Meerschweinchen Krankheiten / Gesundheit

Hypothyreose

Umgang mit kranken Schweinchen, Therapien, Medikamente und Heilungsverlauf.

  • Hallo zusammen

    Aktuell betreue ich wieder intensiv einer meiner Herren.

    Bambam bekam im August 2022 eine Hypothyreose diagnostiziert und bekommt seither 1x täglich Forthyron 200ug für seine Schilddrüse.
    (Faszinierend & erschreckend für mich, da oft eine Hyperthyreose bei Meerschweinchen diagnostiziert wird, eine Hypothyreose jedoch höchst selten.)

    Bambam trinkt seit ca. 1 Jahr auffallend viel (Polydipsie) mit allenfalls Polyurie. Er wirkte immer sehr schlapp und müde, schlief viel, nahm enorm zu und blieb trotz mehreren Versuchen abzunehmen immer dick (1.400kg und drüber bis 1.500kg ). Zudem bemerkte ich letzten Sommer eine Trübung der Linsen, also einen Katarakt, welche beim Augenarzt eindeutig war. Die Vermutung auf einen Diabetes (was passend wäre) konnten wir ausschliessen da die Glukose im Blut sowie im Urin o.b.B. ist. Hin und wieder röchelt er etwas, scheint aber nicht mit der Schilddrüse zusammen zu hängen. Vermute da eher das Ammoniak wenn der Stall die Mistfrist erreich hat.

    Mehrere Arztbesuche, in der letzten folgendes gemacht:
    -Laboranalysen (Blut & Urin)
    -Ultraschall der Blase und Nieren --> leicht gereizte Blase und leicht vergrösserte Nebennieren
    -Blasenpunktion aufgrund schwimmender "Teilchen" in der Blase --> Bakterien? --> keine Bakterien nachweisbar --> Vermutung Harnkristalle (Calciumoxalate)
    -laut TÄ normale Trinkmenge eines Meeri pro Tag = 125mL (1/2 Flasche), Bambam trinkt jedoch täglich 250mL (1 Flasche) und sogar mehr

    Wir können leider einen Tumor im Hypothalamus nicht ausschliessen. Man könnte allenfalls noch mit weiteren Hormonen für den Hypothalamus und/oder die Nebenniere versuchen, was jedoch auch nicht ganz ohne ist da man den ganzen Elektrolyt-Haushalt im Auge behalten müsste und regelmässig kontrollieren müsste. Bei Hund und Katz schon nicht einfach, bei Meerschweinchen nahezu unmöglich. Es ist leider sehr heikel und verzwickt da die Endokrinologie ein anspruchsvolles Fachgebiet ist und die Schilddrüse mit Hypophyse und Nieren zusammenhangen und das eine das andere mit sich zieht.

    Laut TÄ soll ich nun eine Calciumarme Ernährung versuchen, im Internet finde ich relativ viel widersprüchliches, habt ihr mir da einen geeigneten Futterplan/eine Futterempfehlung? Und/oder noch andere Tipps mit ähnlichen Erfahrungen?

    Vielen Dank!
    :)

  • Das hört sich leider nach einer ziemlichen Beeinträchtigung für den armen Bambam an!


    Ich habe zum Glück noch keine Erfahrung mit Schilddrüsenunterfunktion bei Schweinchen und will daher nur auf zwei Randthemen eingehen:


    Bei uns trinken 6 Schweinchen zusammen gar nichts. Bei ausreichender Frischfuttergabe trinken gesunde Meerschweinchen nichts oder fast nichts - es sei denn sie spielen mit der Wasserflasche. Die Angabe des Tierarztes von 125ml als normale Trinkmenge kommt wahrscheinlich aus Zeiten für Fütterung mit Pellets u.a. Trockenfutter und nur geringen Frischfuttermengen.


    Calciumarme Ernährung halte ich für gefährlich. Angeblich kann das neben anderen Problemen sogar zu Harngries führen. Da Meerschweinchen Calcium nicht bedarfsbedingt aufnehmen, sondern alles was die Nahrung ihnen bietet, muss man darauf setzen, dass sie zuviel aufnehmen und den Überschuss durch viel Flüssigkeit und Bewegung wieder ausscheiden. Zu wenig wäre nicht zuletzt wegen der nachwachsenden Zähne fatal und genau treffen kann die benötigte Menge sicher nicht.

  • Ich habe mich vor ein paar Monaten tatsächlich auch Mal mit dem Thema Schilddrüsenfehlfunktion (aber vorrangig Überfunktion) und letztlich auch Neben(niere) und Regulierung durch Hypophyse beschäftigt.


    Ich finde die Symptome, welche Du von Bambam beschreibst, teilweise etwas widersprüchlich und nicht alle auf eine Unterfunktion passend. Vor allem eine Polydipsie (mit resultierend Polyurie) sind doch eher typische Symptome für eine Hyperthyreose (oder Diabetes), auch wenn sich die Symptome einer Hyperthyreose und einer Hypothyreose teilweise überschneiden können. Ich habe bezüglich der Polyurie und Polydipsie noch einen weiteren Ansatz (auch mit der Hypophyse zusammenhängend), diese Folge(erkrankung) ist aber sehr selten. Ich schreibe Dir dazu nachher (oder morgen) noch eine Konversation.


    Du schreibst der Zuckerwert wurde im Blut untersucht. Meinst du hierbei die einfache Glucose (jetzt Zustand/ unterliegt teilweise starken Schwankungen), oder den Fructosaminwert (Langzeitwert). Sollte der Langzeitwert nicht überprüft worden sein, und/oder die Glucose bisher nur einmalig würde ich diese Werte (oder zumindest den Fructosaminwert), ggf. wiederholt kontrollieren lassen. Ein Katarakt im Auge sollte sich auch nicht ohne Grund bilden und ist allgemein ja doch häufig bei Diabetes vorzufinden. Dennoch ist ein typischer Diabetes natürlich unwahrscheinlicher, in Hinblick auf einen normalen (zumindest) Glucose-Wert.

    • Im Bereich der Schilddrüse ist keine Schwellung vorzufinden, oder andere Auffälligkeit vorzufinden? (Eine Fehlfunktion scheint auch gar nicht selten mit Gewebeneubildungen (Neoplasien), oder Gewebeabbau (Hypoplasie) an der Schilddrüse hervorzugehen. Oder auch einer pathologischen Vergrößerung der Schilddrüse (Hyperplasie) (durch Zunahme der Zellanzahl)
    • Röchelt er situationsabhängig, oder dauerhaft? (Wenn es situationsabhängig ist, bspw. nur nach dem Putzen des Geheges, wird es höchstwahrscheinlich nicht mit der Schilddrüse zusammenhängen.)
    • Ich vermute die Enddiagnose wurde durch das Blutbild gestellt. War hierbei nur der T4, oder auch der T3 Wert unter dem Referenzbereich? Bzw. wurde der T3 Wert, (oder vielleicht sogar TSH Wert, da weiß ich aber nicht ob dieser bei Meerschweinchen zu bestimmen ist) überhaupt bestimmt?
    • Kannst Du ungefähr sagen wie viel Urin er ausscheidet, also bspw. etwas mehr als seine Artgenossen, oder schon enorm viel?

    Diagnostisch könnte ein Ultraschall der Schilddrüse ggf. noch sinnvoll sein um Neoplasien auszuschließen.


    Bezüglich des Trinkmenge schließe ich mich Marie-Luise an und finde diese Angabe ebenfalls nicht mehr zeitangemessen.


    Sollte er einen Tumor bei der Hypophyse haben (und dadurch ggf. eine Insuffizienz/Verdrängung der Hypophyse), werdet Ihr das leider vermutlich nie nachweisen können, geschweige denn behandeln.


    Ich bin wie Du auch - nach meinen Recherchen zu der Aufnahme gekommen, dass das Gebiet unglaublich komplex ist und die diagnostischen Möglichkeiten bei Meerschweinchen diesbezüglich sehr begrenzt sind - und die Behandlungen umso mehr...

  • Vielen Dank für eure Rückmeldungen, war sehr unterstützend und bereichernd für mich!

    Meine TÄ kam ursprünglich aus Deutschland und hat viele Weiterbildungen zur Spezialisierung von Nager gemacht, was vielen TAs hier in der Schweiz leider fehlt, daher schätze ich sie so. Sie ist wirklich top was ihre Erfahrung und ihr Wissen anbelangt, daher zweifle ich auch nicht an ihren Diagnosen.

    Ich gebe euch beiden Recht wegen der Trinkmenge. 4 von 7 meiner Tiere sehe ich ebenfalls nie trinken, zwei wenig und Bambam eben sehr viel. Ich denke das mit dem Frischfutter ist sich auch die TÄ bewusst und sie weiss ja Bescheid über meine Haltung. Da denke ich kommt es auch noch individuell auf das Tier drauf an, weil erhalten tuen alle dasselbe und gleich viel an Frischfutter. Sie meinte auch noch, das gewisse Tiere einen Spleen /Spinnerei entwickeln, Bambam schupst die Flasche drum auch immer wieder heftig so dass auch hin und wieder Wasser verloren geht.

    Marie-Luise Hm okey, das mit der calciumarmen Ernährung scheint doch nicht so einfach und toll wie gedacht. Schlussendlich denke ich, ist ja ein Eingriff und eine Veränderung der Lebenssituation nie optimal, es ist halt dann ein Abwägen zwischen Sinn und Nutzen, resp. etwas einzugehen (wo auch nicht optimal ist), um dem anderen Besserung entgegen zu bringen. Ist das Leiden einer Hauptkrankheit grösser, als die Nebenwirkungen der Therapie, macht es Sinn. Aber ich verstehe deine Bedenken Marie-Luise. Ich schätze deinen Hinweis.

    *MiaDa gebe ich dir Recht, die Diagnose hat sehr widersprüchliche Züge, das war zu Beginn (August 2022) ein grosses Thema und Diskussion. Doch eine Überfunktion ist es def. nicht. Damals wie heute ist das Thyroxin (T4) deutlich. Zudem zeigten sich seit Start der Behandlung mit Forthyron deutliche Verbesserungen. Auch den Diabetes können wir def. ausschliessen. Obwohl mich das mit den trüben Linsen immer noch beschäftigt und alles gut passen würde. Ob ein Langzeitparameter, wie Hba1c oder eben das Fructosamin gemacht worden ist weiss ich leider nicht, ich habe die Laborwerte noch nicht vom TA erhalten. Die Rede war von Glukose im Blut und Urin, das war über mehrere Monate wiederholend immer normal.

    -Man fühlt eine leicht vergrösserte Schilddrüse, über einen Ultraschall weiss ich leider nicht Bescheid. Aber ich denke zur Diagnosestellung wurde es mit Blut und allem gemacht.

    -Er röchelt ganz unterschiedlich. Kann nicht eruieren woher. Aktuell seit 2 Wochen nicht mehr. Dann plötzlich aus dem nichts ca. 1 Tag und dann verschwindet es plötzlich wieder so wie es kam. Aber ich denke auch nicht, dass das mit der Schilddrüse zusammenhängt.

    -T3 und TSH wurden nicht gemacht. Mir scheint irgendwie im Kopf zu schweben, dass TSH bei Meerschweinchen nicht gemacht wird..!?!? Ich kenne es aber aus der Humanmedizin, dass normalerweise TSH, T3 und T4 zur Abklärung zusammen gehören.

    -Die Menge an Urin kann ich nicht beurteilen (ist halt schwierig in der Streuhaltung) und ob man wirklich schon von einer Polydipsie sprechen kann oder darf, steht etwas im Raum.

    Ich werde im Verlauf der Woche noch mit meiner TÄ telefonieren. Vielleicht ergibt sich noch was. Ansonsten sind wir verblieben, Bambam mit Forthyron zu unterstützen und es nach fast 1 Jahr mehrerer Abklärungen, so stehen zu lassen. Ihm geht es ja ansonsten super. Und eben ja leider kommt man in der Endokrinologie oder mit Neoplasien früher oder später an den Punkt, wo man nicht mehr weiter kommt. An erster Stelle steht die Lebensqualität, welche auch vermindert werden kann durch ewige Tierarztbesuche, Stüpfereien durch Blutentnahme und co. Ich lebe etwas mit dem Gedanken und der Motivation, dass die Aufgabe der TÄs nicht nur das (Be-)Handeln, sondern vielmehr das Erkennen und Begleiten ist. So kann manches Mal ein liebevolles Unterlassen einem intensiven Eingreifen überlegen sein.
    "Heilen manchmal, lindern oft, trösten immer."

  • -T3 und TSH wurden nicht gemacht. Mir scheint irgendwie im Kopf zu schweben, dass TSH bei Meerschweinchen nicht gemacht wird..!?!? Ich kenne es aber aus der Humanmedizin, dass normalerweise TSH, T3 und T4 zur Abklärung zusammen gehören.

    TSH wäre vermutlich interessant, eben auch weil die Diagnose widersprüchliche Züge hat und eine abweichende TSH Konzentration sehr viele verschiedene Auswirkungen auf den Körper haben kann. Aber es kann auch sein, dass dieser Wert bei Meerschweinchen gar nicht bestimmt werden kann.


    Diesbezüglich habe jetzt diesen Artikel von Laboklin gefunden. Laut diesem kann der TSH-Wert bei Meerschweinchen bisher nicht bestimmt werden.

    "Die Bestimmung der TSH-Konzentration ist im Humanbereich Parameter erster Wahl. Bei den Tierspezies ist TSH bisher allerdings nur bei Hund und Katze mittels validierter Testsysteme bestimmbar." (Laboklin)

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