Hallo zusammen,
vorweg: der Text ist sicher etwas länger, aber wir müssen im Zweifel über seine Einschläferung entscheiden und sind deswegen absolut dankbar für jeden Hinweis, jede Idee oder auch jede persönliche Einschätzung.
Kurz ein paar unwichtige Details zu Kalle die jeder auch wahlweise überspringen kann. Kalle kam 2020 zusammen mit seiner Freundin Rosi zu uns. Die zwei lebten zuvor „klassisch“ im Kinderzimmer im Plastikkäfig, anstelle eines Häuschens o.Ä. hatten sie einfach die Transportbox im Käfig stehen.
Wir hatten zuvor keine Meerschweinchen, aber als wir die beiden Tiere mit allem „Zubehör“ für knapp 30 Euro bei Kleinanzeigen sahen wussten wir, dass wir die Tiere schnell abholen müssen, bevor sie in falsche Hände geraten.
Hätten wir damals unsere Haltung hier in der Gruppe geschildert hätten wir sicherlich viel Kritik kassiert, aber man wächst ja bekanntlich an seinen Aufgaben. Gehege, Einrichtung, Ernährung – alles hat sich ergeben und die Gruppe wuchs schnell auf vier Schweinchen.
Von gesundheitlich Problemen blieben wir größtenteils verschont, bis im März diesen Jahres unsere Rosi (Kalles Partnertier) anfing zu pumpen, das Fressen einstellte und wir fünf Tage später (nach damaligem Kenntnisstand) nur noch die Möglichkeit hatten, sie erlösen zu lassen.
Kalle war immer an ihrer Seite, blieb ganze Tage mit ihr beim Tierarzt und als wir ohne sie heimkehren mussten zirpte er den ganzen Abend und die ganze Nacht, weil seine Rosi nicht mit ihm heim gekommen war. Nun geht es unserem Kalle nicht gut, unserem zurückhaltenden Chef, der bestimmt ein dutzend Spitznamen hat und uns so sehr am Herzen liegt, dass wir einfach nicht mehr weiter wissen.
Vor rund 4 Wochen begann Kalle erst zu schniefen und am Folgetag pumpend zu Atmen. Wir brachten ihn umgehend zu unserer lokalen TÄin die ihn Abhören mit AB und Schleimlöser behandelte. Nach vier Tagen war keine Besserung eingetreten, zur Abklärung der Lunge wurde ein Röntgenbild gemacht was bzgl. der Lunge wenig aufschlussreich war, allerdings eine sehr enorme Aufgasung zeigte. Da Kalle unter der AB-Gabe (Orniflox) das fressen immer weiter einstellte, dachten wir uns „nichts“ dabei, wir fütterten ihn stetig zu (ohne Päppeln) und wechselten die TÄin, weil er ohne klaren Lungenbefund ungefragt eine Entwässerung gespritzt bekam (die übrigens keinerlei Erfolg hatte).
TÄin 2 behandelte ihn „nebenwirkunsgarm“ homöopathisch. Wir standen dem durchaus kritisch gegenüber, da sie aber sehr gewissenhaft, engagiert und zuversichtlich wirkte, gingen wir mit. Er bekam Echina, TR16 und Nux Vomica. Sein Schnaufen wurde stetig besser, er fraß von Tag zu Tag besser und war vor ca. zwei Wochen abgesehen von der pumpenden Atmung absolut der Alte, der im Auslauf flitzte und popcornt, sich seine Erbsenflocken nach Feierabend aus der Hand holt – kurzum; es ging ihm gut!
Nachdem er nun eine Woche „konventionell“ ohne sichtbaren Erfolg und eine Woche „alternativ“ mit sichtbarem Erfolg behandelt wurde, ging es langsam wieder bergab. Er fraß schlechter, war weniger agil und pumpte weiterhin.
Da TÄin2 langsam etwas ratlos schien gingen wir mit Kalle zu einer weiter entfernten Praxis von der Kleinsäugerliste. Eine Stunde vor dem Termin stand er noch mit beiden Beinen im Gemüse und nahm zumindest ein knappes Frühstück selbstständig zu sich.
Wir wurden Montag dort vorstellig, man hörte ihn mit leichtem Atemgeräusch ab, tastete ihn ab (unauffällig) und war umso erstaunter auf einem neuen Röntgenbild zur Abklärung der Lunge eine massive Aufgasung des Magens sowie eine Aufgasung des Darms zu sehen. Die TÄin warnte uns, dass er in diesem Zustand plötzlich versterben könne, die Behandlung begann üppig:
3-4x tägl. 0,1 ml Novalgin
3-4x tägl. 1ml Emeprid
3x tägl. 1ml Lactulose
3x tägl. 0,5ml Sab Simplex
3x tägl. Rodicare akut
2x tägl. Orniflox
alle 1-2 Stunden 2-4ml päppeln
Wir haben das alles gemacht, aber als einzige Konsequenz hat er das Fressen nahezu komplett eingestellt. Mittwoch bei der Kontrolle war die Aufgasung im Darm weg, der Magen unverändert.
Man teilte mit, dass man angesichts dieser Aufgasung verwundert sei, dass er überhaupt noch lebt und sich bewegt. Eine mitgebrachte Kotprobe ergab Kokzidien (hurra) sodass zur Behandlung noch Baycox hinzukam, auf unsere Rückfrage strichen wir aber die Lactulose und das Orniflox weg da die pumpende Atmung durch den Druck des Magens auf das Zwerchfell/Lunge käme, nicht durch einen Atemwegsinfekt/Lungenproblem.
Wir päppelten nun von Mittwoch bis heute jede Stunde 2ml, gaben alle 6 Std. Novalgin und alle 8 Std. Emeprid. Augenscheinlich kein Erfolg, er frisst so gut wie gar nicht selbstständig und ruht viel, zum Teil sitzt er in seinem Haus und pumpt.
Heute, erneute Kontrolle: weiteres Röntgen, ewiges Warten, dann die Mitteilung: die „Aufgasung“ ist auf allen drei Röntgenbildern absolut gleich in ihren Maßen und man kann trotz päppeln und Frühstück am Montag auf keiner Aufnahme Nahrung sehen. Mittwoch eingeflößtes Kontrastmittel war so schnell durch, dass es schon nicht mehr im Röntgen sichtbar war.
Nun also die neue Theorie; das, was man im Röntgen für den Magen gehalten hat, ist nicht der Magen, sondern irgendetwas anderes. Ein Ultraschall konnte die Gesundheit der anderen Organe bestätigen, aber keine ordentliche Aussage zu der vermeintlichen Luft machen. Eine „Beule“ auf der linken Seite hat er schon seit längerem, diese ist aber absolut weich und sein Verhalten bot weder uns noch den Tierärzten Grund zur Sorge. Es stand also auch im Rau, ob sein Magen schlichtweg „ausgeleiert“ ist, was aber nicht die fehlende Nahrung erklären würde.
Nun bot man uns zwei Optionen an:
A: Einschläfern, da er seit vier Wochen schlecht Luft bekomme
B: OP; Aufmachen und nachsehen, was das Problem ist und ob man es beheben kann. Erfolgsaussichten laut Ärztin eher 10%, er müsse die Einleitung der Narkose verkraften, das Ergebnis der OP muss stimmen und er muss danach wieder auf die Beine kommen
Wir sind nun nach vier Wochen Behandlung, Medikamenten, zufüttern, später Arbeiten, früher Feierabend machen, Termine verschieben, vier Nächten Päppeln absolut am Ende von Kraft und Entscheidung.
Wir sind eigentlich nicht bereit ihn chancenlos gehen zu lassen. Für ihn fällt die OP-Option wie eine Euthanasie aus, wenn man ihn nicht wieder aufwachen lässt wegen des Befunds. Er würde diesen Unterscheid nicht bemerken. Schade wäre, wenn man ihm in der OP helfen kann und er danach nicht wieder auf die Beine kommt und leidet.
Die pumpende Atmung plagt ihn nun seit vier Wochen und zwischenzeitlich ging es ihm dennoch gut, er spielte mit seinen Mädels etc., wir haben nun Angst die OP-Entscheidung vorschnell zu treffen und würden ihn gerne zuvor ein bisschen aufbauen und erwägen dazu sogar, die Medikamente (außer Schmerzmittel) abzusetzen in der Hoffnung, dass weniger Stress und Medikamente sich positiv auswirken.
Ich danke jedem, der bis hierher durchgehalten hat und bin dankbar für jeden guten Tipp, Ratschlag, Meinung etc., wir wissen schlichtweg nicht weiter. Montag ist TA-Termin und wir sollen uns entschieden haben.
Liebe Grüße