Meerschweinchen Krankheiten / Gesundheit

Lange Wartefrist nach Kastration wirklich notwendig???

Umgang mit kranken Schweinchen, Therapien, Medikamente und Heilungsverlauf.

  • Bitte nicht gleich über mich herfallen. Ich stelle hier die Aussage eines Tierarztes in den Raum, also nicht meine eigene Meinung:


    Als ich mich bei mehreren TÄ nach Frühkastration eines Böckchens erkundigt habe, bekam ich von diesem einen TA (bei dem ich allerdings noch nie mit meinen Tieren war) die Aussage, eine Frühkastration oder alternativ 6 Wochen Getrenntsetzen von den Weibchen nach der Kastration wäre überhaupt nicht notwendig. Ich könne auch ein bereits geschlechtsreifes Böckchen bedenkenlos schon 4-5 Tage nach der OP zu den Mädels setzen. Diese 4-5 Tage Trennung wären nur nötig wegen der Wundheilung und um zu verhindern, dass ihm die anderen versehentlich die Fäden ziehen. Alle verbliebenen Spermien wären dann bereits abgestorben, da sie außerhalb der Hoden nur kurzzeitig überleben könnten, und die Hoden selbst werden durch die OP ja völlig entfernt. Er würde dies schon seit 15 Jahren so handhaben und es hätte seines Wissens noch nie ungewollten Nachwuchs gegeben.


    Auch Löwenzahn verwies mich auf die 6-wöchige Kastrationsfrist (völlig logisch, würde ich auch tun), ebenfalls alle mir bekannten TÄ, Bücher, Beiträge im Internet. Hab ich bisher ja auch immer brav so gemacht wegen des allseits bekannten "letzten Schusses", den die Böckchen nach der Kastration noch intus haben. Wie vermutlich jeder (oder fast jeder) andere auch.


    Trotzdem meine wirklich ernst gemeinte Frage:

    Hat jemand schon mal eine vergleichbare Aussage gehört? Also dass man ein bereits geschlechtsreifes Böckchens schon 4-5 Tage nach der Kastration gefahrlos zu Weibchen setzen kann?

    Oder (vielleicht ungeplant/unfreiwillig?) eigene Erfahrungen damit gesammelt? Gab es dann Nachwuchs oder nicht?


    Machen wir alle möglicherweise etwas völlig überflüssiges, nur weil irgendjemand mal eine Regel aufgestellt hat, und seitdem hielt sich jeder daran - oder hat dieser TA einfach nur Null Ahnung und gehört auf meine Negativ-Liste?


    Meine Meinung hierzu ist dieselbe, die die meisten anderen hier wohl auch haben:

    6-Wochenfrist habe ich gelernt, 6-Wochenfrist habe ich also auch einzuhalten.


    Ich würde mich sehr freuen, wenn jemand tatsächlich praktische Erfahrung, welcher Art auch immer, zu diesem Thema hat.

  • Hmmm gab es da nicht in einem anderen Thema tatsächlich eine Statistik zu in welcher Woche die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung noch wie hoch ist. Ich suche das nachher mal raus

  • Hallo!


    Medizinisch gesehen halten sich Spermien bis zu 3 Monate. Das weiß man von menschlichen Männern nach einer Vasektomie, die ist natürlich nur eine Abbindung der Samenleiter, während die Hoden erhalten bleiben, also insgesamt größere Mengen an Spermien erhalten bleiben. Nachdem die Dinger normal permanent nachproduziert werden und man in aller Regel für eine erfolgreiche Befruchtung ein paar Millionen fitte Spermien braucht (es sei denn beide sind ultra-super-duper-fruchtbar) besteht schon nach 6 Wochen kaum noch ein Risiko.


    Die Erfahrungen bei Meerschweinchen zeigen, dass das Risiko nach 6 Wochen wirklich vertretbar ist. Nach 4 Wochen ist es noch recht hoch und nach nur wenigen Tagen muss man einfach davon ausgehen, dass noch so viele befruchtungsfähige Spermien im Samenleiter enthalten sind, dass Kontakt zu Weibchen unverantwortlich wäre.


    Ich weiß einfach nicht, warum manche Tierärzte so sehr auf Evidenz pfeifen. Verlässt der sich wirklich drauf, dass die Halter sich immer an ihn wenden, wenn doch was passiert? Ich würde eher damit rechnen, dass die Halter dann eben sich einen neuen Tierarzt suchen, aber die Konfrontation scheuen. Bevor der sie dann "da ist sonst noch nie was passiert" abbügelt, wenn sie sich beschweren, und dafür dann wahrscheinlich noch eine Rechnung zahlen müssen.

  • juffi

    Auf keinen Fall ist diese Aussage seriös, da schließe ich mich meinen Vorrednern an. Die Freundin meiner Tochter hat einen frisch kastrierten Bock nach ein paar Tagen zur Gruppe zurück gesetzt und hatte prompt ein trächtiges Weibchen...das da nix passieren kann, danach schaut dieser Fall zumindest nicht aus..

    Ich habe dir auf dein Profil einen Link geschickt zu einer Liste mit Heimtierärzten..

  • Ich war gerade heute bei meiner Tierärztin um einen Kastrationstermin für drei Böckchen abzusprechen. Sie sagt: 4-6 Wochen Kastrafrist, besser 6 Wochen.

  • Wassn :


    In welchem Alter werden sie denn sein bei der Kastration? Das ist ja auch noch entscheidend in Bezug darauf, ob Kastafrist notwendig oder nicht.

    Ab wann sind die Böckchen nach Meinung deine TÄ geschlechtsreif?


    In den vergangenen Tagen habe ich von TÄ Angaben gehört zwischen 2-3 Wochen über 6-8 Wochen bis hin zu noch später. Ich kannte bisher die Angabe: 4-6 Wochen, bei besonders schweren und kräftigen Jungtieren möglicherweise auch schon mit (2-) 3 Wochen.



    Wutzenmami2 :


    Herzlichen Dank für den Link !!!

    Ich hab mir die Liste schon angesehen, aber die dort aufgeführten Heimtierärzte sind alle sehr viel zu weit weg.


    Hier im Forum gibt es ebenfalls eine Liste mit einigen Tierärzten mit Heimtiererfahrung. Zwei davon 40-60 Minuten entfernt. Das ist für mich schon grenzwertig weit. Alle anderen sind ebenfalls außerhalb meiner Reichweite.


    Auch an dich die Frage: Wie alt war das Böckchen der Freundin bei der Kastration? Das könnte mir einen echten Anhaltspunkt dafür geben, wann die definitiv schon zeugungfähig sind. TÄ bekommen ja nicht unbedingt mit, wenn es schief ging.


    In den nächsten Tagen werde ich versuchen, mal alle inzwischen selbst ermittelten Angaben zusammenzufassen, und sie euch mitteilen.


    Ich habe jedoch definitiv schon mal wenigstens eine der anfallenden Entscheidungen gefällt:

    Das Thema "Frühkastration mit 2-3 Wochen" hab ich mir abgeschmikt. Keiner der TÄ im Umkreis von 50 Straßen-km führt dies durch. U.a. weil es ein viel tiefgreifenderer Eingriff ist als bei einem geschlechtsreifen Tier, denn man in einem so zarten Alter besser noch nicht machen sollte. Dann aber auch, weil es hier überwiegend kleinere Praxen sind, die im Fall von Komplikationen das Baby nicht aufnehmen und gegebenenfalls ein paar Tage lang versorgen könnten. Sogar die Tierklinik macht keine Kastration unter 8 Wochen.

    Wie bzw. wo ich den kleinen Mann bis zur Kastration (er ist ja noch nicht bei mir, sondern bleibt noch eine Zeit bei seiner Mama) unterbringen soll/kann/werde, und was ich mit ihm bis zum Ende der Kastrafrist mache, ist allerdings noch völlig offen. Ich hoffe, dass diese Dinge für ihn selbst nicht so schlimm sein können wie eine eventuell riskante OP. Irgendwie muss er da durch, wenn er jemals zu Weibchen kommen will.

  • Die Geschlechtsreife bei Meerschweinchen ist mehr vom Gewicht, als vom Alter abhängig. Man muss davon ausgehen, das sie mit ca. 250 g geschlechtsreif sind, dann sind auch die Hoden nach unten gestiegen.

    Wo bekommst du denn das kleine Böckchen her ? In welchem Alter sind deine anderen Schweinchen ?

  • Leider kann ich dir die Frage leider nicht wirklich gut beantworten, da die Kids zu der Zeit erst 11 oder 12Jahre waren und das Mädel quasi allein zuständig war für ihre Tiere und dem leider so gar nicht gewachsen. Ich vermute, der Bock war vielleicht 2Jahre? Ich hab immer nur etwas erfahren, wenn was schief ging und versucht, dann über meine Tochter Ratschläge zu geben, leider mehr oder weniger erfolglos. Die Eltern hatten so gar kein Interesse an annähernd artgerechter Haltung der Tiere oder daran,"unnötige" TA-Besuche zu bezahlen, obwohl beide selber Ärzte sind. Ich hör es noch wie heute:" Es ist viel billiger, ein neues Schweinchen zu kaufen.." tut mir leid, dass ich nix genaues besteuern kann..

  • Wutzenmami2


    trotzdem vielen Dank!


    Neue Schweinchen sind grundsätzlich billiger, als 1 oder gar 2 TA-Besuche. Und werden dann meistens erst mal nicht gleich krank. Lohnt sich also tatsächlich nicht, zumindest aus finanzieller Sicht. Stimmt ja auch, aber geht es denn darum wirklich?

    Ich nehme an, die Herrschaften haben selbst keine Tiere (ist wohl auch besser so!), und am besten weder eigene Kinder noch alte, kranke Eltern. Tolle Ärzte sind das.


    aponi72


    Das kleine Böckchen kommt aus einer "geplanten Kinderzimmer-Schwangerschaft" aus einem Privathaushalt 20 Minuten von mir entfernt. Er wurde vergangene Woche geboren und wird noch mindestens 4 Wochen dort bleiben. Vielleicht lasse ich ihn auch noch bis zur Kastration dort, falls die ihn mit seinem Brüderchen zusammenlassen können. Was dann weiter geschieht, liegt noch in den Sternen.


    Meine Mädels sind: knapp 1 Jahr - knapp 3 Jahre - genau 6 Jahre.


    So wie die inzwischen konfliktfrei miteinander umgehen, sind alle drei gut sozialisiert. Sogar die Oma, die viele Jahre ein ziemliches Problemschweinchen war (hochaggressiv, mobbend, griesgrämig, Einzelgängertyp). Die wurde zwar bei mir geboren und ist bei ihren beiden Eltern und drei Geschwistern aufgewachsen, und war sogar ein sehr liebes, zutrauliches Baby. Hat sich dann aber zu einem regelrechten Drachen entwickelt. Kam bis vor etwa 1 1/2 Jahren mit keinem anderen Rudelmitglied klar, außer mit dem Böckchen. Dann hat sie sich völlig gewandelt. Inzwischen verstehen sich alle drei prima und sie ist jetzt Rudelchefin. Ihr fehlen schon seit 2 oder 3 Jahren die unteren Schneidezähne, trotzdem hat sie sich auf dieser Position durchgesetzt, ohne dafür Zähne zu benötigen. Ich denke, das sagt schon viel über sie aus. Sie müsste ein gutes Erzieherschweinchen sein.

    Die 1-jährige wurde irgendwie von beiden älteren gemeinsam erzogen, das hat auch einwandfrei geklappt. Sie war bei der Züchterin ziemlich frech gewiesen und wurde deswegen oft zur Strafe gebissen. Hier hat sie sich dann in ganz kurzer Zeit eingefügt. Allerdings hatte das damals erst 9 Monate alte (leider schon verstorbene) Böckchen sie anfangs unter seine Fittiche genommen und sie, obwohl er selbst schon krank war, vor den älteren Damen in Schutz genommen. Nach seinem Tod im Herbst gab es deswegen Konflikte zwischen den Mädels, aber nur ein paar Wochen lang. Seitdem machen sie sehr viel gemeinsam und liegen oft dicht beieinander.

  • .

    Das kleine Böckchen kommt aus einer "geplanten Kinderzimmer-Schwangerschaft" aus einem Privathaushalt 20 Minuten von mir entfernt. Er wurde vergangene Woche geboren und wird noch mindestens 4 Wochen dort bleiben. Vielleicht lasse ich ihn auch noch bis zur Kastration dort, falls die ihn mit seinem Brüderchen zusammenlassen können. Was dann weiter geschieht, liegt noch in den Sternen.

    :rolleyes: warum holst du dir keinen älteren Kastraten aus einer Notstation oder einem Tierheim ?

    Soll dieser Babybock dein neuer Haremschef werden ?

  • Hatte das Thema ja selbst gerade und Tierärzte, die Ahnung von meeris haben gehen von einer geschlechtsreife ab 250g Körpergewicht aus. Ab dem Gewicht sollten die Böckchen definitiv von Weibchen getrennt werden. Zwar geben ihre Hoden noch nicht sooo viele Spermien ab, aber das Risiko von ungewollter Trächtigkeit ist hoch. Mit 2-3 Monaten ist dann glaube ich die volle geschlechtsreife erreicht.

    Natürlich kann ein guter ta spätestens bei der OP von Jungtieren erkennen, ob die Hoden bereits abgestiegen sind und die kastrationsfrist nichtig ist, aber das ist eher selten.

  • Eines der Weibchen ist 6 Jahre alt... und dann zieht ein Babybock ein? Die arme Oma.... wenn der kleine mit 6 Monaten in die Rappelphase kommt, dann kann er die Oma ganz schön nerven und stressen. Auch hat er kein etwa gleichaltriges Tier, mit dem er seinen Spieltrieb ausleben kann....

    Ein Böckchen von 2-3 Jahren fände ich für diese Gruppenzusammenstellung viel gescheiter.

  • juffi


    Du schreibst der kleine soll noch mindestens 4 Wochen da bleiben, dann ist er 5 Wochen = geschlechtsreif

    D. H. Er muss von der Mutter getrennt sein. Er hat einen Bruder? Gleichalt oder älter? Wo ist der Vater der Jungtiere? Werden sie mit ihm zusammen untergebracht? Das wäre ratsam, denn so junge Tiere sind aus mehreren Gründen von den älteren anhängig (Aufnahme von Blinddarmkot, lernen was sie fressen können, erste Erziehung).


    Das alles sollte man unbedingt bei eurer Planung bedenken