Die Hunde-Diskussion kenne ich auch, auch die geht an der Realität vorbei. Jetzt sind Hunde ein Sonderfall, weil im Hunderudel normalerweise nur das Alphapaar Nachwuchs bekommt, es für Hunde also normal ist, dass viele sich niemals fortpflanzen, sondern einfach nur die Alphas bei der Aufzucht verwandter Welpen unterstützen, fertig. Aber auch hier zeigt sich in der Lebensrealität der meisten Hundehalter, dass es von mehreren Faktoren abhängt, ob Kastration sein muss oder nicht:
- Charakter des eigenen Hundes
- Erfahrung des Halters
- Wohnort
- Neigung zu hormonellen Problemen wie Scheinmutterschaft, Liebeskrankheit o.ä.
- Risiko von Gebärmutterentzündung und Gesäugeleistenkrebs ist rassespezifisch im Vergleich zum Risiko von Inkontinenz abzuwägen
Das kann man also gar nicht auf einen Faktor runterbrechen, wohne ich mit einem Rüden der dazu neigt bei jeder läufigen Hündin in der Gegend zwei Wochen nichts zu fressen, dann kann er in einer Nachbarschaft mit vielen Hündinnen nicht unkastriert bleiben. Und wenn mein Haus während der Läufigkeit meiner Hündin von Rüden belagert wird, deren Besitzer sich einen Dreck drum scheren, dass ich kaum aus der Haustür rauskomme, ohne die Köter mit einem Besen abzuwehren, dann würde ich mir das auch gründlich überlegen, ob ich das Theater mehrmals im Jahr mitmachen will. Und spätestens bei der ersten Gebärmuttervereiterung muss das Ding eh raus. Dann vielleicht doch lieber bei einer jungen Hündin eine geplante OP bei gutem Gesundheitszustand, bei der möglichst viel erhalten wird, damit sie nicht inkontinent wird.
Aber wie gesagt: Hunde sind da aufgrund der Rudelstruktur ein Sonderfall, schon ein Rückschluss auf Katzen ist einfach falsch und auf Meerschweinchen noch unpassender, weil die sich eben vermehren, sobald es der Ernährungszustand zulässt, und die Natur einen vorzeitigen Tod der Muttertiere durchaus einrechnet.
Ich finde auch die Diskussion um überzählige Böcke müßig, solange es auch reichlich Weibchen gibt, die ein Zuhause suchen, auch im Tierschutz. Niemand ist gezwungen, sich aus moralischen gründen eine Bockgruppe zuzulegen, wenn er lieber einen Harem möchte, es gibt weiß Gott genug Weibchen. Da sind eher die Züchter angesprochen, die ihre Wurfplanung an der Nachfrage nach Weibchen orientieren und nicht daran, ob sie noch 8 Jungböcke rumsitzen haben, die keiner will. Und da sind wir noch gar nicht im Bereich der Vermehrer, Kinderzimmerwürfe und Zooläden. Wenn so viele andere die Probleme mit den Böcken verursachen, ist es trotzdem nicht unsere Aufgabe, ihnen da aus der Patsche zu helfen, auch wenn wir eigentlich keine Bockgruppe wollten.