Ich schiebe noch mal hoch, weil das Thema gerade wieder aktuell ist.
Mittwoch Nacht war es so weit - mein Niles ist gegangen. Dieses Erlebnis möchte ich einfach nur aufschreiben, da steht keine Frage dahinter.
Nach der Arbeit habe ich nicht nach den Schweinchen gesehen, weil ich am Vormittag noch gut gefüttert hatte und alle da waren. Als ich schlafen gehen wollte, war es kurz vor zwölf, ich hab noch mal Gemüse für die Kleinen ins Schlafzimmer getragen und Niles kam nicht. Er bleib im Häuschen sitzen, fühlte sich kalt an. Erster Instinkt: Geld umbuchen, zur Bank gehen, abheben, Taxi rufen und zum Nottierarzt. Dabei habe ich zweimal eine falsche TAN eingegeben, beim dritten Mal wäre die Karte gesperrt. Um mich zu beruhigen, wollte ich dann Niles zu mir nehmen, aber er war so kalt. Und aufgebläht. Und der Speichel rann. Statt Umbuchung wollte ich also erst mal Entgaser geben, denn in dem Moment war mir klar: bis wir beim Tierarzt sind, ist er tot. Ich habe Gemüse püriert, aber selbst Dimeticon ist nur wieder rausgelaufen, da war einfach kein Schluckreflex mehr. Im Mäulchen saß sogar noch ein halb gekauter Heuhalm. Niles hat sich nicht mehr bewegt, aber unter Schmerzen leise gequietscht, wann immer ich ihn angefasst habe. Es ging nur noch um Minuten, also habe ich ihn wieder zu seinen Mädels gesetzt, ihn nicht mehr angefasst aber mit ihm geredet. Wärmflasche hatte er auch. Als er ganz still war, habe ich das Licht ausgeschaltet und mich ins Bett gelegt. Wenige Minuten später zwitscherte und klapperte eines der Mädchen, da war er tot.
Diese Stunde - denn viel länger zog sich das Sterben nicht - war hart. Den Tag danach war ich nicht ansprechbar, aber allgemein verkrafte ich es besser als gedacht. Und gerade spiele ich tatsächlich mit dem Gedanken, meine Mädels unter Patenschaft auf den Gnadenhof der Notstation zu geben. Ich will keinen weiteren Kastraten, für ein Leihschwein sind die Mädels zu jung.
Ich lebe allein und habe kein Auto; als die Gruppe von zwei auf vier wuchs, hatte ich einen Partner, der mir in solchen Situationen beistand, davor habe ich bei meinen Eltern gelebt, die ebenfalls geholfen haben. Allein kann ich den Schweinchen kaum gerecht werden, nicht in Notfällen.
Eigentlich weiß ich also, was ich tun muss. Zumindest mal anfragen, ob es Platz für meine drei gibt, sie müssen ja nicht sofort weg und ich kann auch warten. Trotzdem tut es mir leid, denn schließlich geht es nicht um irgendwelche Tiere, sondern um Pinkie, Pepper und Phoebe. Der Gedanke tut schon weh, aber es wäre nur einmal, ansonsten mindestens dreimal, da sind keine (Leih-)Kastraten mitgerechnet.
Meerschweinchen haben mich 19 Jahre meines Lebens begleitet, meine drei Mädchen waren Tiere, die ich unbedingt haben wollte und die einen festen Platz in meinem Herzen haben. Das jetzt erst mal ganz zur Seite zu schieben ist keine leichte Entscheidung.