Meerschweinchen Krankheiten / Gesundheit

Lungenerkrankungen und deren Medikation

Umgang mit kranken Schweinchen, Therapien, Medikamente und Heilungsverlauf.

  • Hallo miteinander,


    ich möchte mein Wissen mit euch teilen und auch mein Wissen zu Lungenerkrankungen bereichern.


    Meine Geschichte:

    Ich habe viele Jahre Meerschweinchen. Meistens hielt ich sie zu zweit, Männlein und Weiblein. Irgendwann starben so einige Tiere bei mir, immer zeitlich voneinander durch ca 3 Monate getrennt. Am Ende hatte ich zwei Tierchen bei mir. Fritz und Schneechen. Beides Rex Schweinchen. Ich holte mir ein drittes Weibchen vom Züchter dazu. Premiere bei mir. Sie war recht unauffällig, hat nie geniest. Irgendwann stand sie keuchend im Käfig. Bin sofort mit ihr in die FU Tierklinik für kleine Heimtiere gefahren. Sie blieb über Nacht. Nach 2 Tagen dort war sie leider verstorben, die Lunge gab auf. Die Ärzte dort wollten unbedingt eine Obduktion (weil bei mir vorher schon 2 Tiere gestorben waren, beide 9 Jahre alt). Ergebnis war: Strepptokokkus Pneumonia. Falls man es so schreibt. Der aggressivste Erreger, den man bei den Schweinchen überhaupt kennt. Ohne Obduktion wäre das durch Nasenabstriche niemals nachweisbar gewesen.
    Meine Schneechen hatte sich leider bei dieser Dame angesteckt. Das war vor 2 Jahren. Die Medikation war: Borgal, Solosin und NAC. An sich ne gute Kombi, wie ich finde. Solosin wird heute leider nicht mehr hergestellt in Tropfenform. Aber gut. Bei der Gabe der Medikamente waren sie symptomfrei, setzte man sie ab, ging es wieder los. Das hielt ich über 1 Jahr durch. Nach Absetzen zeigte niemand mehr Symptome. Nun noch ein halbes Jahr später holte ich zwei Weibchen in die Gruppe (3 und 4 Monate alt). Prompt gingen bei Schneechen wieder die Symptome los. Und sie steckte die Neuen mit an. Also wieder eine Runde Borgal, Solosin und NAC. Das drei Mal am Tag bei 4 Meerschweinchen (denn Fritz war ja auch noch da), ist ne Herausforderung. Die Hälfte landet daneben, weil sie ruckartig doch nicht wollen. Das zog ich 2 Monate durch. Abgesetzt und nach 1 Woche ging das Niesen wieder los. Ich also sofort zur Tierklinik und sie gab mir das allerletzte Mittel: Baytril.

    Das gebe ich nun seit 1 Woche. Ich hab Schiss, dass es nach Absetzen wieder nicht geholfen hat. Die Ärztin sagte, das sei die letzte Hoffnung. Wenn das nicht hilft, soll ich Schneechen einschläfern.


    Wenn ich in Foren lese, lese ich nie von Borgal. Woran liegt das? Borgal scheint das Medikament für Jungtiere zu sein. Baytril wirkt sich negativ auf das Knochenwachstum aus.


    Habt ihr noch Tipps, wie ich allen bei der Genesung helfen kann? Ich gebe alle 2 Tage frische Petersilie, Vit C ins Trinkwasser und viel Heu. Manchmal auch getrocknete Kräuter, auf die sie sich drauf stürzen.


    Liebe Grüße,

    Steffi

  • Guten Tag, Steffi und herzlich Willkommen!


    Das ist ja eine traurige Geschichte, die Du beschreibst!


    Ich kann erst mal nur Bruchstücke an Antworten geben:


    Unser Tierarzt hat nach der Kastration vorbeugend Borgal gegeben. Es wurde von allen fünf Tieren anscheinend gut vertragen, soweit man das beobachten kann. Ob es geholfen hat, kann ich natürlich nicht sagen, da es wie gesagt vorbeugend war. Ob das sinnvoll ist, darüber gibt es ja auch verschiedene Ansichten. Ich habe in diesem Falle dem Tierarzt vertraut.


    Zur Ernährung: Du hast wahrscheinlich nicht alles aufgelistet, was sie an Futter bekommen? Gras, Wildkräuter und verschiedenes Gemüse gehören ja u.a. auch noch dazu. Gerade mit Kräutern kann man die Tiere schon unterstützen. Aber ich will hier keine offenen Türen einrennen, sondern erst auf Deine Antwort warten.

  • Meinst du mit NAC - NaCl - Kochsalzlösung oder NAC als Hustenlöser


    Zu deiner Frage gibt es leider nicht die Antwort! Die Diagnose entscheidet über die Tharpie. Wirkstoffe die einem Bronchospamus entgegenwirken sind sicherlich (fast) immer richtig und wichtig - Stichwort: Wiederherstellung der Ventilation der Lungen. Alleine damit kann man schon viel bewirken... Die Krux ist auch die flache Atmung (Flankenatmung etc). Die Lunge wird dadurch nur im oberen drittel ausreichend belüftet. Darüber freuen sich Keime und Viren. Daher ist eine Förderung der Ventilation immer eine wichtige Maßnahme. Eine Antiobiose mach nur Sinn wenn eine bakterielle Beteiligung vorhanden ist. Das kann man in der Regel am Hustensekret feststellen oder durch eine Inspektion der oberen Atemwege. Seröses Sekret häufig viral, muköses gelbes und eitriges Sekret häufig bakteriell. Sicherheit bringt nur ein Biogramm, dass aber die wenigesten Tierärzt anlegen werden. Daher wird oft ein Breitbandantibiotikum aufgeschrieben um erstmal einiges abzudecken.


    Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass dein Schweinchen gar keine akute Erkrankung hat sondern eher eine repiratorische Insuffizienz oder eine andere chronische Erkrankung hat, die du vielleicht gut mit der aktuellen Medikation kompensierst, aber nicht beseitigt. Unter Brochospasmolytika war das Schwein auch Symptomfrei. Ursachen könenn hierzu mannigfaltg sein: Herzinsuffizienz, COPD etc etc.


    Zur Antibiose:

    Ehrlicherweise ist aus meiner Sicht fahrlässig eine Antibiose über so einen langen Zeitraum zu geben. Entweder ist es dann die falsche Antibiose oder es gibt überhaupt keine Bakterien als Auslöser.


    Zur Ernährung:

    Hier gibt es viele Nutzer die auf Spitzwegerisch als Frischfutter vetrauen.


    Fazit:

    Ich wünsche Dir und Deinem Tier alles Gute, viel Gesundheit und Kraft!!!


    LG

  • Ich habe auch ein Schweinchen mit chronischen Atemproblemen. Auslöser war auch hier ein aggressiver Keim, der trotz verschiedener Antibiotika drei meiner Schweinchen dahin rafffte. Eine hat überlebt, hat aber immer wieder Probleme mit der Atmung. Wir haben immer wieder mit Antibiotika behandelt. Solange sie es bekam, war es gut. Setzte man es ab gings wieder los. Das ganze ging Monate lang.

    Daher haben wir vor einem. Jahr beschlossen dass es einfach so ist bei ihr. Wird die Atmung mühsamer, inhalieren wir mit einem Inhaliergerät und Kochsalzlösung. Solange ich keinen Schnupfen oder Husten sehen oder hören kann, und sie nicht über die Flanken atmet lassen wir es dabei. Ich hätte gerne die Möglichkeit mit ihr mit Cortison zu inhalieren (es gibt da ein Präparat für Kinder), und die Solosin Tropfen klingen auch interessant, danke dafür, daß werde ich im Hinterkopf behalten! Aber meine TÄ lehnt es leider meist ab Tieren Menschenmedikamente zu geben. Sonst ist sie gut, aber das ist schade. Nach dem Cortison Präparat hatte ich schon vergeblich gefragt.


    Meine Theorie ist jedenfalls dass mein Schweinchen durch den Infekt eine Art Asthma entwickelt hat, welchen man nur symptomatisch behandeln kann. Trockene Heizungsluft ist da natürlich nicht gut, und im Winter wird es immer schlimmer bei ihr, daher stehen bei uns jetzt Wasserschalen auf der Heizung. Und wir haben auf möglichst staubarme Streu umgestellt, und ich bringe die Schweinchen zum Misten aus dem Raum wegen der Staubentwicklung. Denn nach dem Misten hört man sie auch oft.


    Vielleicht ist es bei deinem Schweinchen ähnlich? Ich kann mir vorstellen, nur Solosin (oder ein ähnliches Präparat) und inhalieren als Dauerbehandlung würde vielleicht reichen?

    Eines ist klar, dauerhaft Antibiotikum ist keine Alternative! Vor allem nicht monatelang das Gleiche.

  • Salbutamol wird häufig in der Humanmedizin genommen und führt dazu dass sich die Aveolen weit stellen (alternative???) Das Problem bei den Schweinchen wird sein, den Wirkstoff als Aerosol gezielt und dosiert aufzunehmen. Evtl. helfen hier Totraumvergrößerer etwas sog. Spacer. Man setzt das Tier davor und lässt die Luft aus dem Spacer dann vom Tier abatmen - Sehr schwierig...


    Ich selber habe bislang mit einer Ultraschallbedampfer und einer NaCl Lösung einfach nur ein feuchtes Raumklima erzeugt um eine Sekretlösung zu unterstützen. Wirkstoffe habe ich so bislnag noch nicht verabreicht.


    Vermutlich werden daher diese oral oder per Injektion verabreicht werden.


    Ja - auch das ins Rennen geworfene Thema: Staub finde ich sehr wichtig. Nicht umsonst gibt es bei uns Menschen Sillikose oder Vogelzüchterlungen. Das permanente Stauben ist eine nicht zu unterschätzende Noxe die auf Dauer einen Tribut einfordert. Zumal die Schweinchen mit ihrer Nase (wenige cm über den Boden) unmittelbar den feinen Mikro Staub fortlaufend aufnehmen.


    Cortison kann richtig eingesetzt viele Dinge verhindern - falsch eingesetzt leider auch vieles verschlimmern. Im Studium wurde immer gesagt: Soviel Cortison wie notwendig, so wenig Cortison wie möglich.

  • Unser Kastrat Ferrari FF wurde im Frühjahr bei einer Herzspezialistin untersucht und festgestellt das die Herzklappe altersbedingt nicht vollständig schließt. Er macht auch weiterhin diese Geräusche beim Schlafen als wenn er schnarcht. Es hat sich nicht verschlimmert und er bekommt aktuell auch keine Medizin dagegen. Vielleicht wäre so eine Untersuchung ob das Herz diese oder eine andere Schwäche hat angebracht ehe man das Tier erlösen muß.


    Andreas

  • Salbutamol wird häufig in der Humanmedizin genommen und führt dazu dass sich die Aveolen weit stellen (alternative???) Das Problem bei den Schweinchen wird sein, den Wirkstoff als Aerosol gezielt und dosiert aufzunehmen. Evtl. helfen hier Totraumvergrößerer etwas sog. Spacer. Man setzt das Tier davor und lässt die Luft aus dem Spacer dann vom Tier abatmen - Sehr schwierig...

    Ich bin selber Asthmatikerin und nutze als Notfallspray Salbutamol. Ich persönlich habe bemerkt, dass ich Unruhe und einen unangenehm schnellen Herzschlag bekommen, wenn ich es mehrfach kurz hintereinander verwende. Daher bin ich mir unsicher, was es für das Schweinchen für Auswirkungen hätte. Ausserdem hält die Wirkung ja nicht lange an bei Salbutamol Spray.


    Diese Unruhe und Herzrasen kenne ich allerdings auch von Theophillin Tabletten, aber das Solosin wurde ja vom Schweinchen der TE anscheinend gut vertragen.

  • Das liegt daran das Salbutamol auch auf die Rezeptoren wirkt die den Herzschlag beeinflussen. Fast alle entsprechenden bronchospasmolytischen Medikamente zeigen diesen Wirkmechanismus auf das Herz. Daher ist die Kombination von B-Blockern und Salbutamol zumindest fraglich - da diese eine Wechselwirkung zeigen. Das Salbutamol soll ja auch den Sekretfluss und damit das abhusten fördern = Ventilationsverbesserung. Damit werden die Aveolen vom Sekret befreit und zumindest eine Entzündungsnoxe wird damit (besser) entfernt. Achte doch mal bei dir selber, ob du nach der Anwendung besser oder produktiver husten kannst bzw. mehr husten musst? Gerade in Kombi mit NaCL Inhalation als Träger kannst du damit viel bewirken. Bei Kindern wird es häufiger bei Atemwegserkrankungen genommen und ja man ist wirklich danach etwas aufgedrehter... Solosin ist Theophillin ;). Ich habe mir angewöhnt in den meisten Fällen mit den Wirkstoffnamen zu arbeiten. Bei den ganzen Produktbezeichnungen verliert man schnell den Überlick

  • Achte doch mal bei dir selber, ob du nach der Anwendung besser oder produktiver husten kannst bzw. mehr husten musst?

    Das stimmt, danach kann man locker abhusten. Dachte immer das liegt einfach an der entkrampfenden Wirkung, interessant zu wissen!

    .. Solosin ist Theophillin ;).

    Ich weiss. Ich habs gegoogelt 😁. Darum schrieb ich ja, Theophillin hat die gleiche Wirkung, aber das Solosin wurde ja (trotzdem) gut vertragen (obwohl es ja auch Theophillin ist).


    Aber das ist ja leider nicht mehr erhältlich, also ist es leider ohnehin keine Option mehr... 😟

  • Vielen herzlichen Dank für eure zahlreichen Antworten.
    Futter: ja sie bekommen mehrmals am Tag Gemüse, mal kleine Möhrenstückchen, Gurke, ein wenig Eisbergsalat.
    Das Herz wurde noch nie untersucht, das ist ein guter Hinweis.


    Ich war war gestern erst wieder in der Tierklinik. Nun klingen alle wieder auffällig beim Atmen. Sie wollte sofort röntgen, was ich aber ablehne. Das 1. Bild vor 2 Jahren sah schon bescheiden aus. Mir kommt es vor, als suche sie nur eine Grundlage zum Einschläfern.


    Ich habe sie gezielt auf Borgal angesprochen und dies haben sie wohl ausgewählt, weil es genau für den genannten Keim streptokokkus Pneumonia (sry weiß immernoch nicht wie man es schreibt 😅).


    Ein Biogramm ist wohl nicht möglich, weil es so kleine Gerätschaften nicht gibt. Der Fokus liegt wohl auf Hunden etc. - andere Tiere sind nicht wichtig genug für die Entwickler. Ich hatte nur das „Glück“, durch die Obduktion den Erreger zu erfahren. Ich sitz als Asthmatikerin selber immer mit Mundschutz da, wenn ich die Tiere reihum behandle.

    Sie gab mir ebenfalls den Tipp der Inhalation. Hab son Beatmungsdingens, da werde ich die Tiere mal in die Box setzen und sie NaCl inhalieren lassen.


    Und zu der einen Frage: Sie bekommen eine kleine Prise NAC aufgelöst in Wasser dreimal am Tag. Also ne mini Menge.


    Asthmasprays enthalten ja oft Adrenalin. Mir geht auch die Pumpe, wenn ich es zu viel benutzen musste.


    Das Komische ist, sie vermutet, dass es nun nicht mehr strepptokokkus pneumonia ist. Sondern eine andere Ursache hat. Denn Fritz, der damals mit behandelt wurde, ist seit 2 Jahren symptomfrei.


    Bevor ich Schneechen einschläfere, versuche ich alles. Sie ist so ein hübsches liebes Tier. Cremefarben mit schwarzer Nase, Füßen und Ohren. Einfach zauberhaft. Die geb ich nicht auf. Danke für die vielen Tipps.

  • Vielleicht ist dieser Artikel über https://de.wikipedia.org/wiki/Pneumokokken interessant für Dich. Da siehst Du auch die richtige Schreibweise: Streptococcus pneumoniae ;-)


    Nach meinem Kenntnisstand ist der Zustand des Immunsystems hier entscheidend. Daran würde ich neben dem Inhalieren vor allem arbeiten. Wenn ich es richtig verstanden habe, bekommt sie wenig Frischfutter und auch nicht viel Abwechslung. Statt Vitamin C im Trinkwasser wäre z.B. rote oder gelbe Paprika, Giersch, Löwenzahn, Taubnessel, Hagebutten u.a. eine natürlich Quelle von Vitamin C und vielem anderen Nützlichen.


    Ich sage nicht, dass es jeder so machen muss, sondern nenne als Beispiel, was bei uns in etwa im Schnitt pro Schweinchen und Tag gefuttert wird: 150-200 g Gemüse, 200 g Gras und Wildkräuter, Teile von 1 Zweig (Blattstiele, Blätter und Rinde futtern sie von verschiedenen Baumarten), Heu. Wenn ich nicht mehr genug Gras und Wildkräuter finde, gibt es davon weniger und mehr Gemüse, möglichst viel Blattgemüse und Bambus als Ersatz für Gras, soweit ich welchen bekomme. Ölsaaten in kleinen Mengen sind auch wichtig, aber eher für die Haut u.a. Unsere Schweinchen sind leider ohne erwachsene Tiere aufgewachsen und vermutlich daher wählerischer beim Futter. Sie mögen fast alle geeigneten Wildkräuter und Gras sowie vom Gemüse vor allem Karotten, Paprika, Gurke, Fenchel, Tomate, Brokkoli-Strunk, Kohlrabiblätter, Romanasalat, Weißkohl, Chinakohl.


    Falls Du etwas davon aufgreifen willst, ist natürlich wie immer langsames Anfüttern wichtig.


    Auch könntest Du es mit einer Erhöhung des Vitamin D3-Spiegels über eine entsprechende Lampe versuchen. Hierzu gibt es hier eine Diskussion und in der Einleitung findest Du einige Informationen: https://www.meerschweinchen-ra…?postID=902909#post902909


    Ich hoffe, ich erschlage Dich nicht, mit den vielen Informationen. :-)