Zitat von Pamela
Hallo zusammen,
Simon hat ein Problem.
Er kann nicht mehr fressen, würde aber gern. Er holt sich immer sein Lieblingsfutter, jedoch schaffe er es nicht es zu fressen.
Ich war ein paar Tage nicht Zuhause und meine Mutter hat sich um die Tiere gekümmert, macht sie immer wenn ich weg muss. Sie sagte mir gestern, dass er sich zwar Futter holt, aber weniger als sonst gefressen wird. Als ich dann gestern Abend heim kam und wieder selbst gefüttert hab sah ich dann was los ist. Er hat natürlich abgenommen. Will fressen und kann nicht. Hab ihn dann gleich gepäppelt, hat gut funktioniert. War heute morgen gleich in der Tierklinik, Röntgen wurde gemacht, er hat viel Luft im Bauch - hab dagegen Colosan bekommen. Geb ich 2 mal täglich. Die Backenzähne waren eine Spur zu lang und wurden gekürzt. Nierenfunktion wurde auch getestet, die Werte sind ok. Schilddrüse konnte nicht getestet werden, da sie zu wenig Blut bekommen haben.
Päpple jetzt alle 2 - 3 Stunden. Wieviel soll ich ihm geben, hab da nicht so viel Erfahrung. Er wiegt jetzt 600 g.
Kennt ihr sowas auch?
Es kommt mir so schlimm vor, er will fressen, kann aber nicht. Ich hab Tränen in den Augen wenn ich seh wie er versucht seine Gurke zu fressen, es nicht klappt er dann geht und sich das nächste Stück holt, nur damit es wieder nicht klappt 
Hab diese Woche Urlaub da ich am Samstag einen Prüfung hab, da geht das mit dem Füttern ja ganz gut, aber was mach ich wenn ich nächste Woche wieder arbeiten muss und er immer noch Päppelbrei braucht?
Besten Dank schon mal für Antworten,
Pamela
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Hallo Pamela,
ich sehe erst jetzt, nachdem mein Tier nach 5 Monaten Pflege gestorben ist, dein Posting hier.
Ich habe Herrn N. ca. 5 Monate gepflegt. Breichen in 1000 Varianten und immer gemeint, ich müsste das leisten und nie gedacht, wohl aber täglich wahrgenommen, dass er selbst auch leben will, was sich in seinem Verhalten ausdrückte, obwohl er immer dünner wurde. Er wollte fressen und fraß schließlich fast 3 1/2 Monate dann nur noch teilweise gierig seine Breichen aus der Spritze. Dein Bericht gleicht meinem, wie ein Ei dem Anderen.
Herr N war auf dem Weg nach oben, trotz gewisser äußerer Umstände, die mich zwar hätten wach machen können, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, dass es sich von alleine regulieren und ein Tier gesund werden könnte und so war ich lange Zeit nur eine Art Fress-Versorger: "nun komm doch, nimm das halt". Dass er Schmerzen haben könnte (zu lange Backenzähe), war mir zu Beginn noch nicht klar.
Daher ein kurze Wort zur Medikamentierung: da gibt es Standartmedikamente und sie werden oft gegeben und es gibt aber keine Standartantwort, welches Tier was verträgt. Herr N. verträgt z.B Baytril recht gut, sein Freund Timmi gar nicht: er bekam nach 4 Wochen Baytril und ohne Erfolg später Chloromycetin Palmitat und wurde gesund.
Bei Letalfaktoren durch Inzucht kann es im Feinstoffwechsel immer zu Extremen kommen, wenn medikamentiert wird, daher ist meine Schiene, wie beim Menschen, voher den Organismus (durch gute Ernährung) zu stärken, damit er im Notfall Kraft hat. Herr N. hatte sichtbar einen Vorteil davon, dass er in 3 1/2 Jahren Leben das beste Futter in Form von Biogemüse bekam und nicht an altem Brot herumkiefen musste. Das Gemüse war im Übrigen IMMER umsonst. 1b/2b-Ware!!
6 Wochen führte ich auch (s)ein Patientenblatt: ich kann lückenlos nachsehen, was er wann und wieviel, wovon gefressen hat. Er bekam die feinsten Breichen (wechselweise RodiCare, HerbiCare, CriticalCare mit Möhre und selbst-getrockneten Kräutern) und er war faktisch danach immer pappsatt: ich blieb auch solange da, dass das klar war. Oft saß ich täglich 5-8x und gesamt bis zu 10 Stunden da und gab ihm langsam in kleinen Portionen sein Fressen. Dass er SDÜ haben könnte, kam erst rel. spät ans Licht, weil er 1x am Abend, am anderen Ende des Telefones die TÄ'in, 15ml Wasser in 2 Minuten getrunken hat. Das sind 15 x je ein 1ml (abgesägte) 1ml-Spritzen, die ich sonst fürs Fressen nehmen musste, da sie sich schön aufziehen und gleichmäsig abdrücken lassen. 15ml Wasser bei einem ansonsten nassen Futterbrei? Da wurde ich wach.
Ich habe mit den Kliniken, Unikliniken, Dr. Ewringman (Praxis in Berlin) und vielen Andern relefoniert, geschrieben und habe im Konsens des Wissens, das ich mir erworben habe an Dich eine Frage: lebt Simon noch und wenn nicht, ist er ein Schwein aus Inzucht gewesen?
Alles deutet auf ein multiples (Organ)Versagen hin, sodass man Ende nicht mehr nachkommt.
Auch Herr N. nahm trotz massenhafter Ernährung nur ab.
- Von 987gr im Oktober 2015
- auf 832gr Mitte Oktober 2015, dann mit Erbsenflocken (er fraß scheinbar noch gerne selbst und ich war nicht aufmerksam, wie oft er das tut) ging es wieder 100gr. aufwärts und ich dachte: ...gewonnen! Aber nein!
Zwischen Weihnachten und Neujahr: Gewichtsverlust in einer Woche 250gr. Er war immer der Kleinste und nun so ein Einbruch. Alles stehen und liegen lassen war eh kein Problem und nun ging es ans päppeln. Aber selbst mit den 250gr. weniger war er fröhlich - ein seltsames Tier!
Die Lebensfreude kam zurück, er wollte ja fressen und es gibt gut 100 kleine Videos, wie er sich mühsam regt und versucht ein Blatt zu zerlegen. Es ging nicht. Gras hingegen bzw. schlankes Gemüse ging: aha! Also alles ins Stiftle geschnitten und das ging eine kleine Weile recht schön, dann jedoch nur noch Päppelbrei (als dicke Kugel) und dann nur noch die Spritze.
Mitte Januar 2016 schien auch hier erstmal klar zu sein, was die Ursache des Übels gewesen ist: die Zahnbrücke, die aber, wie wir heute wissen, bei ihm in 10 Tagen am Oberkiefer voll (!) zugewachsen ist. Seit Januar 2016, mangels effektivem Kauen wurde:
- 5x Zahnbrücke entfernt plus
- 1 OP in Narkose, wo die 4 letzten Backenzähne, die sehr sehr nahe an einer Hauptschlagader liegen, runtergekürzt wurden. Alles war bedingt erfolgreich. 2 Tage vor der OP wog Herr N. nur noch 620 Gramm.
- Zur OP (2 Tage später) wog er 570gr. und er hat alles dennoch sehr gut überstanden, sofort wieder gefressen und es war klar, dass die Zähne, auch die überlangen letzten Backenzähne, ganz hinten am Gelenk, das Problem sind.
Aber es ist nur die Sekundärproblematik, die entsteht, wenn ein Tier nicht fressen kann und sich die Zähne nicht "schmirgeln" und nicht "natürlich" kurz gehalten werden.
Zähne kürzen war und ist sinnvoll, aber es war nie das ursächliche Problem, nur eine Folge davon.
Auch er hat, wie Simon, trotz sehr sehr intensiver Pflege, das Fressen betreffend und auch sonst (1-2x/Woche zum TA!, nachts bis 2:00h fressen geben) nicht zugenommen. Es war ein Erfolg, wenn er das Gewicht halten konnte.
Zähne waren also immer dabei, aber nie das eigentliche Problem. Für SDÜ-Überprüfung, wie bei Simon, hatte Herr N. zuwenig Blut!
Die Idee, dass er lange nicht gekaut hatte, daher zu lange Zähne hat und im Weiteren keinen Kiefermuskel (das war in der Tat so, der Unterkiefer war nur noch Haut und Kieferknochen und war ganz spitz im Gesicht), der ihm Kraft zum Kauen gab, war als Diagnose standfest, aber das "Warum" nicht.
Warum baut sich der Muskel nicht wieder auf, wenn er schön mümmelt und kaut und er kaut ja seinen Brei, in den ich zielstrebig feinst gehäckseltes Heu dazu gab, das er mümmeln und nicht nur runterschlucken muss und er ... tat das. Wie ein Weltmeister. Fazit: die Muskulatur war stark genug granulierten Brei zu kauen, aber zu schwach um ein Blatt hoch zu heben und es zu halten und dann zu kauen. Dazu waren Muskeln zu degeneriert. Aber warum?
Da die "hyalinschollige Degeneration der Kaumuskulatur" nur pathologisch, also am toten Tier bekannt ist, kann man eine Diagnose am lebenden Tier nur mit einer beobachtenden Auschlussdiagnose machen. Über die "hyalinschollige Degeneration der Kaumuskulatur" gibt es kaum wissenschaftliches Material, denn (Zitat) mit Meerschweinchen ist in der Wissenschaft kein Geld verdient!
Im Ergebnis hatte mein Freund Herr N. noch ein schönes Leben und mir viel gegeben, womit ich nicht rechnen konnte. Er hat mindestens mit jedem Blick das zurückgegeben, dass er gemerkt hat, dass ich gern für ihn sorge und das sehr deutlich. Der hat sich nicht einmal hängen lassen in 5 Monaten und als er mal, eine Woche vor seinem Tod irgendwas hatte und auf dem Tisch seltsame Kreise lief und ich verwirrt zusah und er dann urplötzlich umfiel, stand er sofort wieder auf. Ich dachte, das wars, aber es war "nur" die Atmung: er hatte etwas in der Lunge, atmete aber normal und erst Tage später kam das raus, als er röchelte und das Röntgenbild Klarheit gab: aber auch hier war er stur und wollte leben.
Wieder zum TA, 3 Spritzen und am nächsten Tag noch 2 und bereits am ersten Tag ging es ihm wieder sehr gut! Er atmete ruhig, er war verschmust, wollte die Wärme der Hand und da ich das schon kenne, weiß ich, was passiert: Der Darm setzt aus, der Stuhl kommt nun dünne hinten so wieder raus, wie vorne der Brei rein (Darmpassage normalerweise: 5 Tage und nicht 5 Minuten!) und dann passiert es so, dass das Tier keine Kraft mehr hat, es wird trotz Zugabe von viel Fressen meist katatonisch, weil es nichts mehr verstofwechselt. Es kühlt ab und will geschwächt nun nur noch schlafen. Und so war es: er bekam Durchfall und ich steuerte gegen: mit Benebac und es ging ihm innerhalb von 2 Stunden besser. Das ging 4 Tage so und dann hat er den Kampf dennoch gewonnen... Muig Herrrchen, musst mich nicht mehr füttern. So friedlich, wie der da lag, war er geliebt worden, aber ich war nicht etwa erleichtert, absolut nicht. Ich hätte ihm noch weiterleben gegönnt, auch wenn loslassen dazu gehört.
Herr N. hatte nicht mit meinem Willen gerechnet: eisern bekam er immer sein Fressen, egal, ob er schlafen wollte oder nicht. Mein Mantram war: Du verhungerst nicht vor meinen Augen, friß Du Lump! Ich will dass Du lebst und gerne selbst am Leben bist: friß jetzt!
Und er hat verstanden, dass ich der Stärkere im Willen bin und mich empört angesehen, als wolle er sagen: ich will nicht und du zwingst mich: Ein hartes "Ja" in einem Lächeln! So verbrachten wir viele Stunden und Tage und er bleib am Leben und ich fragte mich, was er hat. Heute ist alles klar!
Die Frage, die in dem Zsshng von Anfang an im Raum stand:
--> Hatte er Herzrytmusstörungen und sondert sich beim Fressen ab, weil er so abgenommen hatte (ab Okt 2015) oder nahm er ab, weil er Herzrytmusstörungen und sich am Fressplatz nicht durchsetzen konnte, daher weniger fressen konnte, daher die Zähne lang wurden, daher die Zahnplatte schnell wächst, daher die zu langen 4 letzten Eckzähne (Kiefer schließt nicht mehr richtig oder bricht ganz), daher keine Betätigung der passenden unteren Kausmukulatur, daher Degeneration dieser Kaumuskuatur, daher kein selbstständiges Fressen mehr und falsche Fressen (er will ja leben) mit der hinteren Muskulatur, wobei die Ohren dabei auf und nieder gingen, wie bei einem Jungvogel, der flattert .........usw.
Ich muss mich nun aber kurz fassen, denn die Details kann ich auch so, ohne sie weiter aufzählend zu schildern zusammenfassen: alle Diagnose, das oben Geschilderte, Deine Berichte, die deckungsgleich sind und meine weiteren Beobachtungen deuten auf einen Erbschaden hin mit multifunktionalem Organversagen.
Seine Schwester war die erste, die geboren wurde und ein sehr robustes Tier, wie es schien. Sie starb im Alter von 1 Jahr an Darmkrebs. Beide Tiere waren ein Erstlingsversehen eines Laien, mir selbst, da ich Tiere ja erst gar nicht wollte und sie aus dem Keller gerettet hatte, wo ein Mann seine Freundin rausgeschmissen und die Tiere dorthin gestellt hatte. Sie, das Weibchen, war hochträchtig und ist noch bei mir. Sie stand mit 'ner Zwiebel im Keller, ohne Wasser und ohne einen Halm Heu mit Peter, ihrem Männchen!
Das 2.-Beste, das mir je passiert, nach meinen Sohn.
Herr N ist nicht, wie ich mir immer einredete, 1 Generation Inzucht, er war die Zweite!. Laut Arzt ein Problem, laut Züchtern, Vollprofis: gar kein Problem! Ich neige zur Praxismeinung und damit dem Züchter bzw. der Züchterin: ab der 160. Generation sprich man von Inzucht!
Wenn das stimmt (unterstellt), dann ist mit der Beziehung zwischen all dem, was ich schilderte, dem physikalischen Defekt (der Zähne) den Dein Simon aber offensichtlich nicht hatte und dem Ergebnis, dass beide mit absolut identischer Ätiologie bzw. Beschreibung des Verhaltens (er will, kann aber nicht), also nichts mehr selbstständig gefressem haben, ein erheblicher Forschungsbedarf.
Alleine, dass mein Herr N. so abgenommen hatte und sichtbar fressen wollte, kann alleine keine Relation zwischen SDÜ und keinem Hunger darstellen. Er will ja und tut ja, nur nicht von alleine aber in der Hand und aus der Spritze immer!
Es hat nie einer gemerkt, dass ihm was fehlt. Sein Spitzname war immer schon: Gonzales, denn er sah aus wie eine große Maus und war das schnellste Meerschweinchen nördlich des Magreb... ganz bestimmt!! Selbst mit fast halber Gewichtklasse war er schnell wie ein Wiesel und hatte nach dem Fressen 39,6 Temperatur, was im Grunde eine Leistung ist: Du verstehst? Wenn ein Tier das Fressen noch verstoffwechselt, dann geht es ihm schon mal ganz gut. Wenn aus nahrung Wärme wird, läuft erstmal in der Weise alles richtig, auch wenn er alleine nie soviel pro Portion gegessen hätte, wie ich ihm gab: in Besttagen pro Portion zwischen 40 und 50 ml Brei / Portion und das bis zu 8x am Tag. Korrekt wäre das Ganze 80x am Tag und kleinere Portionen. So leben die Schweins normalerweise und daran scheitert dann vermutlich die Päppelnahrung auch über so lange Zeiträume: dass sie den Kreislauf belastet.
Hier beim ausruhen zwischen den Päppelspritzen auf der Anrichte in der Tüte:
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https://dl.dropboxusercontent.…%20N%20K%20E-%20Kopie.jpg
Und hier was zum Sozialverhalten: man kann nie genug wissen.
https://dl.dropboxusercontent.…SER%20SPEKTRUM%202010.pdf