• Hallo liebe Community,


    mich bin neu hier und hoffe, dass ihr mir helfen könnt.


    Im Oktober 20 habe ich ein 4jähriges Mädchen aus Einzelhaltung übernommen. Sie ist dementsprechend leider nicht sozialisiert und so schlugen bereits 2 Vergesellschaftungen mit 2 unterschiedlichen Kastraten fehlt. Bei Vergesellschaftungen beißt sie und zwar frontal mit Angriffssprung. Sie überholt dann das andere Schwein, wenn dieses vor ihr wegrennt, schneidet ihm den Weg ab und beißt frontal zu. Beim letzten Kastraten hat sie an der Nase geblutet, das störte sie aber nicht. Sie bromselt und wirkt relativ unruhig. Zysten hat sie keine. Sie bekam dennoch einmal eine Hormonspritze, die jedoch keine Wirkung zeigte. Die Tierärztin hat keine weitere gegeben, da zuvor auch übelriechender Ausfluss auftrat, der auf eine Gebärmutterentzündung hinweisen könnte. Sie hatte deshalb Baytril bekommen. Seit November sitzt sie mit einem sehr devoten Weibchen (Lynkaria) zusammen, welches stark unter ihr leidet. Sie ist das einzige von bisher 4 „ausprobierten“ Partnertieren, das nicht gebissen wurde/wird. Das Tier leidet aber sehr stark unter ihr, weshalb ich nach einer Lösung suche. Es wird am Tag sehr oft aus dem Haus gejagt oder generell verscheucht, wenn es gerade passt. Kauert sich dann irgendwo zusammen und bewegt sich nur sehr schleichend und äußerst vorsichtig mit Bedacht durchs Gehege. Treffen die zwei aufeinander, beginnt es sofort mit Beschwichtigungslauten. Das Krawallschwein starkst, wie gesagt, bromselnd durchs Gehege und schießt manchmal ad hoc auf, sobald sich die andere regt. Dann wird gebromselt und verscheucht. Häufig legt sie sich auch bromselnd in die Hängematte, wohlwissend, dass die andere darunter liegt. Diese tritt dann aber nicht die Flucht an sondern fiept. Manchmal passiert aber auch gar nichts, das Krawallschwein kann dann aus einem Napf/ von der gleichen Heuraufe mit der anderen fressen oder läuft um das Haus drumherum, in dem die andere sitzt. Mit 2 Kastraten und einem anderen Mädchen ist die VG fehlgeschlagen. Suche nach Abhilfe für das drangsalierte Schweinchen. Sie ist sehr sehr schüchtern und verängstigt. Habe vor 2 Tagen mit Rescue-Tropfen bei dem Krawallschwein angefangen. Die Schilddrüse wurde nicht untersucht. Das Gehege hat 1,5qm und ist wie bei einer Bockgruppe eingerichtet. Futter und Heu sind mehrfach vorhanden. Gerade bei der Fütterung rennt sie von einem Napf zum anderen und wehe, das andere Weibchen ist dort. Das wird dann auch von Napf zu Napf gejagt. Es gibt aber keine wilden Verfolgungsjagdten und auch kein Zähneklappern. Nur ein Unmut über die Anwesenheit. Oft regt sie sich auch auf und hüpft zeternd umher. Das ist kein Popcornen, sie motzt sichtlich und irgendetwas passt ihr dann nicht. Einmal kam das andere Schwein mit angerannt, als es Futter gab und hat lauthals geschrien. Da hat sie dieses Verhalten auch gezeigt. Wenn ich ihr mit der Hand den Eingang zum Haus versperre, in dem das andere Tier sitzt, weil sie davor popowackelnd und bromselnd ihr Unwesen treibt und die andere rauswerfen möchte, zeigt sie dieses Verhalten auch. Sie versucht dann, in das Haus zu gelangen, gibt dann aber irgendwann auf, springt hoch, zetert und zieht von dannen. Nach 10 Sekunden steht sie wieder da 😑 Nicht immer, aber dann, wenn es ihr gerade passt. Manchmal steht sie auch vorm Haus und weiß nicht, was sie tun soll. Wenn ich dann laut etwas sage, zeigt sie übersprungshandlungen wie Putzen oder Gähnen oder legt sich ab. Sie ist stark auf den Menschen geprägt, äußerst zutraulich und fast wie ein Hund. Wenn sie Auslauf im Zimmer hat, läuft sie mir hinterher. Vlt. sollte ich mal versuchen zu Klickern? Sie ist eben schon 4 und Gott weiß, wie viel Zeit sie noch hat. Möchte sie auch nicht unnötig stressen oder weiter verunsichern, das andere Tier fühlt sich aber sichtlich unwohl. Es frisst und kommt genug zur Ruhe, frei und unbeschwert bewegen kann es sich aber nicht und ist immer auf der Hut. Das sieht man ihr leider auch an, weshalb ich nach einer Lösung suche, da das „Nicht-Alleine-Halten“ gerade auf ihre Kosten ausgetragen wird.


    Die Idee ist nun, das nette Weibchen mit einem Kastraten zu vergesellschaften und das Krawallschwein mit Gittern abzutrennen, in der Hoffnung, dass sie sich angemessenen Umgang unter Meerschweinchen anschauen kann um irgendwann ohne Gitter in der Gruppe leben zu können. Ich weiß, dass die „Gittermethode“ umstritten ist und wäre um jeden weiteren Rat dankbar.

    Viele Grüße


    Verena

  • Hallo!


    Ich denke, ein Schweinchen, das so gar kein positives Verhalten mit einem anderen Schweinchen zeigt, sondern es maximal duldet, aber meistens eher mobbt, da würde ich überlegen, ob Einzelhaltung nicht doch eine Option wäre. Ich hatte mal eine Angstbeißerin, die bei Anwesenheit eines anderen Lebewesens total panisch reagiert hat, auch über Jahre hinweg - da hatte es auch keinen Sinn. Sie war in Hörweite von Artgenossen, aber einfach lieber alleine. Es hat keinen Sinn gemacht. Es war einfach für alle besser so.


    Rescue-Tropfen werden nichts ändern, die kosten nur Geld, enthalten aber nichts, was irgendwas bewirken könnte. Das ist ein Placebo für menschen die meinen, es würde ihnen helfen, das wars aber.

  • Herzlich Willkomen, Verena!


    Mein erster Gedanke ist: Das unterlegene Tier sollte nicht weiter leiden, wenn es keine Aussicht auf baldige Besserung gibt. Wie lange sind die beiden denn schon zusammen?


    Das Gehege finde ich zu klein. Ich weiß, dass niemand die Oberhoheit darüber hat zu sagen, was die Mindestmaße für ein Gehege sind. Viele hier sehen diese bei 2qm, mit mindestens 2m an einer Kante, damit sich Rennstrecke und Abstand ergibt. Ich finde auch 2qm knapp, aber immerhin noch ein Drittel größer als Deines. Diese Mindestmaße können m.E. auch nur für harmonische Tiere angesetzt werden. Bei schwierigen Tieren wäre mehr Platz eine Hilfe, aber nicht unbedingt die Lösung.


    Wie ist denn festgestellt worden, dass sie keine Zysten hat?


    Ich meine auch schon davon gelesen zu haben, dass Weibchen durch Gebärmutterentzündung o.ä. aggressiver werden können. Und Du schreibst ja sogar von einer Behandlung wegen Ausfluss.


    Ich würde daher ggf. erst einmal den körperllchen Aspekt genauer abklären lassen. Wenn feststehen sollte, dass sie körperlich gesund ist, würde ich es vermutlich auch mit der Abtrennung per Gitter versuchen. Es gibt ja Tiere, die dabei aggressiver werden und bei anderen funktioniert es - notfalls als Dauerlösung. Das würde natürlich auch bedeuten, dass Du zwei ausreichend große Gehege brauchst.

  • Puhhh... Da hast du dir aber eine Baustelle gesucht... Darf ich fragen wie deine bisherigen Erfahrungen in der Haltung aussehen? Wie lange hältst du schon Schweinchen? Welche Zusammenstellung?


    Wieso hast du dich ausgerechnet für dieses schlecht sozialisierte Schweinchen entschieden?

    Wie ist die gewichtsentwicklung bei der devoten Dame?


    Da ich hier selbst noch nicht so erfahren bin, nur 3 Ratschläge :

    - das Gehege ist etwas zu klein. Das Mindestmaß für die Haltung sind 2m²

    - mach keine futterstellen, sondern einfach das Futter wild im Gehege verteilen.

    - Häuser sollten immer 2 ein/Ausgänge haben


    Ich hoffe jemand kann dir noch besser helfen

  • Hallo!


    Vielen Dank für eure Antworten!
    Wie ich zu dem Schwein gekommen bin, nun ja, sie tat mir leid. Ich habe sie in einer Kleinanzeige entdeckt, in einer Art Hamsterkäfig, würde gerne mit Hunden spielen, Kind hat aber keine Lust mehr...

    Da ich damals einen verwitweten Kastraten hatte, habe ich sie zu mir geholt. Sie hatte Harngries, einen Stein in der Harnröhre und reagierte auf Kleinstmengen Frischfutter mit Aufgasung. Das Frischfutter rührte sie anfänglich auch erst gar nicht an, da si es nicht kannte. Das ist alles mühsam und kostspielig behandelt und mittlerweile frisst sie alles an Frischfutter. Trockenfutter bekommt sie keins mehr.

    Sie wurde abgetastet und geröntgt und es wurden keine Zysten festgestellt. Ein Ultraschall wurde allerdings nicht gemacht. Ich halte seit 12 Jahren Meerschweinchen, immer im Harem, nur dieser Fall ist speziell.

    In Punkto Gehegegröße gebe ich euch recht, sie haben jedoch einen Auslauf mit Songmics-Elementen, den sie ebenfalls nutzen.

  • Herzlichen Willkommen hier im Forum :)


    Sollte ihr Verhalten nicht Krankheitsbedingt sein ,ist deine Dame für mich Kanidatin für eine echte Großgruppe mit viel Platz. Da würde sie schnell an ihre Grenzen stoßen und dazu lernen müssen. Wir hatten mal vor Jahren so eine funktionierende Gruppe, und da war Querschießen keine gute Idee weil es denn kollektive Rügen gab.


    Ein besonderer Fall, ähnlich vom Verhalten her wie deine, hatte am Ende einen Riss im Ohr aber die sozialen Regeln kapiert und ist mitgelaufen als hätte sie nie was anderes gemacht. Und die Dame war um die 3 Jahre alt. Gut mein schwarzes Teufelchen hat dafür bald 2 Monate gebraucht. Aber meine damalige Truppe war zum Glück doch erfolgreich bei der Resozialisierung :)


    Falls die Hütten nur einen Eingang haben, würde ich die aktuell raus tun. Nur Unterstände und Unterschlüpfe mit mindestens 2 Ein/Ausgängen. So kann das Lunky auch flüchten ohne ihr direkt in die "Arme" zu laufen.


    Aber bevor man den Versuch der Großgruppe startet sollte klar sein das sie wirklich gesund ist. Nicht das da tatsächlich noch was im Argen liegt.

  • Ich habe bereits verschiedene Notstationen kontaktiert, die einen raten mir zur Gittervariante, die anderen zu einem Kastraten, von dem sie „mal vermöbelt“ wird, wie man mir sagte. Ich bin einfach mit meinem Latein am Ende. Ich glaube nicht, dass sie tatsächlich boshaft oder dominant ist. Ich glaube, sie hat Angst vor Artgenossen, ist unsicher und weiß einfach nicht, wie sie sich verhalten soll. Des Weiteren hat sie nicht gelernt, zu teilen. 😩

  • ja, die Häuser haben alle zwei oder mehr Eingänge. Es gibt keine Engpässe, sodass das andere Weibchen jeder Zeit ausweichen kann. Habe als blutiger Anfänger einst mit einer Bockgruppe gestartet und musste schnell lernen, was das hinsichtlich Gehegegestaltung bedeutet 😅

  • Ich halte die Idee mit dem Kastraten nicht für gut. Das endet mit ziemlicher Sicherheit mit einem Tierarztbesuch.


    Ich bin da tatsächlich bei der Idee mit der großgruppe. Da kann sie sich tatsächlich verhalten abschauen und wird zurecht gewiesen

  • Seit November heißt also rund 10 Wochen. Das finde ich für die Schwächere schon sehr lang. Ich würde daher höchstens noch Ultraschall machen lassen und den Urin mit einem Teststreifen testen, ob etwas von Entzündung oder Blut zu finden ist.


    Wenn das alles ausgeschlossen ist, würde ich sie entweder wenn möglich in eine geeignete Großgruppe abgeben oder die Lösung mit dem Trenngitter versuchen.


    Wenn ich es richtig verstanden habe, hast Du aktuell nur die zwei Weibchen und würdest dann einen Kastraten dazuholen? Dann würde ich schon versuchen. möglichst ein friedliches aber durchsetzungsfähiges Tier zu finden. Auch die Körpergröße spielt zumindest mit eine Rolle, um sich durchsetzen zu können. Da hättest Du eher Chancen, dass es jemals noch eine Gruppe werden kann. Wahrscheinlich würde es aber zumindest Monate dauern, bis sie sich an die anderen Tiere so gewöhnt hätte, dass sie friedlicher ist.

  • Vielen Dank für eure Ratschläge! Ich werde den Ultraschall machen lassen und mich nach einem Kastraten für das Lunky umschauen. Eine Kastration, sollte etwas mit der Gebärmutter nicht stimmen, ist bei Weibchen ja auch eher riskant. Meine Tierärztin macht so etwas und ist auch sehr kompetent, aber da das Tier bereits 4 ist, bleibt ein Risiko 😑


    Zuerst werde ich es dann mit Gittern versuchen. Sie ist ein Peruaner und daher schon sehr imposant.

    Vielen Dank!

  • Ich würde davon abraten das Weibchen kastrieren zu lassen. Die Erfolgschancen sind so gering, dass es hier im forum letztes Jahr nur einen erfolgreichen Fall gab. Sollte eins meiner Weibchen mal die Optionen haben Kastration oder sterben, lass ich es einschläfern. Das ist meine Meinung dazu