• Hallo,

    ich bin neu im Forum und wir haben zwei Meerschweinchen-Böckchen. Sie heißen Cookie und Bounty. Beide sind knapp 3 Monate alt. Sie sind vermutlich Brüder und verstehen sich eigentlich gut. Da es unsere ersten Meerschweinchen sind, haben wir noch keine Erfahrungen. Cookie wiegt knapp 40g weniger. wir haben gemerkt ,dass er von Bounty oft unterdrückt wird. Auch beim Fressen nimmt Bounty ihm alles weg ,was Cookie von mir kriegt. Cookie traut sich inzwischen gar nicht mehr etwas zu fressen ,wenn Bounty auch nur in der Nähe ist. Habt ihr eine Idee wie wir Cookie helfen können? Welches Futter hat viel Kalorien oder Fett? Wie können wir Bounty zeigen dass Cookie auch fressen darf? Danke schon mal im Voraus für eure Antworten ;).


    Liebe Grüße Helmut

  • Hallo Helmut,


    willkommen und entschuldige bitte, dass mein Text länger wird, denn hier gibt es gleich mehrere Baustellen.


    Zunächst einmal möchte ich gern wissen was und wieviel ihr jeden Tag füttert. Falls ihr es nicht einschätzen könnt, nehmt bitte eine Küchenwaage und Wiegt die nächste Portion mal.


    Und jetzt zum wahrscheinlich eigentlichen Problem. ich erzähle erst einmal etwas über Meerschweinchen allgemein.


    Meerschweinchen werden zwar komplett fertig mit Fell und Zähnen geboren, wissen aber eigentlich gar nichts. Während viele Tiere mit Instinkt quasi auf die Welt kommen, wissen Meeris nur, dass alles was von oben kommt Angst macht. Sie müssen lernen was sie fressen können, wie man sich verständigt und wie man Konflikte löst. Dieses Wissen erlernen sie aber nicht in den ersten 4 Wochen von mama, sondern bis sie 1,5 Jahre alt sind. Erst dann sind sie vollständig ausgewachsen und gelten auch mental als erwachsen. Wichtig sind hierbei die Rappelphasen, welche man mit der Pubertät vergleichen kann. Junge Meeris stänkern dann bei den älteren artgenossen, versuchen ihren platz in der rangordnung auszufechten und bekommen von den erwachsenen artgenossen gezeigt wo die grenzen sind.


    In eurem Fall bedeutet das jetzt. Ihr habt da zwei kleine Kinder seit wahrscheinlich shcon ein Paar wochen in einem Käfig oder Gehege zusammen sitzen, die ihr eigenes Ding machen. Sie erlernen eine eigene Kommunikation, sie fechten ihre Differenzen auf ihre Weise aus und werden asozial. Für eine spätere vergesellschaftung mit anderen Tieren kann das zum beispiel bedeuten, dass sie die anderen tiere schlichtweg nicht verstehen, panisch werden, agressiv bis verletzend werden. jetzt unternander kann es von unterdrückung bis zu blutigen konflikten führen, weil da eben keine erwachsenen Meeris sind, die die jungspunde einbremsen.


    Das ist auch genau das problem denke ich. Bounty hätte gar keine chance cookie das fressen streitig zu machen und ihn fort zu jagen, weil in einer gut sozialisierten gruppe sofort die älteren einschreiten würden und bounty zurecht weisen würden. so kann er machen was er will. Bockgruppen sind nicht leicht und nicht für anfänger geeignet. Das sehen wir hier leider immer wieder. da gehört sehr viel dazu damit umgehen zu können. Am besten kombiniert man ein duo mit einem erwachsenen kastrat und einen frühkastrat. da ich davon ausgehe, dass beide unkastriert sind, macht es das jetzt leider auch nciht einfacher. ich lass die infos jetzt aber erstmal so stehen, ihr denkt drüber nrach und wenn fragen sind, ihr Hilfe braucht, einfach schreiben

  • Herzlich Willkommen und gut, dass du dich hier an uns gewandt hast! Das ist schon mal ein toller Schritt und zeigt, dass du alles möglichst richtig machen willst. Ich gebe Letty vollkommen recht, so dass es hier leider nicht darum geht, dem unterlegenen Schweinchen kalorienreichere Nahrung zu geben. Die Gruppe benötigt dringend ein Erzieherschweinchen. Und eine reine Böckchen-Gruppe ist für Anfänger äußerst herausfordernd. Wie groß ist das Gehege und wie hast du es gestaltet, wenn ich mal fragen darf? Platz ist nämlich auch ein sehr wichtiger Punkt, den Anfänger oft unterschätzen (wir oft auch früher!!) .

  • Wir füttern Morgens ein Schälchen getrockneten Löwenzahn und ein Schälchen mit Gemüse (manchmal ist auch noch ein Obststückchen dabei). Dazu kommt über den Tag die eine oder andere Erbsenflocke.


    Liebe Grüße Helmut

    Also den getrockneten Löwenzahn würde ich weg lassen. keine getrockneten Kräuter bringen den Tieren irgendwas gutes. Dann geht lieber in den Supermarkt, kauft ein töpfchen Petersilie, Basilikum oder frischen Dill. Damit tut ihr den beiden wirklich etwas gutes :)


    Ein "Schälchen Gemüse" ist leider nicht die Antwort, die ich haben möchte. Ein schälchen Romanasalat wiegt zum beispiel 50g, ist aber voll, ein Schälchen Morhrrüben hingegen sind 400g. Bitte mal aufschreiben was für gemüse und wie viel? Das Gewicht. Pro Meerschweinchen rechnet mal übrigens etwa 300g Gemüse/Salat. Jungtiere wie eure, brauchen aber noch mehr, weil sie schnell wachsen.


    Man sollte immer so viel füttern, dass kurz vor der nächsten mahlzeit noch reste von der letzten Mahlzeit drin liegen.


    1x am tag ein schälchen frischfutter erscheint für mich jetzt erst mal viel zu wenig.

  • Welche Meerschweinchen eignen sich jetzt in dieser Situation dazu zu nehmen?


    Liebe Grüße und Vielen Lieben Dank euch

    Also wenn es meine Tiere wären, würde ich beide kommende woche Kastrieren lassen (warum erkläre ich zum schluss), dann würde ich mich an einen seriösen Züchter (bei der suche kann man helfen) wenden und bei diesem um einen erwachsenen ehemaligen Zuchtbock (Kastrat, mindestens 1,5 - 2,5 Jahre) oder Bockgruppenerzieher bitte, sowie einen weiteren Kastrat, der mindestens 9 Monate alt ist und Bockgruppen bereits kennt. Vorraussetzung für die 4er-gruppe sind mindestens 4m² gehege, auf einer fläche, keine Etagen.


    Warum kastrieren?

    Weil Bockgruppen jederzeit auseinander fliegen können. Blutige Beißereien, anzeichen von Streß etc zeigen dann, dass ein oder mehrere Böcke nicht bockverträglich sind und lieber mit weibchen leben sollten. In dem Fall kann man sie sofort ohne kastrationsfrist mit einem oder mehreren weibchen vergesellschaften


    Warum 4 Kastrate?

    Weil die Zahl 3 bei Bockgruppen nicht funktioniert. Bei 3 ist immer einer zu viel.


    Alternativ zu meiner herangehensweise könnt ihr die beiden natürlich auch kastrieren, nach der 6wöchigen frist trennen und mit je einem oder mehreren weibchen vergesellschaften. Haremsgruppen sind beliebig, je nach platz mit weibchen erweiterbar und einfacher als eine Bockgruppe

  • Es sollte auf jeden Fall ein erwachsenes, männliches Schweinchen sein, das über ein Jahr alt , besser noch ab 1,5 Jahren alt ist (er muss seine Pubertät hinter sich haben) und ebenfalls gut sozialisiert wurde, d.h. mit erwachsenen Schweinchen groß geworden ist. Nur so sind die Chancen am höchsten, dass er die Gruppe ausgleichen kann und deinen jetzigen Schweinchen eine gute Erziehung zuteil werden lässt. Aber habt ihr denn Platz dafür? Deshalb hatte ich vorhin schon danach gefragt....

  • Auch ich würde die Trockenkräuter nicht täglich verfüttern höchstens mal als Leckerbissen zwischendurch, aber nicht als tägliche Futterration. Dann lieber noch ein Schälchen Frischfutter, insbesondere Grünzeug, und das im Gehege verteilt anbieten. Ein guter Maßstab ist, was Letty schon sagte, ob bei der nächsten Fütterung noch was übrig ist oder alles verputzt wurde. Es sollten immer noch ein paar Krümel übrig bleiben, ansonsten war es zu wenig. Aber wenn ihr es ganz genau machen wollt, abwiegen. Halte ich aber nicht für nötig. Eine Dreierkonstellation kann auch durchaus gut gehen, allerdings gibts da oft mehr Reibereien als bei klassischen Dreier-Harems-Verbindungen (ein Bock, zwei Mädchen).

  • Bitte schreibe zunächst noch wie groß Euer Gehege oder Käfig ist (Grundfläche und ggf. Etagengröße).


    Wir haben derzeit 6 Böckchen und einige Kämpfe, Fehlversuche aber auch Erfolge erlebt. Für Eure beiden Jungs gibt es sicherlich nicht die pauschal richtige Lösung. Es hängt m.E. stark vom Platz, von Euren Plänen und Euren Erfahrungen im Umgang mit Tieren ab. Bei Bockgruppen gibt es nie ein Patentrezept, mit dem es dann sicher glatt laufen wird. Man muss die Lösung an die Tiere anpassen und auch bei Bedarf später nachjustieren.


    Ein anschauliches Beispiel bei uns war der Heufutterplatz: Als unsere Jungs noch nur zu zweit lebten, hat einer mitunter im Heu gescharrt, um an einen besonders guten Halm zu kommen. Der Bruder hat das als Drohgeste aufgefasst und wurde sauer. Das passierte nicht nur einmal und hätte letztlich das Verhältnis der beiden unnötig belastet oder gefährdet. Ich baute dann eine kleine Trennwand, so dass das Heu auf zwei Seiten gefuttert werden konnte, aber eben nicht mehr direkt einander gegenübersitzend. Damit war der Streitpunkt beseitigt. Als es dann mehr Tiere waren, funktioniert diese Trennwand-Lösung nicht mehr und jetzt haben wir 2 "Heukreuze". Das geht wieder gut.

  • Alles total kompliziert. Unser Gehege hat 2,4m². Plus eine Etage mit 0,7m². So jetzt weiß ich trotz euerer Hilfe nicht was ich machen soll. Ich bin total verzweifelt...:(

    Nicht verzweifeln bitte... ihr habt keinen guten start, das ging uns allen so. hier mussten fast alle noch mal drastisch umplanen.


    was sagt dir denn dein bauchgefühl?

    hast du die kapazität deutlich mehr platz zu schaffen oder nicht? was hast du dir denn bei der haltung vorgestellt?


    darf ich fragen woher ihr die beiden böckchen habt? Die Beratung war leider wieder mangelhaft

  • Der Hinweise mit den getrockneten Kräutern bedarf einer kleinen Erklärung:

    In freier Wildbahn würden Meerschweinchen v.a. frische Gräser aufnehmen und in trockeneren Gebieten der Anden in etwas höheren Lagen ggf. auch vertrocknete Wiesen bei Niederschlagsmangel. Heu ist also lediglich der bestmögliche Ersatz, um Wiese zur Verfügung zu stellen. Nun ist es so, dass frische Gräser und auch Kräuter, also auch Küchenkräuter, ganz grob aus etwa 60-80% Flüssigkeit bestehen, getrockene Pflanzen aber eben nicht. Bei Meerschweinchen und auch Kaninchen spielt Kalzium eine bedeutsame Rolle, weil die Zähne lebenslänglich wachsen. Eben jenes Kalzium ist aber in getrockneten Pflanzen wesentlich höher konzentriert und es wird beim Mümmeln von Heu natürlich weniger Flüssigkeit aufgenommen als bei frischer Wiese. Damit steigt die Konzentration von Kalzium im Körper, was bei übermäßigem Vorhandensein über den Urin ausgeschieden werden muss. Dort besteht aber aus verschiedenen Gründen die Gefahr, dass das Kalzium erst zu Grieß und später zu Harnsteinen auskristallisiert - diese Harnkristalle/steine können bspw. Entzündungen hervorrufen, die Harnröhre verstopfen oder in die Niere wandern und einen qualvollen Tod hervorrrufen. Die meisten Meerschweinen, die mit ausreichend Frischfutter und im Sommer mit viel frischer Wiese ernährt werden, trinken bspw. so gut wie nie, weil sie ihren gesamten Flüssigkeitsbedarf mit der "festen" Nahrung bereits decken.

    Die Fütterungsempfehlungen sind also keine persönlichen Präferenzen oder gemäß dem Motto, schau mal wie viel besser wir hier füttern, sondern gut gemeinte Ratschläge, um dir und vor allem deinen Tierchen etwas Gutes zu tun und viel Leid zu ersparen.


    Die Gesunde Ernährung von Meerschweinen ist eine Wissenschaft für sich, bei der es nicht die eine richtige Variante gibt, sondern unter Berücksichtigung der natürlichen RLebensbedingungen nur die bestmögliche Alternative, die wir Meerschweinversorger gewährleisten können. Hier gibt es mEn viele gut zugängliche Informationen mitsamt Literaturangaben: https://meerschweinchenwiese.de/ernaehrung



    Ansonsten könnte es bei einem dominaten Böcken im Alter von 3 Monaten schon schwierig werden, ihn noch zu erziehen. Da muss ein erfahrener, dominanter und gut sozialisierter Erzieherbock her. Wichtig ist es mEn jetzt, die beiden bei einem Meerschweinerfahrenen TA schnellstmöglich kastrieren zu lassen. Auch solltet ihr euch mit dem Gedanken beschäftigen, einen der beiden Jungs abgeben zu müssen, wenn ihr nicht ausreichend Platz für eine 4er oder zwei 2er Gruppen habt. [Wir mussten auch einen kleinen Racker wieder abgeben, weil er sich älteren Erziehern nicht unterordnen wolllte; er ist jetzt wo anders Haremschef und geht in seiner Rolle vollkommen auf, ist also ein glückliches Schweinchen. Die Chance bestand nur, weil wir ihn wieder abgegeben haben, also seine Bedürfnisse über unsere gestellt haben. (Da sind viele Tränen geflossen.)]


    Nachtrag: Es gibt keinen Grund zu verzweifeln. Es gibt viele Lösungsansätze, die es aber in Ruhe hier zu besprechen gilt.