Hallo Klemmi,
Deine Schreibbekannte scheint ja mal wirklich richtig Ahnung zu haben. Ihre Aussagen und Beobachtungen decken sich zu 98 % mit meinen eigenen nach über 40 Jahren Haltung. Leider wird oft aus Bequemlichkeit oder Zeitmangel zu Gemüse als Frischfutter gegriffen. Gemüse ist aber in der heute erhältlichen Qualität und Form nun einmal gar keine "natürliche" Ernährung mehr. Es sieht hübsch aus, hat aber nur einen Bruchteil der in natürlichem Wiesengrün enthaltenen Nährstoffe.
Dein Meerschweinchen hat vermutlich eine geschädigte Darmflora. Ihm fehlen die richtigen Darmbakterien um gut zu verdauen. Häufig machen sich dann Hefepilze breit, überwuchern alles und die vorhandene Darmflora wird weiter geschädigt. Der Darm ist der Sitz der Gesundheit, so sagte schon meine Oma. Dann kommt es zu Aufgasungen und die Gase im Darm verursachen Schmerzen, es wird noch weniger gefressen.
Es gilt nun den Darm wieder aufzubauen. Dein Schweinchen tut instinktiv das richtige, indem es dem Kot der Mitschweinchen frißt. Du kannst ihm unterstützend mit Omniflora N aus der Apotheke und Heusud helfen. Biete auch ruhig weiter Haferflocken an, das gibt Energie. Colosan wirkt wirklich Wunder, ich habe damit auch sehr gute Erfahrungen gemacht. Deine Klemme hat sicher etwas erlahmte Kaumuskeln, nach 14 Tagen päppeln kein Wunder, deshalb frißt sie langsam. Das wird sicher bei Wiesenfütterung schnell besser werden. Ich füttere solange Wiese wie es irgend geht und kein Schnee liegt. Zusätzlich Gemüse als Leckerchen biete ich aber weiter ganzjährig an, damit sich der Darm im Winter nicht völlig umstellen muß, das ist sehr wichtig. Auch Heu biete ich ganzjährig an, wobei es bei Wiesenfütterung kaum bis gar nicht angerührt wird.
Wer die Vegetation in Peru auf Fotos einmal gesehen hat, der kann erahnen, wie die Nahrung der Vorfahren unserer Hausmeerschweinchen aussieht: Gräser und Wildkräuter (je nach Niederschlagsmenge mehr oder weniger grün und saftig), Blätter und Zweige niedriger Büsche und Bäume, vielleich Kakteen und deren Früchte. Dort wächst kein saftiger und fast inhaltsstoffloser Salat, keine Gurke nach EU-Norm und Gemüse. Wurzeln gräbt ein Schweinchen auch nicht aus, also kommt es an diese kaum heran.
Es ist auch nicht notwendig Gemüse und Obst zu waschen, zu schälen oder kleinzuschneiden. Das Schweinchen erarbeitet sich den wohlschmeckenden inneren Teil des Gemüses mit den Zähnen selber. Dies ist gleichzeitig wichtig für die Kaumuskulatur und sinnvolle Beschäftigung. Nichts ist langweiliger, als ein Schlaraffenland.
Weiter alles Gute für Deine Klemme.
Gabi