• Liebe Quarki


    Nach Xanani warst du das zweite Schweinchen, welches mein Freund damals bei der Züchterin ausgesucht hatte. Er wollte unbedingt ein US-Teddyschweinchen. Auf deinen Babyfotos sahst du aus wie einer der schrumpeligen Faltenhunde, aber dein leicht verwirrter Blick, den du lebenslang beibehalten hast war goldig.




    Hier angekommen, warst du die meiste Zeit eher unauffällig und sehr schüchtern, wirklich aufgemacht hast du erst im gesetzten Alter von knapp 5 Jahren, wo du auch mal an die Scheibe gekommen bist und Männchen gemacht hast, um ein Leckerli abzustauben. In den ersten 2 Jahren konnte man froh sein, das Zimmer zu betreten und von dir nicht nur einen weissen Blitz davonsausen zu sehen.



    Als deine gute Freundin Möndli vor 3 Jahren verstorben ist war es plötzlich an dir, die Chefrolle im Gehege zu übernehmen. Ich muss zugeben, ich hatte meine Zweifel, dass du diese Rolle erfüllen könntest. Wir wurden eines besseren belehrt. Mit deiner ruhigen, aber wenn nötig sehr bestimmten Art hast du die Gruppe zu einer Einheit geformt und die aufmüpfige Neuzuzüglerin Alba mit nur einer kurzen, heftigen Auseinandersetzung in ihre Schranken gewiesen. Danach gab es im Gehege nur noch selten Streit und wenn Konflikte unterschwellig am Gären waren hast du gut vermittelt und die Gemüter beruhigt. Du hattest eine unverwechselbare, gutmütige Art die Gruppe zu führen.







    Insgesamt hattest du, so hoffe ich, ein gutes Leben. Du warst nie wirklich krank und musstest selten zugefüttert werden. Zwar musstest du insgesamt 3 Operationen (Augentfernung, Knubbelentfernung und zuletzt Kastration) über dich ergehen lassen, aber alle mit Bravour gemeistert. Als wir eines deiner Auge aufgrund wegen ausgearteter ossärer Choristie entfernen lassen mussten hatte ich Bedenken, wie du dich zurechtfinden würdest. Wie sich herausstellte, war das überhaupt kein Problem, du bist immer sicher im Gehege navigiert und auch Umstellungen oder Auslauf waren kein Problem. Dein verbliebenes Auge war ebenfalls stark verknöchert und vermutlich hast du darauf nicht mehr als Schatten erkannt, aber das schien dir zu reichen. Trotz dieser Einschränkungen hat niemand deine Position im Gehege angezweifelt.


    Dein Gangbild war unverwechselbar hochbeinig und im Alter langsam staksig, dein flauschig weisser Popo konnte man immer irgendwo im Gehege erspähen. Deine Patrouillen durchs Gehege waren ikonisch, genau wie dein Quieken, welches seltsam kehlig und tief war. Eine kleine Plaudertasche warst du besonders lange und musstest jeden deiner Schritte mit einem kleinen "Glu" kommentieren.




    Irgendwann schlägt jedoch das Alter bei jedem zu. Bereits vor ein paar Monaten bist du etwas ruhiger geworden und warst am liebsten im ruhigeren Stockwerk auf Fleece gekuschelt, hast aber brav weitergefuttert und deinen Job als Chefin gemacht. Ich hatte den Eindruck, dass dein etwas verwirrtes Auftreten mehr wurde und du manchmal planlos im Raum standest. Da das bei dir aber schon immer so war, habe ich mir nicht viel dabei gedacht, schliesslich werden wir alle älter.


    Letzten Freitag war dein Gang deutlich unsicherer geworden und du bist einmal im Gehen umgekippt. Du hast dich sofort wieder aufgerappelt und dann wieder ordentlich gefressen, aber ganz wohl war mir nicht. Am nächsten Tag konntest du fast nur noch herumliegen, hast aber noch fleissig gefressen was man dir vor die Nase gelegt hat und wirktest schmerzfrei. Wir sind dann zum Tierarzt, wo du Infusionen und Vitamin B erhalten hast, die Diagnosestellung stellte sich bei diesen diffusen Symptomen jedoch schwierig.

    Kurz sah es etwas besser aus und hast fleissig bei der Grasfütterung mitgemacht. Am Sonntag jedoch konntest du dich fast nicht mehr bewegen, wirktest sehr schlapp und wolltest auch nicht mehr Fressen, hattest Mühe Päppelbrei zu schlucken, konntest dein Köpfchen nicht mehr aus eigener Kraft hoch halten.


    Schweren Herzens habe ich die Entscheidung getroffen, dich Erlösen zu lassen, da ich keine Lebensqualität mehr in diesem Zustand sah, der sich stündlich drastisch verschlechterte.


    Mit deinem Köpfchen auf meiner Hand liegend bist du dann friedlich für immer eingeschlafen.


    Quarki, ich danke dir für diese schöne Zeit. Du warst ein unkompliziertes, lustiges und cooles Schweinchen und hast in der Gruppe ein Vermächtnis geschaffen, welches wir in Ehren halten werden.


    in Liebe


    Deine Zweibeiner


  • Ich hatte gehofft, ihr hättet noch ein bisschen mehr Zeit. Aber ein Schweinchen so lange begleiten zu dürfen ist ein Privileg, das ihr glaube ich, sehr verdient habt. Ein schönes Leben bei tollen Schweinchen-Eltern, was kann sich eine Fellkartoffel mehr wünschen.


    Lebe wohl Quarki.