Beiträge von Friederike

    Hallo noch einmal,
    habe inzwischen Maßnahmen ergriffen - es sind sicher keine Milben, sondern Bisswunden (laut Tierarzt), hab das Gehege vergrößert auf 4 m2 und erstmal den Hauptangreifer und zugleich Hauptverletzten kastrieren lassen. In der ersten Woche war es besser, er war ruhiger, wohl auch wegen der OP-Wunde. Dann ist es aber eher schlimmer geworden. Die Bisswunden sind zwar zurückgegangen, nur noch vereinzelt oder Kratzer, aber dafür hat er jetzt eine Menge kahle Stellen, wo das Fell ausgerupft wurde. Der andere Große hatte lange Zeit gar keine Wunden, seit einigen Tagen wieder nur eine ganz kleine Bisswunde. ABER: Seit gestern hat er ein ca. 1 cm eingerissenes Ohr... Ich beobachte die zwei Großen relativ oft beim Zähneklappern. Der Kastrat ist eindeutig immer noch der Provokateur, der andere Große läuft immer weg. Macht es Sinn, die anderen drei auch noch kastrieren zu lassen? Die erste Kastration hat meinen Beobachtungen gar nichts verändert. Oder soll ich die beiden Großen trennen und versuchen, jeweils nur mit einem Kleinen zusammenzulassen? Vielleicht hat der Kastrat dann ganz eindeutig seine erwünschte Chef-Position und gibt endlich Ruhe.

    Ich habe ein zweijähriges, einjähriges (beide Rosetten) und zwei sechmonatige Schweine-Männchen (Glatthaar, Brüder), alle unkastriert. Das zweijährige ist mit einem siebenjährigen bettlägrigen Schweinchen aufgewachsen, die Klärung der Rangordnung war also in seinem ersten Lebensjahr irrelevant. Als das alte Schweinchen gestorben ist, hab ich das jetzt einjährige als Baby dazugesetzt, alles verlief normal, keinerlei Rangkämpfe, kein Dominanzverhalten erkennbar. Nach einem halben Jahr kamen dann noch die zwei jetzt sechmonatigen Baby-Schweinchen hinzu. Die Vergesellschaftung verlief normal turbulent, eine Woche auf großer neutraler Fläche, zwar großer Aufruhr, aber ohne Blutvergießen, lediglich viel Gebrommsel und Gejage. Im Gehege (3 m2) wieder 1-2 Tage Verfolgungen, dann normaler Schweinealltag. Hin und wieder hat es zwischen den Erwachsenen gekracht, aber nur kurz, was ich als normal betrachte habe. In den ersten zwei Monaten habe ich dann gemerkt, dass allen Vieren die Zähne abgebrochen sind. Bei den kleinen war das nur einmal, bei den Erwachsenen mehrmals hintereinander, schließlich nur noch bei dem Einjährigen. Ich hab es auf die Auseinandersetzungen zurückgeführt, sie sind oft gegen die Einrichtungsgegenstände und die Wände gewummert. Nach vier Monaten musste auch der Einjährige endlich keine Gemüseschnipsel mehr essen und die Zähnchen sind geblieben. Dafür haben jetzt beide Erwachsenen seit zwei Monaten vermehrt kahle Stellen und Wunden am Rücken (an der Rundung), es sieht aus wie ausgerupftes Fell, oder kleine Bisse (Stückchen Haut steht ab), lange dünne Kratzer mit Schorf (wie von Krallen), der Einjährige hat sogar getrocknete Blutflecken ca. 0,4 cm Durchmesser. Manchmal finde ich ein Büschel Fell im Gehege, aber nicht so viel, wie ihnen tatsächlich fehlt. Der Einjährige ist inzwischen ganz klar der Chef, er wackelt brommselnd durchs Gehege und demonstriert seine Überlegenheit, er tritt seitlich mit dem Hinterbeinchen nach den kleinen, stupst sie von hinten an, die daraufhin weglaufen oder einen Hüpfer machen, schnuppert den kleinen an der Nase, woraufhin sie sich mit Quietschen beschweren. Dem Zweijährigen ist dieses Verhalten komplett egal, er hat keinerlei Chefansprüche. Der Einjährige attackiert den Zweijährigen nicht, sie treffen sich eher zufällig, dann läuft der Zweijährige meist weg oder auch nicht, in einem solchen Fall kugeln sie dann zu zweit kurz durchs Gehege, dass die Späne fliegen, aber dann ist auch wieder Ruhe und beide sind nach meiner Kontrolle unversehrt. Der Einjährige sitzt danach nur oft da und wimmert vor sich hin (leises Fiepen), hört sich an, als tut ihm was weh, aber kein Wunder nach so einer Aktion. Nach einer Minute wackelt er dann munter davon, als sei nichts geschehen. Ein paar Konflikte hatte er auch schon mit dem einen kleinen, der Einjährige provoziert, der kleine wehrt sich genervt, springt in seine Richtung und der Einjährige läuft weg. Das betrachte ich aber im Rahmen der Rappelphase der kleinen. Sorgen bereiten mir die Wunden am Rücken, vor allem ist für mich seltsam, dass gerade der Chef die meisten Verletzungen hat. Ich weiß nicht, welches Schwein ihm die zufügen sollte. Ich bin oft und lange zuhause und kann viel beobachten, schlafe nachts neben den Schweinchen. Am Wochenende bin ich zwei Tage und Nächte mit ihnen in einem Raum und wache höchstens nachts auf, wenn sie mal wieder gegen die Gehegewände wummern. Aber Fellausreißen muss weh tun, und ich dachte immer, dass die Schweinchen bei Schmerzen laut quietschen, hab ich aber noch nie gehört. Der Einjährige ist außerdem extrem kontaktscheu, man kann ihn kaum anfassen, beim Tierarzt ist er nicht zu bändigen, wenn ich die schon halb abgelöste Kruste von den Kratzern entferne, quietscht er wie am Spieß, obwohl das wirklich nicht mehr weh tun kann. Parasiten habe ich eigentlich ausgeschlossen, da das Fell an den alten Stellen langsam immer wieder nachwächst und sie sich nicht kratzen. Die kleinen haben keinen einzigen Kratzer, vielleicht, weil das Fellausreißen bei glattem Fell schwieriger ist, da müsste das Mäulchen schon näher an den Körper kommen, als bei abstehenden Rosetten. Insgesamt macht die Gruppe aber einen harmonischen Eindruck auf mich, niemand wird beim Essen verjagt, niemand sitzt allein (wenn sie aktiv sind, hocken meistens alle zusammen in einem Bereich des Geheges, obwohl genug Platz da ist, um die sieben Schlafplätze gibt es auch keinen Streit. Sie kommen mir auch nicht permanent gestresst vor, liegen häufig entspannt mit ausgestreckten Beinchen da. Kein Gewichtsverlust. Aber ich kann das Innenleben eines Schweinchen als Mensch eigentlich nicht wirklich beurteilen.
    Hat irgendjemand mit solch einer Situation Erfahrung? Sollte ich die vier kastrieren lassen? War bis jetzt nicht mein Plan, weil ich 20 Jahre Erfahrung mit Männchenschweinchen habe und immer problemlos ohne Kastration ausgekommen bin, außerdem habe ich gelesen, dass auch eine Kastration nicht hilft, wenn sich die Charaktere grundsätzlich nicht vertragen. Falls die Gruppe jetzt von Anfang an gar nicht geklappt hätte, hätte ich das Gegehe vergrößert, geteilt und jeweils nur zwei Männchen zusammengesetzt. Oder sollte ich warten, bis die kleinen die Rappelphasen hinter sich haben?
    Danke für eure Meinungen.