Meerschweinchen Krankheiten / Gesundheit

Enzephalitozoonose, Encephalitozoon Cuniculi, EC?

Umgang mit kranken Schweinchen, Therapien, Medikamente und Heilungsverlauf.

  • Hallo liebe Meerschweingemeinde,


    ich habe mich hier neu angemeldet, weil ich ein Sorgenkind bei mir aufgenommen habe. :-(


    Letzte Woche habe ich von privat ein kleines Schweinemädel übernommen.
    Sie soll ungefähr 7 Wochen alt sein und die Tochter eines trächtigen Zooladenmädels, stammt also nicht aus geplanter Zucht.


    Ich hatte mich vom Foto her verliebt und die Abholung in weiterer Entfernung passte mit unserem Urlaub zusammen.
    Ich übernahm die Kleine von Box zu Box im Hof, nahm sie auf den Arm, checkte Geschlecht und Pflegezustand, alles in Ordnung.
    Allerdings konnte ich sie nicht beim Herumlaufen beobachten.


    Nach unserer Ankunft daheim kam der große Check dran:


    Nur 260g, ziemlich wenig für das Alter. Und dann fiel mir ihr unkoordiniert wackelndes Köpfchen, leicht nach rechts oben gerichtet, auf. Ich setzte sie zum Herumlaufen auf den Boden, sie lief kreisförmig mit wackelndem Kopf.


    Sämtlich Alarmglocken gingen bei mir an, ich schaute auf https://meerschweinchenwiese.d…culi-beim-meerschweinchen nach und fuhr noch am gleichen Abend in die Tierklinik.


    Gründliche Untersuchung durch 2 Tierärzte mit der Diagnose E.C. :-(


    Die Ohren wurden zum Ausschluss einer Ohrenentzündung untersucht und ein (negativer) Abstrich vorgenommen.


    In Narkose wollte man die Kleine in ihrem Zustand nicht mittels CT untersuchen und eine Blutuntersuchung auf Antikörper von EC habe in ihrem jungen Alter und der frischen Erkrankung noch keinen Sinn, ein falsch negativer Wert des Titers sei sehr wahrscheinlich.


    Die Krankheitsanzeichen seien eindeutig neurologisch.


    Behandelt wird sie nun täglich mit einer Gabe von Panacur und hochdosiertem Vitamin B - auf ein Antibiotikum verzichtete man bewusst.


    Ich soll sie 3 Wochen behandeln und wenn sie gesund erscheine, könne sie anschließend gefahrlos in meine Gruppe kommen.


    Sie hat nun schon 3 Medikamentengaben hinter sich und bisher ist keine Besserung eingetreten. Fressen tut sie aber die ganze Zeit und hält auch knapp ihr Gewicht.


    Ich habe das gesamte Internet rauf und runter gelesen und bin sehr besorgt, ein EC-Schwein in meine (trägerfreie?) Gruppe zu integrieren. Mir tut die Kleine aktuell in ihrer Einzelquarantäne leid, aber ich möchte auch kein einzelnes meiner Tiere dem Risiko einer Ansteckung aussetzen. Dieses wäre anschließend ja dann auch evtl. ein Trägertier.


    Ziemlich besorgniserregende Situation. :-( Wie geht es mit ihr weiter und was mache ich, wenn sie äußerlich gesundet? Riskiere ich die Ansteckung meiner eigenen 10-köpfigen Gruppe?
    Eine Rückgabe kommt schon allein aus räumlichen Gründen nicht in Frage. Das Muttertier und ihr Bruder seien übrigens gesund, beim Mädel habe man das Kreislaufen beobachtet, aber keine Bedeutung beigemessen, da neugieriges Jungtier laut Internet.


    Oh Mann, ich habe einen großen Fehler gemacht... Bin ziemlich verzweifelt :-(


    Wer hat Erfahrungen mit EC und Ansteckungsgefahr von neuen Partnern? Man liest nur immer, dass man ein erkranktes Tier nicht von seinen Kumpels trennen soll, weil diese sich eh bereits angesteckt haben.
    Ich habe hier ja aber eine Neu-Situation.



    LG Falbala

  • Hi,
    das klingt wirklich nach einer verzwickten Situation.
    Ich habe zudem keine Erfahrung mit der Krankheit. Daher ist meine Antwort eine aus dem Bauch heraus.
    Ich würde meine Gruppe nicht gefährden. Ich würde allerdings Kontakt zu einer Notstation aufnehmen und fragen, ob sie EC-erkrankte Tiere dort haben und dann würde ich die Kleine dorthin abgeben.
    Oder ich würde eine zweite Gruppe mit EC- Tieren aufmachen.

  • Schade so ein junges Leben.
    Falls es sich wirklich um e.c. handelt kann man sich nicht effektiv schützen. Bei mir ist es noch nicht passiert.
    Bekannte hatten in der Nachbarschaft etwa 50 Meter entfernt Kaninchen im Garten. Ohne persönlichen Kontakt einfach via Luftweg übertragen.
    Eines von 4 Meeris wurde dadurch angesteckt.
    Die Erkrankung ist trotz schneller Therapie binnen Tagen tödlich verlaufen.
    Ich gehe deshalb davon aus, dass hinter der Erkrankung etwas anderes steckt. Vitamin B ist schon richtig.
    Welches Präparat nimmst du ?
    Ich habe immer erfolgreich Neurobion-Ampullen verwendet. Ein Tropfen 2-3 mal täglich (in Spritze umfüllen).
    Man kann damit Billignarkosen mit Ketamin/Xylazin vollständig antagonisieren.
    Wenn man vor der Narkose 3 Tropfen Neurobion gibt, dann schlafen sie erst gar nicht ein.
    Das Produkt ist von Merck - der Mercedes unter den Medikamenten.
    Bei Gasnarkose hilft es nichts.


    Quarantäne ist schon sinnvoll, man kann aber nix machen - nur hoffen.
    Ich glaube es steckt was anderes - vielleicht ein Schädel-Hirn-Trauma - dahinter.

  • Ohje, ich glaube, auf EC-Fälle warten die Notstationen auch nicht gerade. :-(


    Für eine zweite Gruppe habe ich leider keinen Platz, außerdem kann ich die Hygienemaßnahmen, die ich zum Schutz meiner Gruppe aktuell einhalte, nicht auf Schweinelebenszeit durchführen.


    Laut TK sollte ich Rodicare Vita B geben. Ich hatte aber in der Vergangenheit auch bereits Neurobion-Ampullen, nur musste es dieses Mal ganz schnell gehen, zu schnell für eine Bestellung.


    Die Symptome passen alle haargenau zu EC. Wenn ich die Kleine z.B. aus ihrer Box heben muss, um ihr sämtliche Medikamente und auch Flüssigkeit einzugeben, ist sie danach erstmal wieder richtig desorientiert, wie es auf Meerschweinchenwiese beschrieben wird. Leider muss das aber sein, ich beschränke es aber auf 2x täglich, um den Stresslevel niedrig zu halten.


    Bei Stress reibt sie ihre Zähne knirschend gegeneinander, verbunden mit einem merkwürdigen Geräusch. Kein Zwitschern, kein Zähneklappern oder ähnliches, sondern völlig fremdartig klingend. Habe ich in all den Jahren noch nie bei einem Schwein so gehört.


    Wenn sich nicht bald eine Besserung zeigt, werde ich in der TK auf weitere Untersuchungen oder ein Antibiotikum bestehen, keinesfalls lasse ich erst 3 Wochen verstreichen.


    Ich mache mir außer der Krankenpflege nur auch solche Sorgen um meine bisherigen Schweinchen...

  • Ich habe bisher nur bei Kaninchen Erfahrungen mit E.C.
    Hauptsächlich wird es ja über den Urin und den Kot übertragen, solange die Tiere nicht zusammensitzen, ist die Ansteckungsgefahr nicht so hoch.


    Ich würde so ein Tier auch nicht in meine Gruppe setzen, ehrlich gesagt, gerade wenn es so eine große Anzahl an Tieren ist, ist die Gefahr, dass sich welche anstecken und auch Symptome zeigen (sie können auch Träger sein, ohne dass die Krankheit jemals ausbricht).


    Falls sie überlebt, würde ich wohl über diverse Foren oder auch eBay-Kleinanzeigen jemanden suchen, der vielleicht schon ein E.C.-Tier hat oder mehrere.


    Es kann aber dauern, bis es ihr besser geht, Panacur, Vitamin-B-Komplex und evtl. ein gehirngängiges Antibiotikum sind die Dinge, die man geben kann, heilen kann man es sowieso nicht.


    Vielleicht wäre es auch sinnvoll, noch eine Zweitmeinung einzuholen. Es gibt sicher noch mehr Erkrankungen, die ähnliche Symptome haben können. Eine Blutentnahme ist ja auch ohne Narkose möglich.
    Schau doch mal in Kaninchenforen nach Tierärzten mit E.C.-Erfahrung, da findet man ja auch oft Tierarztlisten.


    Gute Besserung für Dein Schweinchen!

  • Danke, ich habe jetzt auf weitergehende Untersuchungen gedrängt, da kaum Verbesserungen festzustellen sind.
    Ich gebe die Kleine morgen früh ab und bin dann nachmittags zum Gespräch in der Klinik.


    In Narkose wird eine CT gemacht, um die Ohren auszuschließen. Blut zur Antikörperbestimmung wird auch abgenommen.
    Vermutlich wird dann zusätzlich ein Antibiotikum gegeben. Cortison ist auch im Gespräch. Da bin ich nach meinen Recherchen aber nicht so ganz überzeugt von.

  • Ergebnisse aus der Tierklinik:


    CT ergab, dass keine Ohrenentzündung oder eine Wirbelsäulenverletzung besteht. Also neurologische Ursache. Rein theoretisch könnte es auch eine Geburtsfolge sein.
    Ob EC die Ursache ist, kann vielleicht die Antikörperbestimmung ergeben. Das dauert aber ein paar Tage und die Ärztin sieht das ganz vorsichtig, weil erstens ganz wenig Blut abgenommen werden konnte und es zweitens für einen positiven Titer auch immer noch zeitlich sehr früh ist.


    Das Ansteckungrisiko sieht sie später als gering ein, kann mir aber keine Garantie geben und empfiehlt mir in Anbetracht der Gruppengröße, das Schweinchen später an jemanden mit ebenfalls einem Trägerschwein abzugeben, wenn ich sie nicht separat in einer 2er-Gruppe halten kann. Dies sei auch stressfreier für sie. Das ist natürlich einfach gesagt....


    Als Antibiotikum wurde Baytril für 10 Tage verordnet, auf Cortisongabe wurde verzichtet, weil sie ansonsten recht munter ist.

  • Das hört sich doch alles sehr vernünftig an. Ich gehe von einem perinatalen Trauma aus. Das Baby wird doch via Kolostrum mit Antikörpern versorgt.
    Was kostet ein solches CT? Bei uns sind es 240 Euro.


    Teilweise wurde früher mit Mannitinfusionen und Cortison behandelt. Heutzutage ist man zurückhaltend damit, es entspricht nicht mehr unbedingt den Behandlungsgrundsätzen. Manchmal wird es aber doch gemacht. Erwünschte und unerwünschte Effekte stehen einander gegenüber. Entwässerung und notwendige Infusionen z.B.,
    - wenn überhaupt dann sowieso nur in der akuten Phase -.
    Beim Menschen kann man einen Teil des Schädelknochens entfernen und später wieder einsetzen.


    Meiner Einschätzung nach ist der klinische Teil Geschichte. Wenn keine Krämpfe kommen, dann geht es schon wieder aufwärts. Es geht jetzt nur noch um Rehabilitation. Vitamin B ist schon angesagt. Ich möchte noch anmerken, dass es bei Vitamin B12 und Pyridoxin (B6) Möglichkeiten der Überdosierung gibt. Beim Menschen sind 50mg Pyridoxin/Tag die Obergrenze, ab da kann es zu Nervenschädigungen kommen.


    Bei Überdosierung von Vitamin B12 sind Schwächezustände möglich, weil das Myoglobin in der glatten Muskulatur verbraucht wird. Die Folge ist eine vorübergehende Herzschwäche und Erweiterung der Blutgefässe. B12 wird gespeichert, kann sich also anreichern.


    3 mal ein Tropfen Neurobion/Tag sollten aber in Ordnung sein, besser nur 3 mal 1/2 Tropfen. Damit funktionieren die eingeklemmten Nerven besser.


    Mit Baytril wäre ich auch vorsichtig. Das Schweinchen ist noch ein wenig zu jung dafür. Ausserdem funktioniert bei Hirnschädigungen die Blut-Hirn-Schranke nicht. Da kann man böse Überraschungen erleben.


    Eine Restitution kann längere Zeit in Anspruch nehmen, mindestens 2 Monate. Je jünger desto besser.
    Teilweise bleibt eine Behinderung zurück. Trotzdem hat so ein Tier Lebensqualität. Die Einstellung der muslimischen Tierärzte gefällt mir in diesem Punkt. Nur Gott darf über Leben und Tod entscheiden...

  • Hallo BoeserJuergen! Danke für deine Antwort. :-) Hast du einen medizinischen Hintergrund?


    Ich antworte mal direkt zu den einzelnen Punkten:


    Zitat von BoeserJuergen

    Das hört sich doch alles sehr vernünftig an. Ich gehe von einem perinatalen Trauma aus. Das Baby wird doch via Kolostrum mit Antikörpern versorgt.


    Meinst du damit, es scheint eher kein E.C. im Spiel zu sein? Ein Trauma ohne Erregerbeteiligung?
    Die Antikörper der Mutter haben ja vermutlich nur die ersten 3 Wochen während der Säugezeit gewirkt. Ich weiß es vom Menschen, dass die Babys danach dann schon gleich Infektionen bekommen und manchmal zu dieser Zeit noch nicht geimpft werden können und sich an allem möglichen anstecken. Das ist die heikelste Zeit. Man liest auch, dass E.C. durch die Plazenta von der Mutter übertragen wird. In einer Stresssituation bricht es dann aus. Welchen Stress das Schweinchen hatte, weiß ich leider nicht. Nur, dass es auch Katzen gab.


    Zitat von BoeserJuergen

    Was kostet ein solches CT? Bei uns sind es 240 Euro.


    Ich bin im Moment schon bei Kosten von gut 355€. Laborkosten folgen extern. Die CT für Kleintiere bieten sie zu einem reduzierten Preis an. Sonst würde wirklich keiner ein solches vornehmen lassen. Müssten rund 155 € sein plus Narkosekosten etc.


    Zitat von BoeserJuergen

    Teilweise wurde früher mit Mannitinfusionen und Cortison behandelt. Heutzutage ist man zurückhaltend damit, es entspricht nicht mehr unbedingt den Behandlungsgrundsätzen. Manchmal wird es aber doch gemacht. Erwünschte und unerwünschte Effekte stehen einander gegenüber. Entwässerung und notwendige Infusionen z.B.,
    - wenn überhaupt dann sowieso nur in der akuten Phase -.
    Beim Menschen kann man einen Teil des Schädelknochens entfernen und später wieder einsetzen.


    Meiner Einschätzung nach ist der klinische Teil Geschichte. Wenn keine Krämpfe kommen, dann geht es schon wieder aufwärts. Es geht jetzt nur noch um Rehabilitation.


    Meinst du damit, es müsste weder mit Panacur noch mit AB weiter behandelt werden, sondern nur noch mit Vitamin B?
    Ich habe vor, das Panacur auf jeden Fall die 3 Wochen mind. durchzuziehen. Beim Baytril darf ich auf keinen Fall sofort wieder aufhören, wegen möglicher Resistenzen. Da werde ich mind. eine Woche voll machen.


    Zitat von BoeserJuergen

    Vitamin B ist schon angesagt. Ich möchte noch anmerken, dass es bei Vitamin B12 und Pyridoxin (B6) Möglichkeiten der Überdosierung gibt. Beim Menschen sind 50mg Pyridoxin/Tag die Obergrenze, ab da kann es zu Nervenschädigungen kommen.


    Bei Überdosierung von Vitamin B12 sind Schwächezustände möglich, weil das Myoglobin in der glatten Muskulatur verbraucht wird. Die Folge ist eine vorübergehende Herzschwäche und Erweiterung der Blutgefässe. B12 wird gespeichert, kann sich also anreichern.


    3 mal ein Tropfen Neurobion/Tag sollten aber in Ordnung sein, besser nur 3 mal 1/2 Tropfen. Damit funktionieren die eingeklemmten Nerven besser.


    Ich verwende im Moment noch das angefangene Vit.B. von RodiCare weiter. Strikt nach Dosierungshinweis. Das dürfte nicht überdosiert sein. Wenn es dem Ende zugeht, überlege ich, ob ich stattdessen Neurobion nehme. Ich fand das vom Handling nur immer etwas umständlich: Mit Injektionsnadel aus der Ampulle ziehen und dann wieder die benötigte Dosis in eine andere Spritze etc geben.


    Zitat von BoeserJuergen

    Mit Baytril wäre ich auch vorsichtig. Das Schweinchen ist noch ein wenig zu jung dafür. Ausserdem funktioniert bei Hirnschädigungen die Blut-Hirn-Schranke nicht. Da kann man böse Überraschungen erleben.


    Das AB haben wir auch besprochen. Chloramphenicol gibt es ja nicht mehr und Doxycyclin o.ä. sind für ein solches Kleinschwein auch nicht unbedenklich. Bei Nierenbeteiligung ist Enrofloxacin ja schon angebracht.

    Zitat von BoeserJuergen

    Eine Restitution kann längere Zeit in Anspruch nehmen, mindestens 2 Monate. Je jünger desto besser.
    Teilweise bleibt eine Behinderung zurück. Trotzdem hat so ein Tier Lebensqualität. Die Einstellung der muslimischen Tierärzte gefällt mir in diesem Punkt. Nur Gott darf über Leben und Tod entscheiden...


    Euthanasie ist keine Option. Eine Behinderung, mit der sie in der Gruppe zurecht kommen kann, ist für uns nicht schlimm. Problematisch ist nur, wenn wir sie separat (mit 1 Partnertier halten müssten). Sei es aus infektiösen oder Stressgründen.
    Ich befürchte, sie hatte die Erscheinungen schon ein paar Tage länger, d.h. sie wurde erst mit großer Verzögerung mit Panacur und Vit. B behandelt, sofern es sich tatsächlich um E.C. handelt. Sie ist vom Alter her also zwar noch jung, aber schon länger krank.

  • Hallo, Danke für Deine ausführliche Stellungnahme.


    >Hast du einen medizinischen Hintergrund?
    So wie viele aus meinem Jahrgang habe ich mich für Neuropsychologie entschieden. Mich in der Neurologie rumgetrieben und Diplomarbeit mit EEG bei Parkinson geschrieben. Die haben mir das Studium bezahlt. Es geht um Rehabilitation bei Hirnschädigungen, also spezielle Diagnostik und Leistungs-Training. Etliche Neuro-Patienten habe ich gesehen und Diagnostik gemacht. Therapieerfahrung habe ich allerdings praktisch keine, das war ein reiner Wissenschaftsbetrieb. Der Prof. wollte, dass ich noch Medizin studiere, das hatte ich aber nicht vor.


    >Meinst du damit, es scheint eher kein E.C. im Spiel zu sein? Ein Trauma ohne Erregerbeteiligung?


    >>Eine Rückgabe kommt schon allein aus räumlichen Gründen nicht in Frage. Das Muttertier und ihr Bruder seien übrigens gesund, beim Mädel habe man das Kreislaufen beobachtet, aber keine >>Bedeutung beigemessen, da neugieriges Jungtier laut Internet.


    So sieht es für mich nach Deiner Schilderung aus. Die Leute von denen du das Tier übernommen hast haben in meinen Augen gelogen - keine Ahnung - ist uns nicht aufgefallen - Unschuldsengel wohin jetzt damit -- naja...


    Ich selbst habe mit einer "Notstation" extrem schlechte Erfahrung gemacht. Das ist eine längere Geschichte. Das Ehepaar züchtet Nottiere. Sie wollten ihr Häuschen mit Garten mit dem Verkauf von Nottieren abzahlen: "80 Euro für ein Lunkarya sofort verkauft Riesennachfrage". Gerade Tiere mit leichten Missbildungen wecken Mitleid und die Kundschaft macht den Geldbeutel auf. Diese fiesen Typen lügen 24 Stunden 7 Tage (stimmt gar nicht, das ist eine Unterstellung, ist überhaupt nicht wahr...). Strafrechtlich kommen die mit einer Geldstrafe weg.


    Der erste Wurf bei einem Meerschweinchen muss mit 700 Gramm Mindestgewicht passieren. Die Mutter darf nicht älter als 12 Monate sein. Das spielt sich also im Bereich von 7 Monaten bis 12 Monaten ab. Andernfalls sind Komplikationen vorprogrammiert. Oft genug läuft zwar alles reibungslos ab, selbst bei Geburtsstockungen die sich 12 Stunden hinziehen können. Es müssen auch regelmässig Würfe erfolgen sonst kann es wieder Probleme geben.
    Dann gibt es bei Notstationen oftmals Übernahmen aus schlechter Haltung und Unfälle aus Geschwisterverpaarung.
    Geschwisterverpaarung ist die Todsünde schlechthin und steht beim Menschen hierzulande unter Strafe. Die Nachkommen werden vermutlich heimlich sterilisiert.
    Das fiese bei der Geschwisterverpaarung ist, dass die ersten Generationen völlig unauffällig sind. Erst etliche Generationen später zeigen sich Defekte.



    >Die Antikörper der Mutter haben ja vermutlich nur die ersten 3 Wochen während der Säugezeit gewirkt. Ich weiß es vom Menschen, dass die Babys danach dann schon gleich Infektionen bekommen >und manchmal zu dieser Zeit noch nicht geimpft werden können und sich an allem möglichen anstecken. Das ist die heikelste Zeit. Man liest auch, dass E.C. durch die Plazenta von der Mutter >übertragen wird. In einer Stresssituation bricht es dann aus. Welchen Stress das Schweinchen hatte, weiß ich leider nicht.
    >Nur, dass es auch Katzen gab.


    Katzen können Toxoplasmose übertragen. Unsere ersten 2 Meerschweinchen haben sich bei unserer Katze angesteckt. Ein Meeri hat das Fressen eingestellt. Ich habe es dann auch bekommen. Auf dem Fahrrad habe ich jeden Pflasterstein gespürt. Nach 2 Wochen war aber alles vergessen. Das kann auch schlimm sein, allerdings nicht so schlimm. Bei Toxoplasmose sieht man manchmal braune Flecken an den Augenrändern, hatte unser Meerschweinchen, das ist aber wieder weggegangen.


    >Ich bin im Moment schon bei Kosten von gut 355€.
    Das habe ich auch geschätzt. Das Meerschweinchen ist ja auch kleiner, dann geht es schneller.


    >Ich habe vor, das Panacur auf jeden Fall die 3 Wochen mind. durchzuziehen. Beim Baytril darf ich auf keinen Fall sofort wieder aufhören, wegen möglicher Resistenzen. Da werde ich mind. >eine Woche voll machen.


    Die Resistenzlage ist bei Fluorchinolonen günstig, es könnte nur sein, dass es bei e.c. prinzipiell nicht wirkt.


    Das hast Du bestimmt schon gelesen:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Encephalitozoonose#Behandlung


    Gut das war nur als Warnung gemeint, wegen der Blut-Hirn-Schranke. Bei Panacur gibt es praktisch keine Probleme, weil es nur im Darm wirkt. Baytril darf man offiziell erst mit 6 Monaten geben, weil es das Knorpelwachstum schädigt. Wenn es vertragen wird sehe ich trotzdem keine gravierenden Probleme. Man darf es nur nicht zusammen mit Säuren geben. Ein Apfelstückchen oder Vitamin C oder eine Cocktailtomate können tödlich ausgehen. Am besten 2 Stunden Abstand zu anderen Sachen, dann ist es sicher. Die Sonne oder eine starke Lampe sollte auch nicht drauf scheinen. Bei 7 Grad in den Kühlschrank ist OK nur nicht einfrieren.


    >Ich verwende im Moment noch das angefangene Vit.B. von RodiCare weiter. Strikt nach Dosierungshinweis. Das dürfte nicht überdosiert sein. Wenn es dem Ende zugeht, überlege ich, ob ich >stattdessen Neurobion nehme. Ich fand das vom Handling nur immer etwas umständlich: Mit Injektionsnadel aus der Ampulle ziehen und dann wieder die benötigte Dosis in eine andere Spritze >etc geben.


    Da sehe ich keine Probleme. Vitamin K3 ist zwar giftig, die Oxbow Futtermittel (Critical Care) haben das aber auch. Es gab bisher kein Problem damit.


    Ich habe mir bei Amazon 100 Stopfen für die Plastikspritzen 2ml-10ml besorgt für ca. 4 Euro. Dann füllt man die Ampulle in eine 2-3ml Spritze um und packt es bei 7 Grad in den Kühlschrank. Baytril habe ich dann bei gedämpften Licht in 10ml Spritzen ohne Blase umgefüllt und mit Alufolie eingewickelt. Bei 7 Grad hält das 6 Monate durch.


    >Das AB haben wir auch besprochen. Chloramphenicol gibt es ja nicht mehr und >Doxycyclin o.ä. sind für ein solches Kleinschwein auch nicht unbedenklich. Bei >Nierenbeteiligung ist Enrofloxacin ja schon angebracht.


    Baytril ist schon OK. Sulfonamide wirken etwa gleich gut, haben aber mehr Nebenwirkungen vor allem neurologische, das braucht jetzt wirklich keiner.


    Chloramphenicol verhindert das Verdauen von Rohfaser. Die Schweinchen verhungern bei vollem Bauch. 7 Tage gehen aber schon durch. Chloramphenicol wirkt auch nur bakteriostatisch. Ich hatte den Eindruck als wirke es gar nicht und verursache nur Probleme, habe es auch nicht mehr geben wollen. Der Tierarzt hat es bestätigt. Es ist eigentlich auch für Katzen gedacht (Parkefelin).


    Doxycyclin hat vor allem längerfristig negative Auswirkung. Selbst 6 Monate nach dem Absetzen kommt die Darmflora trotzdem immer wieder durcheinander, es lagert sich im Gewebe ab. Die Zähne können gelb werden. Ich habe schlechte Erfahrung damit bei den Schweinchen.


    Ich würde das Schweinchen notfalls sogar alleine halten. Kommt auf den Stressfaktor an. Wenn es einen verträglichen Partner gibt, dann ist das natürlich besser, keinesfalls darf das Tier sich wegdrängen lassen.


    Desinfektionsmittel habe ich grundsätzlich verbannt, weil sie für ein kleines Tier schädlich sein können, z. B. Orangenöl.


    Käfige habe ich immer mit Küchenkrepp und Essigessenz abgerieben und anschließend heiss abgeduscht. Das habe ich dann 20 Jahre praktiziert.
    Anstatt Holzinventar habe ich Handtücher aufgehängt, die haben keine Balken. Waschmittel darf keine Duftstoffe haben sonst erkennen die ihren Partner nicht mehr.


    Also ich gehe schwer davon aus, dass es kein e.c. ist sondern ein Problem mit der Fortpflanzung bzw. Geburtstrauma. Sicherheitshalber kann man trotzdem antibiotisch abschirmen und Panacur geben. Das ist schon angebracht. Für Cortison ist es eigentlich schon zu spät - ausserdem ist es generell umstritten. Wenn es epileptische Anfälle mit verdrehten Augen gibt kann man aber schon darüber nachdenken.


    Ich glaube das Schlimmste ist rum. Es gibt einen Trend, wenn der nicht zum negativen geht, dann geht es aufwärts :-)

  • Danke für deine ausführliche Erklärung. :-)
    Ich hoffe, dass Anfang nächster Woche das Ergebnis der Antikörperbestimmung da ist. Solange behandele ich erst einmal weiter.


    Für die Hinweise im Bezug auf Wechselwirkungen bei Baytril bedanke ich mich sehr. Das habe ich in den vielen Jahren der Anwendung dieses Standard-ABs für Meerschweine noch nie erläutert bekommen. Weder Vitamin C noch Licht war mir als Problematik bekannt.

  • Heute bekam ich den Anruf mit der Laborauswertung: Titer negativ, also keine Antikörper gegen e.c. vorhanden.


    Dass sich trotz der Behandlung mit Panacur und Vitamin B bisher keine Änderung des Zustands ergab, passt zum Laborergebnis und wir gehen inzwischen davon aus, dass es sich wahrscheinlich entweder um ein Geburtstrauma oder einen genetischen Defekt, evtl. durch Inzucht, handelt.


    Panacur gebe ich trotzdem vorsichtshalber noch, bis insgesamt 3 Wochen erreicht sind, Vit. B. evtl. sogar auf unbestimmte Zeit weiter für die Nerven. Baytril wird abgesetzt.


    Einerseits gut, dass es nichts Ansteckendes ist, andererseits ist aber auch keine Besserung zu erwarten, wir müssen also schauen, in welcher Gesellschaft ein lebenswertes Leben für die Kleine möglich ist.


    Mein Plan ist nun, in den nächsten Tagen eine Vergesellschaftung mit einem einzigen Mädel zu versuchen.


    Ich habe keine Ahnung, was uns damit erwartet. Ob das gesunde Tier jedesmal in Panik verfällt, wenn die Kleine anfallsmäßig durch die Gegend kreist oder auch, ob Anwesenheit und Bewegung des gesunden Schweines Stress und noch mehr Anfälle verursachen. Unterstände als Schutz will ich auch testen, bisher war nur ein Teil der Übergangsbox mit Pappe bedeckt.


    Endziel wäre dann die Vergesellschaftung in die komplette Gruppe. Mal schauen, wie weit entfernt und erreichbar das Ziel liegt....

  • Hallo,



    Laut Wikipedia Meerschweinchenkrankheiten: Neurologische Erkrankungen
    Obwohl in verschiedenen Studien 25 bis 50 % der Meerschweinchen Antikörper gegen Encephalitozoon cuniculi aufwiesen, sind bisher keine klinischen Erkrankungen nach einer Infektion mit diesem Erreger dokumentiert.


    Ich würde sagen, die Medikamente kannst Du bis auf das Vitamin B komplett vergessen. Evtl. ist Baytril noch sinnvoll.


    Das Problem ist ja ein "Hirnödem" mit Drucksteigerung.
    Ich hatte mal ein Baby aus einem trächtigen "Nottier" welches anfangs gesponnen hat. Anstatt an der Zitze zu saugen hat er am Hals am Fell der Mutter genuckelt. Wir haben ihn dann an die Zitze gelegt und dann hat er sich gleich berappelt. Er hat sich von den anderen offenbar wegdrängen lassen. Das hat dann zu Mangelerscheinungen und Desorientierung geführt.


    Einen Versuch bei Albuminmangel/Mangelödem wäre 2-3 mal täglich 0,5 Gramm Magerquark mit der Spritze einzuflössen 1ml oder 2ml. Es muss einwandfreie Qualität haben und fettarm sein. Ich habe das schon bei älteren Tieren gemacht. Die gucken dann komisch wie das schmeckt aber sie mümmeln es dankbar weg - keine Probleme. Am besten vorsichtig in die Backentasche drücken, dann können sie sich nicht so leicht verschlucken. Vorsicht ist natürlich schon angesagt.


    Es ist denkbar, dass ein Eiweissmangelödem vorliegt.


    Ansonsten ist hier absolute Ruhe angesagt. Haltung bei leicht erniedrigter Temperatur auf festen Handtüchern/Einweginkontinenzunterlagen, keine Einstreu mit vorbereitetem handverlesenem Heu. Man kann die Käfig an Käfig platzieren, dann fühlen sie sich nicht alleine sind aber sicher. Zwei Monate muss man schon durchhalten. Ansonsten geht das tödlich aus und Du hast schon eine Menge Geld liegen lassen.

  • Nachtrag zum Verständnis:


    Ich möchte in den Raum stellen, dass die Gesundheitsprobleme des klein geratenen Meerschweinchens durch Mangelernährung zustande gekommen sind.


    Man weiss, dass Meerschweinchenbabys lebensnotwendig Muttermilch brauchen, da sie sonst sterben. Es ist etwas widersinnig, weil sie ja schon am ersten Tag feste normale Nahrung aufnehmen. Auch nach eigenen Erfahrungen mit einem Grenzfall (s.o.) gedeihen sie nicht wenn die Milchaufnahme ausbleibt.


    Das Problem ist ein Hirnödem/Ödeme im Körper aufgrund von Albuminmangel. Das Problem kennt man auch von menschlichen Kindern in Drittwelt-Ländern mit aufgetriebenen Bäuchen.


    Zur Ergänzung kann man vielleicht etwas verbessern indem man spezielle Katzenaufzuchtmilch vom Tierarzt (ohne Taurin) besorgt.


    Nach eigenen Erfahrungen kann man Magerquark aus guter Quelle verwenden. Joghurt geht nicht, weil es zu stark keimbelastet (Clostridien, escheri coli) ist. Die Rezeptur mit Magerquark (Sahne, Eigelb, Mineralien) stammt aus der Zeit bevor die Katzenaufzuchtmilch zur Verfügung stand.


    Beim Quark ist der hohe Kalziumgehalt zu berücksichtigen. Die maximale Menge pro Tag liegt deshalb bei 1,5 Gramm bei einem 300 Gramm Meerschweinchen. Es soll ja nur das (Hirn-) Ödem zurückgehen. Die spezielle Katzenaufzuchtmilch ist vielleicht der eher sichere Weg.

  • Habe mit etwas verdünntem Quark angefangen. Muss das nur streng beobachten, weil Milchprodukte Durchfall auslösen können. Nach der Katzenaufzuchtsmilch ohne Taurin schaue ich mal. Ich weiß, dass das für mutterlose Babys empfohlen wird. Ist halt fraglich, ob das nach Wochen noch was bewirken kann.


    Übrigens hatte ich vor 2 Tagen ein anderes Mädel zu ihr gesetzt. Die Kleine fand das toll und hat ihre Nähe gesucht. Leider ging es meinem älteren Mädel heute gar nicht mehr gut, sie saß nur noch traurig in der Ecke und fraß kaum noch.
    In einem ungewohnten Gitterkäfig außerhalb ihrer gewohnten Gruppe mit einem merkwürdig agierenden Baby war sie sehr unglücklich.


    Ich habe heute beide gemeinsam in die große Gruppe. Mit Babys wurde da bisher immer sehr liebevoll umgegangen. Aktuell sieht es gut aus.

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