Ja ich bin Züchter. Ich gehe nicht auf Ausstellungen. Liegt vielleicht auch daran, dass ich nur Cuy züchte und ich die eher für Ausstellungsinkompatibel halte. Ausstellungen sind für Züchter ein wichtiger Treffpunkt für fachlichen Austausch und somit die Verbesserung der Zucht - auch in Tierwohlhinsicht, nicht nur hinsichtlich „Zuchtstandards“.
Zur Kritik an den Züchtern. Tja. Also, was soll ich sagen. Einen meiner Kastraten-Normalo-Meerlis bezog ich von einer jungen Dame. Manche würden das Kinderzimmervermehrung (war aber im Garten) nennen. Von Genetik hatte sie keine Ahnung. Aber ich hab noch nie, weder davor noch danach, eine so tolle Haltung gesehen. Eine so gut informiere und umsorgende Meerlimama. Für sie zählte jedes Tier.
Es gibt Missverständnisse zwischen Züchtern und Liebhabern. Liebhaberhaltung sollte sich an den Bedürfnissen der Tiere orientieren. Bei Züchtern kommen aber noch ganz andere Aspekte _mit_ (bisweilen stattdessen - es ist ein Abwägen) dazu, zB höhere Anforderungen an Hygiene. Ich hab hier (neben den normalen Käfigen) auch welche, die zum Einsatz kommen, wenn Quarantäne wegen Darmparasiten nötig wird. Ich kann nämlich nicht 30 qm Gehegefläche täglich drei Wochen lang Dampfstrahlen, wenn sowas in die Gruppe geschleppt wird. Das hat nix mit Faulheit zu tun. Es ist einfach nicht möglich.
Diese Quarantänekäfige sind zu klein (knapp 1qm) und steril aus Metall. Ich höre den Aufschrei bis hierhin. Wer aber einmal Kokzidien versucht hat, in einem Mega-Happy-Freilaufgehege auf grüner Wiese loszuwerden (30cm ausgraben) oder bei Züchterkollegen miterlebt hat, wie es 100 Tiere binnen zweier Wochen gekillt hat, ändert seine Ansichten. Lieber ein Tier (+Opferschwein) bis zum Vorliegen der 3-Tage-Sammelprobe (oder erfolgreichem Behandlungsabschluss) auf Metall, als ein Totalausfall des Bestandes. Und erzählt mir nix von Neopredisan. Das ist ein Teufelszeug. Und der Dampfreiniger kommt eben nicht in jede Holz-Ritze. Deshalb sind auch Trinknäpfe tabu. Infektionsvirenschleudern. Also Nuckeltränken, Kopfhaltung hin oder her.
Züchter geben oft auch getreidehaltiges Trockenfutter. Denn der Energie-Bedarf der Tiere in der Zucht ist einfach höher usw usw lässt sich ewig weiterspinnen.
Ich denk oft, dass so mancher „GenetikLaie“ mit Erfahrung hinsichtlich Vermehrung fürs Tierwohl besser hinkriegt, weil er eben nur einen Wurf hat. Rassezucht funktioniert so aber nicht.
„Wer braucht schon Rassen“: Komisch, dass alte Gebrauchsrassen wie das Anglerschein oder Leineschaf für ein erhaltenswertes Kulturgut gehalten werden, aber zB Rosettenschweine nicht. Dabei steht die gleiche züchterische Leistung dahinter. Die Tiere brauchen keine Rasse - schon klar.
Ich hab mich intensiv mit dem Empfehlungen gegen sog. Qualzuchten auseinandergesetzt. Das hat Einfluss auf mich. Ich züchte kein Langhaar, kein Ch-Teddy, keine Rexe; versuche Pink Eyes raus zu halten, Satin sowieso. Tiere die zu schnell zu groß werden, nehme ich aus der Zucht, um die Lebenserwartung der Cuy zu verbessern.
Ich kenne Zuchten, die das anders machen. Auch sie haben womöglich dafür gute Gründe. Fragen hilft. Ihr merkt dann, ob ne echte Antwort kommt oder ein „Mimimi, ich find Satin/Baldwin aber halt hübsch“. Dass Züchter ihre (schwangeren) Damen zumeist nicht in Großgehegen halten, hat zB gute Gründe. Auch wenn kleine Käfige verstörend wirken.