Beiträge von kleinschweinugly

    Hallo Anna,
    ich komme auch aus Hamburg und arbeite ehrenamtlich bei der Meerschweinchen-Nothilfe-Hamburg e.V.. Deshalb habe ich auch oft neue Schweinchen und sehr scheue Schweinchen hier.


    Leben Deine Schweinchen in einem Käfig? Wie groß ist er?


    Ein artgerechtes Gehege ist mindestens 2 m² groß. Ich mache es so, das ich erst die eine Seite reinige (feuchte Späne und Futterreste mit dem Kehrblech herausschaufeln) und neu einstreue (5 cm hoch). Dann stelle ich die Einrichtungsgegenstände auf die gereinigte Seite. Die Schweinchen laufen dann automatisch zu der Seite hin. Dann kommt die andere Seite dran. So ist es nicht nötig die Schweinchen zu fangen oder zu scheuchen. Diese Maßnahme führe ich täglich durch. Meist ist es nur unter den Häuschen und Unterschlupfen feucht und nur diese Einstreu wechsle ich aus. Die noch saubere Einstreu schiebe ich dann an diese Stellen. So braucht man weniger Einstreu und man hat weniger Müll. Eine Komplettreinigung mit Auswischen des Geheges (Zitronen- oder Essigwasser) ist nur alle 2 bis 4 Wochen nötig.


    Einmal in der Woche fange ich alle Schweinchen vorsichtig und wiege sie, taste sie ab und kontrolliere Nasen, Augen, Ohren und Genital. Diese Maßnahme nennt der Meerschweinchenhalter TÜV und sie dient der Gesundheitskontrolle.
    Wenn Du Fragen hast oder Hilfe benötigst, dann darfst Du mich gerne anrufen. Du findest meine Telefonnummer, indem Du das blaue Banner in meiner Signatur unten anklickst. Das ist die HP der Nothilfe und die SOS-Notfallnummer ist meine. ;-)
    Gabi

    Viele Menschen missverstehen ihre Meerschweinchen und deuten die Laut- und Gebärdensprache total falsch, leider.


    Meerschweinchen sind Fluchttiere. Die wilden Vorfahren haben fast nur Raubvögel als Feinde.
    Deshalb ist es ihnen ein Graus gegriffen und hochgehoben zu werden. Das ist so, als ob ein
    Raubvogel sie packen und forttragen würde. Sie verfallen entweder in Angststarre oder machen
    sich unauffällig. Sie legen sich ab und machen sich ganz flach. Dabei beruhigen sie sich durch ihre Geräusche
    selber, was sogar mit dem Schnurren einer Katze verwechselt wird. Werden sie auch noch gestreichelt,
    werden die Geräusche oft lauter, ähnlich dem Sendersuchlauf in alten Radios.


    Körperkontakt ist unter Meerschweinchen eher selten, nur Jungtiere kuscheln mit der
    Mutter, alte und kranke Tiere suchen ebenfalls körperliche Nähe. Unter Meerschweinchen wird eine Berührung
    des Rückens und der Seiten als schlechtes und absolut inakzeptabls Verhalten gedeutet.
    Berührungen an diesen Stellen vollführen ausschließlich dominate und ranghöhere Tiere bei ihren unterlegenen Genossen.
    Durch Streicheln geben wir den Tiere also zu verstehen, dass sie nichts zu sagen haben und dass wir im
    Rang über ihnen stehen. Dabei wird ihre Beißsperre den Meerschweinchen zum Verhängnis.


    Sie wehren sich nicht, ergeben sich in ihr Schicksal. Was haben sie auch für eine Wahl,
    wenn wir sie aus dem Gehege reißen, auf uns setzen und zu deutsch "plattstreicheln"?
    Jedes Meerschweinchen erkennt schnell, dass wenn es sich diese Tortour gefallen lässt, es
    irgendwann wieder zurück in sein Gehege darf. Auf nichts anderes wartet es sehnlichst, nämlich dass das endlich aufhört.


    Also müssen wir alle noch viel lernen und begreifen, dass Meerschweinchen reine Beobachtungstiere sind,
    nicht herausgenommen und nicht auf Bett und Couch gestreichelt werden möchten. Dagegen ist es durchaus
    möglich sie im Gehege an Köpfchen, Hals oder Kinn zu kraulen. Dort können sie jederzeit selber entscheiden,
    ob sie die Berührung dulden oder weglaufen möchten. Die Bedürfnisse unserer Haustiere zu achten, das ist wahre Tierliebe!

    Meerschweinchen hören um Nummern besser als wir Menschen, sie können sogar Ultra- und Infraschall vernehmen.
    Wahrscheinlich öffnest Du vor jeder Fütterung den Kühlschrank. Nach kurzer Zeit verbinden sie das Geräusch mit Futter und sind fortan darauf konditioniert.
    Meist gibt es in jeder Gruppe ein "Wachschweinchen", das meist rangnieder ist und besonders gut hören kann.
    Dieses meldet dann den andreren Gefahr und Futter.
    Gabi

    Huhu,
    Du kannst davon ausgehen, dass der Hautpilz nur eine Folgeinfektion eines Befalles mit Grab- oder Haarbalgmilben ist. Diese sind selbst in einem Hautgeschabsel schwer nachweisbar, aber eigentlich haben alle Schweinchen diese Parasiten. Bei Stress und einer dadurch geschwächten Immunabwehr breiten sich diese Parasiten sehr schnell aus.
    Die Behandlung erfolgt mit einem Spot on vom Tierarzt (Stronghold, Advocate). Bei Milbenbefall muss 2 x behandelt werden und zwar im Abstand von 3 bis 4 Wochen. Eine Desinfektion der Umgebung ist nicht erforderlich, da diese Parasiten wirtsspezifisch sind und auf anderen Tieren oder Menschen nicht überleben können.
    Bitte kaufe solche Spot on weder im Zoogeschöft noch in der Apotheke. Die dort erhältlichen Mittel sind entweder wirkungslos oder sogar gesundheitgefährlich.
    Gabi

    Zitat von Meike765

    Einen jungen kastraten werde ich mir zulegen und vergesellschaften,sobald die Babys da sind.


    Nein, bitte keinen jungen Kastraten, sondern einen, der mindestens 1 Jahr alt ist, besser 2 oder 3 Jahre. Ein junges Schweinchen ist ja selber noch ein Kind. Ein Kind kann anderen Kindern kein Sozialverhalten beibringen. Dann hast Du eine KITA ohne Erzieher und das kann nicht gut gehen.
    Bitte schaue unter http://www.notstation.de nach einer Notstation in Deiner Nähe. Dort bekommst Du kompetente Hilfe und einen gut sozialisierten Kastraten mit Erfahrung.
    Gabi

    Hallo,
    ich bin selber seit Jahren reine Böckchen- und Kastratenhalterin und Pflegestelle einer Nothilfe nur für Jungs.
    Es ist immer heikel neue Tiere in eine Bubengruppe zu integrieren und erfordert ein hohes Mass an "dickkem Fell" beim Halter. Es geht schon ziemlich hoch her in den ersten Tagen und Wochen.
    In jedem Fall rate ich dringend dazu, alleine im Hinblick auf die Zukunft und das Alter der Tiere, ALLE Jungs schnellstens kastrieren zu lassen. Kastrate sind nicht nur leichter zu vergesellschaften, sie finden auch leichter ein neues Zuhause, falls die Vergesellschaftung nicht klappt oder sich die Jungs eines Tages einmal zerstreiten.
    Die häufig aufgestellte Regel, man bräuchte pro Bock 1 m² Platz, ist zwar gut und schön, aber leider auch völlig überzogen. Bei Gehegegrößen über 4 m² relativiert sich der Platzanspruch solcher Gruppen, weil alle Gruppenmitglieder den Raum gleichermaßen nutzen. Eine gute Gehegestruktur /-einrichtung ist viel wichtiger, als überdimensionaler Platz.
    Ich würde Dir im Moment davon abraten zu vergrößern. Ersteinmal solltest Du Deine Jungs alle kastrieren lassen, auch wenn sie sich (noch) gut verstehen.
    https://meerschweinchen-nothilfe-hamburg.de/kastration3.html
    Gabi