Guten Abend. ich bin gerade auf Facebook auf einen Beitrag eines Züchters aufmerksam geworden, den ich hier UNBEDINGT teilen muss..
ZitatAlles anzeigenKastration? - Aber er ist doch bockverträglich!
Diese und ähnliche Sätze hören ich, und sicher auch viele andere immer wieder und jedes Mal müssen wir dagegen sprechen und sagen: einmal bockverträglich heißt nicht immer bockverträglich. Kastration ist Altersvorsorge!!
Hier zur Verdeutlichung ein paar Beispiele aus der Praxis, die ich immer wieder erlebe.
Letztes Jahr im Sommer zog Paul hier ein, ein dreijähriger Bock, der seinen Partner verloren hatte, kastriert war er nicht, warum auch, er saß ja immer mit seinem Bruder zusammen, und es klappte gut. Paul wurde im Alter von ca. 3 Wochen mit seinem Bruder zusammen gekauft. Die beiden lebten dann 3 Jahre zusammen, bis sein Bruder aufgrund einer Krankheit verstarb. Die damaligen Besitzenden schauten sich nach einem weiteren Bock um, damit Paul nicht alleine blieb. Ein Kastrat kam dazu, aber es klappte überhaupt nicht, der Kastrat war zwar verträglich, aber Paul sehr dominant. Woher sollte Paul auch wissen, wie er einen richtigen Rangordnungskampf austrägt? Er hatte nie einen Erzieher, der ihm zeigte, wie das funktioniert. All die Zeit lebte er nur mit seinem gleichaltrigen Bruder zusammen. Auch mit verschiedenen Versuchen und Hilfen klappte es nicht. Paul kam daher hier her. Auch hier funktionierte es mit keinem anderen Kastraten. Somit musste Paul die Kastrationsfrist von 6 Wochen alleine absitzen, bis er dann zu seinen Mädels ziehen konnte.
Auch Lars kam hier her, er wurde ebenfalls mit seinem Bruder zusammen gekauft, als er noch klein war. In der Rappelphase mit ca. 6 Monaten knallte es jedoch ordentlich. Lars musste unter anderem am Maul genäht werden und die Schweinchen gingen immer wieder aufeinander los. Die damaligen Besitzenden trennten die beiden und beide lebten nun alleine in ihren Gehegen, bis sie mit kanpp 2 Jahren hier her kamen, kastriert wurden und nach der Frist zu Mädels zogen.Auch bei Finn war es ähnlich, er lebte lange in einer Jungsgruppe mit viel Platz. Dann verstarb eins der Schweinchen aus der Gruppe und infolgedessen kam es zu einer neuen Rangordnung. Finn und ein anderer der Jungs gerieten immer wieder heftig aneinander, sodass nach knapp 3 Monaten Stress Finn aus der Gruppe musste und hier her kam. Auch hier war er nicht mehr bockverträglich und musste die 6 Wochen Frist alleine absitzen.
Die drei genannten Beispiele hatten alle den Vorteil, dass die Tiere noch in einem Alter waren, in denen das Narkoserisiko als gering einzustufen war. Sie mussten zwar hier ihre Zeit bis zur Kastration plus die 6 Wochen Frist alleine absitzen, was für jedes Schweinchen ganz doof ist, konnten aber dann danach zu Weibchen ziehen.
Nun kam aber letztes Jahr Mats hier her, 6 Jahre, unkastriert, er saß die letzten 6 Jahre mit seinem Partner zusammen, der nun verstarb. Mats war überhaupt nicht mehr bockverträglich, obwohl es die ganzen letzten Jahre zwischen ihm und seinem Partner sehr harmonisch war. Mit 6 Jahren ist das Narkoserisiko schon höher, aber eine andere Möglichkeit blieb nicht (ich weiß, einige Fragen sich jetzt wahrscheinlich, was ist mit einem kastrierten Weibchen? - Tja, so eins zu finden ist super schwer, denn Mädels werden nur selten kastriert und die Leute, die ihr Mädel kastrieren lassen, wollen diese meist natürlich auch behalten). Die Entscheidung zwischen allein sein und Narkose fällt natürlich eher für die Narkose. Mats hat die OP zum Glück gut weggesteckt, saß leider die 6 Wochen Kastrationsfrist alleine und zog dann zu einem älteren Mädel.
Nun sitzt hier aber wieder ein Schweinchen, mit Tumor und mindestens 7 Jahre alt, welches überhaupt nicht bockverträglich ist. Die einzige Lösung wäre nun das Risiko einzugehen und ihn kastrieren zu lassen. Einfacher wäre es natürlich, wenn er bereits kastriert wäre und man ihm einfach ein Mädel dazu setzen könnte.
Oder stellt euch einen alten Bock vor, der im Laufe seines Lebens Herzprobleme entwickelt hat - was macht man dann?
Kastration ist bei Bockunverträglichkeit kein Allheilmittel, die meisten Jungs werden auch nach einer Kastration nicht bockverträglich(er) sein als vorher, aber es ist eine Altersvorsorge!!
Immer wieder erlebe ich, dass Böcke aus unterschiedlichen Gründen (Krankheit, Umstrukturierung der Gruppe, Alter, Tod des Partners etc.) nicht mehr bockverträglich sind, oft dann in einem Alter, in dem das Narkoserisiko schon recht hoch ist.
Und selbst wenn das Narkoserisiko geringer ist, da das Schweinchen noch jung ist, muss es dennoch mindestens 6 Wochen, oft länger, da Kastrationstermine nicht von heute auf morgen gehen alleine sitzen.Darum die Bitte: Lasst eure Jungs auch in einer funktionierenden Jungsgruppe kastrieren, eine Kastration ist Altersvorsorge!
Bei einem guten, erfahrenen Tierarzt ist das Risiko bei einem gesunden, jungen bis mittelalten Tier sehr gering.Außerdem gehören unkastrierte Jungs nicht in die Hände von Liebhabenden. Keine seriöse Stelle vermittelt/verkauft männliche Meerschweinchen unkastriert an Liebhaber.
Kastration ist Tierschutz & Kastration ist Altervorsorge!
Danke Meerschweinchen Hürth