Meerschweinchen Krankheiten / Gesundheit

Immer wieder Darmprobleme / Hefeinfekt

Umgang mit kranken Schweinchen, Therapien, Medikamente und Heilungsverlauf.

  • Hallo zusammen,


    ich habe einen Kastraten (4.5 J.) und der hat sein Monaten Darmprobleme. Als ich damals mit ihm das erste mal beim TA war, hiess es er hat etwas erhöhte Bakterienaktivität im Darm und ich habe ein Antibiotika bekommen. Dies hat nicht wirklich etwas gebracht, weshalb wir natürlich wieder beim TA waren. Dabei wurde auch bei den Kotproben nichts gefunden und ich habe darmregulierende Pellets und Rodicare akut bekommen. Da es auch damit nur minimal besser wurde bin ich zu einem etwas weiter entfernten, aber sehr meerschweinchenerfahrenen TA gegangen. Dieser hat beim ersten Ausstrich der Kotprobe auch nichts gefunden, meinte aber schon das es vom Geruch her auf Pilzinfekt hinweist. Bei der zweiten Untersuchung hat er dann tatsächlich eine sehr hohe Hefeanzahl gefunden.

    Nun sollte ich den Kleinen auf Heudiät setzten oder mit Blinddarmkot eines anderen Tieres füttern. Er hat mir empfohlen die Heudiät zuerst zu probieren. Nun habe ich dies durch, wirklich ganz langsam wieder angefangen anzufüttern, aber dem Armen geht es schon wieder nicht gut. Als ich beim TA angerufen habe, hiess es ich solle einfach wieder Heudiät machen. Allerdings habe ich das nun über 2 Woche gemacht und so möchte ich nicht weiterfahren. Hat jemand von euch Erfahrung mit Hefeinfekten im Darm?

  • Hefen im Darm sind normal. Sie gehören zu einer normalen Darmflora. Was nicht normal zu sein scheint bei Deinem Tier, ist die Anzahl.


    D. H. Bei Deinem Schweinchen ist die Darmflora durcheinander.


    Die Frage ist warum. Das kann zusammenhängen mit:


    - einer anderen Erkrankung

    - mit Antibiotikagabe

    - mit Stress

    - mit Fehlernährung (viel Trockenfutter z.B.)

    - …


    Es gibt 2 Behandlungsansätze. Der eine ist ein Mittel gegen die Hefen zu geben (Nystatin). Das Dumme ist, damit macht man die Hefen tot, aber die Darmflora bringt es auch nicht recht ins Gleichgewicht. Trotzdem kann es bei massiven Befall und krankem Tier eine Option sein.


    Der andere Ansatz ist, die Darmflora ins Gleichgewicht zu bringen. Das geschieht in erster Linie durch eine artgerecht Fütterung.

    Schreib mal auf, was Du fütterst und dann schauen wir mal, ob man da noch was verbessern kann.


    Und in zweiter Linie kann man Prä- und Probiotika füttern.
    Zu den natürlichen Präbiotika gehört Pektin. Entweder naturbelassen über geriebenen Apfel (umstritten wegen dem Zucker, aber einfach stressfrei ins Schwein zu bekommen) oder Pulver, das man mit Flüssigleit anrührt (bekommt man im Reformhaus z.B. und kann man auch zum Marmeladekochen verwenden) Einige mischen das mit Sobamin (Heilerde).

    Es gibt auch fertige Produkte, z.B. Rodicare akut oder Rodicare Dia.


    Probiotika sind umstritten, ob sie überhaupt helfen. BeneBac wäre ein Präparat, das am Markt ist.


    Generell gilt Hefen sind jetzt nicht akut gefährlich und es dauert bis die Darmflora wieder in Gleichgewicht ist. Das können auch Monate sein. Heudiät über Monate ist keine gute Sache. Generell ist eine Heudiät nicht sinnvoll, weil die Ernährung dann nicht mehr alle notwendigen Vitamine enthält und zu trocken ist. Früher hat man das aber so gemacht, ja.


    Also: Ernährung prüfen und Dich für eine Möglichkeit der Unterstützung des Darmfloraaufbaus entscheiden. Also ein Präparat oder Ergänzungsfuttermittel.

    Viel hilft viel, ist da Quark und bringt nur alles durcheinander.

  • Hallo Frieda,


    vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort.


    Also ich habe bis anhin immer Salat (Eichblatt, Chicorée, Radicchio), Stangensellerie, Fenchel und Karotten gefüttert. Ausserdem haben sie ab und an Erbsenflocken und mal etwas Apfel bekommen. Ich glaube aus dem Gleichgewicht gekommen ist der Darm etwas als eines meiner anderen Meeris länger krank war und da der nur noch Salat frass (und nur nicht bitteren Salat), gab es natürlich mehr davon. Die letzten Wochen (bald schon Monate) gab es eben leider kaum Frischfutter. Aber so soll es nicht weitergehen!

    Ich habe jetzt wieder mit Chicorée und Karotte angefangen, da bekommt er jetzt morgens und abends ein kleines Stückchen, damit sich der Darm langsam wieder an Frischfutter gewöhnen kann.


    BeneBac hatte ich auch schon, allerdings hatte das wenig Linderung gebracht. Rodicare Dia hat meiner Erfahrung nach bis anhin am meisten geholfen. Dann mache ich mal nochmals einen Versuch damit und schaue mal ob ich die Pektin und Heilerde bekomme um das künftig selber anzumischen, scheint mir doch natürlicher und mit weniger Zusätzen zu sein.


    Liebe Grüsse

    Tania

  • Ok, d.h. Er hat jetzt zwei Wochen nichts frisches bekommen, richtig?


    Und auch keine Vitamin C-Tropfen, angereichertes Trockenfutter o.ä.?


    Dann würde ich für die Zeit der Futterunstellung ein Vitamin-Präparat füttern, damit dein Tierchen nicht in einen gefährlichen Vitaminmangel, v.a. Vitamin C hineinläuft.


    Und ich würde Petersilie zeitnah abfüttern. Die ist besser verträglich als Paprika z.B. und wird gerne gefressen.

  • Du solltest einfach wieder normal Füttern. Gras, Gras, Gras. Löwenzahn, Gänsefingerkraut, Giersch. Äste von Hasel, Weide, Apfelbaum. Gutes Heu. Diverse Gemüse und Kräuter. Nur das Zuckerzeug wie Möhre, Paprika, Erbsenflocken und Apfel würde ich deutlich runterfahren. Wie soll sich die Darmflora wieder einpendeln wenn es immer eine Sonderfütterung gibt? Möglicherweise ist gerade eine der wenigen Futterkomponenten die du jetzt gibst das eigentliche Problem. Mit Chicorée beispielsweise hatten mehrere meiner Schweinchen Probleme.


    Gute Besserung.

  • Du solltest einfach wieder normal Füttern. Gras, Gras, Gras. Löwenzahn, Gänsefingerkraut, Giersch. Äste von Hasel, Weide, Apfelbaum. Gutes Heu. Diverse Gemüse und Kräuter. Nur das Zuckerzeug wie Möhre, Paprika, Erbsenflocken und Apfel würde ich deutlich runterfahren. Wie soll sich die Darmflora wieder einpendeln wenn es immer eine Sonderfütterung gibt? Möglicherweise ist gerade eine der wenigen Futterkomponenten die du jetzt gibst das eigentliche Problem. Mit Chicorée beispielsweise hatten mehrere meiner Schweinchen Probleme.


    Gute Besserung.

    Das stimmt, da sollte sie hin.

    Aber: Gerade hat das Tier eine sehr andere Ernährung. Jetzt einen Haufen Wiese hinzuschmeißen, kann zu großen Problemen führen. Eine Futterumstellung sollte langsam erfolgen.

  • Es hat ja Frischfutter gegeben. Das Schweinchen kann besser selektieren, was gerade gebraucht wird als eine willkürliche Auswshl des Halters. Vitamin C über Wasser ist in der Regel nicht sinnvoll. Bei Licht degeneriert Vitamin C. Ausserdem gibt es keinerlei Kontrolle über die Aufnahmemenge. Gib wenigstens Giersch, der ist voller Vitamin C und wird gut vertragen.

    Je früher normal gefüttert wird, desto schneller pendelt sich alles wieder ein.

    Selbst nach monatelangem Päppeln gab es hier nicht ein einziges Mal Probleme bei dem Umstieg auf normale Fütterung. Dass ein paar Tage Matschköttel bleiben ist normal.

  • Wichtig ist es den Zuckergehalt niedrig zu halten, sonst vermehren sich die Hefen wieder stark. Und dann muss man den normalen Bakterien wieder ihr normales Futter zur Verfügung stellen, damit die sich wieder einpendeln können. Man muss ja nicht am ersten Tag ein Kilo Gras reinwerfen sondern erst mal eine handvoll. Auch wenn die erste Variante auch nicht schaden würde. 2 Wochen ohne Frischfutter sind nicht viel. Ein normales Gleichgewicht kann sich nur einstellen, wenn die normalen Bakterien eine Grundlage zur Vermehrung haben.

    Aber man kann das alles auch immer weiter in die Länge ziehen und stattdessen auf gut Glück Vitaminzusätze geben und die normalen Bakterien weiter hungern lassen.


    Kann jeder halten, wie er will.

  • Da wäre ich auch vorsichtig, da würde ich mit Fenchel und etwas Karotte beginnen, dann wenig Apfel dazu.


    Bei Wiese würde ich alle 2Stunden ganz wenig geben ( 4-5 Gräser oder 2 Löwenzahn, oder 4-5 Blätter vom Girsch)


    Alles gute für das Schweinchen, einfach geduld haben, Darmsachen können lange daueren.