Meerschweinchen Krankheiten / Gesundheit

Euthanasie

Umgang mit kranken Schweinchen, Therapien, Medikamente und Heilungsverlauf.

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich war bis gestern stolze Meerschweinchenbesitzerin seit über 7 Jahren und hab in dem Forum das ein oder andere Thema als stiller Teilnehmer verfolgt und oftmals zu meinen innerlichen Fragen Antworten gefunden.


    Nun habe ich gestern meine 7 1/2 Jahre alte Meerschweinchendame Starsky eingeschläfert und innerlich zerreißt es mich, ob die Entscheidung die richtig war. Klar, aus der Ferne ist das schwierig zu beurteilen, daher interessiert mich vor allem wie ihr mit diesen Schuldgefühlen umgeht. Dennoch möchte ich Euch von uns berichten, entschuldigt den langen Monolog:


    Starsky und Hutch wurden von mir als Babys aufgenommen und wir haben versucht Ihnen mit gutem Futter, viel Auslauf und Pflege ein gutes Leben zu bereiten. Letztes Jahr fing Hutch an abzubauen. Andauernd gaste sie auf, obwohl das Futter nicht geändert wurde. Die Schilddrüse war zunächst im Blutbild im Verdacht und sie bekam Medikamente. Die Unterfunktion führte zur Überfunktion mit Haarausfall und wir setzten alles wieder zurück. Eines Nachts fing sie plötzlich an Speichel zu würgen und behielt kein Essen mehr drin. Der Notarzt meinte, dass Meeries nicht brechen können und er ratlos ist. Am nächsten Tag stellte mein Haustierarzt einen Tumor in der Galle fasst und wir wollten sie nach allen Voruntersuchungen operieren. Sie verstarb beim Tierarzt in der Nacht.
    Um Starskys Einsamkeit zu lindern, holten wir ein Pflegeschwein auf Zeit zu uns. Der Verlust von ersten machte mir klar, dass ich diesen Kreislauf mit immer neuen Schweinchen nicht ertragen könnte. Gerade als die Vergesellschaftung ihren Gang nahm, blutete Amelie. Zunächst dachte ich, dass die beiden gerangelt hätten, aber der Tierarzt stellte fest, dass sie einen Gebärmuttertumor hat. Sie wurde operiert, verstarb aber kurz nach der OP.
    Da wir in der Zeit beide getrennt halten mussten, war Starsky mehr und mehr von Meeries entwöhnt. Ich weiß, dass es Gesellschaftstiere sind, aber man riet uns auf die alten Tage ihr nicht noch mehr Stress an zu tun. Natürlich versuchte ich über Meerie gerechte Förderung mit Klickertraining sie aktiv zu halten und sie blühte auf. Anfang des Jahres schien ein kleiner Knubbelig an ihrem Hals zu wachsen. Der Tierarzt entnahm eine Probe und es stellte sich als geronnenes Blut von einem Bluterguss dar. Da es schiebbar war und es dennoch nah am Hals saß, wollte er nicht operieren. Zusätzlich hatte sie schlechte Leberwerte und bekam Hepato. Obwohl sie nie Probleme hatte, fing sie in den letzten Monaten immer wieder an aufzugasen. Eine Ursache wurde nie wirklich gefunden. Sie hatte Arthritis, was zu verminderter Bewegung führen könnte und ein Grund sein könnte. So bekam sie jeden zweiten Tag probeweise Schmerzmittel. Bei erneuter Aufgasung am Freitag verschluckte sie sich und röchelte noch Stunden danach, aß aber wie gewohnt. Aus Angst vor einer Lungenentzündung fuhren wir in die Notklinik in der Nacht. Dort war ihre Atmung normal und der Arzt schickte uns nach Hause. Am Samstagabend waren wieder Atemgeräusche da und ich fuhr zum Haustierarzt. Er bestätigte den Verdacht auf eine Lungenentzündung und sie erhielt AB. Die Geräusche wurden schlimmer und sie aß nichts mehr. Am Sonntag päppelte ich sie alle 2 Stunden und fuhr erneut zum Arzt. Er meinte, es bräuchte Zeit und bot mir eine Unterbringung im Sauerstoffzelt an. Da sie dort aber über Nacht nicht gepäppelt werden konnte, nahm ich sie mit nach Hause. Am Abend röntgte er die Lunge und ein Schatten war in einer Seite zu sehen. Gegen mögliches Wasser in der Lunge wurde sie behandelt. Zudem schien Kalk im Knubbel zu sein, sodass es vielleicht doch ein Tumor war. Jedoch war ihm das Päppeln wichtiger und sie kam wieder mit Heim. In der Nacht verschlechterte sich alles. Sie Geräusche waren schrecklich, sie aß den Brei kaum noch und bewegte sich nicht wirklich. Als ich sie in den Käfig vor ihr Häuschen setzte, taumelte sie und fiel halb rein. Die nächsten Stunden schlief sie nur noch im Kuschelbett. Bei der Kontrolle am nächsten Morgen meinte der Tierarzt, dass sie viel Gewicht verloren hat und die Lunge sie beim Atmen quält. Er meinte, dass ihr Fell zwar noch glänzt, aber sie nicht wirklich reagiert und das AB gewirkt haben müsste. Zwar sei das bei älteren Tieren langsamer, aber die Prognose auf Heilung sei sehr gering. Und wahrscheinlich läge eine Grunderkrankung vor. Die Atemnot könne er so nicht lindern und würde sie daher einschläfern lassen.
    ich habe mich dann dafür entschieden. Im Nachgang frage ich mich natürlich, ob das richtig war, ob längeres Warten besser gewesen wäre oder noch qualvoller. Ich wollte ihr Leid lindern, aber war das zu egoistisch von mir. Ich hätte sie auch noch weitere Nächte versorgt, aber die Angst dass sie erstickt und ich nicht helfen kann und keinen Atzt erreiche, war so groß und die schlechte Prognose auch.
    wie sind eure Erfahrungen? Was denkt ihr?

  • Herzlich Willkommen mit Deinem ersten Beitrag - auch wenn der Anlass ein so trauriger ist.


    Es tut mir leid, dass Du nicht nur den Tod von Hutch und dem Pflegetier erleben musstest, sondern auch noch die schlimme letzte Zeit mit Starsky!


    Wie Du schon sagst, ist es von der Ferne noch schwerer zu beurteilen, als wenn man ein Tier sieht. Nach dem was Du schreibst, brauchst Du Dir aus meiner Sicht keine Vorwürfe wegen des Einschläferns zu machen. Starsky hatte ja nicht "nur" die Lungenentzündung, sondern war schon 7,5 Jahre alt und hatte - u.a. an den Aufgasungen erkennbar - noch mindestens ein grundlegendes Problem.


    Wenn wir ein Tier am Leben erhalten, haben wir die Verantwortung - auch dafür das Leiden rechtzeitig zu beenden. Ohne unser Eingreifen würden Tiere in solchen Situationen schneller sterben. Solange es eine realistische Chance auf Genesung und ein lebenswertes Leben gibt, macht das Eingreifen durch Medikamente, Päppeln u.a. Sinn. Aber es ist eben auch ein Liebesdienst, ein Tier gehen zu lassen, wenn die Quälerei in keinen Verhältnis zu den Chancen steht.


    Ich wünsche Dir Trost und viele schöne, unbelastete Erinnerungen an Deine beiden Tiere!

  • Er tut mir sehr leid wegen deines Verlustes. Und, dass der Abschied so dramatisch war. Aber so auf die Ferne würde ich behaupten, dass es für dich keinen Grund gibt, ein schlechtes Gewissen zu haben. Mir scheint es, dass du sehr genau abgewägt hast, was für dein Schweinchen das Beste ist. Und wenn es besser ist, das geliebte Tier gehen zu lassen damit es nicht mehr leiden muss, ist das eine schwere Entscheidung, manchmal aber der letzte Liebesdienst, den wir unseren Tieren erweisen können. Ich glaube, du hast im Interesse deines Meerschweinchens entschieden, da offensichtlich kaum Aussicht auf Heilung und ein normales Meerileben bestand. Und mit 7,5 Jahren hatte sie ein schönes , langes Schweineleben. Komm gut auf die Regenbogenwiese, kleine Starsky! 🌈

  • Hallo!

    Erstmal willkommen im Forum. Es tut mir total leid, dass deine Tiere alle durch solche schwerwiegende Krankheiten gegen mussten. Dann ist es noch viel schlimmer, die Entscheidung zum Einschläfern und gegen lassen zu treffen.


    Es ist tatsächlich eher schwierig aus der Ferne so etwas festzustellen. Wahrscheinlich hatte Starsky mehrere Probleme, nebst der Lungenentzündung auch noch die Aufgasungen. Deswegen finde ich, dass du vollkommen richtig entschieden hast, ich hätte wohl dasselbe getan.

    Du hast alle drei Tiere geliebt und Starsky zum Schluss den letzten Liebesbeweis gegeben, sie von ihrem Leid zu erlösen. Das war die richtige Entscheidung.

    Alles Liebe

    Und Starsky, schick deinem traurigen 2bein doch Mal einen RB vorbei❤️

  • Ich kann mir vorstellen, wie du dich derzeit fühlst. Mich hat der Tod meines heiß geliebten Meerschweinchens Clara in diesem April erst total aus der Bahn geworfen. Clara kam in die Tierklinik, da sie stark mit den Flanken geatmet hatte und ich einen Ausfluss bei ihr bemerkte. Ich vermutete schon etwas schwerwiegendes mit der Gebärmutter.


    Am Abend in der Tierklinik hieß es dann, sie habe eine Lungenentzündung und wird beatmet. Sie blieb über Nacht in der Klinik und ich war die ganze Zeit wach zu Hause. Mit der Diagnose Lungenentzündung hatte ich wegen des Ausflusses nicht gerechnet. Am nächsten Morgen kamen dann die "Nebenbefunde" zur Lungenentzündung - eine Gebärmutterneoplasie u. a. - die Tierärztin erklärte mir alles und Fazit: man riet mir zur Einschläferung. Vor Ort durfte ich Clara noch einmal streicheln. Dabei warteten die Ärzte auf meine Entscheidung. Die dringende Empfehlung war Einschläfern und ich war dennoch heillos überfordert, obwohl eine Aussicht auf Heilung nicht gegeben war und Clara über Nacht das Fressen auch eingestellt hatte.


    Ich habe sie dann gehen lassen. Trotz der heftigen Befunde habe ich mich lange danach noch mit der Frage geplagt, ob man nicht doch noch etwas hätte tun können? Ob man alles nach und nach hätte behandeln können? Ob ich falsch entschieden habe? Sie war immerhin auch erst 4,5 Jahre alt.

    Über Leben und Tod zu entscheiden, ist eine sehr schwere Aufgabe... dennoch finde ich es richtig, was viele hier schreiben: man erspart dem Tier weiteres Leid. Und wir Meerschweinchenliebhaber müssen/mussten leider lernen, wie Meerschweinchen geheimerweise still leiden und sich nichts anmerken lassen...


    Meine Anteilnahme!

  • Hallo!


    Ich hätte wohl auch entschieden, ein Tier in dieser Situation einschläfern zu lassen. Man weiß nicht immer genau, was jetzt die eigentliche Ursache war, einfach weil die Diagnostik einfach nicht so umfassend sein kann. Bei einem Menschen würde man schon viel früher ein MRT machen um eventuelle Tumore aufzufinden, aber welcher Tierarzt hat schon die notwendigen Geräte? Und wer soll das alles zahlen? Und selbst wenn man Krebs finden würde: viel mehr als den Tumor rausschneiden ist ja auch nicht möglich, keine Bestrahlung, keine Chemotherapie, soll heißen, der kommt in aller Regel viel zu bald wieder.


    Daher ist einfach auch ohne klare Ursache oft Einschläfern die vernünftigste Option, wenn es einem älteren Tier immer wieder schlecht geht, und irgendwie nichts hilft. Es ist oft einfach Krebs, den man einfach weder diagnostizieren noch behandeln kann, und irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem es kein Leben mehr ist.


    Du hast richtig gehandelt, es ging einfach nicht anders.

  • Wenn ich lese, was du alles für deine Schweinchen unternommen hast, wie viele Untersuchungen es gab, wie viele Medikamente, wie viele Tränen, durchwachte Nächte zwischen Bangen und Hoffen..... da kann von Vorwürfen keine Rede sein. Es gibt immer diese Frage, hätte man vielleicht doch noch etwas machen können, oder haben wir das eine Medikament übersehen, was hätte helfen können..... aber die Antwort bleibt manchmal eben aus. Und nach schweren Krankheiten und dann noch in diesem Alter sind die Tierchen ihrerseits oft auch an ihrem Lebensende angekommen und der irdische Körper wird keine Heilung mehr erfahren, egal was man versucht.


    Ich weiß nicht, ob dir das ein Trost ist, aber Starsky war über 7 Jahre lang deine Begleiterin, das ist ein stolzes Alter und das ist wirklich ein Geschenk. Vielleicht kannst du es jetzt noch nicht richtig annehmen, aber ich wünsche dir, dass du irgendwann dankbar und lächelnd an sie und alle Vorausgegangenen denken kannst.


    Alles Liebe für dich!

  • Vielen Dank für Eure lieben Worte! Man fühlt sich nicht mehr so allein mit den Problemen 🙂

    Hibihonig: vielen Dank auch für Deine Erfahrung. Gerade wo sie ja auch noch so jung war, war es für Dich wahrscheinlich noch unerwarteter.

    Heute habe ich ein Tierheim und eine Notstation erreicht, die gerne Futter und Kuschelsachen von ihr annehmen. So kommt es wenigstens noch anderen Schweinchen zu Gute!

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