Bei meiner Gruppe ist aktuell Hemingway (Kastrat, 1,5 Jahre) der Chef von 8 Weibchen und 2 Frühkastraten.
Er ist vom Typ her sehr gelassen und lässt insbesondere die Jungs einiges durchgehen. Wenn diese versuchen ihn im Größenwahn oder wegen Futterneid zu verjagen oder ihn anzicken, ignoriert er es meistens, wird es ihm dann doch zu blöd reißt er einmal den Kopf hoch und die Kleinen kuschen. Das war schon immer so, es gab nie Streit zwischen denen. Andere Schweinchen hatten dem Frechdachs in solchen Momenten schon längst eine zurückgeknallt, nicht aber Hemingway.
Bei den Weibchen genauso, Kopf hoch und ihm wird Platz gemacht. Keiner zweifelt ihn an.
Ich habe ihn auch noch nie klappern gehört oder ihn jemanden Jagen gesehen. Als er als 6 Monate alter Jungspund einzog, wollten zwei ältere Weibchen ihn nicht als Chef anerkennen und gingen teils aggressiv mit Zähneklappern, Anspringen und Jagen auf ihn zu. Er hat dann jedes Mal gebrommselt, den Kopf hochgerissen und sich nicht davon beeindrucken lassen. Er war komplett friedlich, eher passiv und deeskalierend. Irgendwann haben die Mädels aufgegeben und sich untergeordnet.
Streiten sich die Mädels untereinander, kommt er direkt angelaufen und brommselt so lange zwischen ihnen entlang und trennt sie dabei, sodass die Streithühner aufhören und wieder Friede ist.
Er nutzt seine Position aber schon mal aus, wenn er Futter oder ein Haus haben möchte oder ihm jemand im Weg ist, dann werden sie ausnahmslos durch Kopfheben und anstupsen zur Seite geschoben, damit der Herr durch kann.
Geduld ist meiner Meinung nach eine essenzielle Eigenschaft eines Leittiers. Da fällt mir das Sprichwort zu ein: "Der Klügere gibt nach."😉