Meerschweinchen Krankheiten / Gesundheit

Kokzidien Behandlung... Tierarzt mit 0 Plan?!

Umgang mit kranken Schweinchen, Therapien, Medikamente und Heilungsverlauf.

  • Hallo,


    da meine eig Tierärztin leider im Urlaub ist, war ich mit meinem Meerschweinchen Paulina Anfang der Woche bei einer anderen Tierärtzin wegen starkem Durchfall. Ich habe dort darauf bestanden dass ihr Kot ins Labor geht. Heute kam nun die Nachricht: Kokzidien! Ihr Plan ist sie jetzt mit Cotrim K 2 mal tägl 0,15 ml zu behandeln. Die ganze Gruppe sollte ich NICHT mit behandeln. Diese Tiere wären nun sowieso schon Träger...usw. Ich lese online aber immer ganz andere Empfehlungen, auch bezüglich des Medikaments. Ich habe eine Gruppe von insg 7 Tieren.


    Was meint ihr dazu? Die Ärztin wirkte leider nicht sehr kompetent:(


    Liebe Grüße Caro

  • Kokzidien sind sehr gefährlich.
    Bitte gehe da zu einem anderen Tierarzt, besser in eine Klinik.
    Du musst alle Tiere behandeln. Gut ist es,wenn du nach der Gabe von Cotrim noch Mucosa comp gibst 0,5ml. Das unterstützt die Schleimhäute und die Tiere halten besser durch.
    So habe ich es bei Baycox gemacht. Denn das ist aggressiver und dadurch bzw durch Begleiterkrankungen können Tiere sterben.


    Alle Holzhäuser müssen in den Müll oder mit Interkokask Spray besprüht und später abgewaschen werden. Das Gehege musst du jeden Tag reinigen.. mit einer Dampfente, heißem Essigwasser oder Desinfektionswischzeugs. Hab den Namen grad nicht.
    Ich bin damals auf Fleece umgestiegen und habe Inkontinenzeinlagen bestellt. Jeden Tag wechseln und waschen. Du musst jeden Tag das Einstreu wechseln.
    Ich habe kleine Plastik Hocker als Unterstände gekauft und täglich desinfiziert. Wenn du an viel Pappkartons kommst,kannst du diese nehmen und auch jeden Tag wegwerfen.
    Es ist sehr nervenaufreibend.

  • Hallo, danke für die schnelle Antwort!


    Ich frag morgen bei einem anderem Tierarzt... und hol nochmal Medikamente. Soll ich dann bei Cotrim K bleiben (noch hab ich es ihr nicht gegeben) oder lieber das welches du erwähnt hast (das mit B..). Das wird ja oft als Mittel der ersten Wahl empfohlen.


    lg Caro

  • Bezüglich Baycox 2,5 %:
    Es ist deswegen "aggressiv", weil es hochgradig alkalisch ist und die Schleimhäute deswegen extrem schädigen kann. Für die direkte orale Gabe ist es nicht gedacht, sondern es ist für Hühner und anderes Geflügel entwickelt worden und wird ins Trinkwasser gegeben. Das 2,5 %ige Baycox muss nach Angabe des TA verdünnt werden, um den pH-Wert in ungefährliche Bereiche zu senken (eigentlich sollten Tierärze dieses Höllengebräu gar nicht mehr für Meerschweinchen verordnen, da es das 5%ige Baycox gibt, das für die direkte Einnahme entwickelt wurde).


    Die Gabe von Retardon bzw. Cotrim ist veraltet, das gibt man eigentlich nicht mehr. Hier muss das Mittel so hoch dosiert werden, dass tödliche Nierenschäden auftreten können. Wenn das Tier diese Mittel bekommt, muss für eine ausreichend hohe Flüssigkeitszufuhr gesorgt werden!


    Im Baycox 5 % ist der Wirkstoff Toltrazuril doppelt so hoch konzentriert (man muss also im Vergleich zum 2,5%igen dann die halbe Menge verabreichen), aber in dieser Rezeptur ist - ich meine Citronensäure - mit drin, sodass der pH-Wert fast neutral ist und keine Schleimhautreizung auftritt.


    Hier sind Informationen zu Baycox:
    http://www.vetpharm.uzh.ch/perldocs/index_t.htm


    Baycox 5 % ist bei Kokzidienbefall das Mittel der ersten Wahl. Es gibt verschiedene Behandlungsschemata, die alle gut sind und wirken. Als im Sommer meine Florine Kokzidien hatte, hat meine TÄ 1 x täglich 10 mg/kg verordnet, das sollte ich über drei Tagen geben. Man kann auch einmalig eine höhere Dosis geben, so wie es im Beipackzettel steht (Kaninchen), das haben wir vor einigen Jahren in Sadies Meerschweinchenhaus nach Absprache mit unserem Tierarzt (und dessen Telefonat mit der Firma Bayer) so gemacht. Damals wurde als einmalige Dosis sogar 20 mg/kg empfohlen. Das war völlig problemlos, wir hatten sogar den Eindruck, dass die "Hochdosis"-Patienten schneller wieder fit waren als diejenigen, die die Hälfte über drei Tage bekamen.

  • Das ist sehr interessant Flauschi.


    Wegen dem 2,5% Baycox wurde zusätzlich noch Mucosa comp gegeben. So konnte meine es unbeschadet überstehen.
    Auch wenn Retardon veraltet ist,wird es immer noch gegeben.
    Von dem 5% Baycox habe ich auch gelesen.
    Ich wusste nicht,dass es verschiedene Behandlungsschemata gibt.
    Ich kannte nur die mit 3 Tagen

  • Ich habe im Laufe der Zeit verschiedene Schemata kennengelernt: 3 Tage Behandlung - 3 Tage Pause - 3 Tage Behandlung oder 5 bzw. 2 Tage Pause innerhalb von jeweils 3 Tagen Behandlung, das dann bei einer täglichen Dosis von 10 mg/kg und auch nur 3 Tage Behandlung, 1 Woche nach Behandlungsende Kotprobe und nur dann nochmal 3 Tage, wenn noch Kokzidien nachweisbar waren.


    Retardon kommt als Kokzidientherapie wegen der dafür erforderlichen hohen Dosis mit dem Risiko der Papillenspitzennekrose für mich nicht mehr in Frage. Wenn ich ein Meerschweinchen mit Durchfall habe, frage ich bei einer unbekannten TA-Praxis vorher, ob 1. Baycox 5 % vorrätig ist und ob 2. in der Praxis ein Flotationstest auf Kokzidien möglich ist. Wenn nicht, fahre ich dort nicht hin, sondern frage in anderen Praxen/Kliniken weiter.


    Außerdem ist es bei Verdacht auf Kokzidien ganz wichtig, dass die Diagnose schnell gestellt wird: Das heißt, in der Praxis sollte ein Flotationstest (==> https://de.wikipedia.org/wiki/Flotationsverfahren) möglich sein. Damit hat man innerhalb von ca. 1/2 Stunde das Ergebnis.


    Kot ins Labor schicken und das Tierchen in der Zwischenzeit unbehandelt lassen, ist grob fahrlässig!


    Kokzidiose ist lebensbedrohlich!