Meerschweinchen Krankheiten / Gesundheit

Zahnschweinchen - was kann man noch tun?

Umgang mit kranken Schweinchen, Therapien, Medikamente und Heilungsverlauf.

  • Ihr Lieben, vielleicht habt ihr noch einen Rat für mich... Bei meinem Herzensschweinchen, fast 3 Jahre alt, wurde im Januar ein Abzess im Kieferbereich diagnostiziert. Er war von außen gut fühlbar, eine unmittelbare Ursache konnte aber nicht gefunden werden. Nachdem die Tierärtztin ohne weitere Untersuchungen direkt zum Einschläfern geraten hat ("das wird nix mehr" =O=O) bin ich wütend und enttäuscht zu einem anderen Tierarzt gewechselt. Er hat sich wirklich ganz toll ums Schweinchen gekümmert. Der Abzess wurde geöffnet, wir haben Antibiotika gegeben und täglich mehrfach gespült und nach ca. 2,5-3 Wochen war auch alles wieder gut verheilt. Die Prognose war allerdings, dass es an der behandelten Stelle in ein paar Monaten wieder zu Problemen kommen kann.


    Die haben uns nun am Ende der vergangenen Woche tatsächlich eiskalt erwischt. Meine Maus wollte nichts mehr fressen und zog sich zunehmend in ihre Kuschelhöhle zurück. Das Gewicht ging auch nach unten, von ca. 1.030 Gramm vorher auf 980 Gramm. Nicht bedenklich, aber ein Alarmzeichen. Von außen war allerdings nichts tastbar am Kiefer, so dass mich die Diagnose dann doch überrascht hat: Sie hat wieder eine Eiterbeule am Kiefer, diesmal allerdings nicht nach außen gehend, sondern innen, d.h. im Rachen. Der Tierarzt hat am vergangenen Freitag die "Beule" geöffnet und uns ein Antibiotikum und Schmerzmittel mitgegeben. Nachdem ihr Gesamtzustand über das Wochenende nicht besser wurde, haben wir dann angefangen zu päppeln. Den Brei (HerbiCare) hat sie sehr gerne genommen, so dass das Gewicht zumindest erst mal auf geringerem Niveau (930g) stagnierte. Selbst gefressen hat sie nur noch frisches Wiesengrün und ein wenig Trockenfutter (als kalorienhaltiges "Leckerli" verabreicht). Alles andere blieb liegen. Heute war ich nun noch mal beim Tierarzt. Leider war die Eiterbeule im Hals wieder ganz groß. Er hat sie wieder geöffnet... Meinte aber, dass dies ja kein Dauerzustand sei (womit ich ihm absolut recht gebe), aber er einfach nichts weiter für sie tun kann. Der eigentliche Eiterherd ist ja nicht bekannt. Die Zähne sind - soweit man das beurteilen kann - in Ordnung. Es wackelt nix, es ist nichts schief, alles so wie es sein soll.


    Übermorgen habe ich nun einen Termin bei einem weiteren Tierarzt vereinbart - einfach um noch mal eine zweite Meinung zu hören bevor ich mein Herzensschweinchen gehen lassen muss. ;( Hat jemand von euch Erfahrungen mit solch einem Krankheitsbild? Welche Untersuchungen sind möglich? Was ist bei Meerschweinchen nicht machbar? Gibt es irgendwo Spezialisten für solche Fälle oder bringt sowas gar nichts? Falls jemand auf Zahnschweinchen spezialisierte Ärzte empfehlen kann: Wir wohnen im Großraum Dresden; ich wäre auch bereit etwas weiter zu fahren.


    Ich bin gerade unendlich traurig und ziemlich verzweifelt.

  • Hallo,

    Wurde denn schonmal ein Röntgenbild vom Kiefer/Zähnen gemacht? Bei meinem Schweinchen mit Kieferabszess war ein Zahn der an der Wurzel vereitert war die Ursache. Dieser und der Abszess wurden operativ entfernt,es musste auch noch ein zweites Mal aufgemacht werden weil nochmal Eiter kam..Es war ein langer Heilungsprozess mit seehr langer Antibiotikagabe.

    Nun weiß ich nicht ob eine Op in deinem Fall sinnvoll und möglich wäre,aber möglicherweise hilft es besser als nur den Eiter abzulassen?

    Und wie gesagt Antibiotika gabs hier auch sehr lange dazu,um alle Erreger abzutöten und als Schutz da es eine offene Wunde war.

    Ich war mit meiner Kleinen hier:

    http://kleintierpraxis-buehlau.de/


    Zum Thema fressen: In dieser Zeit habe ich angefangen Gemüse zu raspeln,das richtige Fressen schien doch Schmerzen zu bereiten. Vllt würde ein Schmerzmittel bis eine Lösung gefunden ist auch das Fressen etwas verbessern? Ist natürlich keine langfristige Lösung.

    So sah das dann aus in der Krankenstation;):

    20191106_091719.jpg

  • Bislang wurde mir von Tierärzten folgendes gesagt:


    - Bei einem Meerschweinchen könnte man kein "normales" Röntgenbild machen. Dafür bräuchte man irgendein ganz spezielles Röntgengerät welches aber eine normale Praxis gar nicht hat, sondern nur absolute Spezialisten.

    - Selbst wenn ein Zahn als Ursache ausgemacht werden würde, könnte man den nicht so einfach ziehen, weil es infolge dessen zu anderen Problemen (ungleichmäßiges Kauen -> daraus resultierend ungleichmäßiger Zahnabrieb -> daraus resultierend schiefes Zahnwachstum) kommt.

    - Bei Meerschweinchen kann man gar nicht einfach so im Mäulchen operieren.


    :/


    Holy: Danke für Deinen Erfahrungsbericht, das macht mir jetzt etwas Mut. Wurde in Deiner Praxis ein Röntgenbild erstellt (d.h. konnten die das selbst machen) und haben die auch selbst operiert?

    MissUnruh: Danke für den Hinweis. Ich schaue da auch noch mal.

  • Ja,das Röntgen und die Op wurde beides in der Praxis gemacht.

    Das man Meerschweinchen nicht "normal" Röntgen kann,habe ich ehrlich gesagt noch nie gehört und wüsste auch gar keinen Grund warum man da ein spezielles Gerät braucht,durchs Schwein gehen Röntgenstrahlen sicher durch wie durch andere Tiere auch. Und so oft wie man hier im Forum liest das etwas geröntgt wurde..Komisch,spricht für mich nicht so wirklich für diese Praxen.


    Es stimmt,wenn ein Zahn gezogen wurde gerät der Rest auch etwas aus dem Gleichgewicht. Halie hat nun einen Vorderzahn weniger,wir müssen halt schauen das die Gegenspieler nicht zu lang werden,der verbliebene untere wächst etwas schief mangels Partner. Sie kaut anders,und mit manchen Sachen tut sie sich schwer,die werden dann eben mundgerecht zubereitet.

    Die Zahn-Op war im November,wir haben also schon einges an Lebenszeit für sie gewonnen,auch mit einem Zahn weniger.

    Bei Backenzähnen ist ein Ziehen aber glaube ich nicht möglich.

  • Aus eigener Erfahrung kann ich Dir nur raten, neben dem Antibiotikum Baytril, was Du wahrscheinlich bekommen hast, noch Metronidazol dazuzugeben. Bei meinen Tieren sind damit bis jetzt alle Entzündungen im Kieferbereich ohne Rezidiv abgeheilt. Metronidazol wirkt gegen die Bakterien, die oft Entzündungen Kieferbereich verursachen. Baytril wirkt dagegen nicht. Erst vor einigen Wochen wurde meinem Schweinchen ein vereiterter Zahn gezogen. Wir versuchten die Eiterung nur mit Baytril zu stoppen, was nicht gelang. Nach der zusätzlichen Gabe von Metronidazol heilte die Wunde sofort.

  • Hm, bei uns können die Schneidezähne tatsächlich fast als Ursache ausgeschlossen werden. Die wurden zum einen bislang von allen Tierärzten als gut beurteilt und zum anderen lassen der Abzess im Januar als auch der jetzige Eiterherd rein von der Lage her eher auf einen Backenzahn (bzw. ein weiter hinter im Kiefer liegendes Problem) schließen.


    Ich habe mir jetzt mal ein paar Arzt-Nummern notiert und werde auf jeden Fall morgen mal etwas herumtelefonieren. Mal sehen...


    Eben haben wir das Schweinchen wieder gepäppelt und danach hat sie noch an einem Apfel geknabbert und etwas Heu gefressen. Mir fällt es damit gerade wirklich schwer zu akzeptieren, dass mein ansonsten eigentlich noch recht fittes Schweinchen jetzt eingeschläfert werden sollte. Aber ich will ihr auch unnötiges Leiden ersparen und letztlich wäre es ja genau das, wenn kein Arzt mehr helfen kann. ;(

  • Aus eigener Erfahrung kann ich Dir nur raten, neben dem Antibiotikum Baytril, was Du wahrscheinlich bekommen hast, noch Metronidazol dazuzugeben. Bei meinen Tieren sind damit bis jetzt alle Entzündungen im Kieferbereich ohne Rezidiv abgeheilt. Metronidazol wirkt gegen die Bakterien, die oft Entzündungen Kieferbereich verursachen. Baytril wirkt dagegen nicht. Erst vor einigen Wochen wurde meinem Schweinchen ein vereiterter Zahn gezogen. Wir versuchten die Eiterung nur mit Baytril zu stoppen, was nicht gelang. Nach der zusätzlichen Gabe von Metronidazol heilte die Wunde sofort.


    Das könnte auch noch ein sehr wichtiger Hinweis für uns sein, danke! Unser Antibiotikum heißt "Enrox". Allerdings habe ich auch nicht das Gefühl, dass es wirklich hilft. Vielleicht sollten wir es tatsächlich noch mal mit einem anderen Mittel versuchen.

  • Enrox und Baytril haben denselben Wirkstoff Enrofloxacin. Wir haben Baytril und Metronidazol (=Wirkstoff) zusammen gegeben, um bei einer möglichen Mischinfektion alle Erreger zu treffen. Um die Darmflora zu unterstützen und Blähungen zu vermeiden, habe ich in den Päppelbrei noch Köttel (3 Stück pro Tag) seiner Freundin und Propre Bac gegeben.

  • Noch einmal Tausend Dank für eure Hilfe! :* Ich war zwischenzeitlich bei der von Holy empfohlenen Praxis und habe jetzt zum ersten Mal das Gefühl, in guten und kompetenten Händen zu sein. Holy, vielen Dank für Deinen Tipp!


    Mein Schweinchen hat definitiv ein Zahnproblem, genaueres wird dann das zeitnahe Röntgen und die Untersuchung unter Narkose zeigen. Ich werde noch mal abschließend berichten, wenn das Schweinchen (hoffentlich) alles überstanden hat.

  • Ich möchte euch heute mal ein kurzes Update geben. Das Röntgen hatte ergeben, dass der hinterste Backenzahn links unten das Problem war. Der Zahn saß nicht richtig im Kiefer, d.h. er war locker. In diese "Zahnfleischtasche" kamen nun immer wieder Essensreste etc., was zu Entzündungen und Abzessen führte. Der Zahn musste also zwingend raus - leider gab es nur eine 50:50-Prognose, dass unser Schweinchen diese doch recht komplizierte OP überhaupt überlebe würde. Zum einen war der "Problemzahn" einfach an einer sehr ungünstigen Stelle (weit hinten im Kiefer, dort ist aber nur sehr wenig Platz zum "Zahn ziehen"). Zum anderen hatte sich wieder in sehr kurzer Zeit ein großer Abzess gebildet, der nun diesmal nicht nur gespalten, sondern komplett entfernt werden sollte, womit in der Summe die Gefahr eines sehr hohen Blutverlustes bestand. Wir haben uns dennoch für die OP entschieden - wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren. Und sie einschläfern zu lassen hätte ich auch nicht wirklich übers Herz gebracht.


    Aktuell sieht es so aus, als hätten wir wirklich Glück gehabt. Die kleine Patientin hat die OP tatsächlich überlebt und ist inzwischen schon wieder sehr agil. Nur das Fressen fällt den Umständen entsprechend noch schwer, geht aber von Tag zu Tag besser. Nun muss nur noch die sehr große offene Wunde (momentan hat unser Schweinchen den Spitznamen "Zombie-Schweinchen" ;)) richtig verheilen und es darf sich im Heilungsprozess nicht wieder ein neuer Abzess bilden. Aber ich bin ganz optimistisch. :)

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