Meerschweinchen Vergesellschaftung

Experten gesucht: Männer-WG gescheitert?

Tipps und Hilfe rund ums Vergesellschaften von Meerschweinchen

  • Hallo ihr Lieben,


    am Sonntagabend sind bei mir 4 Böckchen eingezogen. (ich hab 9 Jahre Erfahrung mit Meerschweinchenmädels.) Die Tiere stammen aus einer Notstation und gemeinsam mit der Vermittlerin von der Station habe ich diese vier Stück ausgewählt:


    Nr.1 ein 4-5 Jahre alter Bock, sehr zutraulich- er soll das Erzieherschwein sein
    Nr.2 ein ca. 1 Jahre alter Bock, in der Notstation schüchtern und ängstlich
    Nr.3 auch ein Bock von so 1 Jahr, in der Notstation auch sehr schüchtern und zurückhaltend
    Nr.4 ein Böckchen von so ca. 8-9 Wochen, ebenfalls schüchtern, er saß mit dem Erzieher zusammen


    Die Süßen haben fast 10qm Lauffläche ebenerdig (ziemlich quadratisch also so ca, 3,15m Seitenlänge) und ich möchte noch so etwas wie eine 2.te Etage als Rückzugsort anbieten. Aktuell sind 10 Häuschen (jedes mit 2 Ausgängen), eine Kuschelhöhle und mehrere Unterstande sowie ungespritzter Weidenschnitt zum Verstecken im Gehege. Sonntagabend haben Nr.2 und Nr.4 sich in jeweils ein Häuschen verzogen, Nr.1 hat alles erkundet und dann Nr.3 entdeckt, ausgiebig beschnuppert, es wurde gemeckert (geklappert) und mal kurz verfolgt (kein Rennen mehr schnelles Gehen, und meist nur wenige Sekunden lang, dann Ende). Der Erzieher hat viel gebrommselt, aber insgesamt ist eig. nicht mehr passiert. Irgendwann kam Nr.2 noch raus, hat auch etwas gemeckert, leicht gebrommselt aber war eher auf Abstand. (Ich habe viel über Böcke und Bockverhalten und besonders Vergesellschaftung gelesen, weshalb ich sehr irritiert bin, dass es bisher so extrem ruhig war?) Der Kleine (Nr.4) hat Babybonus und kommt mit allen super klar.


    Gestern im Laufe des Tages wurde es dann etwas spannender, insgesamt wurde mehr Fläche erkundet. (Sonntags hat sich jeder am Ende mehr so in eine Ecke verzogen und daher gab es kaum Berührung zwischen den Tieren- ich habe auch mehrere Futter und Wasserstellen und bei so vielen Versteckmöglichkeiten können sie ewig rumlaufen ohne sich zu treffen XD…) Nr.2 hat ziemlich viel gebrommselt, es wurde insgesamt viel geklappert, zwischen Nr.2, Nr.3 und Nr.4 ist außer klappern, mal wenige Sekunden nachlaufen und dann wegen Futter oder Unlust abbrechen und ein, zwei kurzen Scheinbissen nichts passiert. Der Anfangs so schüchterne Bock Nr.2 hatte da schon einiges an Zutrauen gewonnen- und hat neugierig alles erkundet und quasi jeden "Stein" umgedreht. Irgendwann ist er dann natürlich auf Nr.1 gestoßen, der bisher gemütlich ausgestreckt in seinem Lieblingshäuschen Heu und Gras gesnackt hat. Diese Zwei scheinen nicht so gut miteinander klar zu kommen. Sie haben beide gebrommselt, viel gedroht, ein paar Mal Scheinbisse angedeutet- und dann ist Nr. 2 dem Altbock hinterher gelaufen- auch eher langsam, mehr schnelles Gehen aber er drohte dabei weiterhin. Sobald Nr.1 in einem Haus verschwindet ist das Ganze sofort vorbei. Es wurde sich einmal kurz angesprungen (ich war darauf vorbereitet sie zu trennen falls sie sich in einander verbeißen und durchs Gehege gerollt wären- dann hätte ich die Vergesellschaftung abgebrochen.) dabei haben Beide ein paar Haare gelassen (erstmal nichts tragisches), aber quasi auch sofort losgelassen und sind in unterschiedliche Ecken des Geheges zurück. Jetzt sitzt Nr. 1 eigentlich immer in einem am Rand gelegenen Häuschen, holt sich dort was zu fressen rein etc. Er wirkt nicht gestresst; er streckt und putzt sich, legt sich hin und schläft, nimmt jederzeit hingehaltenes Futter, holt sich auch Heu und Gras- aber sitzt schon meist in einem Häuschen versteckt. Von Zeit zu Zeit läuft er in den weniger stark frequentierten Bereichen des Geheges rum und beschnuppert alles interessiert. Falls Nr. 1 und Nr. 2 sich treffen drohen sie wieder und Nr.1 weicht aus und geht und Nr.2 folgt für 1-2 Sekunden in gemächlichem Tempo und dreht dann auch in eine andere Richtung ab.


    Insgesamt also : Nr.1 versteht sich mit Nr.3 und Nr.4 gut,
    Nr.2 versteht sich mit Nr.3 und Nr.4 gut,


    Jetzt die meine Frage: ist meine Vergesellschaftung gescheitert und sollte ich Nr.1 oder Nr.2 aus der Gruppe herausnehmen? Es kam weder zu heftigen Kämpfen noch ist Blut geflossen. Aber Nr.1 sitzt trotzdem immer etwas abseits und tut mir leid- die anderen 3 fressen auch mal gemeinsam an einem Heuhaufen und er ist zwar immer an seinen Lieblingsstellen aber auch dort meist allein und nutzt den Rest der Fläche nicht wirklich. Andererseits ist er natürlich auch schon etwas älter und ruhiger als der Rest..


    Ich könnte die Gesamtfläche durch einen Sichtschutz trennen und 2 getrennte 2er-Gruppen aufmachen. Andererseits denke ich vielleicht erwarte ich auch einfach zuviel- die Tiere sind noch keine 48h Stunden zusammen. Was meinen erfahrene Bockhalter dazu?


    Keines der Tiere ist kastriert, (Nr.3 ist als Kastrat in der Station abgegeben worden, aber Vermittlerin und ich sind beide der Ansicht da Hoden zu fühlen- der Tierarzt wirds klären müssen =D) der Plan ist mind. die drei Jungburschen zu kastrieren und falls Tierarzt des Vertrauens Inhalationsnarkose macht, womöglich auch den Älteren. (da habe ich etwas Sorge- mal warten was der Tierarzt sagt) Wenn würden sie alle gleichzeitig unters Messer kommen (ist einfach praktischer und keiner nutzt eine Situation aus.)


    (Aufreiten habe ich übrigens noch garnicht beobachtet, mal den Kopf auf einen anderen Po legen und probieren kam insgesamt 2-3 mal von Nr.2 und Nr.4 aber das jeweilige untere Schwein lief einfach weiter und damit hatte es sich dann.)



    Ich würde mich über Tipps und Ratschläge freuen!

  • Zitat von icelandfay

    Keines der Tiere ist kastriert


    Entschuldigung, was ist das für eine Notstation, die unkastrierte Böcke abgibt? Sehr seriös kann das nicht sein.
    Da würde ich zuerst ansetzen und zwar alle 4 gleichzeitig kastrieren lassen!


    Eine Vergesellschaftung unter Männern dauert zudem wesentlich länger als unter Kastrat mit Weibchen, also in Haremsgruppen. Da brauchst Du schon mehrere Wochen Geduld. Es geht manchmal richtig zur Sache, es fiegen Fell und Späne und kleine Belessuren an Ohr, Lippe Nase oder Po sind auch völlig normal. Da braucht der Halter starke Nerven. Die meisten Vergesellschaftungen scheitern nicht an den Tieren, sondern am Nervenkostüm des Halters.
    Gabi


    PS.: Wir lassen noch bis 6 Jahre problemlos kastrieren, sofern das Herz-Kreislaufsystem ok ist. Inhalationsnarkose ist entgegen der häufigen Meinung NICHT schonender als eine vollständig antagonisierbare Injektionsnarkose. Vielmehr drohen die Patienten dabei eher am Speichel zu ersticken, weil Intubation beim Meerschweinchen nicht möglich ist.
    https://meerschweinchen-nothilfe-hamburg.de/kastration3.html

  • Die Notstationsleiterin hatte eine Woche Urlaub und die Schweine die ich mitgenommen habe, sollten daher eigentlich gestern kastriert werden. (Kastrationen pflegt die Leiterin lieber persönlich)
    Da ich aber eine Bockgruppe halte und selbst kastrieren lassen werde (und eine Freundin dabei hatte, die die Besitzerin schon länger kennt), durfte ich die Kleinen Sonntag unkastriert mitnehmen.


    Auf nervenaufreibende Zeiten und heftiges Fetzenfliegen bin ich eingestellt- was mich aktuell stresst, ist das ausbleiben derartigen Verhaltens. Also werde ich sie einfach weiterhin machen lassen und das genau beobachten und solange alle Tiere gesund bleiben, kein Gewicht verlieren, gut fressen etc. und sonst nichts ernsteres Aufweisen/ passiert mische ich mich erstmal nicht ein =).


    Dass sich eine GRuppe erst über längere Zeit einpendelt kann ich mir gut vorstellen- aber in allen Berichten und Texten steht immer was alles für Fetzen fliegen und wie heftig solche Vergesellschaftungen doch mitunter ablaufen- auch bei erfolgreichen, da macht diese (relativ) friedliche Ruhe mich sehr stutzig.


    Vielen Dank für deine schnelle Antwort!



    P.S: Zur Narkose hat auch jeder eine andere Meinung /o\. Naja letztendlich muss der Tierarzt sagen ob das Schwein fit genug ist für eine OP. Aber mich beruhig, dass du sagst ihr kastriert noch bis 6 Jahre. Ist einfach ein großer Eingriff und da macht man sich ja immer seine Gedanken...

  • Zitat von icelandfay

    Ist einfach ein großer Eingriff und da macht man sich ja immer seine Gedanken...


    Es ist ein Minieingriff, der ca. 15 Minuten dauert. Die Meinung anderer Halter zur Narkoseart ist für mich nicht ausschlaggebend, sondern die wissentschaftliche Beurteilung und meine eigene Erfahrung nach ca. 500 Kastrationen mit VAA bisher. Die Ausfallquote liegt bei meiner TÄ unter 1%, der älteste kastrierte Bock war über 6 Jahre alt und hat danach noch 3 weitere Jahre glücklich mit Mädels gelebt.
    Vergesellschaftungen von Buben finden hier fast täglich statt und sind im Vergleich zu Haremsgruppen (also unter Mädels) eher unspektakulär, WENN man grundsätzliche Voraussetzungen (ausreichender Platz, passende Gehegestruktur, keine Engpässe...) beachtet.

  • Hallo!


    Ich finde eigentlich, dass es sehr sehr gut klingt bei euch. Wenn die Jungs sich einfach aus dem Weg gehen wollen, dann ist das doch total ok. Du kannst höchstens Begegnungen forcieren, indem du einen kleinen zaun einziehst, und alle auf einer Seite des Zaun festsetzt, damit sie das ganze ausmachen müssen, ohne ein Eremitendasein zu führen.


    Ich würde auch eher alle am selben Tag kastrieren lassen, und dann gleich nach der Narkose wecken lassen.


    Das blöde an der klassischen injektionsnarkose ist ja, dass die Schweinchen noch stundenlang schlafen, obwohl der eigentliche Eingriff kaum 10 Minuten dauert. Das belastet natürlich den Kreislauf. Gerade bei größeren und kräftigeren Tieren kann es Probleme geben, weil viel Körperfett den Abbau der Narkose behindert und sie dann noch länger schlafen. Solange sie schlafen können sie ihre Körpertemperatur nicht regulieren und außerdem müssten sie eigentlich alle 10 Minuten umgedreht werden, damit sich kein Schleim in der Lunge ansammelt und ewig im selben Lungenflügel bleibt - das passiert aber auch in Tierarztpraxen oft nicht.


    Bei Inhalationsnarkose schlafen sie deutlich kürzer, aber es gibt auch Narkosemittel, die der Tierarzt komplett "wegspritzen" kann, also nach der OP eine Aufwachspritze geben. Die Narkose kostet ein paar Euro mehr, außerdem braucht es dann Schmerzmittel, dafür sind sie sofort wieder auf den Beinen. Das ist momentan die beste Option für Schweinchen.


    Bitte in getrennten Boxen transportieren und wieder zusammen setzen, wenn alle richtig wach und fit sind. Statt Tücherhaltung besser ordentlich Silberspray auf die Wunden.


    Trennen würde ich die Truppe nicht, solange sie so gut klar kommen.

  • Dankeschön für eure Beiträge und Infos! An Geld solls bei der Kastration nicht hängen, daher werde ich beim Tierarzt genau nachfragen, was die so anbieten und empfehlen.
    Transportboxen hab ich genug, das bekomme ich schon getragen, notfalls muss Männe halt helfen =D
    Silberspray kenne ich, habe aber noch garnicht dran gedacht, das ist eine gute Idee!
    Jetzt bin ich etwas beruhigter. Ich werde die Jungs einfach machen lassen, solang keiner verletzt wird/ist und alle gut fresse und Böhnchen legen werden sie schon wissen was sie tun.


    Danke für eure Antworten!

  • Hallo ihr Lieben,


    hier nochmal ein Abschlussbericht einige Monate später- die Herren verstehen sich prächtig! Manchmal gibt's ein bisschen geklapper und gescheuche, dann gehen sie sich halt ein paar Stunden aus dem Weg, aber spätestens zur nächsten Fütterung steht man wieder gemeinsam bettelnd an meiner Tür und will was haben. (Egal ob da noch was liegt oder nicht XD)


    Vielen Dank für eure Antworten!