Meerschweinchen Krankheiten / Gesundheit

Kastrationsabzeß mit Wanderung in die Bauchhöhle

Umgang mit kranken Schweinchen, Therapien, Medikamente und Heilungsverlauf.

  • Hallo Ihr Lieben,


    Dienstag vor zwei Wochen wurden 9 unserer Böcke kastriert.


    Bei vier Böckchen entwickelten sich Kastrationsabzeße, trotzdem dass wir nach der Kastration Fleece auslegten, Wickelauflagen und diese Auflagen drei mal täglich wechselten.


    3 werden seit Montag vom Tierarzt mit Antibiotika und Schmerzmittel behandelt, sowie Spülungen. Wir geben seit Samstag und Sonntag und Freitag (wo wir die Knubbel entdeckten) Myristica Sebifera, Pyrogenium und Tarantula.
    Unser großes Sorgenkind ist Krümelchen. Der Vierte im Bunde. Krümelchen hat das größte Abzeß von allen. Entdeckt hatten wir es am Freitagnacht. Wir gaben Myristia, Pyrogenium und Tarantula sowie Lachesis und kollodiales Silber.


    Am Samstag punktionierten wir mit einer Kanüle den Abzeß und saugten den Eiter mit einer Kanüle ab und spülten mit Rivanol und kollodialem Silber. Tierärzte am Wochenende sind bei uns Mangelware. Der Abzeß hatte sich bis Montag merklich verkleinert.


    Da wir bereits mehrere Böckchen hatten und kastrieren ließen und auch Kastrationsabzeße erlebten, gingen wir davon aus, dass es bald heilen wird. Montagmorgen waren wir gleich mit allen Vieren beim Tierarzt. Antibiotika und Schmerzmittel wurden gespritzt. Gestern auch. Sowie heute. Und morgen nochmals.


    Nur bei Krümel ist es seit heute Nacht ganz schlimm geworden, der Eiter läuft auf einmal wie Urin aus ihm und er hat eine Verdickung oben auf der Brust unter der Haut. Also direkt unter dem Kinn die komplette Seite und starke Schmerzen. Ich frage mich woher das kommt?


    Da ich nicht warten wollte auf unseren 11.30 Uhr Termin heute, bin ich direkt heute morgen in die 40 km entfernte Tierklinik mit ihm gefahren.


    Die Ärztin meinte es sehe nicht gut aus. Sie kann sich die Verdickung oben nicht erklären. Vermutung: Abzeß ist in Bauchraum weiter gewandert. Sie punktierte den Eiter aus dem Abzeß an den Hoden, gab Antibiotika und Schmerzmittel und Nux Vomica. Die ganze Prozedur nur mit lokaler Betäubung - er würde die Narkose nicht überstehen. Krümel bekam auch Infusionen und wurde stationär aufgenommen.


    Ich habe heute nachmittag angerufen und da hieß es, es sei unverändert. Nicht besser, nicht schlechter, er würde nicht richtig fressen. Sie päppeln ihn mit Herbicare alle zwei Stunden. Bei mir hatte wenigstens noch ein bisschen am Heu geknabbert am Morgen.


    Wir päppeln Krümel seit Sonntag mit Herbicare und gaben zusätzlich Vitamin B und C, sowie einen Tropfen Novalgin verdünnt mit Wasser gegen die Schmerzen.


    Was sagt ihr dazu? Ich bin mit meinem Rat am Ende und frage mich was da schief gelaufen ist. Den anderen Drei geht es relativ gut und die Geschwülste werden kleiner.


    Frage an Euch: wir haben noch sechs Kastrationen vor uns. Was kann ich tun, damit es nicht wieder einen Abzeß gibt? Noch länger die Jungs auf Tüchern halten? Mehr Vitamine geben? Ich habe mittlerweile große Angst vor den nächsten OPs. Ich glaube nicht dass es am Tierarzt liegt. Unser Tierarzt hat jahrelange Erfahrung mit Kleintieren und behandelt seit Anfang an unsere Meerschweinchen sowie die Katzen von der Tierauffangstation.


    Kurze Info noch über uns: wir sind eine Meerschweinchenpflegestation anerkannt vom Veterinäramt, halten also nicht zum Spaß die vielen Tiere :-) (sondern weil wir helfen wollen), integriert in den hiesigen Tierschutzverein.


    Derzeit haben wir 22 Mädels und 9 Buben und bereits über 40 Kastrationen erlebt, bis jetzt (Gott sei Dank) nur 6 Kastrationsabzeße.


    Aber so schlimm wie bei Krümel war es noch nie. Krümel ist im Januar 2017 geboren und hat sich super entwickelt, obwohl seine Mama nach der Geburt verstorben ist und wir ihn von Hand aufziehen mussten.


    Vor der Kastration wog er 982 g. Heute morgen 842 g. Am Sonntag 911g. Am Samstag noch 956 g. Am Donnerstag davor 968 g. Er hatte (Beim wöchentlichen Tüv dachte ich mir noch gar nichts wegen der Gewichtsabnahme - es war ja auch nicht wenig - am Freitag dann schlagartig diese Megageschwulst so dick wie ein Golfball - das hatte Flöckchen auch nach der Kastration - allerdings ging das Abzeß nach vier Tagen folgenlos wieder weg.


    Hat mir jemand Tips?

  • Hallo!


    Eigentlich kann ich nur raten, die Tiere jünger kastrieren zu lassen.


    Je älter und größer sie sind, desto größer sind die Fettkörper an den Hoden dran. Die sind da einfach mit dran, und die sind das Problem: wenn sie nicht komplett entfernt werden können, dann entzünden sich eventuelle Reste einfach oft, und daraus entstehen dann die Abszesse. Die Teile sitzen leider sehr ungünstig und sind nur schwer zu entfernen, der Tierarzt hat da auch einfach nicht viel Platz.


    Wenn er aber merkt, dass es nicht so dolle geklappt hat, sollte er besser gleich Antibiotika mitgeben, damit die Sache nicht ganz so extrem eitern kann. Rede mit ihm darüber, der Fehler liegt ja nicht bei ihm, sondern in der Anatomie der Tiere. dann bist Du auch gleich vorgewarnt, welche Kandidaten du besonders beobachten musst. Und es trifft eben besonders oft ältere und kräftigere Böcke, bei Jungtieren sind Abszesse sehr selten. Daher lieber deutlich jünger kastrieren lassen.

  • Neun Kastrationen und vier Abszesse?? Das sind ja beinahe 50 %. :shock: :shock:


    Und bei allen andereren früheren Kastrationen waren es dann zwei Katrationsabszesse? Ist vielleicht dieses Mal anderes Nahtmaterial benutzt worden (das evtl. nicht in Ordnung war)? Das mal ein Kastrationsabszess auftritt, kann passieren, aber diese Häufung kommt mir merkwürdig vor, das würde ich nicht mehr als "Pech gehabt" einsortieren.


    Bei den nächsten Kastrationen sollte ggf. anderes Nahtmaterial benutzt werden, z. B. fertig miteinander verbundene Nadel-Faden-Kombinationen und nicht Faden von der Rolle. Ist teurer, aber wenns dann ohne Abszess heilt, insgesamt doch billiger.


    Frag doch mal in der Tierklinik nach Art und Weise, wie die dort Kastrationen durchführen.


    *Däumchendrück* für den kleinen Krümel!

  • Krümel war halt trotzdem zur Kastration schon fast ein Kilo schwer, da kann der Fettkörper schon recht groß gewesen sein. Und der Gedanke mit dem nahtmaterial könnte auch ein Grund sein, dass es ihm so schlecht geht. Erst mal auf eigene Faust behandeln, statt auch am Wochenende zur Tierklinik fahren, war halt auch nicht ideal... es kommen mehrere Faktoren zusammen. Jetzt kann man eigentlich nur Daumen drücken.

  • Das Zauberwort sind Clostridien.
    Ein großflächiger Gasbrand unter der Haut hat Krümel leider das Leben gekostet.
    Krümel war seit vorgestern in der Tierklinik. Die hatten das festgestellt nachdem sie den Eiter untersuchten.
    Da ist jeder Tierarzt machtlos.
    Clostridien sind im Darm.
    Schuld ist der Durchfall nach der Kastration.
    Nähmaterial war optimal laut Klinik, Fettkörper alle entfernt.
    Hätte man wohl im Ultraschall gesehen.
    Dr. Geyer sagte dass die Behandlung mit Myristica, Pyrogenium, Tarantula vollkommen okay war.
    Aber gegen diese Bakterien ist man schier machtlos.

  • Clostridien kann man mit Metronidazol (=Antibiotikum) behandeln, das vertragen auch Meerschweinchen. Ob es in diesem fortgeschrittenen Stadium noch was gebracht hätte, ist natürlich fraglich, aber früh eingesetzt könnte ich es mir vorstellen.

  • Guten Morgen, über dieses Antibiotika habe ich mit der Tierklinik gesprochen. Das wurde eingesetzt. Schon vom Tierarzt, den wir am Montag aufsuchten. Es ist stärker als Baytril. Schädigt aber öfters die Darmflora. Dagegen gaben sie Bird Bene Bac.
    Die Tierklinik hatte Krümel nach dem Einschlafen genau untersucht.
    Ich wollte unbedingt wissen, wo das Problem lag. Nähmaterial vollkommen in Ordnung. Fettkörper vollständig entfernt.
    Sie glauben, dass es zu warm war.
    Da entwickeln sich solche Bakterien schneller. Es sei immer ein Risiko bei Aussenhaltung.
    Künftig werde ich Böcke nicht mehr im Sommer kastrieren lassen und nach der Kastration vorsorglich Antibiotika geben lassen.
    Das bringt uns Krümel nicht zurück.
    Aber wir werden noch vorsichtiger sein.