Meerschweinchen Vergesellschaftung

Zwei Junge Böcke - Gruppe bilden?

Tipps und Hilfe rund ums Vergesellschaften von Meerschweinchen

  • Hallo Zusammen. Wir haben kürzlich und ganz unerwartet zwei, ca. ein Jahr alte Meerschweinchen-Männchen (Geschwister) übernommen. Das Gehege verfügt über 2 qm und wir noch mit einer 2.Etage ausgestattet und kann ggf. noch etwas vergrößert werden. Nachdem wir uns mit der artgerechten Haltung auseinander gesetzt haben, sticht nun ein Thema hervor, welches wir scheinbar nicht erfüllen können... Die Gruppenhaltung! Da es zwei Böcke sind, müssten wir ja lt. dem, was man so liest, mind. 6 Weibchen dazu setzen - oder? Leider haben wir nicht genug Platz für acht Schweinchen. Wir würden max. 5 halten können/wollen... Gibt es vielleicht jemanden mit Erfahrung zur Haltung von zwei Böcken und drei Weibchen? Oder macht es Sinn noch einen erwachsenen Bock dazuzusetzen- Thema Erziehung? Ich finde es total traurig, wenn wir den beiden kein soziales Gruppenleben ermöglichen könnten. Lieben Dank schonmal und viele Grüße

    Ben & Sarah

  • Erstmal herzlich willkommen im Forum!

    Schön, dass Ihr euch bereits informiert habt und euch noch zusätzlichen Rat hier im Forum holt.


    Da es ja schon Recht spät ist, und ich nicht weiß, wer noch online ist, schreibe ich ein paar Gedanken dazu. Ausführlichere antworten kommen bestimmt noch.


    2 Männchen und 3 Weibchen wird leider höchst wahrscheinlich nicht funktionieren. Es gab bereits einige Versuche, was aber zu sehr viel Stress und auch Verletzungen der Tiere geführt hat. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber ich empfehle nicht, es zu versuchen.


    Wenn es euch möglich ist, das Gehege auf 4qm auf einer Ebene zu erweitern würde ich empfehlen, dass ihr in einer Notstation oder einem seriösen Züchter nach zwei geeigneten Kastraten fragt. Drei Böcke geht leider oft schief, weil einerseits einer immer das dritte Rad am Wagen sein kann, und zwei sich gegen einen verbünden können.

    Dazu muss man natürlich sagen, dass sivh Kastraten Gruppen auch nach Jahren des friedlichen Zusammenlebens verkrachen können, und getrennt werden müssen.


    Ich würde euch empfehlen, die beiden Böcke kastrieren zu lassen. Das dient dazu, dass es sein kann, dass einer oder mehrere sich nicht mehr mit anderen Herren verstehen können und somit keine 6 Wochen Kastrationsfrist absitzen müssen, bis sie zu einem Weibchen können.


    Natürlich könnt Ihr auch zwei Gruppen machen und jeden nach 6 Wochen Kastrationsfrist ein oder zwei Weibchen geben (mindestens jeweils 2qm Platz).


    Die andere Alternative wäre natürlich es bei einer Zweiergruppe zu belassen. Diese können zwar öfter friedlich bleiben, ist aber meiner Meinung nach nicht empfehlenswert, da den beiden einfach ein Erzieher fehlt. Das hattest du ja bereits angesprochen. Denn dann würden sie halt nie lernen wie man richtig miteinander kommuniziert oder Konflikte gewaltfrei löst. Und das führt zu Problemen, wenn ein Tier stirbt und ein neues dazu kommen soll.

  • Herzlich Willkommen hier im Forum!

    Wir habe die aktuelle Gruppe vor einigen Jahren mit 2 Brüdern angefangen. Ich wollte ihnen auch die Möglichkeit geben, in einer größeren Gruppe zu leben, kann also Euer Anliegen sehr gut verstehen. Aber ... dazu gibt es viel zu bedenken.


    Mit 3 Weibchen wird es mit ziemlicher Sicherheit komplett schiefgehen. Das würde ich gar nicht erst versuchen! Böckchen müssen lernen in Gruppen mit Weibchen und mehreren Männchen zusammenzuleben und auch dann kann es irgendwann doch noch zu anhaltendem Streit kommen. Zudem müssen es in der Regel deutlich mehr als 3 Weibchen auf 2 Böckchen sein.


    Und egal wie Ihr die Gruppe erweitern würdet, wäre Euer Gehege zu klein. Eine Grundfläche von 2qm ist maximal für 2 Böckchen ausreichend - zumindest wenn sie noch eine große Etage haben. Aber bei Streit - und der kann immer mal vorkommen und am Anfang auch über Wochen gehen - müssen sie Platz zum Wegrennen haben. Dafür reichen 2qm m.E. nicht.


    Man kann bei Meerschweinchen nie mit Sicherheit sagen, was gelingen würde und was nicht, aber oft sind bei Böckchen Zweiergruppen am ehesten harmonisch und dauerhaft friedlich. So schön eine größere Gruppe ist, würde ich das nur angehen, wenn Ihr mindestens 5qm auf einer Ebene (und ggf. noch zusätzlich eine große Etage) bieten könnt. Dann könntet Ihr es mit 2 geeigneten erwachsenen Böckchen versuchen.


    Dennoch wären leider die Aussichten, dass es gut geht eher mäßig. Es würde dann sehr stark vom Wesen und Erfahrungshintergrund der Tiere abhängen und wie Ihr sie unterstützen könnt.

  • HannaM war schneller als ich beim Absenden. ;-)


    Daher will ich zu Ihrem Beitrag ergänzen:


    Idealerweise würden alle Meerschweinchen in einer Gruppe mit 1 Böckchen und ein paar Weibchen leben und dürften sich fortpflanzen wie es ihrer Natur entspricht. Da das aber nicht sinnvoll möglich ist (wo sollten die ganzen Jungen hin ...) muss man Kompromisse machen. Böckchen, die mit Weibchen zusammenleben, müssen kastriert werden und die Weibchen können keine Jungen haben, was des öfteren zu gesundheitlichen Problemen führt. Zudem müssen viele Böckchen mit anderen Böckchen also ohne Weibchen leben, da es bei ungefähr gleicher Anzahl von Männchen und Weibchen durch die Gruppen aus 1 Böckchen + mehrere Weibchen einen Überschuss an Böckchen gibt.


    Wegen dieses Böckchenüberschusses ist es m.E. auch nicht sinnvoll, schon am Anfang zu planen, dass man nach dem Tod einer der beiden Tiere, dem anderen ein Weibchen holt. Auf diese Art hätte jeder Halter maximal ein paar Jahre eine Bockgruppe und würde dann für immer auf eine Gruppe aus Männchen + Weibchen wechseln. Das würde den überzähligen Böckchen weitere Möglichkeiten auf ein Zuhause verbauen.


    Und zum Erzieher: Ja, der wäre gut, wenn es möglich wäre. Aber erstens gibt es das Platzproblem und zweitens haben die Jungs mit rund 1 Jahr ohnehin schlechte Aussichten auf eine tiefgreifende gute Prägung durch ein anderes Böckchen. Zudem gibt es ohnehin nur wenige Böckchen, die dazu fähig wären. Selbst ein Böckchen, das bei einem Züchter Babyböckchen betreut, hat nicht unbedingt die Fähigkeiten und Erfahrung zwei fast erwachsene Böckchen anzuleiten und zu formen.


    Langer Rede kurzer Sinn: Ideal wäre etwas anderes, aber wenn Ihr Euch um die beiden bemüht, können sie zu zweit ein schönes Leben bei Euch führen. Und wenn dann irgendwann einer stirbt, kann man immer noch versuchen, ein anderes passendes Böckchen für ihn zu finden.


    Meine Erfahrung ist bisher, dass auch Tiere ohne Erzieher andere Schweinchen durchaus verstehen können. Die Frage scheint mir eher zu sein, ob sie mit einer Situation überfordert sind, Angst haben, zu lange nicht nachgeben wollen usw. Damit sage ich nicht, dass ein Erzieher nicht hilfreich sein könnte. Es geht m.E. hier um das Sinnvolle in einer gegebenen Situation.

  • Ich mische mich jetzt hier doch mal ein. Seit ihr Neulinge in der meerschweinchenhaltung? Ich würde jetzt auch nicht dazu raten zu den 2 böckchen (sind sie kastriert?) Weibchen dazu zu setzen. Ich selber hatte früher auch 2 böckchen die harmonisch (obwohl sie gleich alt waren) zusammen lebten. Auch hatte ich mal eine 5er Gruppe mit 2 kastraten und 3 Weibchen. Wobei 1 kastrat mit seiner "frau" und Tochter zu meinem kastraten plus Weibchen zog. Es gab nie Streit zwischen den kastraten, wohl auch weil da 2 Weibchen die dominanteren waren. Warscheinlich hatte ich da einfach glück und möchte es auch nicht empfehlen. Laßt die beiden erstmal ankommen und lernt auch kennen.

  • Hallo und herzlich willkommen!

    Die zwei Brüder leben wahrscheinlich seit ihrer Geburt schon zusammen. Hast du den Eindruck, es gibt Stress, oder harmonieren sie miteinander?


    Wenn letzteres, dann würde ich bei eurem Platzangebot sie zu zweit lassen und vorausschauend schon mal beide kastrieren. Da leider nie beide gleich lange leben, kann später der überbleibende dann zeitnah (ohne lange Kastrationsfrist) mit einem/mehreren Weibchen zusammenziehen, oder wieder einen neuen Böckchenfreund bekommen.


    Wenn ihr auf mind 4qm auf einer Ebene erweitern könnt, wäre es auch möglich, 2 weitere Böckchen dazu zu nehmen. Da müsstet ihr allerdings sicher sein, dass sie wirklich geeignet sind für Bockgruppen und Erziehung von jungen Böckchenpaaren.


    Wir hatten anfangs die gleiche Situation: Wir haben zwei Brüder übernommen. Sie waren zeitlebens beste Freunde, es gab nie Unstimmigkeiten. Nachdem einer leider starb, kam ein neuer kleiner dazu, und es wurde wieder sofort die ganz große Liebe. Bis dahin wussten wir gar nicht, dass Bockpaare -noch dazu unkastriert- schwierig sind, wollten es mit diesem Wissen dann aber besser machen. Der nächste Nachfolger war dann kastriert und angeblich "gut mit Böckchen sozialisiert". Wir haben drauf vertraut, aber leider hat der Neue den Alten nach ein paar Tagen überall vertrieben, womit der Alte gar nicht klarkam, weil er ja nur absolut friedliches und freundliches Miteinander kannte. Der Neue bekam dann zwei kleine Mädels, die ihn dann "erzogen";).


    Ich wünsche euch eine gute Entscheidung!

  • Hallo,


    Ich hatte damals auch mit einem Bockduo angefangen und immer den Wunsch, es zu vergrößern (allerdings mit weiteren Böcken)

    Verstehe euch also ebenfalls sehr gut.


    Ich habe es nie gemacht, da Böcke, die nur zu zweit aufgewachsen sind, meist nicht gut genug sozialisiert sind für eine einfache Gruppenvergrößerung. Also natürlich kann es gut gehen, aber die Wahrscheinlichkeit ist eben schon erhöht, dass es schief geht und dann hat man dann zwei Gruppen.

    Eine Vergrößerung mit 3 Weibern würde, wie schon von den Vorrednern erwähnt, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schief gehen.


    Für einen Erzieherbock halte ich es ebenfalls etwas zu spät. Aber das ist jetzt auch nicht dramatisch: die meisten Rappelphasen haben die beiden durch und die letzte schafft ihr auch noch. :)

    Und sollte mal nur ein Bock übrig bleiben, kann man den übrig gebliebenen relativ einfach mit Mädels vergesellschaften (wenn er kastriert ist). Es ist theoretisch auch möglich, auch für einen schlecht sozialisierten, unkastrierten Bock einen anderen passenden Bock als Partner zu finden, aber das kann zur Suche nach der Nadel im Heuhaufen werden.


    Ich hatte bei meinen Duos übrigens trotzdem den Eindruck, dass die auch zu zweit ganz gut unterhalten waren.


    Ich würde die Bockhaltung daher auch nicht als "Haltung zweiter Klasse" oder so etwas bezeichnen wollen. Ganz klar gibt es Böcke, die sich in einem Harem wohler fühlen würden, aber es gibt auch Böcke, die fühlen sich in Herrengesellschaft genauso wohl.


    Vielleicht könnt ihr ja das Gehege noch ein wenig vergrößern, dann gibt es auch für euch mehr zu gucken :)

  • Hallo und willkommen!


    wie oben schon erwähnt, ist die einfachste Lösung es bei dem Bockduo zu belassen. Auch wenn größere Gruppen mehr Abwechslung bieten, kann eine Gruppe aus zwei Böckchen ebenfalls spannend für dich als Halter sein.


    Zwei meiner Kastraten habe ich als Duo übernommen und sie lebten bei mir bis letzten Herbst auch noch überwiegend zu Zweit. Die Beiden sind richtig gute Kumpels und gingen bei mir mehrmals täglich auf Entdeckungstour im Wohnzimmer (mein Gehege steht dauerhaft offen). Das war total niedlich mit anzusehen, wie sie miteinander kommunizierten und wie interessiert sie an Allem waren, was die Menschen machten.


    Mittlerweile sind sie genug mit ihrer Gruppe beschäftigt, aber ich denke gerne daran zurück.


    Kurz gesagt: Zwei Böckchen solltest du genug Anregung geben (z.B. Auslauf, Kunststückchen beibringen, Futterspiele etc.) damit sie sich nicht langweilen, aber dann kannst du sehr viel Freude mit Ihnen haben und hast die Möglichkeit eine enge Bindung zu ihnen aufzubauen.

  • Hallo ihr Lieben, ich danke euch für die schnellen und sehr ausführlichen Antworten und Tipps. Vielleicht erläuterte ich noch den Vergangenen ein bisschen. Die Beiden kamen vor ca. 4 Wochen zu uns - eigentlich sollten wir nur 2 Wochen, während des Urlaubs der Familie mit zwei Kindern (6, 10) um die Schweinchen kümmern. Ich war total aus dem Häuschen über den Besuch - denn eigentlich wünschte ich mir auch ein Haustier. Ich komme da aber leider nie auf nem Grünen Zweig, weil ich kein Tier einsperren will und ich immer an einen Punkt kam, das Gefühl zu haben, dem Tier nicht gerecht werden zu können. Und ja...Katzen würden gehen - die sind aber voll doof!!!


    Die Schweinchen kamen mit einem neu gekauften, offenem Klippsystem-Gehege bei uns an (nach Anleitung aufgebaut ca. 145x75). In ihrem eigentlichen Zuhause lebten sie in einem offenen Aquarium - noch viel kleiner (weiß die Maße nicht). Es war ein Häuschen, ein Holztunnel und ein kleines Heudings dabei. Ich habe dann nach und nach angefangen, weitere Tunnel und eine weitere Ebene zu bauen - aber die hatten sooo wenig Platz! Dachte schon - oh Gott, bald müssen die wieder in das kleinere und haben nix zum Klettern etc.! Und dazu kommen die Kinder, die die Schweinchen einfach raus nehmen und die dazu Kreuz und quer durch das "Gehege" jagen! Das Tat mir so in der Seele weh. Noch dazu kommt, dass ich nen Haufen gekauftes Trockenfutter mitgeliefert bekommen habe und das wohl mit ein paar wenigen Ausnahmen die Haupt Futter Quelle war.


    Nunja - ich hab sie nun langsam auf frisches Futter umgestellt und gehe fast jeden Tag sammeln - Kräuter und Salat, Gurke und Möhren gibt's noch oben drauf!


    Am Wochenende haben wir erfahren, dass die Familie die Schweine eigentlich gar nicht wieder haben mag - die Kinder kümmern sich nicht gut und den Eltern ist es wohl zu viel Arbeit! Also behalten wir sie!! Verliebt haben wir uns eh schon und sie wurden mit jedem Tag zutraulicher - fressen mittlerweile aus der Hand und lassen sich dabei anfassen :)))


    Nun haben wir das Gehege weit möglich ausgebaut - Grundfläche aktuell 2,8 qm - 2 m Diagonale zum Flitzen! Und es kommt noch eine Etage mit ca. 1,5 qm hinzu!


    Wir spielen nun mit dem Gedanken, einen Bock - in wirklich gute und ausgesuchte Hände - abzugeben und dann drei Weibchen aus einem Tierheim zu einem Bock dazuzusetzen. Hat jemand Erfahrung mit Tierheimschweinchen? Im Grunde lieben wir die beiden und natürlich wird uns das nicht leicht fallen - aber wenn es im Sinne der Tiere ist, wird es gehen. Und das ist so die Frage!?? Die beiden sind sich eigentlich die ganze Zeit nur am Fetzen und sonst beschäftigen die sich kaum miteinander. Nur ganz wenig gemurmel untereinander. Meint ihr für die Beiden ist es schlimm, wenn man sie trennt? Ich würde aus dem Bauch sagen - Nein ist es nicht!? Ich denke, dass ein Gruppenleben, so wie sie es instinktiv machen - also der kleine Harem, gehört für die Schweinchen zum rundum glücklichsein einfach dazu! Und ich würde ihnen das so gerne möglich machen...


    Bitte entschuldigt den langen Text - ich freue mich über jede Antwort.


    Viele Grüße

  • Und das ist so die Frage!?? Die beiden sind sich eigentlich die ganze Zeit nur am Fetzen und sonst beschäftigen die sich kaum miteinander. Nur ganz wenig gemurmel untereinander. Meint ihr für die Beiden ist es schlimm, wenn man sie trennt?

    Was genau meinst du denn mit "Fetzen"?

  • Es sieht sehr nach Ranggehabe aus - jagen sich, grurren, klappern mit den Zähnen und wackeln sich mit dem Popo an - das nennt man glaube ich brommseln. Ab und zu werden die auch mal handgreiflich...

    anhand dessen würde ich nicht davon ausgehen, dass sie sich langfristig verstehen, aber ich bin nicht die fachfrau bei dem Thema.


    solltest du sie trennen wollen, würde ich beide kastrieren lassen. dann können sie gemeinsam ihre 6 wochen kastrationsfrist absitzen. in der zeit kannst du in aller ruhe ein zuhause für einen der beiden suchen und die passende weibliche gesellschaft für den der bei euch bleiben soll

Ähnliche Themen wie Zwei Junge Böcke - Gruppe bilden?