Liebe CaroJina, liebe Mara
Mit gemischten Gefuehlen habe ich am Sonntagabend, nach dem Lesen des Abschiedsbriefes, meine Gedanken festgehalten. Ich war mir bewusst, dass viele Leser meine Worte nicht richtig verstehen werden, sie zum Teil sogar falsch interpretieren wuerden. Am Montagmorgen entschloss ich mich, mein Geschreibsel zu loeschen und zu schweigen. Doch im Laufe des Tages habe ich meine Meinung wieder gewechselt. Was auch immer die Antworten auf meinen Beitrag sein wuerden, ich musste ihn abschicken, den Tierchen zuliebe. Sich einfach um die Tiere zu kuemmern, sie zu fuettern und ihre Wohnung zu saeubern, das genuegt um ihnen ein schoenes Leben in einer Gruppe zu ermoeglichen. Um unser Leben mit ihnen gemeinsam zu leben, die Zeit zu teilen, dazu braucht es aber viel mehr. Beide habt ihr geschrieben, dass Tiere mit uns kommunizieren, aber dass es nicht einfach ist, ihre Sprache zu verstehen. "Ja, Tiere sprechen, um sie zu verstehen braucht es Vertrauen, Gefuehl und Achtung." Danke Mara. Und CaroJina, danke dass Du gemeinsam mit Zwerg beschlossen hast, ihn am Leben zu lassen bis er selbst nicht mehr kann, nicht mehr will. Ich hatte einen ganz kurzen Moment das Gefuehl, dass Du plotzlich unsicher warst ob Zwerg gelitten hatte. Ganz sicher nicht, Meeris sind keine Weichlinge, und solange sie leben wollen leiden sie nicht. Deine fettgedruckten Saetze am Schluss beschreiben eine wunderbare, innige Beziehung und Bindung, welche nur wenigen Menschen gegoennt ist. Ich werde mir die Bilder und das Leben von Zwerg gerne naeher anschauen.
Waehrend dem Lesen des Abschiedsbriefes sind bei mir die letzen 8 Monate mit Pandy nochmals lebendig geworden. Sie sind wie im Film vor meinen Augen abgelaufen, wie ich mit ihm Gymnastik gemacht habe, wie ich versucht habe ihn mit Leckerchen zum herumkriechen zu bewegen, wie ich am Schluss alle vier Stunden seine nasse Einstreu ausgewechselt habe, und wie ich seinen Bauch ganz sanft gewaschen und mit Babysalbe eingerieben habe damit er nicht wund wird wegen Urinbrand, da er seinen Urin nicht mehr zurueckhalten konnte, wie ich seine Perinealtasche geleert habe da er selbst nicht mehr pressen konnte ... Wuerde ich es fuer ihn wieder tun? Ja, wenn er leben will und er mir das mitteilt, in jedem Fall. Habe ich ihn gequaelt? Nein, er wollte nicht sterben. Er ist immer zu mir gekrochen, wollte sein Futter haben und hat auch ganz ruhig in meinem Arm geschlafen. Pandy ist 6 3/4 Jahre alt geworden (er ist mein Avatar). Seine Krankheit war hoechst wahrscheinlich genetisch bedingt. Ich habe hier kein solches Tier mehr gesehen, ein Art Teddy mit einem sehr rauhen, kurzhaarigen Fell.
Mein lieber Moofy, damals 7 1/2 Jahre alt, litt an Nierenversagen und es gab keine Hilfe mehr fuer ihn. Nach seinem letzten Urintest rief mich die TAhilfe an, um mir das Resultat mitzuteilen. Zum Schluss meinte sie, die Zeit sei jetzt gekommen um ihn einzuschlaefern, da seine Lebensqualitaet nun sehr niedrig sei. Mit andern Worten, es gibt einen Massstab mit dem wir (Un)Menschen messen koennen, wann es Zeit ist ein Meeri zu toeten, wirklich? Ich war in Schock. Moofy ist 3 Monate spaeter bei mir friedlich eingeschlafen.
"Du bist zeitlebens fuer das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast." Diese Worte sollten uns in erster Linie leiten, wenn wir schwere Entscheidungen, welche unsere Lieblinge betreffen, zu treffen haben. Fuer mich heisst das: Was will mein altes, mein behindertes, mein krankes Tierchen. Sein Wille ganz allein ist massgebend, es geht um sein Leben. Und damit sind wir wieder am Anfang: Es ist nicht einfach ihre Sprache zu verstehen, aber mit gutem Willen, viel Zeit, Vertrauen, Gefuehl und Achtung ist es nicht unmoeglich. Das Leben eines Tieres gewaltsam beenden, weil ein Massstab es so anzeigt?
Marcel