Blossis Herz hat um 17. 52 Uhr aufgehört zu schlagen. Die TÄ war derselben Meinung wie ich, die Tumore hat sie abgetastet, sie waren unverändert. Wir hatten noch einen Versuch mit Tarantula dran gehängt, weil der ausschlaggebende Tumor für seinen Zustand der am Unterkiefer war. Sonst hätte er fressen können. Der unter dem linken Rippenbogen war auch sehr groß, er war wohl der Grund für seine Gewichtsabnahme, zuletzt dann die schlechter werdende Fressfähigkeit dazu. Nun wollte er nicht einmal mehr Brei. Der Versuch sollte bis Donnerstag gehen, ich habe heute abgebrochen, weil er nun nicht mehr wie vorher aktiv und zwischendurch recht wohlgelaunt war. Es war nur noch Warten und Elend seit gestern nacht.
Atla wußte genau bescheid, was passieren wird und hat sich einfach aus dem Stall nehmen lassen, als es losgehen sollte. Das wäre sonst ein Ding der Unmöglichkeit Ich habe sie noch nie so ruhig erlebt, sie war einfach nur still und hat ihn regungslos warm gehalten und sich als Sofa zu Verfügung gestellt.
Da im Wartezimmer Halligalli war (kleine Kläffer und Erzählerei) bin ich mit dem Schweinen raus gegangen und habe im Halbschatten unter einem Baum den Caddy geöffnet. Blossi kam mit dem Kopf aus dem Kuschelsack hervor, dann noch ein Stück und hat erfreut in die Luft geschnüffelt und sich in die Sonne gesetzt. So ein wohlgelaunter, anspruchsloser, tapferer Kerl war er die ganze Zeit hier, immer souverän vor seinen Weibern bis zum Schluß und voller Vertrauen den Menschen gegenüber.
Na ja, als wir nach bald 1 1/2 Stunden endlich dran kamen (alles schön der Reihe nach, gell?) hat die Narkose elend lange gebraucht, weil er so zäh war. Er stand immer wieder auf, schnüffelt, laberte was, setzte sich anders hin, nahm Nasenkontakt mit mir auf, legte sich wieder... Nach ca. 20 Minuten schlief er dann endlich. Dann die Herzspritze, die gehe nun ganz schnell. Ich denke, ich habe wieder gut 10 Minuten verbracht, bis er Schnappatmung bekam oder so ein Zucken und es dann endlich ruhig um ihn wurde.
Nach der Herzspritze habe ich ihn dann doch auf dem Arm gehalten, bei Blossi war ich nicht ganz sicher, was ihm lieber war in der Situation, denn er war ja absolut zahm (schon bei Ankunft).
Er sollte noch ein letztes Stück Lebensabend in einem umsorgenden Zuhause verbringen, als er mit angegebenen 7 Jahren und recht dürr in den ersten Junitagen 2014 hier ankam mit seinem Kumpel Dimon. Nun sind über zwei Jahre daraus geworden, die der alte Zausel hier alles andere als Feierabendheim-mäßig verbracht hat. Er war ein ganzer Kerl, schmiß seinen Kumpel aus dem Gehege, ich mußte für ihn noch mal neu anbauen, obwohl ich damals schon aufhören wollte und eben auch dachte, die beiden hätten eh nur eine kurze Zeit. Es kamen noch mal neue alte Weiber nur für ihn, er hat es geschätzt und genutzt und war immer ganz Charmeur und Kerl.
Und letztlich war er zu mir genau so: ich hatte wenige Schweine, die von sich aus so menschenbezogen waren wie er. Und so einer landet ausgerechnet bei mir, wo es ein eigenes Schweinezimmer gibt und im Grunde nur die Versorgung läuft mit den Tieren... Aber auch ich wußte es dann zu schätzen, er war ein zuverlässiger Haremswächter und immer präsenter Ansprechpartner, und das bis zum heutigen Tag. Er hörte auf den Ruf "Wo ist der BOCK!?" und kam sogleich an.
Jetzt wurde er mehr und mehr zu einem Häufchen Elend, und seit gestern gab es auch nichts mehr außer Jammern und zähem Durchhalten. Er hat nicht verdient, dies länger miterleben zu müssen und sich immer unwürdiger zu fühlen, nicht mal mehr seine Haferkissen als Brösel runter zu kriegen.
Nun hat er Frieden und ein entspanntes Gesicht.
Atla war eine bewundernswerte, reife Begleiterin in der ganzen Zeit und gerade auch jetzt zuletzt. Sie hat sich sofort nach unserer Rückkehr auf Blossis letzten Stammplatz gelegt und dort inne gehalten.
Päppi bekommt nun die Zeit, sich auch zu verabschieden und zu begreifen, weil Blossi jetzt in seinem Eckbettchen liegt.
Ich danke Blossis Patentante Petra Lahann von Herzen für die Fürsorge und das Mitbangen aus der Ferne und für die großzügige finanzielle Hilfe, damit es den/ dem "alten Lappen" an nichts fehlen muß.
Für mich werden fast 45 Jahre Schweinchenhaltung bald beendet sein, denn die Mädchen werden in ein neues Zuhause ziehen.
Traurige Grüße,
Steffi