Meerschweinchen Verhalten

Weibchen jagt Kastrat

Ein Meerschweinchen verhÀlt sich komisch? - hier gibt es Antworten

  • Hallo ihr lieben đŸč- Expert*innen,


    ich habe ein Geschwisterpaar Rudi und Moni. Rudi ist kastriert. Sie leben bei mir seit 9Monaten. In dieser Zeit war alles harmonisch zwischen ihnen. Sie sind allerdings auch erst ein Jahr alt. Seit zwei Tagen jagt Moni ihren Bruder, beißt ihn auch, reißt ihm dabei Haare aus. FĂŒr einen Rangkampf ist Rudi zu passiv, meiner Meinung nach
 Er wehrt sich nicht, sondern lĂ€uft nur weg und versteckt sich. Dann ist es so lange gut, bis er sich raus traut. Teilweise sucht sie ihn nach einiger Zeit und fĂ€ngt dann aber wieder an ihn zu scheuchen. Teilweise brommselt sie aber auch. Er hat auf jeden Fall Angst und verbringt seine Zeit hinter einer Zimmerpflanze
.

    In letzter Zeit sind die beiden oft „umgezogen“ und ich setze sie oft raus in einen Auslauf im Garten. Ist es möglich, dass sie das so stresst? Oder kann eine BrĂŒnstigkeit so ein aggressives Verhalten auslösen?


    Danke im Voraus!
    Liebe GrĂŒĂŸe Nina

  • Hi Nina,


    herzlich Willkommen hier beim Meerschweinchenratgeber!
    Deine beiden Schweinchen sind bei dir ohne erwachsenes Schweinchen aufgewachsen. Dh. sie haben nie das richtige Sozialverhalten erlernen können. Meerschweinchen kommen mit 6 Monaten in eine sogenannte Rappelphase. Das ist wie bei uns Menschen die PubertÀt. In dieser Zeit wurden bei dir wahrscheinlich die ersten Weichen gelegt:

    Dein Kastrat hat sich untergeordnet. Es hat dann in den folgenden Wochen ein Rollentausch stattgefunden.

    Das kann gut gehen, oder auch nicht.

    Dein Weibchen ist noch recht jung fĂŒr hormonell gesteuerte Zysten, aber evtl leidet sie jetzt schon darunter. Ein aktiver Kastrat kann dieser Entstehung entgegenwirken, in dem er seine Weibchen immer mal besteigt. Ich gehe stark davon aus, dass sie das nicht zulassen wird.
    Evtl aber stimmt gesundheitlich etwas mit deinem Kastraten nicht, so dass Moni ihn vertreiben will.

    Kranke Tiere in der Gruppe sind eine echte Bedrohung fĂŒr die Gruppe selbst und werden oft vertrieben oder unterdrĂŒckt.


    Ein weiterer Punkt ist das Gehege.

    Ich muss dich daher noch mit 1-2 Fragen behelligen:


    1. Wie groß ist dein Gehege und wo steht es?
    2. Wie ist der Gewichtsverlauf der beiden Tiere? Du solltest einmal in der Woche einen Gesundheitscheck + Wiegen machen und die Ergebnisse schriftlich festhalten. Daran kannst du oft zuerst erkennen, wenn es einem Schweinchen nicht gut geht.


    Kurz gesagt: ich wĂŒrde beide Tiere einem heimtierkundigen Tierarzt vorstellen.
    Wenn du keinen hast, dann kannst du auch gerne hier die ersten beiden Ziffern deiner Postleitzahl nennen. Evtl hat jemand einen Tip fĂŒr dich.
    Evtl wĂŒrde ich ĂŒber ein drittes Schweinchen nachdenken, aber auf jeden Fall erst einmal die Gesundheitlichen Relevanzen abklĂ€ren! Das ist ganz wichtig!


    Viele GrĂŒĂŸe,
    Kleine Braunelle.

  • Hallo kleine Braunelle,


    vielen lieben Dank fĂŒr die AufklĂ€rung!
    Ja, das stimmt leider, sie haben kein erwachsenes Tier bei sich gehabt.

    Besteigen tut er sie nicht, ich habe auch noch nicht beobachtet, dass er es versucht hat.
    O.K. Dann gehe ich auf jeden Fall noch zum Tierarzt. Frau Holz in Neunkirchen ist auf Nager spezialisiert, ich denke da sind sie dann in guten HĂ€nden. Sie hĂ€lt selbst auch Meerschweinchen. Den Gesundheitscheck mit Augen, Ohren, ZĂ€hne, Unterbodenkontrolle habe ich gemacht. Da ist alles unauffĂ€llig. Gewogen hab ich sie tatsĂ€chlich nicht regelmĂ€ĂŸig.
    Das Gehege ist 1,80 x 0,70 plus ein StĂŒck um die Ecke mit 0,35x0,70 und eine kleine zweite Ebene mit 0,35x0,70. Sie haben zwei HĂ€uschen, zwei Zelte, einen Tunnel, zwei Heuraufen.


    đŸ™đŸ»

  • Danke dir auch fĂŒr deine ausfĂŒhrliche Antwort!
    Leider ist dein Gehege nicht wirklich groß.
    Der grĂ¶ĂŸere Teil hat eine GrundflĂ€che von 1.26 qm + zusĂ€tzlich 0,30 qm.
    Das ist fĂŒr 2 junge Tiere tatsĂ€chlich nicht ĂŒppig, sondern tatsĂ€chlich an der unteren Grenze. Es untersteigt sogar die Mindestanforderungen der tierĂ€rztlichen Verordnung.
    Die Zahlen ergeben sich durch die doch recht geringe Tiefe.
    Eine Ebene zĂ€hlt z.B. erst dazu, wenn sie 1 qm GrundflĂ€che hat. Deine Ebene ist quasi ein etwas grĂ¶ĂŸeres HĂ€uschen.


    Es gibt eine tierĂ€rztliche Verordnung, die eine MindestgehegegrĂ¶ĂŸe von 2 qm fĂŒr 2-4 Meerschweinchen vorschlĂ€gt. Gesetzlich ist dies nicht verankert.


    Selbst wenn sich deine gut verstehen wĂŒrden, wĂ€re das Gehege sehr grenzwertig.
    Hinzu muss ich noch sagen, dass ich nicht denke, dass die GehegegrĂ¶ĂŸe etwas mit dem Problem zu tun hat, mit dem deine beiden zur Zeit kĂ€mpfen.
    Es zeigt nur auf, das es in diesem Gehege nicht möglich ist, ein erwachsenes, gut sozialisiertes Tier dazu zu setzen. DafĂŒr ist es definitiv zu klein!


    Besteht die Möglichkeit, dass du den kleineren Seitenteil vergrĂ¶ĂŸerst? WĂ€re es in Ordnung fĂŒr dich, 1-2 Fotos deines Geheges hier zu zeigen, damit man bessere Tips geben kann?

    Ich wĂŒrde dir gerne helfen, denn so, wie du die Lage zwischen deinen Beiden beschreibst, ist sie nicht haltbar.

  • Es ist gut, dass du es so deutlich sagst. Ich habe die 2m^2 schon mal gelesen und auch die ganze Zeit im Kopf gehabt. Ich habe das Gehege auch schon ein paar mal verĂ€ndert, weil ich nicht so zufrieden bin. Aber ich dachte ehrlich gesagt auch, dass es durch die LĂ€nge und da sie öfter raus können so ok ist. Aber, dass es untere Grenze fĂŒr die beiden ist, das möchte ich nicht. Dann baue ich es anders. Ja, diesen Seitenteil kann ich vergrĂ¶ĂŸern. Ich habe ein Foto angehĂ€ngt. Sie stehen an einer Wand in der Ecke vom Wohnzimmer. Daneben ist ein bodentiefes Fenster. Es spielt sich eher wenig direkt vorm KĂ€fig ab, da das Sofa auf der anderen Seite vom Raum steht. Ansich sind wir aber viel in dem Raum.
    Falls die TÄ gesundheitlich nichts findet, wĂ€re dann also ein drittes, erwachsenes, gut sozialisiertes Tier dein Ansatz?

  • So nu, ich wĂŒrde mir an deiner Stelle, genau die Menge an diesen Steckteilen noch einmal kaufen.

    Ich nehme an, dass dort wo der Vorhang hĂ€ngt, eine BalkontĂŒr ist. Diesen Bewegungsradius wĂŒrde ich aussparen. Den Rest des Geheges entsprechend vergrĂ¶ĂŸern.

    So wird der jetzt kleinere Teil 1,05 m tief (3 Teile = 35 cm x 3 = 1,05m)

    Und ich wĂŒrde noch mindestens 5 Teile in den Raum reingehen: 5 + 2 = 7 LĂ€nge / 7 x 35 = eine LĂ€nge von 2, 45m x 1,05 m Breite wĂ€re ein Gehege von fast 2,6 qm GrĂ¶ĂŸe. Da könntest du dann ganz entspannt ein Erzieherschweinchen mit einplanen.


    WÀre das möglich? Ich kenne allerdings den Restlichen Raum nicht.

  • Danke, dass du dir so viel Zeit fĂŒr uns nimmst!
    Ja, es wĂ€re möglich. Es wird nur enger fĂŒr die Menschen (und Möbel) im Raum 😂

    Ich habe gestern keinen ans Telefon bekommen beim TA, ich hoffe, am Montag schnell einen Termin zu bekommen. Dann kann ich entscheiden.
    🙈


    ✊🍀

  • Puu, ich beziehe mich auf Prof. Norbert Sachser, der die „PubertĂ€t“ deutlich frĂŒher verortet. Wird ein schwangeres Meerschwein gestresst, neigen ihre Töchter dazu, spĂ€ter mĂ€nnliche Verhaltensweisen zu zeigen, wohingegen Söhne „unterordnende“ Verhaltensweisen zeigen. Ich meine, das kam in der Doku zu „schlaue Meerschweinchen“ vor. Das wĂ€re dann lebenslang begleitend. FrĂŒhkastraten (meine Beobachtung) sind oft zurĂŒckhaltender, als SpĂ€tkastraten.


    FĂŒr hormonellen „Normalverlauf“ und prĂ€ventiv gegen Zysten wirkt die Anwesenheit von Böcken durch deren Hormonduftstoffe, das Aufreiten und (sofern potent) zusĂ€tzlich auch durch Spermabestandteile. (Da frage ich mich immer, wieso noch keiner spezielle DuftbĂ€umchen entwickelt hat).


    FĂŒr ihn wĂ€re psychisch ein ihm gewogenes Weibchen sicherlich hilfreich. Dass die Weiber miteinander erstmal Zamba haben, wĂ€re meine BefĂŒrchtung.


    Erzieherisch ist in dem Alter nach Sachser der Zug eher abgefahren. Ich wĂŒrde also anders verfahren. Zwei JungmĂ€del holen, aber bitte gut in einer Gruppe (nicht nur Mama) sozialisiert und bereits 2-2,5 Monate alt. Herkunft fachlich gut aufgestellte Notstation oder Zucht mit MĂ€delsgruppenhaltung. Die beiden Bestandstiere erstmal trennen. Den Kastraten mit einem MĂ€del im Bestandsgehege zusammensetzen; die Zicke mit dem anderen aber getrennt auf neutralem Boden mit ausreichend Platz. 2-3 Tage so belassen. Dann alle zusammenfĂŒhren.


    Abzuwarten ist, was geschieht, wenn die JungmĂ€del 3-4 Monate alt sind, weil sich dann die endgĂŒltige Gruppenkonstellation ausbildet. Bei einer Dreiergruppe (eine Ă€ltere, gut sozialisierte hinzu) hĂ€tte ich die Sorge, dass die Gruppendynamik sich gegen den Kastraten richten wird und die beiden Damen direkt Stress miteinander haben.

  • Hallo Doerthe,

    vielen Dank fĂŒr deine Nachricht! Ich bin sehr dankbar fĂŒr jede Sichtweise in dieser Sache. Da sich Moni im Moment so dominant zeigt, kam bei mir auch schon die BefĂŒrchtung, sie könnte sich auch mit einem neuen Schweinchen „anlegen“. Dass zwei Weibchen gegen ihn sind, das wĂ€re natĂŒrlich der Supergau. Es passt auch, was du schreibst, Rudi ist ja FrĂŒhkastrat und zeigt sich unterwĂŒrfig. Bei mir in der NĂ€he gibt es eine Notstation und eine ZĂŒchterin, die MĂ€dchengruppen halten.
    Das Gehege habe ich schon vergrĂ¶ĂŸert. WĂ€hrend dessen sind die beiden ohne Probleme am Erkunden gewesen. Doch als Ruhe eingekehrt ist, ging Moni wieder auf Rudi los.

    Morgen ist der Tierarzttermin.


    Liebe GrĂŒĂŸe

  • Hallo 👋

    Einen Monat spĂ€ter ist hier alles wieder beim Alten. Die zwei sind *happy together*. 😄 Sie wurden wegen Milben und WĂŒrmer behandelt. Es kann gut sein, dass sie durch den mehrmaligen Umzug und GerĂ€uschkulisse beim Renovieren so gestresst waren. Der Juckreiz kann Aggressionen bei Moni verursacht haben. Trotzdem wird hier die soziale Komponente aber auch eine Rolle gespielt haben, so wie ihr es schon erklĂ€rt hattet. Ich habe sie nach Anleitung meiner TierĂ€rztin wieder vergesellschaftet. Dabei haben sie natĂŒrlich auch etwas Zeit gebraucht, aber es hat gut geklappt und nun sind sie seit lĂ€ngerem wieder ganz harmonisch. Rennen, schlafen, essen zusammen.

    đŸ™‹đŸŒâ€â™€ïžđŸ€đŸ˜Š

    Liebe GrĂŒĂŸe

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