Meerschweinchen Vergesellschaftung

Streit

Tipps und Hilfe rund ums Vergesellschaften von Meerschweinchen

  • Hallo,
    Ich habe mir vor 2 Tagen ein weiteres Weibchen in meine Gruppe geholt und das eine Weibchen und der Kastrat verstehen sich auch mit ihr. Aber das andere Weibchen scheucht das neue durch den Stall und jagt sie. Kann man da noch was machen oder muss ich eines schweren Herzens abgeben?
    LG LolaFreddy

  • Wenn man erwachsene Tiere vergesellschaftet, geht das in den seltensten Fällen völlig komplikationslos über die Bühne. Rennerei, Jagen, Zähneklappern ist normal, ein bißchen Fell darf auch fliegen, selbst kleine Schrammen sind nicht besorgniserregend. Verteil überall Futter, damit das neue Schwein genug abbekommt und bleib gelassen.
    meist dauert es nur ein paar Tage bis eine Woche, bis das neue Schwein von allen akzeptiert wird, kann aber tatsächlich auch mal 14 Tage oder länger dauern.
    Wenn das neue Mädel versucht, sich unsichtbar zu machen, oder sofort die Flucht ergreift, wenn sie attackiert wird, ist das übrigens ein gutes Zeichen. Dann versucht sie nicht sofort, in der Rangordnung weit nach oben zu kommen und es kehrt vermutlich recht schnell Ruhe ein.

  • Hallo,


    gib ihnen Zeit - das Neue steht in der Rangordnung ganz unten und darf nicht alles, das wird ihr von der alteingesessenen gezeigt.


    Das was Schweinchen als Sozialverhalten zeigen sieht für uns harmoniesüchtige Zweibeiner schlimmer aus, als es für Wutz ist.


    Die raufen sich schon noch zusammen, es dauert eben alles seine Zeit.


    lg Sue

  • Hallo zusammen.
    Wir, mein Lebensgefährte und ich, haben ein großes Problem mit unserer Herren-Gruppe und hoffen auf ein paar Ratschläge, da wir inzwischen mit unserem Latein am Ende sind.


    Unsere Gruppe bestand bis vor etwa 3 Wochen aus 3 unkastrierten Männchen - 3 Jahre, 2 Jahre und knapp 1 Jahr.
    Da wir vor einiger Zeit unseren Eigenbau nochmals vergrößert und erneuert haben, hatten wir im Sinn, die Gruppe auf 4 zu erweitern. Die Nachricht der Züchterin unseres Vertrauens, dass es einen neuen Wurf gibt, kam wie gelegen, so dass wir nach etwa 4 Wochen ein weiteres Männchen mit zu unserer Familie zählen konnten.


    Der erste Tag/Abend verlief auch relativ unkompliziert, doch dann nahm das Chaos seinem Lauf: ständige Attacken der großen untereinander haben inzwischen große Spuren hinterlassen, fast jeden Tag mussten wir neue Wunden an den dreien feststellen...Das Baby bleibt davon relativ unberührt, außer, dass es gelegentlich angebrommselt wird (von allen).
    Auch Gewichtsverlust ist natürlich - außer beim Baby - ebenfalls konstant vorhanden.


    Wir wissen inzwischen nicht mehr weiter. Die Gruppe war vorher komplett harmonisch, es gab keinerlei Probleme oder Streitigkeiten und nun herrscht nur noch aggressives Verhalten.


    Habt ihr Erfahrungen mit so einem Problem? Kann es sein, dass die 3 Probleme mit dem Neuankömmling und somit mit der Rollenbildung innerhalb der Gruppe haben?


    Wir vermuten auch, dass unser 1-jähriger der aktuelle Hauptagressor ist. Er rammelt den 2-jährigen auch alle paar Minuten, weshalb wir davon ausgehen, dass seine Agressivität vielleicht auch von den Hormonen herrühren.


    Ich hoffe ihr könnt uns weiterhelfen. Wir wissen einfach nicht, ob wir jetzt die gesamte Gruppe auflösen, das Baby abgeben oder andere Maßnahmen unternehmen müssen.

  • Ich kenne mich mit deinen Bockgruppen nicht aus. Aber ich würde alle gleichzeitig kastrieren lassen, im den Hormonspiegel zu senken.
    Allerdings ist es keine Garantie, dass sie sich danach wieder verstehen. Böckchen brauchen viel Platz, pro Tier einen Quadratmeter mindestens.

  • Hallo Wassn,


    danke für die Schnelle Antwort.


    Wir haben natürlich die Mindestgröße des Geheges für vier Böckchen berücksichtigt. Jeder von Ihnen hat (theoretisch) genug Platz um den anderen aus dem Weg gehen zu können. Allerdings hocken sie trotzdem alle im Abstand von 10 bis 20 cm nebeneinander. Es hat auch jeder ein Haus mit 2-3 Eingängen, sodass auch bei Streit immer gewährleistet ist, dass der Bedrängte flüchten kann.


    Wir haben sie, als der Streit anfing, in unseren ca. 8 m² großen Flur gesetzt und sie dort auch ein paar Tage gelassen. Aber auch das hat nicht geholfen. Vielmehr hat sich dabei herausgestellt, dass der 1-jährige keine Ruhe findet und das gesamte Auslaufterritorium für sich allein beansprucht und ständig die anderen vertreiben will. :(

  • Hallo!


    lass dringend alle kastrieren, ideal am selben Tag. Dann dauert es noch ein paar Wochen, bis die Hormone abgebaut sind, aber es wird dann wesentlich ruhiger.


    Gerade der 1jährige ist im Moment einfach komplett von Testosteron überschwemmt und meint jetzt, das Baby riecht noch nicht nach Kerl, also muss es ein Mädchen sein und das beansprucht er für sich. Und durch diesen Hormonüberschuss kriegt er sich gar nicht mehr beruhigt, und ohne Eingreifen läuft das so lange, bis mehrere krank werden - zu wenig Ruhe, kaum Gelegenheit ausreichend zu fressen, zu wenig Schlaf, Bisswunden.


    Sonst bitte zusammen lassen, sehr viel Futter wirklich überall verteilen, ruhig alle Stunde ein paar Hand voll Heu, Gemüse, Gras, Löwenzahn nachlegen, damit sie einfach abgelenkt sind. Und wirklich schnell kastrieren lassen, es dauert noch ziemlich, bis das Baby anfängt selbst nach Kerl zu riechen, solange könnt ihr nicht warten.

  • Hallo Susanne,


    danke für deine Antwort. Die gibt uns zumindest wieder Hoffnung, dass sich das Theater irgendwann wieder legt.


    Wir haben den 1-jährigen heute kasteieren lassen. Allerdings sträuben wir uns dagegen alle kastrieren zu lassen weil wir eigentlich nichts davon halten das Wesen durch einen „unnatürlichen“ Eingriff zu ändern. Aber bei ihm haben wir mittlerweile auch keine andere Möglichkeit mehr gesehen...
    Hoffentlich reicht das schon aus, dass es langdam etwas ruhiger wird.

  • Ich habe keine Erfahrung mit Bockgruppen, deswegen kann ich eigentlich gar nichts zum Thema sagen.


    Ich wollte nur wegen dem "unnatürlichen" Eingriff eine Sache in die Runde werfen:
    Es ist auch unnatürlich, das Meerschweinchen in einer reinen Männergruppe leben und keine Möglichkeit haben, sich fortzupflanzen. Zumindest der zweite Teil gilt auch für andere Tierarten, Katzen, Hunde, Pferde... Dadurch wird natürlich Frust geschürt, wenn die Hormone zu sehr hochkochen und keine Möglichkeit besteht, das irgendwo loszuwerden. Und dann steht man als Besitzer in der Verantwortung, die bestmögliche Lösung für das Tier/die Gruppe zu finden. Von daher sollte man eine Kastration nicht pauschal als schlecht ansehen, nur weil sie unnatürlich ist.


    Ich drücke euch natürlich trotzdem die Daumen, dass das klappt.

  • Hallo!


    Die Kastration ändert nicht den Charakter, sondern dämpft nur Hormone, die einfach nicht ausgelebt werden können und deswegen richtig unangenehm werden können.


    So als Frau kennt man das ja auch, dass man manchmal durch die Hormone echt zickig ist, obwohl man das ja eigentlich gar nicht will. Und Schwangere sind erst recht schwer zu ertragen.


    Die Meerschweinjungs kommen da eben auch nicht raus, und das auf Dauer. Du tust ihnen keinen Gefallen, wenn sie dauernd mies drauf sind durch die Hormone.


    Übrigens: in einer Gruppe mit Weibchen haben auch kastrierte Böcke ein erfülltes Sexleben, bei ihnen ist also das Testosteron nicht ganz weg, sondern nur reduziert. Sie bleiben Böcke, nur eben mit wesentlich weniger Druck.

  • Hallo,


    wie bereits geschrieben liegt das Problem vermuttlich darin, dass das kleine Baby noch nach Weibchen riecht. Haben deine 3 Kerle vorher schonmal Kontakt mit einem so jungen Tier gehabt?
    Ich finde es erlich gesagt etwas unseriös, wenn deine Züchterin dir ein so junges Böckchen, was stark nach Mädchen riecht, ohne Aufklärung überlässt. Man hätte es wissen und sagen müssen, dass da die Möglichkeit besteht, dass die Jungs sich deswegen an die Gurgel gehen können. Ich hätte noch ein paar Wochen gewartet, bis der Kleine anfängt nach Mann zu riechen. Bei ihr ist das Problem vermuttlich nie aufgetreten, weil ihre Böcke mit solchen jungen Tieren ständig in Kontakt sind. Bzw. Erfahrungen mit "echten" Weibchen hatten und diese von den kleinen Jungs unterscheiden können.


    Ich hatte letzten Winter eine so ähnliche Situation, als ich zu meinen beiden großen Jungs einen 9 Monate alten Kastraten hinzugesetzt habe. Die großen kannten keine Kastraten und der Chef dachte, dass er ein Weibchen ist und hat seinen Kumpel folglich sehr aggressiv gejagt, in den Rücken gebissen und ganze Haarbüschel rausgerissen. Letztenendes haben wir den Chef kastriert, für 2 Wochen getrennt und eine erneute Vergesellschaftung gewagt. Jetzt ist sein Kumpel der Chef und die Gruppe ist sehr harmonisch :wink: Wobei ich dazu sagen muss, dass es nicht die Kastration war, die geholfen hat, sondern die Trennung. Dadurch wurde mein gebissenes Kerlchen, der ein unglaublich freundliches Wesen hat, der neue Chef. Als ich den alten Chef wieder vergesellschaften wollte, war dieser jetzt quasi "der Neue", der in die Gruppe kam, was sein Selbstvertrauen senkte. Er hat den neuen Chef herausgefordern, es aber nicht geschaft und aufgegeben.
    Wenn du also im äußersten Notfall trennen musst, dann nimm am besten den Problemverursacher raus, da es viel leichter ist ein dominantes Böckchen in eine bestehende Gruppe zu integrieren, als ein unterlegenes.
    Im übrigen kann ich es voll und ganz nachvollziehen, dass du nicht alle Jungs kastrieren wolltest. Habe ich auch nicht gemacht und es hätte bei mir an der Situation auch nichts geändert. Kastration wird manchmal als das "Wundermittel" bei solchen Streitigkeiten dargestellt, dabei spielen ganz andere Faktoren eine wichtigere Rolle.


    Wie sieht die Rangordnung momentan bei euch in etwa aus? Ist der 1-jährige der momentane Chef? Wenn ja, war er schon immer der Chef oder jemand anderes? Wer beißt von den Dreien?
    Das der 1-jährige den 2-jährigen rammelt ist übrigens normal bei der Klärung von Rangordnungen.
    Ihr solltet die Kerlchen am besten auch nur im Gehege lassen. Es war sicherlich gut gemeint von euch, die Kleinen im Flur laufen zu lassen, jedoch ist die Gruppe in diesem frühen Stadium so brüchig, dass ein Wechsel der Location neue Rangkämpfe hervorruft.

  • Hallo Nastia,


    danke für deine Antwort. Einige deiner Punkte waren uns tatsächlich neu. Allerdings sollten wir vielleicht noch ein paar Hintergrundinformationen abgeben:


    Unsere Tiere stammen alle von derselben Züchterin. Ich habe vor ein paar Jahren von einer Arbeitskollegin zwei Böckchen im Alter von 2 Jahren geschenkt bekommen, nachdem sie festgestellt hat, dass die beiden ihrer zu diesem Zeitpunkt gerade mal zwei Jahre alten Tochter nachts den Schlaf rauben.


    Nach drei Jahren starb der erste der beiden. Für ihn haben wir uns den heute 3-jährigen geholt. Der andere starb knapp ein Jahr später. Für ihn haben wir uns den heute 2-jährigen zusammen mit einem Bruder von ihm geholt. Der Bruder starb leider sehr früh. Da wir allerdings nicht mehr nur 2 Böcke haben wollten haben wir uns einen neuen dazu geholt. Der war zu dem Zeitpunkt bereits zwei Monate alt (unkastriert) und hat von Beginn an nur Aggressionen gegen die anderen gehegt und pausenlos angegriffen, dass ich ihn einen Tag später zurückgegeben habe. Einen Monat später habe ich dann unseren heute 1-jährigen geholt. Alle Böckchen, die zu uns kamen, waren immer unkastriert. Keiner von Ihnen hatte jemals Kontakt zu Weibchen, der über den Kontakt zu Schwestern oder der Mutter hinaus geht.


    Bislang hatten wir (bis auf den 2-monatigen) nie Probleme mit der Vergesellschaftung gehabt. Alle Böcke haben sich bis zuletzt bestens verstanden. Sicherlich wurden die Neuen am Anfang jeweils kurz bestiegen und angebromselt, mehr aber auch nicht. Daher war die Situation, dass bei einem neuen Kerl auf einmal so ein Theater losgeht, völlig neu für uns.


    Bisher war der 3-jährige auch immer der Chef. Das hat sich durch das Baby einmal grundlegend umgekrempelt. Aktuell (nach der Kastration des 1-jährigen) können wir gar nicht mehr sagen, wer jetzt der Chef ist. der 1-jährige benimmt sich wieder normal und geht den anderen eher aus dem Weg. Der 3-jährige bekommt langsam seinen Mut zurück und fängt wieder an, die alte Position zurück zu erobern (zumindest wirkt es so, weil er und der 2-jährige sich jetzt ständig in die Haare bekommen).


    Bezüglich des Auslaufs möchten wir noch anmerken, dass es für sie nicht unbedingt eine neue Situation ist, da sie regelmäßig in den großen Auslauf kommen. Wir haben sie jedoch zu diesem Zeitpunkt über Nacht dort gelassen, anstatt sie abends wieder rein zu holen.

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