Hallo zusammen,
ich hatte gehofft, so einen Beitrag nie erstellen zu müssen und entschuldige mich bereits jetzt dafür, dass es voraussichtlich etwas länger wird.
Wie vielleicht ein paar schon wissen, habe ich zwei Frühkastrate zuhause.
--> Innenhaltung, aktuell (noch) ca. 3.8 qm, absolut keine optimale Alterskonstellation (beide geb. ca. Dezember 2019), mangelnde Sozialisierung - habe ich damals verbockt. Auf Anraten des Forums haben wir vor längerer Zeit einmal zwei Gruppen versucht und zwei Weibchen aus einer Notstation geholt, die jeweils der Sozialisierung dienen sollten - ging vollkommen in die Hose, speziell bei Linus und seiner Dame, die meinem Empfinden nach viel zu dominant war. Zwei Gruppen wären jetzt aber auch mit unserem neuen Gehege (damals waren wir noch doppelstöckig unterwegs, jetzt nicht mehr) nicht mehr realisierbar. Da die beiden zusammen aber immer funktioniert haben und - unübertrieben - goldharmonisch waren, haben wir das alles wieder resettet und das Duo so belassen, wie es war.
Leider haben aber auch uns die Sorgen um unsere zwei Knödel die letzten Monate kaum durchatmen lassen.
--> Linus hatte bereits die zweite, wirklich kritische Aufgasung in diesem Jahr, wir haben wochenlang mit Medikamenten gekämpft. Es ist bis heute fraglich, warum der Genesungsprozess bei ihm überhaupt so lange gedauert hat - die meisten Aufgasungen lösen sich ja deutlich schneller. Nun sind wir derzeit beim Ausschleichen der Medikamente und ab morgen eigentlich bei der vollständigen Absetzung angelangt. Wir haben es zwischenzeitlich sogar mit einem Magenschutz versucht. Linus gast bereits jetzt schon wieder auf - meine Tierärztin (Meerschweinchenspezialistin, hat sogar ihre Doktorarbeit über diese tollen Lebewesen geschrieben - vertraue ihr zu 100 %) hat nun angedeutet, dass wir uns jetzt wirklich darüber unterhalten müssen, welche Problematik bei Linus vorliegen könnte, die das verursacht. Sie hatte mal den Verdacht, dass er Luft schluckt (wie bspw. durch Zahnprobleme oder verengte Atemwege), konnte aber keine Ursache finden. Der nächste Schritt ist nun, ihn mal zu schallen.
--> Dexter hatte kürzlich wieder Flüssigkeit im Brustkorb (bereits Thoraxerguss im August 2020) und wurde entwässert. Er hat nach wie vor einen undefinierbaren Schatten in der Herzgegend und hat - Stand jetzt - 5 Knoten am Körper, die regelmäßig kontrolliert und in der Vergangenheit auch bereits punktiert wurden (Narkose hält meine Tierärztin für wirklich kritisch bei ihm). Ohne Ergebnis. Darüber hinaus ist Dexter blind - es wurde mal eine Zeit lang spekuliert, ob er vielleicht nicht doch noch Licht -und Schattenverhältnisse erkennen kann, aber zwischenzeitlich ist die Linsentrübung so weit fortgeschritten, dass es auch keinerlei Pupillenreaktion mehr gäbe. Ich muss aber sagen - ich finde, er kommt wirklich gut damit zurecht. Er stößt nirgends dagegen und bewegt sich auch so nach meinem Empfinden zwar vorsichtiger als zu Beginn, aber doch schon recht frei.
Und nun zu meiner eigentlichen Problematik:
Bereits vor Monaten hat Linus angefangen, Dexter massiv zu attackieren. Ich sage bewusst attackieren, weil das kein Spaß und keine leeren Drohungen waren. Er hat ihn aktiv x-mal in der Stunde bedroht und verbissen. Dexters Po war übersäht von Wunden, wir sind mit der Wundversorgung kaum noch hinterhergekommen. Im Anschluss hieran hat sich die zweite, schlimme Aufgasung gezeigt, die Linus` massive Aggressivität für mich erklärt hat. Ab dem Tag, als es Medikamente und Schmerzmittel gab, hat er aufgehört, ihn so schlimm anzugehen. Viele Schweinchen ziehen sich bei Krankheit ja eher zurück, bei Linus schlägt das in das genaue Gegenteil um. Das war bereits bei der ersten Aufgasung im März so.
Was allerdings bis heute nicht aufgehört hat, geht für mich allmählich in Richtung Mobbing. Er schleicht sich oft von hinten an, beißt ihm einmal kräftig in den Po und rennt sofort weg, sobald Dexter anfängt zu schreien. Und ja - er schreit. Das ist kein Quiecken mehr. Mein Partner und ich hatten Nächte, in denen wir senkrecht im Bett saßen und wirklich gedacht haben, jetzt ists vorbei. Wir haben büschelweise Dexter-Haare im Gehege rumfliegen gehabt... Was haben wir also gemacht... Unser Gehege ist nun seit 3 Wochen 24/7 kameraüberwacht und ich kann auf dem Handy immer und überall alles sehen. Was ich auf dieser Kamera zum Teil gesehen habe hat mich schon fast dazu getrieben, von der Arbeit nachhause zu rennen. Linus beißt ihn ohne jede Vorwarnung, ohne vorheriges Anklappern - einfach so. Dexter schreit wirklich brutal - ich vermute, das hat sicher (auch) etwas damit zu tun, dass er nichts sieht und sich zu Tode erschreckt. Er schreit teilweise bis zu 30 Sekunden nach dem "Übergriff" und lässt sich kaum beruhigen. Wir haben schon in Frage gestellt, ob mit Dexter etwas nicht stimmt. Jedoch entdecken wir nach jedem "Schreianfall" eine neue Wunde und eine neue Kerbe an ihm. Gestern im Freigehege hat er plötzlich so laut geschrien und dabei den Kopf schräg gehalten, dass ich an einen Schlaganfall o. Ä. gedacht habe - was ich gefunden habe war allerdings eine neue, blutige Wunde IN (ich frage mich, wie Linus dahin gekommen ist) seinem Ohr.
Ich weiß, dass das total umstritten ist, und dennoch habe ich es versucht - ich habe das Gehege Montag auf Dienstagnacht das erste Mal abgetrennt. Mit einem Gitter, durch das sie sich sehen und riechen können. Zunächst einmal nur in der Nacht, weil ich wollte, dass Dexter wenigstens hier mal etwas zur Ruhe kommen kann. Morgens hab ich das Gitter wieder weggetan. Die Kameraaufnahmen haben dann gezeigt, dass Linus ihn wieder gebissen, verjagt und drangsaliert hat. Also habe ich das Gitter mal etwas über 24 Stunden drin gelassen und gehofft, dass sich das so vielleicht einfach ein bisschen "entzerrt". Ich habe sie gestern draußen im Freigehege zusammengesetzt. Es hat keine 20 Minuten gedauert, dann ist das mit dem Ohr auch schon passiert... Ich weiß, dieses zeitweise Trennen ist nicht gerne gesehen, aber ich wollte es versuchen, weil ich vor einer "zu langen" Trennung etwas Bammel hatte.
Leute - wir haben keine Ideen mehr. Wir sind mit unserem Latein am Ende und ich stehe kurz vor der Auffassung, dass das mit den beiden nicht mehr funktioniert. Ich hoffe jetzt einfach noch auf Erfahrung oder einen Rat von euch... Wenn ich einen abgeben müsste, diese Vorstellung bricht mir das Herz (auch wenn ich es zu ihrem Wohl natürlich tun würde, wenn es keine Lösung mehr gibt). Das Problem ist aber vor allen Dingen, dass ich nicht wüsste, wohin ich einen der beiden mit einem ansatzweise guten Gewissen geben könnte. Ich sehe kaum noch Optionen und Auswege und war in meiner gesamten Haltung wirklich noch nie so verzweifelt...
PS: Ich hänge unten mal zwei Bilder an, einmal Dexters neue Ohrverletzung und eins, das ich aus einer Kameraaufnahme ausgeschnitten habe. Linus ist der helle - ca. 3 Sekunden später hat er zugebissen. Er steht oft sekundenlang regungslos direkt an seinem Hinterteil, beißt dann schnell zu und rennt oft danach sofort weg. Manchmal bemerkt Dexter das auch und sitzt dann nur noch wie versteinert da, als würde er wissen, was gleich passiert.
Ich möchte aber einfach auch noch nicht aufgeben...
LG
Celine