• Fühl ich sehr. So viele Jahre wie vergangen sind mit schlimmen Krankheiten ist man jetzt viel skeptischer und voller Sorgen.

    Und eigene Tiere wird es sowieso nicht mehr geben, wenn dann "Pflegefälle", bei denen ich von Anfang an weiß, dass die Zeit begrenzt ist.

    Wie genau meinst du das? Nur noch eine "Arbeit" als Vereins-Pflegestelle? Ist das ein Plan für die Zukunft oder machst du das schon irgendwie?

  • Genau.

    Aktuell sind nur die beiden Mädels richtig meine eigenen, Pino ist ein sogenannter CAREling, also ein Dauerpflegeschwein/Rentner aus unserem Tierschutzverein. Er ist jetzt aber erfreulicherweise schon über 2 Jahre bei mir <3 er hat Mykoplasmose und ist Zahnschwein. Seit neuestem ist leider ein Tumor dazu gekommen, unsere Zeit ist nun leider wirklich begrenzt. Aber er ist wirklich mein absolutes Herzensschweinchen und verlässt mich nur noch in einem kleinen Pappkarton.


    Momo und Bärbel waren auch CARElinge, genau wie die 4 Schweinchen auf dem Bild mit dem Sternenhintergrund vor 2 Seiten. Die haben allerdings nicht dauerhaft bei mir gewohnt, jeweils nur für einige Wochen oder Monate und ich habe sie sozusagen für ihren Endplatz "flott gemacht", bzw eins ist auch leider hier gestorben, bevor es einen Platz finden konnte. Sowas kann und will ich allerdings nicht mehr leisten, teilweise war ich im letzten Jahr 3-4 mal pro Woche beim Tierarzt,habe selbst gelernt wie man Infusionen gibt, eitrige Zahnfächer spült und und und.


    Wenn mal einer von den dreien stirbt, darf wieder ein CAREling einziehen.

  • Das finde ich aber sehr löblich von dir!


    Ich stelle es mir mit solchen meist "Problemschweinchen" besonders schwierig vor.

    Ehrlich gesagt haben mich die Krankheitsthreads hier etwas von dem Pflegestellengedanken abgebracht. Hat man sie von Klein auf so wie ich, hat man hoffentlich, mit guter Pflege, erstmal ein paar Jahre Ruhe mit schweren Krankheiten und kann sich an ihnen erfreuen.

    Sonst stelle ich es mir auch etwas frustrierend vor und schlimmstenfalls spielt man dann mit dem Gedanken dieses schöne Hobby aufzugeben. Dafür bereiten sie mir aber einfach zuviel Freude.


    Du hast jedenfalls meinen größten Respekt!

  • nasentier ist dann der einzige Unterschied eines Carelings, dass du das Schweinchen "zugewiesen" bekommst und die TA Rechnungen vom Verein gezahlt werden? Das Tier bleibt trotzdem bis zum Lebensende bei dir in der Gruppe? Ausnahme natürlich du bist gleich als Übergang geplant.

  • "zugewiesen" würde ich nicht sagen, ich kann schon zu einem konkreten Tier ja oder nein sagen. Oder eben auch wie bei Momos Tod, dass ich den Platz erstmal nicht nachbesetzen will.

    Wir versuchen auch, Tiere und Pflegestellen möglichst gut zu matchen, also kein Zahnschwein zu jemandem, der keinen Zahnarzt in der Nähe hat, keinen Diabetiker in eine Gruppe Rentner, die um jedes Gramm kämpfen etc.

    Und, dass ich bei was strubbeligem eher schwach werde und ja sage, weiß man im Verein auch ^^


    Es ist halt ein Tier, das keiner mehr haben will. In der Regel, weil es krank ist. Zahnschweine, Tumorpatienten, oft auch reine ganze Liste von kleineren Baustellen. Oder ein altes Tier, was neu zu uns kommt, und wo erstmal geschaut werden muss, wie die Lage ist.


    In der aktuellen Lage geben sehr viele Leute die Haltung auf und geben ihr letztes Tier, das ist dann oft schon 4 oder älter, ab. Umgekehrt steigt so gut wir niemand neu in die Haltung ein und auch die Leute, die die Haltung fortführen, stocken selten auf bzw lassen wie ich aus finanziellen oder persönlichen Gründen Plätze unbesetzt.

    So bleiben oft auch schon Tiere dauerhaft bei uns hängen, die einfach "nur" schon 5 sind und außer Arthrose oder Blasengries eigentlich nichts haben. Aber die will einfach keiner mehr, somit sind sie de facto unvermittelbar.

    Manchmal sind auch sehr junge Tiere dabei, inzuchtgeschädigte Tiere aus konkontrolierten Vermehrung zum Beispiel.

    Da ist der Verein einfach nur froh, wenn die Tiere irgendwo ein Plätzchen auf Lebenszeit bei erfahrenen Haltern und guter Betreuung finden.


    Um Gegenzug übernimmt der Verein grundsätzlich die Tierarztkosten, wir spenden aber in der Regel unterm Strich mehr als das, was wir erstattet bekommen.


    Dafür habe ich mit dem Verein auch ein ganz tolles Netzwerk schweineerfahrener Menschen. Mittlerweile sind auch 4 Tierärzt*innen dabei. Wir betreuen uns auch oft gegenseitig im Urlaub die Tiere,silche Baustellen kann man ja oft nur jemandem zumuten, der genau so verrückt ist :D



    Für mich sind die CARElinge einfach emotional leichter zu handhaben als eigene Tiere. Um das mal an einem konkreten Beispiel zu erklären:


    Momo ist zu mir gekommen, da war sie fast 7 und gerade verwittwet. Der Eingangscheck beim Tierarzt hat ergeben: massiver Blasengries, Blase chronisch gereizt. Zähne nicht wirklich gut, aber noch tragbar. Herz leicht vergrößert und ich glaube noch ein paar Kleinigkeiten. Also (abgesehen von der extrem schmerzhaften Blase) jetzt alles keine Vollkatastrophen, aber halt so, dass man merkt es ist ein altes Tier.

    Für so ein Tier ist es einfach nur wichtig, gesundheitlich einigermaßen gut eingestellt zu werden (Fütterung anpassen, Medikamente, vor allem Schmerzmittel nach Bedarf) und es dann eine schöne Zeit in Gesellschaft haben zu lassen, so lange es geht.

    Da weiß ich von Anfang an, es wird nicht für lange sein und ich tue in der Zeit einfach alles, dem Tier einen möglichst angenehmen Lebensabend zu ermöglichen. Alles, was ich tun kann, ist gut für das Tier.


    Meine Kira dagegen ist vor ziemlich genau 3 Jahren mit 10 Monaten zu mir gekommen. Sie hatte gerade einen Wurf Babys groß gezogen und war munter und gesund. Einzige bekannte Auffälligkeit: sie trinkt viel. Sie wurde noch auf ihrer damaligen Pflegestelle auf links gedreht, Blutwerte und alles, nichts, was das Trinken erklärt, außer ein Psycho-Tick.

    Im Laufe der Zeit gefiel sie mir immer weniger, sie wurde dicker, fauler, die Atmung schlechter, Blasengries durch den Bewegungsmangel etc

    Schon vor 2 Jahren habe ich das erste Mal groß angelegte Diagnostik gefahren, röntgen, Blutwerte, Herzultraschall, nirgendwo ein richtiges Ergebnis. Futterumstellung, Sportprogramm, nichts hat Besserung gebracht. Im vergangenen Jahr kam dann sichtbar ossäre Choristie dazu, die sich innerhalb weniger Monate so massiv verschlechtert hat, dass inzwischen beide Augen raus mussten.

    Kiras Tochter lebt bei einer Freundin von mir, die hat das gleiche Problem. Es scheint also definitiv eine genetische Komponente zu sein, irgendwas im Stoffwechsel, das nicht so funktioniert, wie es soll.

    Seitdem beide augen raus sind, ist Kira ein neues Schwein. Sie hat über die OPs abgenommen, ist insgesamt viel munterer und scheint endlich schmerzfrei zu sein.

    Für mich ist es einerseits viel schlimmer, so schwere Krankheiten an einem jungen Tier zu sehen, als den "natürlichen Verfall" an einem alten Tier.

    Andererseits habe ich gemerkt, dass ich bei einem Tier, dass ich "zu meinem Vergnügen" angeschafft habe, mich selbst ganz anders unter Druck setze, alle irgendwie mögliche zu tun.




    Wow, ist jetzt ganz schön lang geworden^^ wenn ihr noch Fragen zu meiner Tätigkeit als Pflegestelle habt, gerne jederzeit. Nur die gesundheitlichen Baustellen meiner Tiere diskutiere ich nicht mehr online (ich bin jetzt echt schon viel mehr ins Detail gegangen, als ich es wollte).

  • Nasentier, ich denke ich habe dich richtig verstanden und kann deine Gedanken absolut verstehen.

    Viele holen sich lieber junge und vermeintlich gesunde Tiere in dem Glauben (und der Hoffnung) dass die Tiere bei ordentlicher Pflege gesund bleiben. Und das ist natürlich auch absolut okay!


    Aber ich finde es immer schön zu lesen dass sich erfahrene Halter bewusst schwierige Fälle ins Haus holen, egal ob Privat oder als Pflegetier. Wo kämen die armen Näschen auch sonst hin? Danke <3

    Schön dass du das so ausführlich beschrieben hast.

  • Auch von mir danke für deinen Bericht nasentier !

    Eine Frage noch, wenn du die beantworten magst: Zu welchem Verein gehörst du? :)


  • Die gemeinsame Zeit ist nur geliehen und irgendwann geben wir sie zu den Sternen zurück 💫


    Esther, 3.11.2020-15.8.2023


    Noch nie musste ich ein so junges Tier auf so einem schweren Weg begleiten. 6 Wochen haben wir gekämpft, aber es war aussichtslos.

    Flieg zu den Sternen. Und grüß mir ganz besonders die kleine Sternschnuppe 💫

  • Oh, weh! Esther war ja nicht einmal 3 Jahre alt. Die Arme!


    Ich bin sicher, dass Du alles in Deiner Macht stehende getan hast, um ihr zu helfen. Wenn der Kampf dann verloren geht, ist es besonders traurig.


    Das Foto ist sehr schön - und die Erinnerungen an Esther sind sicherlich noch schöner!

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