Meerschweinchen Verhalten

Schlecht sozialisiertes Schweinchen in die Gruppe integrieren

Ein Meerschweinchen verhält sich komisch? - hier gibt es Antworten

  • Hallo zusammen!

    Nachdem mir im letzten Jahr gleich drei Tiere ähnlichen Alters verstorben sind, habe ich (nachdem ich vor drei Monaten einen neuen Kastraten (ca 1.5 Jahre) gefunden habe) am Montag auch ein neues Weibchen dazugesetzt.
    Momo ist ca. 2 Jahre alt und scheint extrem schlecht sozialisiert worden zu sein. Sie klappert die anderen Schweinchen vehement an, schubst sie und geht zu ihnen rüber, nur um ihnen dann ohne Vorwarnung eins auf den Latz zu geben.
    Mein Kastrat ist da sehr hinterher, sie zu belehren, aber leider sind meine beiden anderen Mädels, die seit sie jung waren bei mir lebten (jetzt 4 und 6 Jahre alt) mit ihrem Verhalten stark überfordert. Sie gehen ihr mittlerweile fast komplett aus dem Weg, aber irgendwie scheint Momo doch zu spüren, dass sie ein soziales Wesen ist - sie setzt sich dann auch dazu, aber die anderen Mädels laufen dann gleich davon und sind mittlerweile auf die höhere Etage "umgezogen". Dort sitzen sie nun unter einem Häuschen, das Platz für exakt 2 Schweinchen hat, kuscheln dicht aneinander und bewegen sich kaum noch. Ab und zu gehen sie auch wieder runter und scheinen es mit ihr zu versuchen, aber das endet eigentlich immer genau so.

    Ich möchte Momo diese Chance gerne geben und sie bei uns aufnehmen, um ihr zu helfen. Vorher hat sie die ganzen 2 Jahre nur mit ihrer Schwester gelebt und wahrscheinlich da so einiges nicht gelernt, sondern eher so einen pubertären Rappel beibehalten, da das andere Tierchen sehr unterwürfig war und sie so wohl gelernt hat, dass sie der König der Welt ist. Das einzige Mal, als sie ein anderes Schweinchen getroffen hat, war wohl, um sie zu decken....

    Was meint ihr, wie kann ich da am Ball bleiben und meinen anderen beiden möglichst gut durch diese Situation helfen? Oder wie lange sollte ich mir das ansehen, bevor ich das ganze als "gescheitert" ansehe und sie zurück zur Notstation bringe? Vielleicht ist das auch einfach nicht die Gruppe für sie, aber da meine Schweinchen wenig Streit suchen und augenscheinlich auch ab und zu nach ihr sehen, finde ich das eigentlich besser, als wenn sie ihr auch eins auf die Nase geben.
    Unser Gehege ist ca 3x1,5 Meter groß und hat noch eine 2,5x0,5m Etage oben drauf, wo die beiden älteren Mädels sich nun größtenteils aufhalten.

  • Hallo Mikan,


    ich kann total verstehen, dass du Momo nicht einfach aufgeben möchtest. Ich halte zwar erst seit Ende 2020 wieder Meerschweinchen, aber meine Bockgruppe besteht aus fast ausschließlich unsozialisierten Schweinchen, weshalb ich etwas an Erfahrung mit solchen Vergesellschaftungen gesammelt habe. Meiner Meinung nach resultieren die Verhaltensweisen von Momo aus einer Unsicherheit heraus. weil sie einfach nicht weiß, wie man sich in eine Gruppe integriert. Sie war ja auch noch nie in einer und kam mit der "Hau-drauf-Methode" bisher durch. Hormonelle Aspekte könnten da auch noch mit reinspielen, weil sie bisher ohne Kastrat war (da kenne ich mich als Bockgruppenhaltern allerdings nicht gut aus).


    Bei der Integration von 2 Kastraten in meine 4er-Kastratengruppe letzten August, hatte ich exakt dieses Problem mit Brownie. Er drohe Jedem sofort mit Anspringen, versuchte zu jagen und zu beißen. Heute ist er gut in die Gruppe integriert und eher der kleine Süße, der bei Konflikten nachgibt. Das hätte aber fürchte ich nie funktioniert, wenn ich den klassischen Weg gegangen wäre und es einfach hätte laufen lassen. Er und der andere Kastrat sorgten nämlich dafür, dass sich die bisherige Gruppe einfach verzog und ihnen überhaupt nicht mehr begegnen wollte.


    Mir fällt es etwas schwer, den ganzen Ablauf so kurz runterzuschreiben. Ganz grob gesagt, hat es geholfen nicht Alle einfach zusammenzusetzten und abzuwarten, sondern eine Zeit einen abgetrennten Bereich zu haben mit den Neuankömmlingen und sie erstmal nur phasenweise zusammenzulassen. Immer wenn ich gemerkt haben, dass die Stimmung kippt und das "Problemschweinchen" aggressiv wird, habe ich getrennt und so Beißereien oder Kämpfe verhindert. Die Zeiten wurden dann schnell länger und Alle waren wesentlich entspannter in dem gesamten Prozess.


    Um es nochmal deutlich zu sagen: das ist gänzlich gegen den allgemeinen Konsens für Vergesellschaftungen. Aber bei mir hat dieses Prinzip immer dann gut funktioniert, wenn die klassische Vergesellschaftung es nicht getan hat.


    Vielleicht bekommst du noch mehr Ratschläge, denen du nachgehen kannst, die keine Trennung erfordert. Aber falls du es doch so versuchen möchtest, helfe ich dir gerne dabei.

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  • gibt es denn auch blutige Auseinandersetzungen?

    Ist es ein ständiges "zanken"?

    Gibt sie den anderen wie du schreibst einen drauf und geht dann wieder oder setzt sie nach? Klappern die anderen mit den Zähnen oder brommseln sie? Oder gehen sie einfach in Sicherheit? Sind sie gestresst oder recht chillig oder nur genervt?


    Vieiele Fragen, aber vielleicht magst du noch etwas beantworten. Das Verhalten noch etwas beschreiben.

  • Ich habe ja auch oft unsozialiserte Einzelschweine aufgenommen und kann von der schlimmsten von ihnen, Lilo, nur berichten, dass es lange gedauert hat aber sie hat sich dann integriert und sogar noch gelernt.

    Solang es nicht richtig blutig wird, also blutiger als mal einen Kniff in den Po oder am Ohr, würde ich einfach viel Platz und viel Beschäftigungsfutter bieten und öfter tüven. Im Gehege alles so hinstellen, dass niemand irgendwo eingekesselt werden kann und für ein bisschen Sichtschutz sorgen, dass sie nicht alles überblicken können und so auch mal Ruhe herrscht.

  • gibt es denn auch blutige Auseinandersetzungen?

    Ist es ein ständiges "zanken"?

    Gibt sie den anderen wie du schreibst einen drauf und geht dann wieder oder setzt sie nach? Klappern die anderen mit den Zähnen oder brommseln sie? Oder gehen sie einfach in Sicherheit? Sind sie gestresst oder recht chillig oder nur genervt?


    Vieiele Fragen, aber vielleicht magst du noch etwas beantworten. Das Verhalten noch etwas beschreiben.


    Blutig ist es zum Glück noch nicht geworden, es ist eher so ein konstantes Jagen und Angst machen (psychologisch?) als dass sie ihnen wirklich etwas "antut".
    Meistens läuft das ganz so ab: Mochi oder Miso (die beiden Mädels) sitzen z.b. an einer Heuraufe, unter der Rampe, sind am Wassernapf oder ähnliches. Momo kommt auf sie zu und fängt dann an mit den Zähnen zu klappern (oder schlägt gleich zu). Daraufhin laufen sie entweder sofort davon, die bessere Variante, oder bleiben da stehen und ignorieren sie, klappern/brommseln aber nicht. Irgendwann gibt Momo ihnen dann einen Hieb in die Seite oder unters Kinn und jagt das Schweinchen etwa 10 Sekunden quer durch das Gehege. Der Kastrat, Shoyu, steht meistens schon wenn sie mit den Zähnen klappert daneben und fängt an zu brommseln und sie etwas wegzuschieben. Das interessiert Momo aber nicht und nachdem sie die Mädels jagt, brommselt er wieder auf sie ein, bevon er nach oben auf die Etage geht um sich um die anderen beiden zu kümmern.

    Die ältere, Miso, scheint vor allem genervt davon zu sein und steht da irgendwie drüber. Die jüngere, Mochi, schreit aber öfter aus Angst und man sieht sie fast schon zittern, wenn Momo nur in der Nähe ist.

  • irgendwie erinnert mich das etwas an meine bailey. Sie ist hormonell ziemlich gesteuert, führt sich oft wie die Axt im Walde auf. Sie "ärgert" gerne meine lilli, geht nah an sie ran bis lilli zu zetern und wegzulaufen anfängt.

    Als mein neuer kastrat einzog (er hatte sich vorher gut um eine recht große Gruppe Weibchen gekümmert, wie es auch so sein soll) zeigte sich wie schlecht bailey erzogen war. Sie hörte nicht auf den kastraten zu bedrängen, brommselte ihn an, wollte ihn jagen, sprang ihm sogar mit dem Hintern ins Gesicht. Er blieb cool, drohte und wollte gehen. Doch sie hörte nicht auf. Die nächsten 5 Tage waren hart, sie bekam wortwörtlich die schnute poliert. Ständig hatte sie eine blutige schnute. Doch sie hörte nicht auf, gab nicht nach. Dann war es geklärt... sie ist der Boss. Er ist sehr souverän und nur deshalb ist das ganze gut ausgegangen. Von meiner tammi läßt sie sich zurechtweisen, wenn sie aber brünstig ist springt sie ihr auch auf.

    Baileys Verhalten ist eine Mischung aus nicht gut erzogen und hormonell sehr grenzwertig.

    Wurde die "neue" denn mal untersucht?

    Vielleicht ist dieses Verhalten auch krankheitsbedingt. Zysten, auch eine schilddrüsenerkrankung kann alles durcheinander wirbeln.

    Langer Text.🤷‍♀️