Meerschweinchen Krankheiten / Gesundheit

Darmtympanie

Umgang mit kranken Schweinchen, Therapien, Medikamente und Heilungsverlauf.

  • Liebe Alle
    Ich bin untröstlich und immer noch fassungslos. Ich verlor am Samstag 04.04.2021 um 01.00h in der Nacht im Notfall bei einem Tierarzt mein geliebter Nico. Nico war knapp 3 Jahre alt (geboren 06.12.2017) und ein gesundes und ganz spezielles Meerschweinchen, sehr persönlich und einfach viel mehr als ein normales Meerschweinchen, daher schmerzt es mich so.

    Zur Angewöhnung an das frische Gras hatten sie etwas am Sonntag und etwas am Montag davon. Am Dienstag durften sie dann kurz ganz raus in das Gras. Am Mittwoch und am Donnerstag waren sie den ganze Tag nicht draussen und hatten kein frisches Gras. Am Freitag waren sie dann bei diesem schönen Wetter den ganze Tag draussen im Gras. Am Samstag waren sie den ganzen Tag nicht draussen. Wir haben eine Innenhaltung und füttern unsere Jungs (reine Bockgruppe) immer abends (an diesem Abend um ca. 20.00h). Wir bemerkten nach der Fütterung, dass es Nico sehr unwohl war, er wippte sich von einer Seite zur anderen und fand keine Ruhe beim Liegen. Uns fiel sofort auf, dass er enorm gebläht war. Wir wärmten ihm sofort ein Kirschenstein-Kissen auf und gaben ihm etwas Critical Care (was er auch nahm) zur Abhilfe der Verdauung. Ich hatte noch etwas Metacam (Schmerzmittel) und SOS Tropfen für Tiere zu Hause, was ich ihm dann noch gab. Ich behielt ihn ca. 2h auf meinem Schoss, beobachtete aber keine Besserung und gar eine Verschlechterung der Atmung. Ich beschloss dann um Mitternacht noch in die Notaufnahme zu gehen. Da mein eigentlicher Kleintierarzt keinen Notfall hat, musste ich wieder (wie bei Buddy, welcher im September verstorben ist) zum selben Arzt, welcher nicht wirklich Meeri Kenntnisse hatte und mehrheitlich auf Grosstiere (Kühe, Pferde, etc.) spezialisiert ist. Die Ärztin sagte mir schon am Telefon, sie kenne sich nicht so mit Blähungen bei Meerschweinchen aus, allgemein Meerschweinchen und sie müsse sich noch informieren, das gab mir ein sehr unsicheres und komisches Gefühl. Aber was sollte ich machen, ich war auf einen Arzt angewiesen, ohne Hilfe hätte er die Nacht angeblich nicht überlebt. So fuhr ich also um 00.30h los, mit dem Gedanken, ich gehe ihm helfen, ich komme ja wieder mit ihm nach Hause (mein Freund kam daher auch nicht mit und hat sich daher nicht wirklich verabschiedet). Die Tierärztin tastete ihn dann ab, steckte ihm einen Fiebermesser und nahm ihn gleich mit in ein anderes Zimmer für die Röntgenaufnahmen damit man die Blähungen bestätigen kann. Während dieser Zeit habe ich in diesem Raum gewartet, wo ich das letzte Mal meinen toten Buddy auf dem Tisch sah. Es überkam mich plötzlich ein ganz unwohles Gefühlt, nun hatte ich Angst, als hätte ich es gefühlt/realisiert, dass es doch nicht nur ein "Zeigen-gehen" / "Helfen-gehen" ist. Sie kam zurück und diagnostizierte eine schwere Darmtympanie. Sie fragte mich, wie sie nun vorgehen solle:

    1) Ob sie versuchen soll, das Gas mit einem Stich in die Bauchhöhle abzuziehen, jedoch mit der Gefahr, dass sie ihm innerliche Verletzungen zuführen könnte, woran er dann erliegen könnte, da sie sich zu wenig auskennt bei Meerschweinchen (brachte immer wieder Vergleiche mit einer Kuh, super, sehr hilfreich).. oder
    2) Ob sie ihm Medikamente verabreichen soll, wo die eine Spritze die Magen/Darm-Peristaltik anregt und das Gas hilft abzubauen und die andere ein Schmerzmittel, aber es haut lange dauern kann, bis die Mittel vor Ort sind und wirken können.

    Ich entschied mich für die Medikamente, da mir diese Unsicherheit der Ärztin Angst machte. Auch im Nachhinein muss ich sagen, ist es eigentlich ein NoGo, den Kunden entscheiden zu lassen, schliesslich ist sie der Fachexpert!
    Sie hat alles für sein Gewicht berechnet und dann mit der Magen/Darm Spritze gestartet. Diese wollte sie ihm hinten ins Popo spritzen, traff aber nicht richtig und die halbe Flüssigkeit tropfte auf den Tisch. Schon dort dachte ich, mein armer Nico, er hatte solche Schmerzen und verstand nicht, warum ich ihm jetzt noch mehr Schmerz hinzufüge. Sie füllte dann eine neue Spritze und spritzte es ihm weiter oben in den Rücken, etwas unterhalb des Nackens. Sie sagte noch vorsicht, sie müsse etwas tief stechen, da die Tiere eine dicke Haut haben. Da dachte ich schon hoffentlich verletzt sie nicht die Lungen. Ich lobte ihn noch wie brav er sei und das toll mache, wir wollen ihm nur helfen und streichelte ihn sanft (er war während der ganzen Behandlung gegen mich gerichtet, er wollte einfach zu mir und hinauf und nach Hause). Die zweite Spritze mit dem Schmerzmittel setzte sie dann auf der anderen Seite. Sie wendete sich zu ihrem Tisch mit den Medis ab und da passierte es schon......

    Nico zuckte so extrem auf, dass es ihm seine Hinterbeine nach hinten/aussen streckte, gefolgt von weiteren und schnellen Zuckimpulsen. Ich erschreckte sehr und machte die Ärztin sofort darauf aufmerksam. Ich dachte sofort an die Spritzen, die ihn jetzt umbringen. Sie drehte sich und schaute, resp. fragte mich ob er noch Luft bekommt (von wo soll ich das wissen, sie ist doch die Ärztin). Ich hatte seinen Vorderkörper und seinen Kopf sanft in den Händen...ich fühlte..wie ich ihn verlor....er entglitt mir förmlich aus den Händen....ich zitterte am ganzen Körper, die Ärztin versuchte mich zu beruhigen, sie nahm in letzter Sekunde dann doch noch eine Nadel und rammte sie ihm in die Bauchhöhle, um das Gas abzusaugen, aber ich fühlte wie schwer er wurde und keine Körperspannung mehr da war, er war schon tot. Sie nahm ihr Stethoskop und bestätigte es mir... Ich fragte sie wieso, wieso er starb, was da passiert ist, ob er einen Kollaps gehabt hat, ob ihm die Spritzen so sehr zugesetzt haben (ich gedanklich sogar ob sie ihm in die Lungen gestochen hat mit der 2. Spritze, da er so auf diese reagiert hat?) sie konnte es mir nicht wirklich sagen, ich gab mir die Antwort schon fast selber. Mir nahm es den Boden unter den Füssen und ich fiel in ein tiefes, schwarzes Loch.......ein Wunder, dass ich nicht zusammengebrochen bin....jedoch ist für mich eine Welt zusammen gebrochen,...ich konnte nicht glauben,..was jetzt hier gerade passiert ist....sie hat die Dosierung der Spritzen nochmals nachgerechnet und mir bestätigt, dass sie richtig dosiert hat, sogar eher etwas unterdosiert.

    Ich erlebte schon jeglichen Tod meiner Tiere, doch dieser war mit Abstand der schlimmste! Zu sehen, dass ein Tier leidet und man einsieht, dass es nicht mehr geht, hilft einem besser damit klar zu kommen, weil man weiss, es geht nicht mehr, man hat es versucht und man darf das Tier erlösen gehen damit es nicht mehr leidet. Doch diese Ungewissheit, dass er sterben wird, wenn man zu Hause mit dem Gedanken raus geht, ich komme ja wieder nach Hause mit ihm, das ist schrecklich. Ich hatte null Chance, nur versuchen zu helfen, null Chance, es zu realisieren dass es nicht mehr geht und ich ihn gehen lassen muss, null Chance mich zu verabschieden.

    Mich plagen so schlimme Schuldgefühle, ich hinterfrage alles. Hätte ich es nur früher bemerkt, dass er Blähungen hat. Eine leichte oder mittlere Darmtympanie hätte man sicher noch heilen können. Wäre ich doch nur zu einem anderen Arzt, der mehr Meeri Erfahrung hat. Ich verstehe einfach nicht, von wo er so extreme Blähungen bekommen hat, er war ja der ganze Samstag nicht draussen? Oder geht die Verdauung von Meerschweinchen so lange? Dass ihm das Gras vom ganzen Freitag zu schaffen gemacht hat? Und das Abendessen mit Salat am Samstag hat ihm dann den Rest gegeben?
    Ich muss eingestehen, er war ein Lusbueb, er selektierte zunehmend immer nur den Salat heraus, aber ich kann ja meine Tiere nicht 24h beobachten. Ich erlebte schon viele Blähungen und weiss dass es nicht ungefährlich ist, auch über die Angewöhnung vom frischen Grad bin ich mir bewusst. Doch nicht erlebte ich eine so schlimme, plötzliche Blähung. Wobei ich doch wie immer das gleiche gemacht habe, alle Jahre genau gleich, alle Tiere hatten das genau gleiche, ich habe nichts an der Fütterung verändert. Ich verstehe es einfach nicht. Ich suche den Fehler doch ich finde ihn nicht.
    Nach Literaturrecherchen las ich überall, dass ein Tier mit schwerer Darmtympanie als aller erstes stabilisiert werden muss (mit Sauerstoff) bevor man irgendwelche weitere diagnostische Ansätze vornimmt. Wäre das noch seine Rettung gewesen?

    Hat jemand Erfahrung mit Darmtympanien oder eine ähnliche Geschichte erlebt? Es würde mir sehr helfen, andere Ansichten und Eindrücke zu hören, ich danke euch im Voraus für eure Meldungen. Lg Gusi-Mama

  • Es tut mir furchtbar Leid dass du sowas durchmachen musstest... bitte mach dir keine Vorwürfe. Ich finde es eine Schande wie schlecht und wenig einfühlsam heutzutage die meisten Tierärzte sind. Auch ich traue den meisten in meiner Region nicht, da wurden teilweise so grobe Behandlungsfehler gemacht die mich schon mehrfach fast ein Meerileben gekostet haben.


    Das Einzige was man der Tierärztin in dieser Geschichte zugute halten kann ist, dass sie zumindest zugibt sich mit Meerschweinchen nicht auszukennen. Die Spritze so schlecht zu setzen ist aber trotzdem nicht gerade die Topleistung schlechthin.


    Es lässt sich leider nicht mehr sagen woran dein kleiner Schnuffel gestorben ist. Es kann auch sein dass er durch die Aufgasung selbst gerade in diesem Moment kollabiert ist.


    Was mir beim Durchlesen deiner Geschichte durch den Kopf ging ist Folgendes: Für mich hört sich das ganztägige, durchgängige Grasen nach dem "Hauptfehler" an. Aufgasungen können aber auch einfach so aus dem Nichts kommen und dafür wäre es wichtig, einen kompetenten Tierarzt zu finden, der diese akkurat behandeln kann. Einfacher gesagt als getan, aber ich persönlich fahre für schwerere Fälle lieber eine Stunde länger als mein Geld für eine halbpatzige Behandlung liegen zu lassen. Woher kommst du?

  • Herzlichen Dank für deine Rückmeldung und die lieben Worte. Ich bin froh um jede Anregung.

    Es ist wirklich traurig, für mich eine Ohnmacht, dass wir keine Meeris-Spezialisten/Tierärzte in der Nähe haben und/oder nur sehr selten. Ich bin aus der Schweiz. Da ich leider nicht wirklich gute Foren in der Schweiz gefunden habe, habe ich mich hier angemeldet, es ist ja auch wirklich eine sehr gute Internetseite wo ich auch schon immer viel nachgelesen habe. Oder kennst du evt. eine gute Seite für in der Schweiz? Ich denke das wäre für mich sicher auch sinnvoll bezüglich dem Austausch von regionalen Tierärzten.

    Das stimmt, das muss ich der TÄ lassen, ich hätte mir jedoch noch erhofft, dass wenn sie sich so unsicher fühlt, mich lieber an einen anderen TA weiterweist. Du hast Recht, das mit dem Weg sollte einem der Wert sein, und das werde ich auch in Zukunft machen (ca. 45min Entfernung), doch wenn ich einen hyper-dringenden Notfall habe, ist es dennoch zu weit und habe nichts schlaues in der Nähe...

    Ich vermute eben auch einen Kollabs, gerade aufgrund der schweren Atmung durch die starke Blähung. Okey...ich dachte schon noch, jetzt waren sie heute lange draussen (ganztags ist nicht ganz korrekt), also was heisst lange..von ca. 15.00h bis ca. 19.00h, und da fressen sie ja auch nicht nonstop Gras oder. Aber an diesem Abend hatte er komischerweise noch keine Blähungen, und am Samstag waren sie ja den ganze Tag nicht draussen, habe ihn auch vor dem Füttern noch in meinen Armen gehalten, da fiel mir auch keine Blähung auf. Ich finde es so unheimlich, weil es nach dem Nachtessen sehr plötzlich und dann sehr schnell stark gebläht war. Reagiert die Verdauung bei Meersi so schnell?

  • Ich hoffe sehr das diese Tierärztin nie mehr ein Meerschweinchen so behandeln wird, ihr Verhalten zeigt leider, das sie sich wirklich gar nicht mit Meerschweinchen auskennt. Ich will die nicht weh tun, aber meine Vermutung ist das sie ihn mit ihrer sehr groben, Behandlung Nico das letzte gegeben hat. Ich weiß nicht wie ich es ausdrücken soll, aber ich hoffe das du irgendwann, ohne diese schlimmen Schuldgefühle leben kannst, denn du wolltest ihm trotz allem helfen. Nur, warum habt ihr es gar nicht mit Sab Simplex oder lefax probiert, oder hattet ihr das nicht zu hause, meist helfen diese Mittel bereits nach wenig Zeit. Päppelbrei ist trotz, Stopf Magens des Meerschweinchens bei Blähungen meiner Meinung eher ungünstig, wenn ein Meerschweinchen Schmerzen durch Ausgasungen hat, würde ich da nicht zusätzlich päppelbrei geben, sondern mit entblähungs Medikamenten versuchen den Magen zu entspannen. das wirkt sich eher kontraproduktiv aus, aber dazu gibt es auch andere Meinungen.

    Ich vermute das die Aufgasung von einem zu hohen Fruktangehalt im Gras kam, dieser wird immer mehr verbraucht wenn die Pflanzen zum wachsen Energie verbrauchen, aber gerade zu Beginn des Jahres ist der Fruktangehalt meist noch hoch.

    Bei Meerschweinchen kann dies zu Aufgasungen führen.

    Ich würde die nächsten Stunden/Tage zu Sicherheit deine anderen Meerschweinchen beobachten, falls sie auch Anzeichen zu Aufgasungen entwickeln.

    Alles Gute

  • Ja hab schon gesehen, steht ja sogar im Profil Solothurn. Mira* und ich kommen beide aus dem Raum St. Gallen und haben hier ebenfalls das Problem mit den Meerschweinkompetenten Tierärzten. Sind bisher auch noch nicht schlauer geworden :D


    Schweizweit kenne ich derzeit nur 4 Adressen, die kompetenter auf dem Gebiet Meerschweinchen sind:


    -Dr. Morgenegg in Obfelden (Kt. Zürich), führt zudem eine eigene Notstation für Meeris und Hasen

    -Dr. Zulauf in Cham (Kt. Zug)

    -Zootierklinik in Zürich

    -Tierspital Bern


    Die letzten beiden haben natürlich noch den Vorteil, dass mehr Infrastruktur wie CT Geräte zur Verfügung stehen. Der dicke Nachteil ist allerdings, dass ausserhalb der Nottarife kaum ein Termin zu kriegen ist, in der Regel wartet man mind. 1 Woche auf einen regulären Termin.


    Mit Sab Simplex/Lefax ist in der Schweiz übrigens Flatulex gemeint.


    Wegen der verzögerten Reaktion: eines meiner Meerimädels reagiert immer mit heftigsten Aufgasungen im Magenbereich nach Antibiotikagaben. Allerdings erst etwa 3 Tage später (!), dafür dann sehr abrupt.

  • Hallo meine Lieben, danke euch für die vielen Infos. Es hilft mir sehr in dieser schwierigen Zeit. Leider bin ich nicht so mega gut ausgerüstet zu Hause, da mir mein eigentlicher TA (wo leider kein Notfall macht) auch nicht einfach so Medis mit nach Hause gibt. Mal schauen ob ich mir so eine kleine Notfall Apotheke für zu Hause im Internet zusammenstellen kann. Ich werde def. nicht mehr zu diesem TA gehen, wo ich jetzt 2 mal im Notfall war und 2 mal Pech hatte.

    Mia, lieben Dank für deine tollen Fachkenntnisse übers Gras und die Medis, ich lerne viel aus dieser Situation. Und danke für die Kontakte aus der Schweiz, das freut mich natürlich, dass ich nicht die einzige Schweizerin bin, ich dachte schon ich bin hier ganz falsch.

    Urfnip, danke für die Adressen, das letztere (Bern) kenne ich, da arbeite ich in der Nähe. Leider ist es auch nicht um die Ecke von meinem Wohnort, aber ich habe mich noch umgesehen und herum telefoniert und bekam noch den Tipp für die Aarau West Klinik, wo es Meeris-Spezialisten haben soll (eben diese 45min Fahrweg). Danke für die Hilfe bezüglich des Medi Namens. Hast du diese Medis direkt vom Doc bekommen oder woher habt ihr diese Medis?

    Ich wünsche euch unterdessen eine gute Nacht.

  • Urfnip Merciiii viel mals für den Tipp! Aber sag mal, ist das eigentlich für Menschen oder? Wie dosierst du das dann?

    Mia Das ist super, dass man sich so zusammen austauschen kann, das ist wirklich eine Bereicherung und lässt uns fast mehr Kenntnisse über diese kleinen Tierchen wissen als "normale" Tierärzte.

    Ich habe heute noch mit meinem eigentlichen Tierarzt telefoniert (hat ja leider kein Notfalldienst) und hab ihm alles erzählt, er hat mich sehr gut verstanden, sich viel Zeit genommen und war sehr einfühlsam.
    Er konnte mich etwas trösten, da er sagte, dass ich nicht mehr hätte machen können, auch wenn ich zu einem Nager-Spezialisten gegangen wär, und dass eine Darmtympanie ein Todesurteil für ein Meerschweinchen ist, nur höchst selten oder nur bei einer leichten Blähung sind die Tiere zu stabilisieren, aber auch nur wenn sofort gehandelt wird. Er sagt daher seinen Kunden oft schon am Telefon, komme sie sofort, ich mache was ich kann, aber rechnen sie damit, dass wir es nicht mehr retten können. Das fehlte mir ein wenig bei meiner Notfall-Ärztin,..klar...sie hatte ja auch nicht wirklich Ahnung.

    Die Aufblähung kann innert weniger Stunden auftreten, sodass es dann, wenn man es bemerkt, schon zu spät ist und leider auch sehr schwierig für die Halter ist, die gut schauen. Die Tiere zeigen es einem lange nicht und/oder wollen es einem lange nicht zeigen, das ist irgenwie wie ihre art, es sind ganz tapfere und kämpferische Tierchen, für das sie ja eigentlich so filigran und empfindlich sind. Auf die Frage ob er einen Nager-Arzt kennt erwiederte er auch ganz traurig, dass es selten und schwierig sei, wirklich traurig. Ich erzählte ihm, dass ich mich mit paar Meeri-Freunden in einem deutschen Forum austausche. Da sagte er auch gleich, dass sie in Deutschland diesbezüglich viel weiter sind. Es gibt viel mehr Möglichkeiten und Ärzte, das ist in der Schweiz gleich ein Witz. So viel zu diesem ohnmächtigen Thema....die Suche geht also weiter nach einem guten Notfall Doc in meiner Region.

    Er meinte auch, dass er ab einem Kollaps gestorben ist, aber dass es typisch ist, wenn er gleich auf eine Spritze reagiert. Da war der ganze Organismus und Kreislauf schon in einem so schweren Stadium, dass es ihm einfach zu viel war. Es sei normal, dass die Schmerzspritze (Novalgin) etwas brennt, was die Tiere stresst und mit hohem Herzschlag und hoher Atmung versetzt, aber dies in der Regel noch hinnehmen können, eben sofern sie noch nicht so schwer belastet sind. Das hat das Herz und die Atmung von Nico einfach nicht mehr verkraftet.

    Ebenfalls fragte ich ihn, ob die Herkunft des Tieres einen Einfluss haben kann. Sprich, ihn hatte ich jetzt aus einer Auffang-/Aussetz-/Abgabestation. Da wurde nicht wirklich geschaut, welches Tier sich mit welchen paart, überhaupt kastriert wurde. Hauptsache die Tiere hatten ein Zuhause. Doch da weiss man einfach nicht, von was für einem Muttertier das Kerlchen stammt, welche Ernährung das schwangere Tier und dann das Baby hatte. Es geht wirklich wie bei den Menschen bis in die Epigenetik zurück. Bei einem seriösen Züchter hat man da schon die Gewissheit, dass nur gesunde Tiere und nicht verwandte miteinander gekreuzt werden. Und ich bin halt die, die den armen und obdachlosen Tieren ein gutes Zuhause bieten möchte, weil ich finde es gibt schon genug verwahrloste Tiere, ich möchte die Zucht nicht fördern, damit es noch mehr, evt. mal potentielle obdachlose, Tiere gibt. Das fand er eine ganz schöne Einstellung, sagte aber auch gleich, dass das eine menge Frustkapazität braucht. Das geht einem einfach an die Nieren wenn die Tiere nicht alt werden und sie einem immer wieder früh wegsterben, gerade wenn man einen engen Bezug zu ihnen aufbaut. Oder man sagt sich halt, okey, man hat eine grosse Gruppe und lebt damit, dass mal eins tot drin liegt und voila. Er sagt daher einen Kunden immer gerade ehrlich, man solle doch gesunde Tiere von einer seröisen Herkunft kaufen, so gut man es meint, man kann nicht alle Tiere retten. Und wenn man schlussendlich nur unter der Tierhaltung leidet, weil immer wieder eins stirbt, dann ist die Tierhaltung nicht sinnvoll, sie sollte einem Freude zuführen und keinen Schaden, da muss man (auch wenn man ein riesen Herz für Tiere hat) in Gottsnamen auch auf sich schauen. Das hat mich noch etwas bewegt. Jedenfalls war es eine sehr interessante Unterhaltung und ich dachte, die muss ich euch mitteilen. :)

    Es half mir auf jedenfall die ganze Sache besser verarbeiten zu können. Bitte lacht jetzt nicht, aber ich möchte mich dennoch in der Tierkomm. informieren. Mal schauen...wenns mir hilft, warum nicht. Habt ihr da Erfahrung oder sagt ihr da geradewegs das ist Unsinn?

    Ich wünsche euch einen angenehmen Abend und bis morgen dann (hab heute noch Programm). Ganz liebe Grüsse aus der West-Schweiz ;)

  • Das Flatulex ist für Menschen gedacht, ja. Ich kaufe immer das in Fläschchenform mit Dosierpumpe (die braucht man allerdings nicht).

    Daumen mal Pi Regel ist 1ml alle 2-3 Stunden bei stärkeren Blähungen, es kann aber auch etwas mehr gegeben werden. Ersetzt aber natürlich nicht den Tierarzt, sondern ist eher bei leichteren Blähungen hilfreich, z.B. wenn ein Schweinchen aus anderen Krankheitsgründen auch noch gepäppelt wird, da blähen die Schweinzels gerne auch auf.


    1ml Spritzen kriegst du beim Tierarzt oder kannst du online bestellen, z.B. hier https://www.fellnasen-shop.ch/…cht/spritze-1ml-ohne-dorn , sie liefert sehr schnell und zuverlässig.


    Als Notfallausstattung würde ich mir Folgendes anlegen (falls noch nicht vorhanden)

    - Päppelbrei (Herbicare/Rodicare wird von den meisten am besten angenommen)

    - Mehrere 1ml Spritzen

    - Schälchen zum anrühren des Breis (viele nehmen hierfür z.B. Eierbecher)

    - Flatulex

    - Wundsalbe wie Bepanthen


    Meine "Schweinskramapotheke" ist über die letzten Jahre ziemlich gewachsen, allerdings sind vieles auch nur unterstützende Mittel wie z.B. Rodicare Arthrin, Eurologist für das Blasenschwein, Sobamin bei (inzwischen gottseidank nicht mehr auftretendem) Matschkot etc.


    Es ist grundsätzlich auch nicht verkehrt, wenn man Schmerzmittel zuhause hat wie Metacam, allerdings sollte man auch nicht wild drauf los experimentieren, da es starke Medikamente sind die man nur beim Tierarzt kriegt und man sollte sich mit der Dosierung sicher sein (v.a. weil es da verschiedene gibt, für Katze, Hund, Grosstiere wie Pferde...).


    Es ist schön, dass sich dein Tierarzt nochmal soviel Zeit genommen hat um das Geschehene zu verarbeiten. Leider ist es, was Tierärzte und Meerschweinchen in der Schweiz angeht, wirklich ein Trauerspiel. Ich weiss nicht, ob es wirklich so schlecht darum bestellt ist oder sich diese Tierärzte einfach nicht besonders gut vermarkten bzw. einen Namen machen, ich habe nämlich auch schon Züchter gefragt wo sie mit ihren Schweinchen hingehen und das waren in der Regel auch eher "Hund-Katze"-Tierärzte. Ich habe mal mit einem Tierarzt, den ich für etwas kleineres mal "ausprobieren und testen" wollte, länger geredet und er meinte, dass in den letzten Jahren ein merklicher Zuwachs an Reptilienhaltern stattgefunden hat und Meerschweinchen nicht mehr so "in" sind, nicht mal für Kinder. Die grosse Meersäulizeit sei so um die 2000er gewesen. Ob das so stimmt, keine Ahnung.

    Würde ich mich nicht gut aufgehoben fühlen im Tierspital Zürich bei grösseren Notfällen und Operationen, hätte ich wohl sehr bald beschlossen die Meerschweinchen-Haltung wieder auslaufen zu lassen, da ich meinen Tieren das bestmögliche Leben ermöglichen will, dazu gehört auch ein kundiger Tierarzt wenn er mal gebraucht wird.


    Leider ist es irgendwie auch sehr schwierig, sich auf Schweizer Seite schlau zu machen, da faktisch alle Schweizer Nager/Schweinchenforen fast tot sind. Es gibt wohl eine Facebookgruppe, aber da ich kein Facebook nutze hat es sich erübrigt da reinzuschauen.


    Was die Langlebigkeit von Meerschweinchen angeht wird es wohl hier den einen oder anderen User geben, der der Theorie "Zucht = langlebige Schweinchen" widersprechen wird. Es gibt auch viele sehr alte Schweinchen (8-9+), die aus dem Tierladen stammen und nie gesundheitliche Einschränkungen haben und Schweinchen von seriösen Zuchten, die bereits nach 2 Jahren das Zeitliche segnen (wie bei mir leider letztens). Da ich ein wenig traumatisiert bin von der Zahngeschichte (die meiner Meinung nach zu den üblen Dingen gehören, da sie halt nie ganz behoben werden können), die eins meiner Schweinchen schlussendlich das Leben gekostet hat versuche ich bei Neuzugängen auf eine natürlichere Kopfform zu achten. Nicht mehr so ein runder Kopf, sondern eher eine längliche Kopfform, die an der Urform des Meerschweinchens näher kommt. Auch bestimmte Farbschläge, die wegen des Hypes wohl viel zu schnell überzüchtet wurden wie z.B. Californias werde ich mir nicht mehr zulegen, auch wenn sie unglaublich putzig aussehen. Eben dieses Exemplar ist hier nämlich auch eine Dauerbaustelle.

    Darf ich fragen, von welchem Tierheim du deine Schweinchen denn bisher hattest? Ich hatte auch mal ein wenig gesucht, aber zumindest derzeit finde ich es wahnsinnig schwierig Meerschweinchen zu finden. (Inzwischen bin ich bei einer Züchterin in Deutschland fündig geworden, aber es würde mich trotzdem interessieren an welche Notstation du dich gewendet hattest).

  • Wichtig bei aufgasungen sind schmerzmittel wie novalgin ( verschreibt der tierarzt) sowie blähmittel ( simeticon ) , in schweren fällen kommt auch noch mcp ( verschreibt der tierarzt) zum einsatz, sowie öl ( leinöl etc), da blähungen/ aufgasungen auch zur verstopfung führen, und umgekehrt.......


    Da sind eigentlich die wichtigsten sachen die man in der notfallapotheke haben sollte um schnell eingreifen zukönnen....


    Es gibt ja aufgasungen " von - bis "


    Und je rechtzeitiger man es bemerkt reichen oft schon blähbauchmittel wie sab, lefax, magen darm entspannungskapseln ( drogerie markt) ....

    Heisst je nach art der aufgasung wird mit entsprechenden medis therapiert...


    Auch schwere fälle können umgekehrt werden, wenn man den richtigen tierarzt, dann die richtigen medis und das tier rund um die uhr bewacht und medis verabreicht und das tier zum kötteln kriegen......


    Es gibt noch soviel von ananassaft über tee, heilerde, sauerkrautsaft, vieles was die verdauung anregt....oder öle wie colosan oder rodicare akut, was die verdauung zusätzlich unterstützt.....


    Ob dies zu dollem matschkot führt ist erstmal egal, hauptsache es kommt was raus wenn eine verstopfung auch das problem ist....


    Und ne wahl hat man ja nicht, bei schlimmer aufgasung die vielleicht nicht mehr zu retten ist....da lieber alles versuchen was noch möglich ist.....


    Aber novalgin ist das erste was man geben sollte, da es den bauch entkrampft.......und stündlich simeticon damit fängt man an .....


    Ich schreib dir das falls es mal wieder passieren sollte und man somit besser für den ernstfall gerüstet ist.....


    Lg mara

  • Danke Urfnip, dann werde ich mich mal nach so einem Flatulex Fläschchen erkundigen. Da gibst du dann einfach ein bisschen oder wie?
    So Spritzen und solche Sachen habe ich, da ich in einem Labor arbeite ist das noch praktisch. Schälchen, Wundsalbe, Päppelbrei (Critical Care), Rodicare und Metacam (für Katzen) habe ich zu Hause. Beim Metacam weiss ich Bescheid, da hat mir der Tierarzt eine Spritze markiert, damit ich immer die richtige Menge für die Tiere aufziehen kann. Er fand das Metacam eines der wichtigsten Dinge zu Hause, so als Notfall, dass ein Tier sicher nicht Schmerzen haben muss, den Rest sollte man doch lieber vom Doc behandeln lassen. Auf diese Flatulex etc. Dinge sprach er irgendwie nicht so gut an, dass man das selber zu Hause macht...

    Ich sprach ebenfalls noch mit meiner Züchterin, wo von ich die anderen restlichen Tiere habe, ihr geht es genau gleich, sie ist sozusagen auch "nur" bei einem "normalen" TA. Das stimmt, das mit den Reptilien ist sehr aufgekommen, ich besitze selber 11 Echsen neben meinen 8,...jetzt nur noch 7 Meeris. Aber auch da ist es ganz schwer und enorm traurig einen erfahrenen Doc zu finden. Die Meeri Jahre waren wirklich so um 2000 herum, das hat schon etwas.

    Irgendwie würde es mir (bis jetzt) nie in den Sinn kommen, die Meeri Haltung aufzugeben, aber doch schon, habe ich mir Gedanken gemacht aufzuhören, da kann ich dich nachvollziehen. Einfach keine gute Anlaufstelle zu haben und Tiere unter viel Leiden und Nachtrauern zu verlieren halte ich fast nicht aus. Genau, ich fand eben auch nichts schlaues in der Schweiz und Facebook habe ich auch nicht, du wirst mir immer wie sympathischer. :)

    Das stimmt sicher, da hast du sicher recht, es gibt auf alle Fälle beide Vorkommnisse, auch in einer Zucht kann man Pech haben. Wir hatten auch Tiere die aus der Auffangstation 7 Jährig wurden, ist ja schön oder? Aber mit der Züchtung und der Rasse das glaube ich sofort! Das ist eben genau so, diese härzigen und süss aussehenden Rassen sind dann einfach nicht mehr das natürliche Meerschweinchen und so stark abgeändert, dass es Nachteile mit sich ziehen kann. Solche Californias und Cuys habe ich vorweg nie gekauft. Ich habe im Januar ein Kerlchen von einer Privatperson adoptiert, und er sieht ziemlich speziell aus, also nein, eigentlich so wie ein Meeri aussehen sollte: Wirklich das klassische Glatthaar, langer "schmaler" Kopf, total unterschiedlich zu meinen jetzigen. Und ich sagte da schon, das Meeri sieht aus wie seinen nächsten Verwandten, wirklich noch natürlich.

    Leider (oder zum Glück) ist es nicht eine bekannte Tiernotstation oder ein Tierheim als solches. Das war eine Privatperson im Kanton Solothurn, welche ausgesetzte und abgegebene Tiere aufgenommen hat. Eben auch andere Tiere, und selber hat sie gearbeitet und 2 Kinder gehabt. Ihr wuchs das ganze über den Kopf (erst kürzlich) und hat sich aufgelöst, alle Tiere vermittelt. Obwohl sie am Anfang noch eine angenehme und vertrauenswürdige Person war, wuchs sie immer wie mehr zu einem Tier- und vorallem Meerschweinchen-Messi heran. Da wir immer alle Tiere von ihr hatten, durften wir sie auch immer dort in die Ferien bringen. Bis zum Sommer 2019....dann schwor ich mir nie mehr ein Lebewesen hinter diese Türen zu setzen,...wir verloren (und leider eben nicht das erstemal) 2 Tiere bei ihr in diesem Sommer, aufgrund Vernachlässigung, keinem Hitzeschutz und keinem Wasser, die Korkröhren quillten vor Kot, es schockte mich. Der Gedanke schmerzt mich heute noch sehr. Ich überlegte mir noch lange das Veterinäramt vorbei zu schicken, doch dann kam schon ihre Auflösung aus eigener Hand, weil sie merkte es geht nicht mehr.
    Ein gutes Tierheim ist jedoch der Berner Tierschutz, da hats ab und zu Meersi, hab ich mich auch schon gemeldet.

    Mara, merci viel mals für deine Tipps, Urfnip und Mia konnten mir schon viel helfen. Ich werde mich auf jeden Fall zu Hause Medikamenten-technisch ergänzen.

    Ich danke euch allen von Herzen für die Hilfe und die Worte, auch wenn ich jetzt noch täglich heule und kaum arbeiten kann, bringt es mir etwas Trost.

    Allen einen ganz guten Tag