Mein liebes Puschelchen,
heute musste ich dich leider gehen lassen.
Ich bin sehr traurig, aber auch froh, dass du jetzt wieder munter und gesund bist.
Wer hätte gedacht, dass wir soviel Zeit miteinander haben würden?
Deine Vorbesitzerin hatte dich aus einer Notstation geholt, wo man dein Baujahr auf 2011 geschätzt hatte. Ich denke das war eine sehr grobe Schätzung. Als du im Oktober 2015 als letztes verbliebenes Schweinchen einer tollen Truppe bei mir eingezogen bist, da wirktest du schon wie eine alte Dame. Deine schwere Atmung und die Schatten auf der Lunge veranlassten die Tierärzte auch eher zu einer pessimistischen Schätzung deiner verbleibenden Lebenszeit. Aber du hast es allen gezeigt.
Stolz und unbeugsam
Geschwindigkeitsstreifen kamen bei dir immer nur durch andere Schweinchen zustande. :wink:
Typischerweise sah man vor allem DAS von dir. Deine Nase. Du hattest schnell deinen Spitznamen weg.
Du warst halt einfach ein seeeeeehr vorsichtiges Schweinchen.
Wie sehr du dein sicheres Häuschen geliebt hast.
Als deine Arthrose schlimmer wurde, gab es jeden Tag Rheumocam. Was hast du deine Drogen geliebt und jeden Tag auch eingefordert. Du warst ohnehin immer ein vorbildlicher Patient und hast so ziemlich alles aus der Spritze freiwillig genommen. Tapfer bist du monatelang hier weiter durch das Gehege gewackelt und sogar noch mal richtig aufgeblüht und aufgetaut im letzten Jahr. Sogar beim Saubermachen hast du geholfen (damit Frauchen die schweren Bonsche nicht wieder wegtragen musste). Hin und wieder musste dein Popo gewaschen werden, denn so sehr gern bist du nicht aufgestanden und selber putzen ging nicht mehr. Auch das hast du relativ gelassen hin genommen. Hauptsache danach gab es Bonsche.
Trotz deinem Silberblick warst du immer eine Schönheit.
Mal ehrlich, wie hätte man dir irgendetwas abschlagen können?
Du warst nie böse mit einem anderen Schweinchen. Du warst nie gemein. Manchmal habe ich mir Sorgen gemacht, wenn du dir einen Ast frontal reingezogen hast. Was wenn du dich erschreckt hättest? Aber viel hat dich eigentlich nicht erschreckt.
Letzte Woche hattest du plötzlich von einem Tag auf den Anderen ein riesiges Ödem am Hals und auch rundherum war viel Flüssigkeit eingelagert. Die Entwässerungsspritze hatte so gut gewirkt, ich habe gedacht wir bekommen das mit den Tabletten für die Entwässerung und den Schilddrüsenhormonen wieder in den Griff. Gestern hast du noch ein bisschen gefressen, heute ging gar nichts mehr. Ich weiß du hättest noch lange, vielleicht sehr lange tapfer gekämpft, aber wir konnten nicht mehr gewinnen, mein Engel. Ich wollte es dir ersparen langsam an Gewebsflüssigkeit zu ertrinken.
Selbst gegen die Narkose hast du noch angekämpft. Du warst vielleicht noch nicht so weit. Ich hoffe du vergibst mir in dem Fall.
Du wirst hier sehr fehlen, süße Nase. Wer soll mir denn jetzt fordernd Zunicken?
Ich vermisse dich schon jetzt sehr. Von deinem Mut und deiner Würde können sich die meisten Menschen die ich kenne noch eine dicke Scheibe abschneiden.
Vergiss uns nicht und grüße die Vorausgegangenen.
Lebe wohl Puschel,
dein dich liebendes Frauchen.