Meerschweinchen Krankheiten / Gesundheit

Wiederkehrende Verdauungsprobleme

Umgang mit kranken Schweinchen, Therapien, Medikamente und Heilungsverlauf.

  • Hallo liebe Community,


    bei uns leben zwei Jungs auf 2 qm in Innenhaltung, bis auf den knapp bemessenen Platz - so denke ich - achten wir sehr auf die Besonderheiten der Bockhaltung mit vielen Unterständen, mehreren Eingängen bei Häusern und bieten viele Stellen mit Heu und Frischfutter/Ästen an. Der Ältere, Bommel, ist im Dezember 2018 geboren und wegen seiner Verdauungsprobleme, die er seit dem Kindesalter hat, nicht kastriert. Sein Kumpel, der kleine Willi, kam Ende Oktober 2020 auf die Welt, wurde im Januar kastriert und Anfang März ist ein Kastrationsabszess operativ entfernt worden. Dem Jungspund geht es gut, er machte während seiner dreiwöchigen Baytrilgabe und auch danach keine Matschköttel.


    Weil die beiden sehr schnell ein DreamTeam geworden sind, hat der Ältere seinen Jungspund zu den beiden OP-Terminen begleitet. Da unser TA mit vollständig antagonisierbarer Tripplenarkose arbeitet, können so beide schnell wieder zusammen sein. Bei der OP des Kastrationsabezesses ging es dem Jungspund dann deutlich besser als dem nicht operierten Bommel. Als wir in der Nacht nach der OP nachgeschaut haben, ob alles i.O. ist, zeigte sich, dass es dem großen Kerl gar nicht gut ging. Wir haben ihm sofort Lefex und Rodicare akut eingegeben und haben uns noch an diesem Tag auf den Weg zum Tierarzt gemacht.


    Der folgende Besuch beim TA bestätigte unsere Befürchtung: Verstopfung mit massiver Aufgasung.

    Es wurde folgendes durchgeführt:

    - Röntgenaufnahme, Metamizol/Novalgin, Emeprid, Baytril und RodicareHairball

    - wir haben ihm dann alle 2 Stunden die üblichen Medikamente gegeben und alle 6-8h Metamizol und Emeprid, 1x täglich Baytril und wegen des starken Dehnung das Eindringen pathogener Keime zu verhindern

    - er hat noch wenig Heu aufgenommen, trotzdem haben wir alle 2-3h sehr flüssigen Päppelbrei eingegeben und nach 4 Tagen intensiver Pflege hat er sich allmählich wieder gefangen



    Bommels (2,5 Jahre) vorherige Geschichte/Krankheitsgeschichte:

    - wir haben ihn mit 7 Wochen von einer seriösen Züchterin zu uns geholt; er hat einen 8 Jahre alten Bock bis zu seinem Tod mit fast 10 Jahren, im vergangen Herbst, liebevoll begleitet

    - er neigt schon seit Kindertagen schnell zu Matschkötteln, da sein alter Kumpel altersbedingte Schneidezahnfehlstellungen und Brückenprobleme hatte, kannten wir uns gut mit Maßnahmen aus

    -> deswegen haben wir folgende Dinge eigentlich immer zuhause:

    - Rodicare Akut, Metamizol, Lefax, Rodicare Instant, zahllose Spritzen, BeneBac/ProPreBac und Apfelpektin


    Unsere Fütterung:

    - legen großen Wert auf gesunde Ernährung, was in der Großstadt nicht immer leicht ist

    - keine Pellets und kein Getreide

    - Heu: Samerberger Heustadl, Lechtaler Bergwiesenheu und Schwarzwaldheu

    - wenig und wirklich selten Obst: Erdbeere, Himbeere, Apfel und im Sommer gelegentlich Wassermelone

    - viele frische Kräuter, v.a. Dill, Petersilie und Basilikum

    - Gemüse: Möhren, gelegentlich Möhrengrün, Gurke, Salate (Romanasalt und Kopfsalat), Chicoree, Kürbis, Fenchel, Paprika, Staudensellerie (häufig vom Biobauern) - Fokus auf ausreichende Vit. C. Versorgung

    - Äste: im Winter und Sommer durchgehend Fichte und wenig Tanne, im Sommer zusätzlich Haselnuss, Weide und gelegentlich Buche/Birke (aus ländlich gelegenem Garten, weit weg von der Straße)

    - Leckerlie: getrocknete Ringelblümchen (von Hasenhaus am Odenwald)

    - früh und abends gibt es reichlich Gemüse, Äste stehen dauerhaft zur Verfügung, Heu wird mehrmals täglich erneuert und vollgepinkeltes entfernt, am Nachmittag gibt es meistens frische Kräuter (meistens Dill/Petersilie); beide trinken nicht


    aktuelle Problematik bei Bommel:

    - früher eigentlich Probleme mit Matschkötteln

    - seit Anfang März mehrere Verstopfungsprobleme, die wir häufig nach telefonischer Rücksprache (Schmerzmittelgabe/Dosierung) in der Nacht telefonisch mit der Tierklinik in den Griff bekommen haben

    - er macht zumeist wirklich rießige Köttel (vermutlich durch die Dehnung bei der Verstopfung) und neigt nach wie vor mind. 1x die Woche dazu, Verstopfungserscheinungen zu zeigen, Köttel riechen nach wie vor leicht säuerlich

    - als es ihm im März schlecht ging, waren wir 6 Tage die Woche beim TA, danach wöchentlich zur Kontrolle, aktuell zweiwöchig

    - im Herbst haben wir für ein gefühltes Vermögen seinen Kot auf alle Parasiten untersuchen lassen (5 Tage im Vorfeld gesammelt)

    - auch Untersuchungen nach Hefen haben wir machen lassen, da kam immer raus, dass man genau eine Hefe in so geringem Ausmaß findet, dass das unproblematisch ist

    - er setzt aktuell regelmäßig Kot ab und wird 3x täglich gewogen, auch sammel ich die Köttel 3x täglich, um zu checken, ob sie wieder kleiner werden bzw. Köttelketten dabei sind

    - er wog im letzten Herbst noch ca. 1.450g, aktuell "nur" noch 1.250g -> er ist aber prinzipiell aktiver und mehr unterwegs


    aktuelle Medikation:

    - 3x täglich 2ml Lefax, 3x täglich 1 ml Rodicare Hairball + etwas Wasser mit Spritze ins Mäulchen

    - 2x täglich 0,3 ml Rodicare akut

    - bei Lethargie oder starker Zunahme innerhalb von 8h Metamizol nach abgesprochener Dosis mit dem TA (0,15ml)

    - bei BBB oder PPB haben wir dein Eindruck, dass er schneller verstopft, deswegen lassen wir das aktuell weg

    (zuvor hat er im letzten halben Jahr am Morgen Lefax, Rodicare akut , PPB und Apfelpektin bekommen, bei stärkeren Beschwerden am Abend nochmal)

    - haben das Frischfutter stark reduziert, um seine ohnehin gute Aufnahme von Heu zu erhöhen, damit das Milieu im Darm wieder auf den richtigen PH-Wert kommt

    - versuchen, so gut es eben geht, seine Nahrungsaufnahme und den abgesetzten Kot zu kontrollieren, um bei Bedarf schnell Maßnahmen ergreifen zu können

    - Köttel von seinem Kumpel sind zwar gut, aber nach 3 Wochen Antibiose braucht seine Darmflora sicherlich auch noch Zeit, bevor wir ihm da gute Köttel eingeben können


    Ziele:

    - Verdauungsprobleme sukzessive reduzieren

    - Meerschweinchen ein tolles Schweineleben ohne ständige Schmerzen und stetes herausnehmen und Medizingeben ermöglichen

    - mal ein paar Wochen ohne schlaflose Nächte, wegen steter Medikamentengabe und zahllosen Sorgen


    Ich hoffe, die Stichpunkte erleichtern es etwas, die Übersicht zu behalten. Wir würden und sehr freuen, wenn Ihr uns weiterhelfen könntet. Gern möchten wir die stetig Wiederkehrenden Verstopfungen/Verstopfungsansätze endlich überwinden. Wir versuchen, den beiden nach bestem Wissen und Gewissen ein schönes Leben zu ermöglichen und müssen dazu natürlich auch die Ernährung, die wir ja maßgeblich beeinflussen, hinterfragen. Wir sind für jegliche Anregung, Kritik und Hilfestellung dankbar.


    Noch einen schönen restlichen Sonntag wünsche ich!

    BlubberBernd

  • Zur Ernährung: Ich würde Paprika (vor allem im Winter) erstmals weglassen, Paprika ist oft stark gespritzt. Zudem würde ich Kopfsalat und Romanasalat durch Bittersalate ersetzen (Endiviensalat oder Zuckerhut zum Beispiel) eventuell auch Möhre weglassen.
    FriFu würde ich nicht reduzieren, gerade wenn er gelegentlich verstopft ist.
    Ich würde versuchen täglich etwas Öl (ca. 1ml), am besten Leinöl oder Hanföl zu geben.

  • Vielen Dank für die warmen Worte, IrishGirl


    Hetja Ok, das Umstellen auf Bittersalate klingt gut, dabei ist vermutlich - wie üblich - auf langsames Anfüttern zu achten, nehme ich an. Kennst du außerdem das Produkt Colosan? https://www.schaette.de/online…tztier/rinder/276/colosan

    Ich habe beim Stöbern im Netz mehrere Beiträge gefunden, die auch für Schweinchen eine gute Wirksamkeit beschrieben haben. Es ist für Meerschweine zugelassen. Das sind ja im Prinzip Öle, evtl. würden die dann die von dir vorgeschlagenen Öle ersetzen?


    Nachtrag: Unsere TÄ hat uns empfohlen, eine Woche Heu-Diät durchzuführen und dann sukzessive jede Woche eine Gemüsesorte zuzugeben, um mögliche Unverträglichkeiten herauszufiltern. Wir sind super zufrieden dort, und unseren Schweinen wurde mehrfach durch schnelles und kluges Behandeln das Leben gerettet. Ich möchte meine Kompetenz auch nicht über die eines Arztes stellen, finde aber eine Heudiät über eine Woche wenig sinnvoll, da Schweine ja so viele Nährstoffe nicht erhalten und da beide nicht trinken, habe ich Angst, dass sie dann zu Harnkristallen neigen. Beide pinkeln wirklich viel, aber bei hoher Wasseraufnahme und möglicherweise hoher Kalziumaufnahme wird ja das Überschüssige Kalzium mit dem Urin ausgeschieden.

  • Nachtrag: Unsere TÄ hat uns empfohlen, eine Woche Heu-Diät durchzuführen und dann sukzessive jede Woche eine Gemüsesorte zuzugeben, um mögliche Unverträglichkeiten herauszufiltern. Wir sind super zufrieden dort, und unseren Schweinen wurde mehrfach durch schnelles und kluges Behandeln das Leben gerettet. Ich möchte meine Kompetenz auch nicht über die eines Arztes stellen, finde aber eine Heudiät über eine Woche wenig sinnvoll, da Schweine ja so viele Nährstoffe nicht erhalten und da beide nicht trinken, habe ich Angst, dass sie dann zu Harnkristallen neigen. Beide pinkeln wirklich viel, aber bei hoher Wasseraufnahme und möglicherweise hoher Kalziumaufnahme wird ja das Überschüssige Kalzium mit dem Urin ausgeschieden.

    Wenn er zu Verstopfungen neigt noch mehr Wasser entziehen? Schwierig...😬

  • Wenn er zu Verstopfungen neigt noch mehr Wasser entziehen? Schwierig...😬

    Ich vermute, die Intention dahinter ist, dass nasses Futter bei Verstopfung eher dazu neigt, fehlzugähren, was wiederum zu typischen Problemen von Blähungen führt. Rohfasern an sich forcieren ja die Darmpassage beim Stopfvorgang. Wasser müsste in dem Fall aber per Spritze eingegeben werden... Alles in allem sicher ein schwieriges Themenfeld, wobei verschiedene Ansätze sicherlich individuelle Vor- und Nachteile bieten...


    Löwenzahn Alles klärchen, vielen Dank. Beim Hersteller habe ich die Empfehlung 0,3 ml / kg Körpergewicht gefunden - da würden wir es mit 2x 0,35ml probieren. Colosan ist bestellt, für mich zu klären ist jetzt noch, ob dann Colosan und Rodicare akut zusammen gegeben werden sollten - klingt für mich nach etwas zu viel.


    Und schonmal ein großes Danke in die Runde, dass ihr euch an eurem Sonntag hier die Zeit nehmt :-)

  • Ich befürchte zwischen den beiden Mittel gibt es keinen großen Unterschied. Colosan ist eine reine Mischung an Ölen. Rodi Car akut ist eine Ölmischung mit Kräuterauszügen und Hefe!


    Warum verordnet ein Tierarzt Baytril ohne Anzeichen einer Entzündung!?! Damit die Darmfolra bei festgestellter Aufgasung etc. nochmal einen vor dem Latz bekommt?! Finde den Fehler.


    Warum MCP (Emeprid)? Hatte er etwas am Magen oder am DARM? Leider hört es sich an, dass der Arzt einfach mal gegen (fast) alles etwas behandelt hat?

  • Warum verordnet ein Tierarzt Baytril ohne Anzeichen einer Entzündung!?! Damit die Darmfolra bei festgestellter Aufgasung etc. nochmal einen vor dem Latz bekommt?! Finde den Fehler

    Er war so stark aufgegast, dass der Magen massiv auf die Lunge gedrückt hat und es den Magen durch die Rippen gedrückt hat. Hier ging es darum, dass nicht noch zusätzlich Entzündungen an diesen extrem gedehnten Stellen hineinkommen. Im Röntgenbild konnte man klar sehen, dass die Verstopfung im Übergangsbereich vom Magen zum Darm war.

  • Er war so stark aufgegast, dass der Magen massiv auf die Lunge gedrückt hat und es den Magen durch die Rippen gedrückt hat. Hier ging es darum, dass nicht noch zusätzlich Entzündungen an diesen extrem gedehnten Stellen hineinkommen. Im Röntgenbild konnte man klar sehen, dass die Verstopfung im Übergangsbereich vom Magen zum Darm war.

    Warum soll denn an diesen Stellen eine Entzündung entstehen? Durch eine Dehnung wird nichts passieren - eher durch eine Ruptur da hilft aber nur noch eine Not OP. Aus meiner Sicht gibt man kein Antibiotika zur Vorsicht bzw. Prophylaxe...

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