Meerschweinchen Vergesellschaftung

Junges Böckchen jagt Älteres

Tipps und Hilfe rund ums Vergesellschaften von Meerschweinchen

  • Hallo zusammen,


    wir haben ein Problem und würden uns über Ratschläge von Experten freuen.


    Seit Weihnachten haben wir zwei Meerschweinchen-Böckchen, die sich auch die ganze Zeit über prima verstanden haben. Beide haben wir als Jungtiere (ca. 6 Wochen) aus der Zoohandlung.


    Leider war einer der beiden (Schnutz) offenbar von Anfang an krank bzw. hatte wohl ein sehr schwaches Immunsystem - er bekam nach nur 2 Montaten starken Pilzbefall und ist, trotz Impfung und eingehender Behandlung letzten Montag gestorben.


    Da der verbleibende (Struppi) offensichtlich sehr stark getrauert hat und wir ihm schnellstmöglich wieder Gesellschaft bieten wollten, haben wir am Dienstag ein neues zweites Meerchweinchen in der Zoohandlung geholt - ebenfalls ein junges (ca. 6 Wochen altes) Böckchen. Da wir keinen Nachwuchs wünschen, schien uns dies die einzige gangbare Variante.


    Das Zusammenführen lief auch zunächst völlig positiv und wie erhofft. Als sie zusammen waren, hat der Ältere mit den typischen Gesten (aufreiten, aufplustern) klar gemacht, wer "der Boss ist", dieses schien der jüngere auch sofort zu akzeptieren. Die beiden haben gut zwei Tage lang friedlich miteinander gelebt. Da die Frage bestimmt kommt: Sie haben jeder einen 1,2*0,6 m großen Käfig, beide Käfige sind offen und durch ein ca. 1,5 m^2 großes Eigenbau-Gehege verbunden. Die ersten 2 Tage habe sich beide dieses gesamte Gehege friedlich geteilt.


    Nun das Problem: seit heute Nacht "muckt" der Kleine auf einmal auf. Die Rollen scheinen plötzlich vertauscht, der Jüngere jagt den Älteren und hat ihm am Po auch schon zwei kleine Bisspuren zugefügt. Der Ältere geht dabei nicht in den offenen Kampf sondern flüchtet vor dem (sehr viel kleineren) Jungen. Dabei scheint er aber massiv unter Stress zu stehen, zittert und verkrümelt sich in eine Ecke.


    Aus allem was wir bisher auf diesen und anderen Web-Seiten gesehen hatten, ist uns klar, dass zwei Böckchen ihre Rangordnung ausfechten müssen, allerdings hatte ich erwartet, dass diese bei dem Verhältnis Jung<->Älter klar sein müsste. Wir haben nun die Sorge, dass sie sich entweder ernsthaft verletzten (bisher noch nicht der Fall) oder dass der ältere dadurch, dass er gejagt wird und sich vielleicht am Ende doch als der Unterlegene integrieren muss, vor lauter Stress und Trauer krank wird oder sogar auch stirbt.


    Hat jemand ähnliche Erfahrungen ? Oder einen guten Rat, was wir jetzt tun sollten ? Für uns kommen eigentlich nur zwei Varianten in Frage: Entweder die Rangordungskämpfchen laufen lassen und hoffen, dass es für beide gut geht (wobei wir, wie gesagt, im Moment erwarten würden, dass am Ende der Jüngere zum Alpha-Tier wird). Oder, diese Vergesselschaftung für gescheitert erklären, das junge Tier zurück in die Zoohandlung bringen und es mit einem anderen Partner für unseren Größeren versuchen.


    Wir freuen uns auf gute Ratschläge und Erfahrungsberichte.


    Togalifi

  • Hallo,


    bei Vergesellschaftungen kann es schon mal heftig zugehen, vor allem bei Böckchen.
    Sollte es zu blutenden Wunden kommen oder ein bock sehr leiden (apathisch werden, abnehmen etc.) würde ich sie trennen.
    Hättest Du Platz für zwei Gruppen (je ein Kastrat und ein Weibchen)?



    Liebe Grüße
    Nadine

  • Au man bei mir sieht es im Moment stellenweise ähnlich aus.
    Mein 2 1/2 Jahre alter Bock musste sich in den letzten drei Tagen auch ganz schön was gefallen lassen.
    Es ist zwar nicht so, dass er schnell das Weite sucht, aber im Moment sieht es so aus, dass er auf jeden Fall den Rang aufgeben wird und auch muss.
    Wenn es futtern gibt, sind beide ganz lieb zu einander und futtern Seite an Seite, aber zwischendurch imponiert der Kleine ordentlich und schubst und jagd manchmal, was das Zeug hält.
    Bisher ist aber nichts weiter passiert. Jede hatte nur ne Schramme vom anderen erhalten, die nach ein paar Tagen wieder abgeheilt war.
    Rein Körperlich geht es beiden gut. Das Gewicht wird gehalten und futtert tun sie auch ganz normal.
    Beide kommen auch an und betteln. Es wird also keiner vom anderen fertig gemacht und auch spazieren gehen beide zusammen (in der Wohnung).
    Ich glaube bei dem Kleinen ist es bei seinen 8 Monaten jetzt aber auch mal wieder ne Rappelphase. Gestern und heute ist es nämlich schon ein wenig besser geworden (vllt. auch, weil ich ihm mal richtig angemeckert habe :) .
    Am Platz kann es nicht liegen, da mein Zimmer als Gehege dient (ein paar m^2) und es gibt auch für jeden Unterschlüpfe, die vom Großen ja auch situationsbedingt oft genutzt werden.
    Gerade schlafen beide wieder im kleinem Abstand, wie eh und je.
    Ich hoffe es entspannt sich die Tage weiter und dass wieder Ruhe einkehrt.
    Also würde ich auch sagen, abwarten und gucken, dass deine beiden nicht abnehmen oder sich sehr verletzten.
    Und viel Ablenkung bieten, also Heu in allen Ecken und Versteckmöglichkeiten (mit 2 Ausgängen) und dann die Tage mal beobachten. Dein Kleiner kann auch seine erste Rappelphase haben.
    Meiner hat jetzt wohl seine zweite und nach meinen Informationsstand auch die Letzte (sollen wohl im ersten Lebensjahr gerne mal 2 bekommen).

  • Vielen Dank, Nadine, für die Antwort,


    inzwischen (über den heutigen Tag) ist es so, dass der Kleine den Großen zwar weitgehend in Ruhe lässt bzw. sie sogar nah beieinander Heu mümmeln. Aber der Große bewegt sich so gut wie nicht mehr aus der Ecke heraus, in die er sich verzogen hat. Er frisst und nimmt auch Saftfutter an (ist also nicht völlig apathisch), bewegt sich aber im Moment kaum von sich aus von der Stelle.


    Wie lange sollten wir Deiner Erfahrung nach diese Situation aussitzen ohne dass einer der beiden (in diesem Fall wohl der Große) ernsthaft leidet und wirklich gefährdet ist ? Einige Tage oder lieber spätestens morgen "handeln" (also trennen) ?


    Wie ist es grundsätzlich, wenn ein "Älterer" sich als unterlegen erweist (so scheint es bei uns ja im Moment auszusehen - er scheut jeglichen Kampf und flüchtet nur) ? Kann das gut gehen oder wird der Ältere in so einem Fall auf jeden Fall sehr leiden ?


    Zu Deiner Frage: Nein, leider wäre es für zwei Gruppen wohl zu eng. Im Moment hoffen wir halt noch, für unseren Struppi einen neuen Gefährten zu finden.


    Nochmal Danke soweit und viele Grüße
    Togalifi

  • Hallo,
    behalte die Nerven und trenne nicht!


    Hier gab es auch Phasen, in denen der Rangniedere in eine Ecke "verbannt" war, aus der er nicht mehr hinausdurfte. Nach ein paar Stunden und auch mal Tagen (max. 3? habe ich nicht genau im Kopf) war dann alles wieder in Butter.
    Achte darauf, dass der Unterlegene in seiner Ecke an Heu und Wasser kommt und alles wird gut.


    Und bevor Kritik kommt: Gewichte wurden gehalten, gefressen wurde auch. Der Unterlegene muss auch mal da weg gelaufen sein, denn die Ecke war nicht total "versifft". Es gab nie große Verletzungen (nur Macken und mal eine wortwörtliche dicke Lippe) und ich hatte hier in 1,5 Jahren nur 1x Haarlinge, ansonsten keine Erkrankungen.

  • Danke auch Gwynbleidd und mad-bee für Euere Antworten,


    das muntert uns auf, noch ein bisschen durchzuhalten und erst mal nicht zu trennen. Haben eben den Großen auch nochmal mit seiner Lieblings-Speise Petersilie anlocken können, zumindest dafür verlässt er seine Ecke und hat dem Kleinen sogar was geklaut (dafür gab's hinterher aber wieder eine wilde Jagd durchs Gehege... :( )


    Den Tipp, möglichst viel Abwechslung durch Heu und Unterschlupfe zu bieten haben wir bereits beherzigt. Und heute wurden die beiden handelsüblichen Häuschen mittels Säge auch jeweils mit einem Hinterausgang versehen.


    Warten wir also ab, wie sie sich betragen....


    Freuen uns auf weiter Tipps Ratschläge,


    Togalifi

  • Hallo,


    grundsätzlich muss man von Fall zu Fall enscheiden, wann ein Tier zu sehr leidet, um es in der Situation zu belassen. Von der Beschreibung her würde ich beide erstmal nicht trennen.


    Man muss einfach auch selber ein bisschen "Augen zu und durch" praktizieren, auch wenn das nicht immer leicht ist.



    Liebe Grüße
    Nadine