einstreu haben auch unterschiedliche Eigenschaften hinsichtlich ihrer Geruchsbindung. Nicht jede Einstreu mit hoher Saugfähigkeit hat auch automatisch eine gute Geruchsbindung, wenngleich das eine durchaus häufig das andere bedingt. Je besser die Geruchsbindung, umso besser ist die Einstreu.
• Geruchsbildung
  Es gibt durchaus Menschen, die sich schon durch den Geruch von Einstreu positiv oder negativ beeinträchtigt fühlen. Durchaus kann Einstreu Geruch entwickeln. Je ärmer die Geruchsbildung ist, umso besser ist die Einstreu.
• Verbrauchsmenge
  Die Verbrauchsmenge ist wesentlich für die spätere Preisfindung. Natürlich ist der Verbrauch vor allem von der Größe der einzustreuenden Fläche abhängig, doch es gibt durchaus auch Unterschiede in der Ergiebigkeit von Einstreu. Natürlich ist ein ergiebigeres Einstreu auch ein bevorzugteres.
• Saugfähigkeit
  Die Saugfähigkeit von Einstreu für Meerschweinchen ist verbunden mit der Verbrauchsmenge. Je saugfähiger die Einstreu ist, umso weniger benötigt man davon. Zudem kann die Saugfähigkeit auch die Liegezeit der Einstreu deutlich verlängern. Einstreu mit hoher Saugfähigkeit sollte bevorzugt werden.
• Staubbelastung
  Einstreu sollte grundsätzlich nicht stauben, allerdings ist jedes rieselfähige Schüttgut geneigt zu stauben, und je trockener (saugfähiger) es ist, umso mehr hat es das Potential zu stauben. Staubfreiheit ist für die Atmung der Tiere wichtig, außerdem verhindert es die Verschmutzung der Wohnung und beugt nicht zu letzt allergischen Reaktionen vor.
• Volumen & Gewicht
  Das Volumen von Einstreu ist vor allem eine wichtige Größe bei der Entsorgung. Das Gewicht von Einstreu spielt eher beim Kauf eine Rolle – vor allem wenn man im vierten Stock wohnt! Je leichter Einstreu ist und je weniger Mistvolumen es hat, umso besser ist sie natürlich geeignet.
• Preis
  Je günstiger, umso besser – wenn der Rest auch stimmt. Gerade bei großen Käfigen bildet die regelmäßige Reinigung und der Austausch der Einstreu einen hohen Kostenfaktor.

Nicht als Einstreu geeignet

Bevor wir uns der Einstreu widmen, die ausdrücklich für Meerschweinchen geeignet ist, möchten wir noch einige Warnungen hinsichtlich noch immer vorkommender Einstreuvarianten aufzeigen. Die folgenden Dinge dürfen nicht als Einstreu in Betracht gezogen werden, da sie den Meerschweinchen schaden:

• Katzenstreu
  Sowohl als komplette Einstreu als auch als Bodenschicht unter anderer Einstreu ist Katzenstreu unbedingt zu vermeiden und auch jedwede Vergleiche zur Katze sind unzulässig. Meerschweinchen leben die meiste Zeit auf Einstreu und wühlen darin, während die Katze nur für ihr Geschäft das Katzenstreu aufsucht, und das in der Regel auch „nur auf Zehenspitzen“. Zudem essen Meerschweinchen von und aus ihrer Einstreu (Blinddarmkot, Heu etc.) und es reichen schon keine Mengen Katzenstreu um schwere Verdauungsbeschwerden bis zur Todesfolge hervorzurufen. Zuletzt sei angemerkt dass das im Katzenstreu meist befindliche Betonit sich auf das Atmungssystem der Meerschweinchen auswirkt, da es sich in der Lunge ablagert und diese verklebt sowie bläht.
• Zeitungen
  Und es spielt bei Zeitungen keine Rolle ob diese farbig oder monochrom / schwarz bedruckt ist. Schon Druckerschwärze hat nichts im Magen des Meerschweinchens zu suchen. Wie auch beim Katzenstreu sollte man von Zeitungen sowohl als Grundschicht, als auch als Deckschicht oder Vollschicht Abstand nehmen.

Welche Einstreu-Arten gibt es?

Für den Meerschweinchenkäfig kommen verschiedene Grundstoffe in Frage, welche der Einstreu individuelle Eigenschaften geben. Wichtig bei der Wahl ist natürlich die absolute Verträglichkeit mit Meerschweinchen. Typische Einstreu-Materialien sind:

• Holzspäne / Holzchips
  Einstreu aus Holzschips ist wohl das am häufigsten verwendete Einstreu für den Käfig. Produziert werden die Chips aus Weichholz. Aus dem englischen „softwood“ kommend handelt es sich bei Einstreu aus Weichholz in erster Linie um Nadelbäume wie Fichte oder Kiefer. Mit einer nicht ganz so scharfen Übersetzung findet man aber auch die Birke als Holzchips im Einstreu. Allen gemein ist, dass sie eine hohe Saugfähigkeit haben und ein sehr weiches Bett bilden. Allerdings geht das auf Kosten des Mistvolumens, welches bei Holzchips nichts zu unterschätzen ist. Durch die hohe Saugfähigkeit ist auch die Geruchsbindung gut, wenngleich sie verglichen mit dem Granulat etwas abfällt, da dort vor allem die Sickerung besser gegeben ist.
• Weichholz Granulat
  Weichholz-Granulate sind wie die Holzchips ebenfalls aus Weichholz produziert und es kommt primär wieder Fichte oder Kiefer zum Einsatz. Allerdings sind die einzelnen Partikel deutlich feiner und rieselfähiger, was zu einem glatteren und ebenso weichen Bett führt. Nach dem Grundsatz dass je rieselfähiger ein Stoff ist, umso mehr er auch zum Stauben neigt, staubt das Weichholz-Granulat tatsächlich etwas mehr als die Holzchips. Die Rieselfähigkeit verleiht ihm aber ein besseres Mistverhalten. Die Saugfähigkeit ist gut und die Geruchsbindung ebenso. Das Granulat neigt außerdem zu leichtem klumpen, was die Entfernung von nassen Stellen (Pippiecken) erleichtert.
• Leinenstroh
  Leinenstroh kommt wie viele andere Arten Einstreu eigentlich aus der Pferdehaltung und gibt es deshalb auch nur in großen Gebinden. Mittlerweile hat Leinenstroh aber längst Einzug in den Meerschweinchenkäfig gehalten. Wie der Name verrät ist Leinenstroh aus Leinen produziert. Die fachlich korrekte Bezeichnung der Faserpflanze wäre Flachs. Leinenstroh ist sehr fein, kann allerdings auch spitz sein und ist zur Vorbeugung von Augenverletzungen eher für ältere Tiere geeignet, die nicht mehr so sehr herumtollen. Außerdem bleibt Leinenstroh an Frischfutter kleben. Dem entgegen stehen aber hervorragende Eigenschaften hinsichtlich der Staubfreiheit und der Geruchsabsorbation. Außerdem ist das Mistvolumen deutlich kleiner als z.B. bei Holzchips.
• Buchenholz Granulat
  Das Buchenholz-Granulat, erhältlich in unterschiedlichen Körnungen, haben wir nur eine relativ kurze Zeit eingesetzt. Durch seine dunkle Farbe verleiht es dem Käfig einen recht edlen Charakter. Leider fällt es aber hinsichtlich einiger Eigenschaften doch deutlich ab. Zwar ist auch das Buchenholz-Granulat staubarm, doch ist die Geruchsbindung sowie das Saugverhalten im Vergleich zu anderen Arten Einstreu nicht so gut. Außerdem ist Buchenholz-Granulat im Vergleich schwer. Buchenholz-Granulat bildet außerdem ein sehr hartes Bett, sodass wir die letzten Reste davon als „Gnadenbrot“ nur noch auf Ebenen im Käfig eingesetzt haben, die von unseren Meerschweinchen ohnehin nur selten besucht werden.
• Cellulose
  Einstreu aus recyceltem Papier ist eigentlich ein naheliegender Schritt, immerhin sind auch die anderen Einstreu-Arten alle letztendlich aus dem selben Stoff: Holz bzw. genauer Zellstofffaser. Cellulosestreu bildet trotz seiner vergleichsweise groben Struktur ein noch akzeptabel weiches Bett und man könnte es aufgrund ihrer hervorragenden Saugfähigkeit auch als das Küchentuch des Meerschweinchen-Käfigs bezeichnen. Dabei ist es praktisch staubfrei. Allerdings ist die graue Farbe von Cellulosestreu mit einer leichten Aschenbecher-Optik erstmal etwas gewöhnungsbedürftig, zumindest für den Halter. Leider ist Cellulosestreu im Vergleich auch mit das teuerste Produkt. Die hervorragende Geruchsbindung hat ihren Preis. Dafür ist die Geruchsbildung mitunter ausgeprägt. Es riecht nach nasser Zeitung.
• Hanfstreu
  Die große Stärke von Hanfstreu ist die Staubfreiheit, was es zur echten Alternative zur Fleecehaltung macht. Die Saugfähigkeit von Hanfstreu ist allerdings nicht ganz so gut und die Ergebigkeit auch nicht, aber mit nur wenigen Monaten zur Verrottung ist es ideal kompostierbar. Darüber hinaus ist Hanfstreu in der Regel geruchsneutral. Ein Nachteil von Hanfstreu liegt in seiner Natur. Es ist relativ spitz und vereinzelt gibt es Berichte von Augenschäden, die man auf Hanfstreu zurückgeführt hat. Wir selbst haben diese Probleme nie feststellen können. Dafür ist der hohe Preis maßgeblich dafür gewesen, dass wir von Hanfstreu selbst wieder Abstand genommen haben.
• Strohgranulat
  Nicht in der Wertung ist das Strohgranulat. Bei Strohgranulat nimmt man die Idee den Käfig oder die Pferdebox mit Stoh auszulegen auf, und presst Stroh in Pellets. Wir haben schnell davon Abstand genommen, da die relativ harten Pellets kein schönes Bett erzeugen und wir unsere Meerschweinchen nicht (sinnbildlich) auf einem Schotterplatz leben lassen wollten.
• Maisstreu
  Auch aus der Wertung gefallen, oder besser gesagt durchgefallen, ist das Maisstreu, welches wir der Vollständigkeit halber hier dennoch erwähnen. Maisstreu konnte uns in keinem der uns wichtigen Punkte wirklich überzeugen. Weder saugte es gut, noch verhinderte es wirksam über einen Vergleichszeitraum Gerüche.

Alle weiteren, nicht genannten Produkte haben wir entweder nicht selbst getestet, oder lehnen diese aus dem einen oder anderen Grund ab. Wenn Du meinst dass das ein Fehler ist, weil wir DIE EINSTREU schlechthin vergessen haben, freuen wir uns auf einen Kommentar!

Produktvergleich – Einstreu im Vergleich

Alle hier genannten Produkte haben wir im Rahmen unserer Meerschweinchenhaltung selbst getestet. Der Produktvergleich ist somit das direkte Testergebnis unserer Erfahrungen, die wir seit 2003 sammeln konnten. Berücksichtigt haben wir für unseren Test die Eigenschaften der Einstreu wie oben beschrieben. Wir haben keine Laborbedingungen oder technische Eigenschaften miteinander verglichen, sondern bewerten einzig aufgrund unserer Erfahrungen. Es ist natürlich auch durchaus möglich, dass sich im Laufe der Zeit Produkte verbessert oder verschlechtert haben.

Produkt:	Allspan bioaktiv	Rettenmeier Tierwohl Super	Vetripharm Euro Lin	Chipsi 28443 Extra	Fibrecycle back 2 nature	Hugro Hanfeinstreu
Typ:	Holzchips	Weichholz	Leinenstroh	Buchenholz	Cellulose	Hanfstreu
Geruchsbildung:	wenig	wenig	keine	wenig	mittel	keine
Geruchsbindung:	gut	gut	gut	schlecht	sehr gut	gut
Ergiebigkeit:	gut	gut	mittel	schlecht	mittel	mittel
Saugfähigkeit:	gut	gut	gut	schlecht	sehr gut	gut
Staubbelastung:	hoch	mittel	wenig	keine	wenig	sehr wenig
Bett:	sehr weich	weich	weich	hart	mittelhart	weich
Mistvolumen:	mittel	mittel	klein	hoch	mittel	klein
* Preis / Kg:	0,60€	0,64€	0,50€	1,13€	1,84€	1,89€
	ansehen	ansehen	ansehen	ansehen	ansehen	ansehen

*) Einstreu gibt es in unterschiedlichen Gebinden, die in der Regel einen unterschiedlichen Preis pro Kg aufweisen. Wir haben uns für die Preisfindung an ca. 20-30L Gebinden orientiert.

Fazit und Testsieger

Da der Preis eine der wesentlichen Größen beim Einstreu darstellt, ist das Weichholz-Granulat von Rettenmeier bei uns der Testsieger – oder besser der Preis-Leistungs-Testsieger. Die besten Eigenschaften hat unserer Erfahrung nach das Hanfstreu, da es praktisch geruchslos ist, dafür aber Gerüche bindet und eine gute Saugfähigkeit hat. Außerdem ist es auf dem heimischen Komposter schnell verrottet. Einzig der dreimal so hohe Preis kann je nach Gehegegröße durchaus abschrecken.

Was uns allerdings klar war, ist, dass das Buchenholz durchgefallen ist. Fairerweise muss man dazu sagen, dass Buchenholz ursprünglich als Einstreu für Meerschweinchen auch gar nicht gedacht ist, sodass die Wertung nicht bedeutet dass es sich um ein schlechtes Produkt handelt – es ist nur für den Anwendungszweck wenig geeignet.

Auch dass gute Abschneiden von Euro Lin war für uns keine Überraschung. Hier störte uns allerdings, dass das Streu doch massiv an Tomate, Paprika, Gurke und Co. kleben bleibt, wenn man geschnittene Stückr in den Käfig legt.

Ansonsten haben wir ohnehin nur Einstreu mit in die Liste aufgenommen, von der wir einen Vergleich auch lohnenswert fanden. Torf, Strohpellets etc. wäre ohnehin durchgefallen.

Alternativen zu Einstreu

Bis heute ist die Haltung von Meerschweinchen mit Einstreu im Käfig sicherlich die am weitesten verbreitete Variante. Seit ein paar Jahren nimmt die Haltung mit Fleece aber spürbar zu. Hierzu haben wir einen separaten Artikel: Meerschweinchen Fleecehaltung. Auch bei der Außenhaltung kann man auf Einstreu in der Regel verzichten, denn den Tieren ein ausreichend sickerungsfähiger Untergrund zur Verfügung gestellt wird. Außerdem verfügbar sind so genannte Nagerteppiche, die wie ein echter Teppich in den Käfig gelegt werden können. Aufgrund des hohen Preises fanden sie hier in diesem Artikel aber keine Beachtung. Für den Innenbereich bleibt Einstreu für die allermeisten Haltungsarten bis auf Weiteres unerlässlich.