Heute morgen gegen 7 Uhr ist die kleine Melanie verstorben, im zarten Alter von 8 Monaten. Ich hatte sie, seit sie gerade mal einen alt war.
Die Fahrt zur Tierklinik hätte ich mir fast ersparen können. Als ich sie rausnahm, um sie wieder verzweifelt zu päppeln, nachdem sie nun ein zweites Mal einen Rückfall in Inappetenz und Durchfall/Aufgasungen hatte mit bisher ungeklärten Ursachen, tat sie genau das, was nie ein Schweinehalter sehen will.
Sie schaute mich an, legte sich auf die Seite und fing an rumzuzucken. Sie wartete damit auf mich, der diesen morgen auch noch aus Erschöpfung eine Stunde länger schlief. Es wurde bereits um 3 Uhr nachts nochmal gepäppelt, mit bereits erschreckend wenig Erfolg. Ein TA Besuch war so früh wie möglich angedacht. Dazu kam es nicht mehr.
Wenigstens konnte sie mir Lebewohl sagen.
Sie hat so viel Leben in die Bude gebracht und Knut und Luci auf ihre Tage mittleren Alters auch noch einiges beigebracht. Ihr ist es wohl zu verdanken, dass die beiden auch heute morgen wieder für das Frühstück quikten.
Das Quiken blieb ihr leider aus überwiegend in letzter Zeit.
Vor 2 Wochen hörte sie plötzlich auf zu fressen. Vorher fing sie schon an, am Essen rumzumäkeln und sehr wählerisch zu sein, aber sie fraß noch und hielt ihr Gewicht. Vielleicht habe ich die ersten Anzeichen dort schon verkannt.
Dann verlor sie in einer Woche plötzlich rund 60g, fraß nicht mehr, wurde 2 mal stündlich gepäppelt, bekam Schmerzmittel, unzählige Tierarztbesuche. Abgesehen von der gelegentlichen Aufgasung und Durchfall wurde keine profunde Ursache festgestellt.
Sie fing sich nochmal. Fing an zu fressen. Nahm wieder zu. Ich war über allen Wolken. Sie quikte auch mal wieder, rannte mit flappernden Öhrchen auf mich zu um als erste das Frühstück abzuholen.
Der Zabuer hielt eine Woche, und sie fiel in das alte Muster zurück, und ich mit ihr. Wieder päppeln, weinen, Schlaf verpassen, selber kaum essen. Bereits beim ersten mal verfolgte mich die wahnnsinnig deprimierende Intuition, dass mit ihr etwas so profund nicht stimmt, dass sie es eventuell nicht schaffen würde.
Ich hoffte ich war einfach nur paranoid. Vielleicht war ich das. Aber letztlich zurecht.
Ich habe sicherlich auch (Anfänger-)Fehler begangen; zu früh wieder Trockenfutter in Form einer Blättermischung gegeben und sie wieder Timothy-Pellets aus der Futterkugel rauskicken lassen. Aber sie schien so glücklich damit zu sein, all das wieder genießen zu können, dass ich es ihr nicht komplett vorenthalten wollte. Nachdem sie sich diesen Montagabend nochmal fing zum zweiten Mal, gab es erstmal keine Erbsenflocken mehr, weniger Blättermischung, weniger Pellets...am Donnerstag war sie wieder neben sich, fraß nur ein kleines Stück Gurke. Sie wurde regelrecht lethargisch, und als ich ein paar Stunden später mich frühzeitig aus der Arbeit verzog, so schnell es ging, war sie bereits in einem sehr schlechten Zustand. Päppeln brachte kaum noch was, sie hatte milchigen Augenausfluss und nieste oft, der Brei blieb am Maul hängen und wurde kaum aufgenommen
. So schlecht ging es ihr noch nie. Es wirkte wie eine allergische Reaktion.
Das einzige, was ich anders machte in dieser kurzen "guten Phase" war, ein neues Heu anzubrechen; mit Sonnenblumenblüten, damit es hoffentlich mehr schmeckt und mehr gegessen wird. Hat sie aber im Gegensatz zu anderem Heu nicht großartig angerührt. Sonnenblumen waren zufälligerweise auch in der Blättermischung, von der ich mir schwor, dass Melanie dieses mal keine kriegt für die ersten paar Tage oder gar Wochen.
Nun kann man darüber spekulieren, was sie hatte, und meine These läuft daraufhin, dass die kleine Maus, aus irgendwelchen Gründen, eine Allergie gegen Sonnenblumen entwickelte und ich es nicht frühzeitig einkreisen konnte. Klingt absurd, aber in der Blättermischung war es immer in schwacher Form. Das Heu hingegen hatte ganze Blüten in recht frischerem Zustand, und würde eine so viel stärkere Reaktion erklären. Beweise kriege ich leider nicht, nur Umstände. Aber wenn es das war...wer kommt auf die Idee, dass ein Schwein plötzlich so eine starke Allergie entwickelt auf so ein typisches Futtermittel? Und würde deshalb Heu von allen Dingen vorenthalten? Habe ich das ganze verschuldet? Das wird wohl eine ganze Weile an mir nagen.
Aber ich hatte auch Glück, dass sie hier war. Das perfekte Adoptivbaby für Knut und Luci, die aussah als könnte sie glatt von den beiden selbst stammen. Eine kleine Babykartoffel die immer gerne raushopste, sich von mir mit Leckerlis bedienen ließ mit 2 Klauen auf meinem Knie, und immer am lautesten nach Gemüse schrie und es die ganze Sache viel mehr wert machte, als sie sowieso schon 100% war und ist.
Danke, dass du hier warst, Millie. Und danke, dass du trotz meiner Unzulänglichkeiten heute morgen auf mich gewartet hast. Ich wünschte nur es hätte etwas länger gehalten.