Meerschweinchen Krankheiten / Gesundheit

Pilz? Milben?

Umgang mit kranken Schweinchen, Therapien, Medikamente und Heilungsverlauf.

  • Huhu,


    Bin gerade beim TÜV und habe bei lotta am hinterbein folgendes entdeckt...



    Die Haut ist deutlich ausgedünnt und schuppig. Ich tippe auf Pilz bin mir aber nicht sicher, weil ich das Problem noch nicht hatte.

    Ansonsten geht es ihr gut. Nach dem futtertest geht ihr Gewicht steil nach oben

  • Kann ich einfach Salben nehmen, die für Menschen sind? Ich habe hier nämlich auch eine Salbe für meine kleine Tochter (8 Monate alt).


  • Bei einem Verdacht eines Befalles mit Parasiten (Milben, Haarlinge) ist umgehend ein Tierarzt aufzusuchen. Nur der TA kann unterscheiden, ob es sich nicht vielleicht doch eher um einen Haupilz handelt.


    Bei Parasiten ist die Haut oft schuppig, das Fell fällt in Schuppen aus, das Tier kratzt sich blutig und empfindet starken Juckreiz und Schmerzen, die im Extremfall sogar zu einer Art epileptischem Anfall führen konnen.

    Bei Hautpilz sind die Haarausfälle meist kreisrund, weißlich belegt und befinden sich an „feuchten“ Stellen in der Nähe von Augen, Ohren, Mund oder Genital. Parasiten befinden sich dagegen oft im Brust-, Nacken- und Rückenfell, Haarlinge gerne auch am Bauch und am Gesäuge.

    Der TA wird einen Tesaabklatsch zur Diagnose von Haarlingen oder/und ein Hautgeschabsel zur Diagnose von Milben (Sarcoptes, Demodex) entnehmen und unter dem Mikroskop betrachten. Bei Hautpilz ist die Anlage einer Kultur möglich, allerdings dauert sie lange und dem Tier muss parallel geholfen werden. Die Diagnose mit der sogenannten Woodschen Lampe ist unzuverlässig, da das gesamte Fell meist von vorneherein mit Pilzsporen behaftet ist. In der Luft und im Heu befinden sich allerlei Pilzsporen, die aber zumeist nicht ansteckend, also krankmachend sind.


    Es ist in jedem Fall sinnvoll auf eine gute Hygiene zu achten, denn Hautpilze sind auch für Menschen ansteckend. Gutes Händewaschen ist deshalb Pflicht. Das sollte aber im Umgang mit Haustiere sowieso immer Pflicht sein. Parasiten wie Haarlinge und die oben genannten Milben können nicht auf Menschen übertragen werden. Sie halten sich höchstens versehentlich und kurzzeitig auf wirtsfremden Individuen auf. Sie können aber zu Juckreiz und Pusteln, sogenannter Pseudokrätze führen. Meist handelt es sich dabei um allergische Reaktionen gegen den Kot der Parasiten. Eine Desinfektion der Umgebung ist nicht nötig.


    An Behandlungen gegen Parasiten stehen dem Tierarzt sogenannte Spot ons zu Verfügung, die für kleine Katzen gedacht sind (Stronghold, Advocate...) . Diese werden im Nacken der Tiere aufgebracht, durchdringen die Haut und verteilen sich im gesamten Körper. Eine Nachbehandlung ist nach 3 bis 4 Wochen erforderlich, um abgelegte Eier und die neu geschlüpften Parasiten ebenfalls abzutöten. Ansonsten ist der Befall nicht vollständig zu besiegen. Es ist ebenfalls möglich das Tier in wöchentlichem Abstand mindestens 3 mal mit Antiparasitika zu spritzen. Diese Spritzen (Ivermectin) wirken entgegen der häufigen Meinung nicht „besser“, sondern lediglich ein paar Tage schneller, da sie den Umweg über die Haut nicht nehmen müssen. Es ist sinnvoll alle Tiere der Gruppe zu behandeln um gegenseitige Neuansteckung zu vermeiden.


    Die Behandlung von Hautpilz wird häufig durch Betupfen mit Waschlösung, Bäder (Imaverol) und durch das Auftragen von Crems (Canesten o.ä.) oder Emulsionen (Surolan) vom TA eingeleitet. Mittlerweile gibt es wesentlich bessere Möglichkeiten aus der Humanmedizin, die allerdings TÄ unbekannt sind und nicht im Lehrbuch stehen. Oft reicht hier eine einzige Anwendung (Lamisil once gg. Fußpilz), während die von TÄ angewendete Behandlung über Wochen fortgesetzt werden muss. Eine Absonderung der befallenen Tiere ist unnötig. Oft führen eine Mangelernährung oder/und ein geschwächtes Immunsystem (z.B. durch Stress) zu einer Erkrankung. Eine Behandlung mit Tabletten (Itrafungol) ist nur in besonders schweren Fällen sinnvoll, da es zur Organschädigung (Leber, Nieren) kommen kann.


    Dringend abzuraten ist eine Selbstmedikation mit Antiparasitika, die freiverkäuflich im Handel zu erwerben sind. Sie wirken oft gar nicht oder haben starke und sogar lebensbedrohliche Nebenwirkungen. Bitte geht zum Tierarzt!


    Haarlinge



    Hautpilz

  • Dankeschön kleinschweinugly

    Mein Plan ist grundsätzlich morgen früh gleich beim Tierarzt anzurufen. Diese Woche ist wiedermal total der Wurm drin... Neben dem vermutlichen Pilz bei lotta, habe ich auch punktuell schuppen am Rücken von foxi entdeckt. Der muss mit zum Tierarzt.


    Außerdem sind bei foxi und rosi die Schneidezähne abgebrochen... Zum Glück wachsen die schnell nach

  • Sooo, wir sind beim Tierarzt. Mitgekommen sind jetzt foxi und lotta. Da beide ja seit 8 Wochen getrennt leben, durfte foxi in der großen Box reisen und lotta in der katzenbox.


    Ich würde sagen man kann auch schlechter zum Tierarzt reisen


    Foxi testet die neue reisekuschelrolle für den Winter

  • Bei Pilz einfach Surolan drauf und das wird schnell verschwinden.


    Andreas

    Surolan ist verschreibungspflichtig und enthält u. a. Cortison. So was verschreibt der Arzt und man empfiehlt so etwas nicht. Wenn es ein Pilz seien sollten, kannst du auch mit anderen Mitteln arbeiten und muss nicht direkt schwerste Geschütze auffahren etc. Zumal hierzu eine fundierte Diagnose notwendig ist. Salben mit Clotrimazol oder Terbinafin helfen ebenfalls sehr gut bei einer Mykose. Clotrimazol wirk universell jedoch muss man es häufig anwenden, Terbinafin hat ein kleineres Wirkspektrum, ist aber gegen die Pilze wo es eine Wirkung zeigt wesentlich wirksamer als Clotrimazol. Differentialdiagnostisch müssen Milben und Co ausgeschlossen werden. Ein guter TA macht von der Stelle ein Abstrich (Hautschabsel) und schaut sich diese genauer unter dem Mikroskop an. Manch Pilze sind auch UV https://www.google.com/search?…KQKHb02CBYQvgUoAXoECBAQNg.


    Insgesamt ist es besser auf Handlungsbezeichnungen: Fungizid, Mykoderm etc zu verzichten und besser mit den Wirkstoffen zu arbeiten. Zu deiner Frage Mykoderm und anderen gängigen FREIVERKÄUFLICHEN Salben:

    Mykoderm = Nistatin (hilft gegen Hefe Pilz).

    Canesten = Clotrimazol (universal gegen fast alle Pilze - lange Anwendung)

    Lamisil once = Terbinafin (kleineres Wirkspektrum dafür dort aber sehr potent).

  • Ein guter TA macht von der Stelle ein Abstrich (Hautschabsel) und schaut sich diese genauer unter dem Mikroskop an.

    Ein Abstrich und ein Hautgeschabsel sind meines Wissen zwei verschiedene Dinge. Ein Hautgeschabsel ist für das Tier sehr schmerzhaft, weil, trotz des harmlosen Namens, Gewebe bis auf das Blut entfernt wird, und das aus einem ohnehin durch Parasiten geschädigten und damit schmerzenden Bereich. Ein Hautgeschabsel machen manche Tierärzte, um auf Grabmilben zu untersuchen. Das funktioniert aber nicht zuverlässig, da nicht immer in dem Geschabsel zufällig Milben sein müssen. Ich halte es daher für sinnvoller, alle anderen Parasiten auf der Haut und Pilz auszuschließen und damit zu wissen - bei entsprechenden Symptomen - dass es sich um Grabmilben handeln muss. So ist auch unser Tierarzt vorgegangen.

  • Nein ein Hautgeschabsel tut i. d. R. nicht weh, da nur die Schuppen der oberen Haut vorsichtig mit eine Skapel etc. mit entfernt /abgeschabt werden. War im KH schon tausendmal dabei. Da wird keine tiefe Wunde verursacht und Gewebe bis aufs Blut mit einem scharfen Löffel entfernt. Zumal dies in der Tat auch eine örtliche Narkose vorraussetzt. Das tiefe Ausschneiden habe ich bei einem Hautgeschabsel noch nie gesehen. Dann geht man eher Richtung Stanzung und man möchte auch keine Differentialdiagnose wegen einer Mykose machen. Da stehen ander Erkrankungen im Vordergrund um so tief ins Gewebe gehen zu müssen.


    Das Geschabsel hat auch den Vorteil, dass diese Hautschuppen sogar eingeschickt werden können. Dann kann sogar der Pilz im Labor bestimmt und im Rahmen einer Kulturanlage der beste Wirkstoff ausgewählt werden.


    Das Hautgeschabsel gilt auch um eine Mykose zu identifizieren. Pilzhyphen kann man so entdecken. Und zu einer Differntialdiagnose gehört es aus meiner Sicht dazu. Der TA kann unter dem Mikroskop auch schon so einiges sehen.


    Warum soll man auch bei einem V. a. einer Mykose der Epidermis ins tiefe Gewebe gehen?


    Deine beschriebenes tiefe Hautgeschabsel kenne ich gar nicht! Wird aber wohl bei TA teilweise durchgeführt bei einem speziellen Milbenverdacht. Wieder was gelernt...


    Zum Abstrich: Beides Probenentnahme - ja eine Nährlösung dient hier als Träger und die Probe wird nicht mit einem Skapell gewonnen sonder mit einem Abklatsch/Abstrich - aber auch damit kann man Infektionen und Mykosen bestimmen. Die Hygienebauftragte hatte damit immer die Desinfektion der Hände vom Personal im KH stichprobenhaft überprüft ;) . Im Hinblick zu einer Mykose halte ich jedoch ein Hautgeschabsel sinnvoller.

  • Ich tippe ja vom Foto her eher auf Milben oder Haarlinge. Pilz ist eher komplett kahl, bei Parasiten wird dagegen das Fell dünn, es sind aber noch Haare vorhanden.

    Hmmm laut Tierarzt ist es definitiv Pilz und es passt auch zu dem was kleinschweinugly geschrieben hat. Wenn ich es übersehen hätte, wäre die Stelle sehr wahrscheinlich auch kahl gewesen. Was man hier schlecht sieht auf den Bildern ist, dass die Fläche am Rand weiß belegt ist zwischen den Haaren.

    Ich hoffe einfach nur, dass lotta bald wieder fit ist

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