Meerschweinchen Krankheiten / Gesundheit

Einschläfern - Ja oder Nein? Atemproblematik

Umgang mit kranken Schweinchen, Therapien, Medikamente und Heilungsverlauf.

  • Entschuldigt falls die eine oder andere Antwort schuldig geblieben bin. Nach einer semi-erholsamen Nacht mit viel Grübeln bin ich mir fast zu 100% sicher, dass es besser ist ihn heute gehen zu lassen. Ich möchte aber trotzdem noch die ausstehenden Fragen beantworten.


    Er hat für 2 Wochen das AB Nopil Sirup (Cotrim K) erhalten, bei welchem selten Resistenzen beobachtet werden. Gegen ein entzündliches Geschehen spricht zudem auch, dass er sonst keine Symptome irgendwelcher Art hatte (schlapp sein, Fieber usw.) sonder an sich immer fit gewirkt hat. Wenn ein Lungenflügel mehr oder weniger nachhaltig komplett „zerstört“ bzw. „Zu“ ist glaube ich nicht, dass er langfristig wieder der Alte wird oder zumindest wieder zu 80% gut atmen wird können.


    So verführerisch es sich anhören kann mit irgendwelchen Medikamenten ihm das Leben noch etwas zu verlängern und minim zu erleichtern habe ich das Gefühl, dass er sich schon länger etwas schwer tut. Wie gesagt kenne ich selber leider zu gut Atemnot und für mich persönlich ist es eine der schlimmsten Empfindungen, viele andere Schmerzen lassen sich kompensieren, aber das Gefühl dauerhaft zu wenig Luft zu kriegen ist furchtbar schlimm. Ich habe nochmal sehr viel nachgedacht und reflektiert in dieser Nacht, die ersten Anzeichen der verschlechterten Atmung hatte ich bereits im August gemerkt. Ich dachte dort tut er sich einfach etwas schwerer mit den hohen Temparaturen, denn jedes mal wenn diese etwas runterging verbesserte sich auch sein Zustand.


    Dazu muss man auch sagen, dass Thiago mein absoluter Spezialist im Verstecken von Unwohlsein ist, bei jedem anderen Schweinchen merke ich sehr schnell wenn etwas nicht in Ordnung ist, aber er kann unfassbar lange stoisch wirken weil er eben so gelassen und ruhig ist und viel Unwohlsein einfach überschläft.


    Die Tatsache, dass er wie eingangs erwähnt noch nie in seinem Leben der „leichteste“ Atmer war und immer wieder ein bisschen Probleme hat führt mich zu der Annahme, dass er angeboren vielleicht einfach nicht die besten Lungenkapazitäten hat. Andere könnten es vielleicht besser kompensieren, bei ihm geht es jetzt wohl nicht mehr.


    Ich werde ihn auf jeden Fall noch heute stationär besuchen und ihn nochmal vor Ort und hoffentlich mit einer gewissen Ruhe betrachten. Ich rechne aber damit ihn heute gehen lassen zu müssen…

  • Danke, Urfnip, dass Du trotz Deiner Sorgen ausführlich geantwortet hast!


    Ein Tier, dass nicht ganz offensichtlich nur noch leidet einschläfern zu lassen, finde ich sehr, sehr schwer. Aber es kann richtig und gut sein, ehe, das Leiden noch viel schlimmer wird. Und wie Du schreibst, sieht man ihnen teilweise auch nicht an, wie schlecht es ihnen geht.


    Ich wünsche Dir Kraft und Trost und dass Du unter dieser Belastung trotzdem gut und sicher hin- und herfahren und nicht selbst Schaden nehmen wirst! Und für Thiago wünsche ich das Beste - was immer das ist.

  • Ich hatte gerade ein längeres Telefonat mit der behandelnden Tierärztin und habe sie nochmal etwas ausgequetscht. Thiago war jetzt 3h ohne extra Sauerstoffzufuhr und war insofern „stabil“, aber stabil heisst in medizinischen Fachjargon eher „ringt nicht gerade ums Überleben“ und nicht „geht es gut“.


    Ich habe sie auch gefragt ob alternative AB oder Kombinationspräparate eine Möglichkeit wären. Sie meinte wenn dann nochmal Cotrim K und zusätzlich ein Depotantibiotikum was direkt gespritzt werden würde und 7 Tage wirkt, Doxycyclin, weiss nicht ob das jemand kennt. *Mia ich habe sie auch nach Theophyllin gefragt. Es hat halt ein eingeschränktes Wirkungsspektrum wo man nicht weiss ob Thiago das überhaupt helfen würde und wenn wäre das nur sehr kurzfristig.


    Tja, aber das alles nützt halt nichts wenn sich der Lungenflügel nicht zumindest ein wenig regeneriert und das ist genau der Punkt.


    Ich habe sie nach Erfahrungswerten in dem Bereich gefragt, sie meint viele haben sie bei Meerschweinchen nicht, aber viele von Kaninchen. Dort sei ihr kein Fall bekannt, wo der Zustand sich wieder gebessert habe, im Gegenteil sei es entweder auf dem schlechten Zustand geblieben oder schlechter geworden.

    Bei Obduktionen seien diese Lungen dann oft noch viel gravierender vernarbt und verhärtet als man von den Röntgenbildern erahnen konnte.


    Das war für mich, so furchtbar schwer es mir gerade fällt und so heulend ich gerade das hier verfasse, ihn erlösen zu lassen, da es leider wohl keine Aussicht auf Besserung gibt. Ich halte noch kurz Rücksprache mit meinem Freund ob er dabei sein will/kann, dann wird er je nachdem nach dem Mittag oder am Abend erlöst. Ich gehe aber natürlich vorbei und mache mir selber nochmal ein Bild von der Lage aber es sehe unverändert aus zum Wochenende ohne Sauerstoffbox :(

  • Wir denken alle an thiago und euch in diesen schweren Stunden.♥️

    Das doxy kenne ich, das gab es hier die letzten Jahre häufiger weil es ja z.b. das retardon nicht mehr gibt. Das doxy war hier stets gut verträglich und poldi bekommt es ja auf Lebenszeit und das schon ein paar Monate...

  • Ich habe noch eine vermutlich etwas doofe Frage… wenn es zur Einschläferung kommt, wovon ich zu 90% ausgehe sobald ich ihn gesehen habe… ich wollte eigentlich in seinen letzten Minuten dabei sein, reagiere aber andererseits sehr sensibel bei „unschönen“ Bildern, die sich mir jahrelang einbrennen. Als Möndli z.B. auf dem Weg zum Tierarzt verstarb kann ich mich noch genau daran erinnern wie ich sie habe immer wieder zusammenzucken sehen und ich dann auf einmal das „Erschlaffen“ und letzte Rascheln gehört habe (war ja am Fahren). Diese Erinnerung plagt mich noch bis heute.
    Wie ist es bei einer fachgerecht durchgeführten Einschläferung, muss hier viel mit Spasmen usw. Gerechnet werden? Entleert sich da noch die Blase spontan?… ich weiss das klingt furchtbar was ich frage aber ich will abschätzen können ob ich das psychisch ertragen kann. Sehen will ich es eigentlich nicht, aber gleichzeitig will ich diesen letzten Liebesdienst an Thiago erweisen ;(

  • Da habe ich leider zu viele Erfahrungen damit.


    Das geht in 2 Phasen vor.

    Das erste, ist eine extrem starke Beruhigungsphase, wo das Tier schläft, atmet aber nichts mehr wahrnimmt (Narkose-ähnlich).

    Es ist also stark sediert.

    Erst dann, wenn Du das ok gibst, kommt die 2. Phase, was die Atmung lähmt, abbricht. Da hört man manchmal einen letzten Atemzug, manchmal auch nicht.


    Das ist bei grossen und bei kleinen Tieren so.


    Und lass einfach laufen, die TA's kennen das; die tollen TA's lassen Dich danach alleine mit dem Tier, wenn Du das möchtest.


    Ach Mensch, fällt mir auch grad wieder schwer .....

  • @ urfnip, ich war bei der Narkose von Flauschi dabei und habe sie in ihrem kuschelsack dann gehalten und gestreichelt. Bei der letzten Spritze bin ich allerdings raus. Das hätte ich nicht ertragen. Nach der Spritze bin ich wieder zurück und konnte mich in aller Ruhe verabschieden. Sie lag sehr friedlich da.


    Flauschi war ja auch 6 Tage in der Tierklinik mit Sauerstoff etc. Und letztendlich brachte nur nur Biopsie das Ergebnis eines Lungentumors.

    Bitte fühle dich gedrückt. Es tut mir so unendlich leid für Thiago.

  • Es tut mir so leid!!! ;(

    Ich habe es leider vor vielen Jahren einmal erlebt, vielleicht läuft es heute anders ab, aber sicher nicht schlimmer.

    Er bekam eine Spritze, wurde dann auf meinem Arm langsam sehr müde und schlaff und schlief ein. Dann hörte ihn der Arzt ab und gab ihm danach eine letzte Spritze ins Herz. Keine Krämpfe, keine Entleerung.


    Ich wünsche dir viel Kraft!

  • Ich finde die Frage überhaupt nicht doof und habe sie mir selber gestellt, weil ich auch Angst hatte zuletzt schlimme Bilder im Kopf zu haben. Die Sorge war aber komplett unberechtigt.


    Gizmo wurde mit einer Überdosis Narkosemittel eingeschläfert. Das lief so ab: er bekam zunächst eine normale Dosis der Narkose, sodass er ruhig eingeschlafen ist. Als er komplett narkosiert war, bekam er eine weitere Dosis, wodurch sein Herz langsam aufhörte zu schlagen. Es kann wohl nochmal zu einer Entleerung kommen, aber meine Tierärztin hat ihn so gelegt, dass ich an seinem Kopf war und blieb selbst an der anderen Seite, sodass ich es nicht gesehen hätte. Sie hörte dann mehrmals nach dem Herzschlag und gab mir Bescheid, als es vorbei war. Dabei lag er die ganze Zeit auf einer kuscheligen Decke, die ich für ihn mitgenommen habe.


    Insgesamt lief alles sehr friedvoll ab und ich konnte ihm die ganze Zeit ganz nah sein und mich auch danach in Ruhe verabschieden.

  • Das sind diese Momente wo ich mir echt denke wieso ich auf diese blöde Idee gekommen bin mir Haustiere zu halten… danke für eure Schilderungen, vermutlich werde ich es spontan entscheiden. Mein Freund hat auch den Punkt angebracht dass es besser sein kann das Tierchen noch in „gutem“ Zustand zu sehen und der Anblick des Leblosen auch schockieren kann wobei ich sagen muss, dass mich das bei Möndli weniger verstört hat als das Sterben selber.

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