• Hallo zusammen,


    ich habe seit ca. 2 Monaten eine Böckchen-Gruppe und bin in dieser Konstellation noch sehr unerfahren. Daher würde ich euch gerne um eure Einschätzung bitten. Hier die Situation:


    Angefangen hat es mit 2 Böckchen (ca. 1 und 4 Jahre alt; evtl. Vater und Sohn), die sich vermutlich schon vorher kannten. Der jüngere Bock war viel aktiver, der ältere Bock war viel träger und vom jüngeren oft „genervt“. Dann ist ein drittes Böckchen im Alter von 6 Wochen in die Gruppe gekommen. Der kleine heißt „Flash“. Zwischen Flash und dem Opa-Böckchen ist alles super. Flash und der jüngere Bock mit Namen „Yoshi“ sind ein wenig problematischer.


    Am ersten Tag waren natürlich alle aufgeregt, aber es kam außer ein bisschen Gejage zu keinen brenzligen Situationen. Am zweiten Tag hat Yoshi dem kleinen Flash ein Loch in die Brust gebissen. Flash war danach 2 Wochen lang sehr vorsichtig, ist Yoshi aus dem Weg gegangen und auch Yoshi hat nichts mehr gemacht. In Woche 3 oder 4 wurde es wieder lauter, mit Jagen und Zähneklappern. Das Zähneklappern kommt von beiden; auch der kleine Flash stellt die Haare auf, klappert und schiebt seinen Hintern Richtung Gegner. Seine Taktik sind schnelle, sprungartige Attacken. Es kam in einem Häuschen zur Eskalation und Flash hatte ein Loch im Ohr. Viel Blut, aber danach erst einmal wieder Ruhe.


    Seitdem wird Flash immer wieder gejagt. Mal sehr halbherzig, mal wieder ein wenig aggressiver. Er selbst war bis gestern dabei immer passiv, ist sofort geflüchtet und hat nicht gegen gehalten. Gestern hat er dann wieder gegen gehalten. Es gab einen kurzen Schlagabtausch ohne Wunden. Jetzt ist er wieder passiv und flüchtet sofort. Er kann sich in der Regel frei bewegen, kann mit den anderen beiden essen und immer wieder beschnuppern sich die beiden Streithähne auch friedlich. Dann aber schießt Yoshi aus dem Nichts los und jagt den Kleinen. So viel zum Stand der Dinge.


    Nun weiß ich mittlerweile, dass es in Böckchen-Gruppen gröber zur Sache geht. Allerdings gefällt es mir trotzdem nicht, dass alle paar Wochen ein Schweinchen eine größere Wunde hat. Bei der Wunde am Ohr haben nur 2 cm gefehlt und Flash wäre auf einem Auge blind gewesen. Daher mache ich mir natürlich Gedanken:


    Kann die Konstellation irgendwann friedlich (also ohne nennenswerte Verletzungen) werden?

    Was passiert, wenn Flash ausgewachsen ist und sich stärker wehren kann?

    Ist Yoshi eifersüchtig und will den älteren Bock nicht teilen?

    Würde ein viertes Böckchen Abhilfe schaffen?


    Die Böckchen sind alle kastriert, beim ältesten Bock hat die Tierärztin nur von 95 % Erfolg gesprochen. Die Gruppe hat ein Gehege von 2,5 m² und kann sich normalerweise auch frei im Zimmer bewegen. Da Flash dies oft genutzt hat, um Yoshi aus dem Weg zu gehen, ist das Gehege aktuell geschlossen. Im gleichen Zimmer sind 6 weitere Schweinchen, davon 4 Weibchen. Nicht optimal, aber ich achte penibel darauf, dass es keinen Kontakt gibt.


    Letztendlich mach ich mir nur Gedanken um den kleinen Flash und will nicht, dass er in permanenter Angst leben muss oder irgendwann sehr schwer verletzt wird. Daher bin ich euch für alle Gedanken dankbar!

  • Huhu und willkommen.


    Die Gruppe hat ein Gehege von 2,5 m² und kann sich normalerweise auch frei im Zimmer bewegen. Da Flash dies oft genutzt hat, um Yoshi aus dem Weg zu gehen, ist das Gehege aktuell geschlossen.


    ich bin selbst zwar kein Experte bei Bockgruppen, aber ich habe ein paar Dinge gelernt seit ich hier mitlese. Bei Bockgruppen ist der Platz das A & O. Je mehr, desto besser. Mindestens 1m²/Bock wird empfohlen und somit fehlt dir shcon ein bisschen was. Sind diese 2,5m² ebenerdig oder auf Etagen verteilt?


    Weibchen im selben Zimmer sind kein Problem, solange es keinen Körperkontakt gibt.

    LG

    Da wäre ich ganz vorsichtig diese Erfahrung als allgemeingültig zu benennen. Ich habe hier schon mehrfach von Berichten gehört, dass sich Männchen wie weibchen selbst auf eine ordentliche Distanz gerochen und um den Verstand gebracht haben.

  • Hi,

    ja, bei mir war das der Fall. Nicht die Männchen sind aus der Bahn geraten, sondern eines meiner Weibchen. Sie war drei Wochen lang brünstig und verhaltensauffällig. Erst als eine Woche nach der Kastration der Herren vergangen war, hat sie sich wieder von selbst beruhigt. Meine Tierärztin meinte "ironisch": Am einfachsten wäre es, diese Dame decken zu lassen. Hätte sie sich nicht wieder eingeklinkt, hätte sie Hormone bekommen müssen.

    Ihr Verhalten fing in diesem Moment an, als ich mit den drei Gastböcken das Wohnzimmer betreten habe. Sie hat nur geschrien und ist ausgeflippt.

    Hier sind immer mal für kurze Zeit fremde Meerschweinchen. Sie hat aber noch nie so reagiert. Es lag wohl am Duft eines der drei Herren. Auf die anderen hat sie nicht reagiert.

    Im Moment wohnen wieder 2 bei mir, einer frisch kastriert und einer noch nicht kastriert. Auf diese beiden reagiert sie nicht.

  • Dein Problem ist die Anzahl DREI. Oft verbünden sich 2 Jungs und mobben den dritten, so bei Dir geschehen.

    Ich halte seit 12 Jahren nur Jungsgruppen und rate Dir dringend auf 4 oder mehr aufzustocken.

    Weibchen im selben Zimmer sind kein Problem, solange es keinen Körperkontakt gibt.

    LG

    Von dem Problem mit 3 Böckchen habe ich auch schon gelesen, aber die Situation 2vs1 ist bei mir definitiv nicht der Fall. Der Älteste versteht sich wunderbar mit den anderen beiden, da sehe ich keine Unterschiede oder Bevorzugung. Der kleine Flash wird also nicht von den anderen beiden gemobbt, sondern nur von einem Böckchen. Falls die Zahl 3 doch das Problem sein sollte: Würde es bei 4 Tieren nicht vielleicht die Situation geben, dass sich zwei 2er-Gruppen einstellen?



    Huhu und willkommen.



    ich bin selbst zwar kein Experte bei Bockgruppen, aber ich habe ein paar Dinge gelernt seit ich hier mitlese. Bei Bockgruppen ist der Platz das A & O. Je mehr, desto besser. Mindestens 1m²/Bock wird empfohlen und somit fehlt dir shcon ein bisschen was. Sind diese 2,5m² ebenerdig oder auf Etagen verteilt?

    Wenn ich ganz genau nachmesse, komme ich auch so gut wie an die 3 m² ran ;)

    Diese 3 m² sind in einer Ebene. Zusätzlich gibt es ein Törchen, das normalerweise den ganzen Tag offen steht. Die Jungs können dann rausgehen und sich im Zimmer ( ca. 15 m²) frei bewegen. Das macht der kleine auch immer wieder ganz gerne. Der Älteste geht ab und zu spazieren, der mittlere gar nicht.

  • Alles klar... nur eine kleine Information am Rande. Da Meerschweinchen quasi 24h kontinuierlich aktiv sind, in kurzen Abständen abwechselnd fressen und schlafen, rechnet man einen Auslauf, der nicht 24h zur Verfügung steht, nicht zur Gehegefläche hinzu :) Sie haben wirklich nur die knapp 3m² ;)

  • Hallo,

    ich bin Notaufnahmestelle hauptsächlich für männliche MS.

    Ich habe im selben Raum auch des öfteren Mädels, die aber immer einen Kastraten im Gehege haben.

    Reine Mädelshaltung ist unnatürlich und bringt den Hormonhaushalt der Mädels völlig aus der Spur, bis hin zu Bildung von Eierstockzysten.


    Spannenderweise scheint der reguläre Zyklus beim Meerschweinchen tatsächlich durch die bloße Anwesenheit eines Männchens gesteuert zu werden. Das Männchen sondert über die Kaudaldrüse Sexualhormone (Pheromone) ab, die werden über das Vomeronasales Organ aufgenommen. Das Vomeronasales Organ besteht aus winzigen Einbuchtungen auf beiden Seiten der Nasenscheidewand. Bedingt durch die Aufnahme der Pheromone an den Rezeptoren des Vomeronaselen Organs werden neuronale Signale über die Amygdala an die Hypophyse geleitet. Diese Signale sorgen dort für die Regulation der Bildung von LH (Luteinisierendes Hormon). Trifft ein Weibchen plötzlich auf ein Männchen oder ein fremdes Männchen, dann kommt es zu extremen Anstieg an LH und zu einer spontanen Brunst. In der normalen gemischten Haltung sorgt der Bock einfach nur für einen regulären Zyklus.


    Meine 18 Jungs reagieren dagegen überhaup kein bischen auf die im selben Reggaleigenbau ganz oben lebenden Mädels. Was sollten auch sonst Züchter mit ihren Deckböcken anstellen, wenn diese nicht im Einsatz sind. Diese hüten oft junge Böckchen während dieser Zeit als Erzieher und befinden sich auch im selben Raum.


    In Vierergruppen dürfen sich ruhig Freundespaare bilden, warum auch nicht?

    So hat jeder Bub einen Freund und es gibt keine Mobberei eines einzelnen Buben.

    In Dreiergruppen bleibt ein Bub alleine und wie in sozialen Gruppen anderer Tiere und der Menschen, wird dieser ausgeschlossen.


    Das überall favorisierte Platzbedürfnis von Kastraten und Böckchen ist völlig unsinnig.

    Ein Kastrat benötigt nicht mehr Platz als ein Weibchen. Bei mir ziehen dauernd Notiejungs ein und aus, manche waren vorher mit Jungs zusammen, manche mit Mädels. Es gibt keine Probleme mit Beißereien, obwohl sie KEINEN m² pro Bub zur Verfügung haben.

    Wichtig ist dagegen, dass das Gehege nicht offen und übersichtlich wie ein Saal ist, sondern dass es Sichtbarrieren, offene Unterstände und Rennstrecken gibt. Beispielfoto:


    Foto: Sichtbarriere aus einem Streifenvorhang bei streitenden Jungs/Kastraten.

    Diese wurde auf meine Empfehlung hin angebracht. Seither gibt es keinen Streit mehr.

    Gabi

  • Die Tiere können einfach unterschiedlicher reagieren. Meine Damen leben mit "aktivem" Kastrat zusammen, trotzdem hat eine reagiert.

    Es kann passieren und seit ich das weiss, rechne ich einfach damit.

  • Gabi hat sehr viel Erfahrung mit Meerschweinchen und auch speziell mit Jungs. Trotzdem möchte ich erwähnen, dass ich mehr als nur einen oder zwei Berichte gelesen habe, in denen das 4. Männchen keinen Frieden gebracht hat. Schlimmstenfalls hat man dann ein noch größerer Problem als vorher.


    Zudem sehe ich es kritisch, wenn schon richtig Blut geflossen ist. Wie stark das war, weißt natürlich nur Du. Aber nach Deiner Schilderung ist der Kleine auch dominant und wenn er größer wird, kann es vermutlich erst recht kranchen.


    Daher und überhaupt ist meine Frage an Dich:


    Wenn Du noch 6 Weibchen, hast, warum tust Du dann den Mittleren nicht zu den Weibchen und lässt die beiden anderen zusammen? Natürlich ist dann der Altersunterschied noch größer als bisher, aber es gäbe potentiell mindestens folgende Vorteile:


    • Die Weibchen, falls sie bis noch ohne Kastrat sind, würden sehr gewinnen (s.o.).
    • Der Streit wäre zuverlässig beendet.

    Alternativ könntest Du natürlich auch 3 Gehege machen und jedem Kastraten 2 Weibchen geben. Das wäre von der Gruppenzusammensetzung ideal und normalerweise stabil und relativ friedlich.

  • Das lässt mir jetzt doch keine Ruhe: Wenn ich vorschlage, dass Du die Männchen zu Weibchen setzen könntest, müsste natürlich sichergestellt sein, dass alle richtig kastriert sind. Was meinte die Tierärztin denn mit dieser Aussage und woraus leitet sie das ab?

  • Oje, scheinbar habe ich für Verwirrung gesorgt, die ich erst einmal auflösen möchte:


    Ich habe 3 Gruppen. 2 Gruppen bestehen aus einem Kastraten und 2 Weibchen. Ich habe also "nur" 4 Weibchen. In der dritten Gruppe - der Böckchengruppe - sind alle kastriert. Nur beim Ältesten scheint die Kastration schwierig gewesen zu sein. Die Tierärztin sprach davon, dass es sehr vernarbt gewesen war und sie nur zu 95 % sicher sei, dass die Kastration gelungen sei.


    Zudem sehe ich es kritisch, wenn schon richtig Blut geflossen ist. Wie stark das war, weißt natürlich nur Du. Aber nach Deiner Schilderung ist der Kleine auch dominant und wenn er größer wird, kann es vermutlich erst recht kranchen.


    Dominant würde ich den Kleinen eigentlich nicht bezeichnen. Ich denke schon, dass er sich grundsätzlich unterwerfen würde, aber es gibt eine Grenze, ab der es ihm scheinbar auch reicht. Würdest du denn sagen, dass nach den blutigen Attacken keine Hoffnung mehr besteht?


    Und noch eine vielleicht blöde Frage: Kann man die Chance beziffern, dass ein viertes Böckchen die Lage entspannt? Ich sehe mich nämlich schon ein 4tes Gehege bauen und 2 Böckchen-Gruppen zu halten...



    Kannst du mir den Effekt der Sichtbarriere genauer erklären? Wenn der "Aggressor" den Kleinen nicht sieht, geht er auch nicht auf ihn los? Würde es dann nicht dazu führen, dass sich die "Feinde" jeweils auf einer Seite der Barriere aufhalten und ich damit praktisch zwei getrennte Gehege habe? Und würde das den Kleinen nicht mehr ausschließen? Ich neugierig und verwirrt.

  • Also die sichtbarrieren sorgen nur dafür, dass der Zorn verraucht. Der gejagte flüchtet, der Jäger sieht ihn nicht mehr und vergisst quasi dass er ein Problem mit dem Mitbewohner hatte. Normalerweise wird dann spontan ein Plätzchen zum fressen gesucht 😉