Hallo zusammen!
Ich bräuchte dringend eure Erfahrung für meine Böckchen-Gruppe.
Vor vier Jahren holten wir uns zwei 4-Wochen alte böckchen aus einer Rex-Zucht. Sie verstanden sich prächtig. Nach 1,5 Jahren starb eins. Einfach so! Drei Tage später holte ich einen 6-wöchigen Schweinemann. Böckchen dazu gesetzt (auf neutralem Boden), der alte Chef-Bock aufgeblüht und den jungen liebevoll erzogen. Es gab nie Streit, von den Rappelphasen habe ich nie was gehört, da es einfach nie Zoff gab. Kastrationsüberlegungen hatten wir auch nicht, weil es ja so gut ging.
Die Konstellation war ziemlich eindeutig, der ältere ist ein gemütlicher lieber und sehr entspannter, uns und der Katze gegenüber zutraulicher Chef, der Junge Bock (er hat sich zu einem wunderschönen lunkarya Schwein entwickelt) ein ruhiger und unterlegener. Allerdings scheu und schreckhaft.
Wir haben immer mit dem Gedanken gespielt, die Gruppe zu vergrößern. Dazu kam, dass der Chef-Bock ein sehr gemütlicher und, nun ja, dicker Schweinemann war. Mit mehr Schweinchen kommt etwas mehr Bewegung in die Bude, habe ich mir gedacht. Diesmal, als ob Probleme ahnend, habe ich mich umfassends reingelesen. Wir holten wieder einen Rex-Jungen von 4 Wochen aus einer vorbildlichen Rex-Zucht mit Demonstration der Haltungsbedingungen (der Kleine ist erst mit Mama, dann mit Erzieher-Kastrat und anderen Babys aufgewachsen). Die beiden älteren waren zu dem Zeitpunkt 3,5 und fast zwei Jahre alt.
Das Baby zog ein und wurde mit SEHR viel Gefühl aufgenommen. Sprich beide liefen pausenlos dem Kleinen hinterher, brommselnd und popo-leckend. Der unterlegene Lunkarya-Bock verwandelt sich augenscheinlich und nutzte die Gelegenheit, um die Machtverhältnisse zu ändern. Es kam hinaus, dass er den Kleinen immer mehr für sich gewann, der ältere zog sich mehr zurück. Gestritten wurde nicht wirklich. Ab und zu etwas Kopfheben, mehr nicht.
Der Kleine Rex war unglaublich aufgeweckt, frech, fast hyperaktiv. Der scheute sich nicht, den grossen alles zu nehmen, wonach es ihm war. Er reitete sie relativ schnell auf, immer wieder kurz, dann war Ruhe. Sie waren immer lieb zu ihm. Der Lunkarya allerdings auch sehr aufdringlich.
Zwei Monate später stellte sich heraus, dass der Chef nicht einfach so sich zurückgezogen hat. Er hatte Blasensteine! Eine OP, passsende Behandlung, Futterumstellung und ein Monat später erneut Steine! Zwei Monate nach der OP mussten wir das Tier einschläfern, weil es ihm so elendst ging.
Der Jüngere und das Baby haben ein vorbildliches Verhalten dem Chef gegenüber gezeigt: sie lagen immer bei ihm als es die letzten Wochen/Tage bergrunter ging. Es war sehr sehr harmonisch.
Nach seinem Tod: der älteste Lunkarya ist jetzt etwas älter als zwei jahre und der junge Rex ist 5 Monate alt. Und ich begehe einen Fehler. Da ich in den vier Jahren keine Probleme mit Böckchen hatte holte ich uns erneut ein Baby von 4 Wochen. Und der jungere drehte durch. Innerhalb 3 Tage hat sich sein Verlältnis zum alten Bock vom Wegscheuchen zum Beissen, durchs Gehege kullern, etc verändert. Am 4. Tag nach dem ankommen vom Baby-Bock habe ich den jungen Bock kastrieren lassen. Am Abend war er wieder fit und hat weiter gemacht. Der alte zweijährige hatte richtig Angst vor ihm und hat sich meistens oben aufgehalten. Am abend des nächsten Tages habe ich den Stress-Macher in einen 120x60 Käfig weggesetzt und weggestellt. Er hat furchtbar gelitten und nach seinen Kollegen gerufen. Mit dem Baby-Bock haben sie auf diese Weise kommuniziert die nächsten Tage.
5 Tage später habe ich eine erneute Vergesellschaftung gewagt. In meinem hellen 5 m2 Bad haben wir neue Kartonhäuser, Tunnels, etc, Heu, Grass, Frischfutter, das ganze Program bereitgestellt und die Schweinchen reingesetzt. Den jungen Stress-Macher zuletzt. Erst liefen sie alle nacheinander, vor allem dem Baby-Bock hinterher. Ich hatte das Gefühlt, dass sie sich nicht erkannt haben. 30 min später ging es wieder los. Erst hat der junge den alten in ein Häuschen verjagt, dann hat er sogar versucht ihn in dem Häuschen aufzusuchen und zu verjagen. Dabei ging er wirklich in die Offensive, sein Gesichtsausdruck veränderte sich, die Augen wurden schmaler, das Fell auf der Nase stand etwas ab, er war angriffslustig und interessierte sich null fürs Futter und andere Ablenkungen. Ca 1 Stunde später habe ich ihn wieder weggesetzt.
Was nun? Wir halten die Schweinchen in unserem Zimmer in einem ca 3,5 m2 rechteckigen Gehege, mehrer Häuschen, Unterständer, keine Engstellen. Es gibt auch noch einen zweite Ebene mit zwei Aufgängen von ca 120x50, die zähle ich aber nicht zur Grundfläche. Das Gehege habe ich jetzt geteilt und einen Sichtschutz eingebaut. In einem größeren Teil sitzten der alte und das Baby, in dem anderen der junge Rex. Er leidet unter alleinsein enorm!! Er lief gestern mehrere Stunden im ganzen Gehege rum, hat nach den Kollegen gerufen, am Gitter geknabbert, etc.
Jetzt frage ich in die erfahrene Runde, was ich überhaupt für Möglichkeiten habe.
Mein Plan wäre noch eine Woche zu warten und sie nochmal zusammen zu setzen. Wird denn seine Kastra in dem Fall nix bewirken? Ich nehme an, da kommt die Rappelphase dazu. ganz ungünstig.
Oder soll ich auch ihm ein anderes Schweinchen setzen und zumindest vorrübergehend eine zweite Gruppe machen? Welches Alter? Älter habe ich jetzt enorm Angst. Bei einem jüngeren weiss ich, dass es zumindest am Anfang gut gehen wird.
Ich pflege immer noch die Hoffnung eine gemeinsame Gruppe zu haben. Kann es im Falle zweier Gruppen noch klappen, die Gruppen zusammenzuführen? Oder ist es nach euerer Erfahrung ein viel zu krasser Charachter für solche Experimente? Im Vergleich zu allen Schweinchen die ich bis jetzt hatte ist mein junger Bock SEHR lebendig, dominant und willensstark.
Ich hoffe, ich habe die Situation verständlich beschrieben. Für eure Einschätzungen, Ratschläge wäre ich unheimlich dankbar!
Wenn etwas unklar ist, bitte fragen.
Grüsse,
Maeda