Meerschweinchen Krankheiten / Gesundheit

Aufgeblähter Bauch seit 10 Tagen

Umgang mit kranken Schweinchen, Therapien, Medikamente und Heilungsverlauf.

  • Hallo zusammen,
    Unser vier Jahre alter Lenny leidet seit mind. 10 Tagen unter einem aufgeblähten Bauch. Wir sind vor 10 Tagen mit ihm zum Tierarzt weil er röchelnde Atemgeräusche von sich gegeben hat. Die Ärztin hat dann den Aufgeblähten Bauch ertastet, und durchs Röntgenbild bestätigt. Der Bauch war so stark aufgebläht, dass sie ihn punktieren musste. Seitdem geben wir folgende Medikamente :


    Dimeticon 5x1ml
    Emeprid 3x0,5ml
    Novalgin 3x0,1ml
    Dofatrim 2x0,1ml
    Lactulose 2x2ml


    Dazu Critical Care 5 x 5-8ml


    Außerdem mehrmals am Tag Bauchmassage.


    Er war eigentlich anfangs sehr aktiv, hat selbst gegessen (Heu, Möhre, Fenchel, wenig Paprika)


    Der aufgeblähte Bauch war dann nach ein paar Tagen etwas besser, aber noch lange nicht wieder normal. Zwischenzeitlich fiel auf dass er verhältnismäßig wenig Köttelt, wir haben dann nach Absprache mit der TierÄrztin 3 x 2ml Parafinöl gegeben, und Lactulose auf 3x 2ml erhöht. Nach einem Tag kamen dann wieder mehr Köttel, und wir haben das Öl wieder weggelassen, und Lactulose wieder auf 2x reduziert.


    Zwischenzeitlich haben wir auch den Kot untersuchen lassen, jedoch ohne irgendwas gefunden zu haben.
    Seit dem Wochenende fühlt sich das Bäuchlein leider wieder praller an, das sieht also nach Rückschritt aus, und so langsam verlässt uns der Mut das er es noch schafft.


    Wir überlegen nun noch folgendes:


    - Weglassen des Frischfutters (falls er es doch noch nicht wieder verträgt)
    - Erhöhung Dimeticon auf 6 x 1ml (Maximaldosis, wobei zuviel ja auch nicht schädlich sein soll)
    - Lactulose wieder 3x und Parafinöl wieder geben, damit es auch auf jeden Fall alles gut unten raus kommen kann.


    Wir haben folgende Fragen:
    - Was haltet ihr von unseren Überlegungen? Macht es Sinn das zu versuchen das Frischfutters Wegzulassen? Er wird sicher dadurch weniger selber fressen.
    - Wir haben auf diebrain.de gelesen, das man statt Parafinöl lieber Speiseöl geben soll, da Parafinöl laut neuesten Studien nicht komplett wieder ausgeschieden wird. Kannst das jemand bestätigen?
    - Kann die Gabe von Öl schädlich sein, wenn er zwar Köttelt, aber eigentlich zu wenig bzw. Zu unregelmäßig?
    - Wie lange haben solche Beschwerden bei euch angehalten? Die Tierärztin hat schon erwähnt das es langsam schon in Erwägung gezogen könnte, ihn einzuschläfern, sie hatte aber auch einen Fall wo es nach 3-4 Wochen erst besServices wurde. In den nächsten Wochen werden wir es auch nicht schaffen ihn jeden Tag tagsüber regelmäßig zu versorgen, und wir gehen jetzt schon selbst auf dem Zahnfleisch.
    - Teilweise geben wir alle oben genannten Medikamente zum gleichen Zeitpunkt, kann das schlecht sein?


    So, ganz schön viel Text, wir hoffen das sich jemand die Mühe macht und das liest und vielleicht noch ein paar Tipps und Antworten für uns hat.
    Viele Grüße,
    Petra & Stefan

  • Hallo!
    Hat er denn Gewicht verloren? Wie sehen die Köttel denn aus - matschig, richtig geformt, zu klein, hart..? Frischfutter würde ich normal weitergeben, vielleicht lieber Fenchel, Möhre, Gurke etc und kein Kohl. Wie lange habt ihr denn Köttel gesammelt? Parasiten werden ja oft nur schubweise ausgeschieden, daher macht eine Sammelkotprobe Sinn.
    Liebe Grüße!

  • Huhu,
    vorweggenommen, ich bin kein Tierarzt.
    Meine Anmerkungen zu der Medikation beruhen auf reinen Erfahrungswerten.


    Das Schmerzmittel Novalgin wirkt appetitmindernd, deshalb bevorzuge ich bei Verdauungsgeschichten Metacam/Meloxicam.


    Die längerer Eingabe von Emeneprid (Ersatz für MCP) kann zu Darmatonie führen. In der Literatur (A. Ewringmann) wird deshalb nicht empfohlen es über einen längeren Zeitraum als 3 bis 4 Tage einzugeben.


    Warum gibt der TA hier ein Sulfonamid (Dofatrim)?
    Schließlich wurden weder Hefen noch andere Infektionen im Darm gefunden. Ich würde nach 10 Tagen hier auch an ein Absetzen denken.


    Zu Deiner Frage mit dem Öl: Ich gebe bei Verdauungsbeschwerden das Colosan (pflanzliche Öle), damit habe ich bisher bei Aufgasungen, Verstopfungen und Durchfällen (in Verbindung mit Dysticum) sehr gute Erfolge gehabt.
    http://www.tiermedizinportal.de/medikamente/colosan/002200


    Zum Frischfutter: Auf gar keinen Fall reduzieren, sondern eher auf Gras und Wiese umstellen. Auch damit habe ich die besten Erfahrungen gemacht.


    Ich würde Dir außerdem empfehlen dem Schweinchen mehrfach täglich einen ganz frischen Köttel eines gesunden Schweinchens "einzugeben". Der enthält nicht nur wichtiges Vitamin B und K, sondern auch nützliche Darmbakterien, die das Sulfonamid zerstört hat. Nur so kann der Darm wieder funktionieren. Von Ersatzmitteln (Bene Bac, Pro Pre Bac, Omniflora N) halte ich wenig. Mit der Köttelkur habe ich persönlich die besten Erfahrungen gemacht.


    Gabi

  • Hallo :-)


    Das klingt alles ziemlich ernst :? . Armes Schweinchen.


    Zum Thema Frischfutter - Ich würde es nicht gänzlich streichen, aber auf blähende Sorten wie Kohl, Chicoree oder Klee verzichten. Auch Paprika und Maiskolben können zu Problemen führen (eine meiner Damen reagiert da gelegentlich empfindlich).


    Sorten wie Apfel (gerne auch gerieben), Möhre und vor allem Fenchel (das Kraut wird gerne gemocht) gelten als gut verdaulich.


    Auch frische Kräuter wie Dill oder Basilikum würde ich dem Schweinchen anbieten. Beides wirkt verdauungsfördernd, lindert Blähungen und wirkt krampflösend. Auch auf den Appetit wirkt sich besonders Dill positiv aus.


    Heutee könntet ihr anbieten. Der ist gut für´s Bäuchlein.
    http://www.sos-meerschweinchen…bert-weiss-warum-folge-61


    Das sind sicher alles nur Kleinigkeiten, aber vielleicht wirkt etwas davon unterstützend.


    In jedem Fall muss das Tier Nahrung zu sich nehmen, denn sonst wird das Ganze nur noch schlimmer. Ein leerer Magen führt zu Blähungen, daher sollte dieser Zustand möglichst vermieden werden.



    An Medikamenten bekommt der kleine Kerl ja wirklich schon eine ganze Menge :? . Etwas anderes fällt mir leider auch nicht ein. Ich glaube, da hat euch euer TA gut beraten.
    Mir hat man gesagt, ich solle nicht alle Medikamente rasant hintereinander ins Mäulchen schieben, sondern zumindest immer einige Minuten verstreichen lassen, bis eins aufs andere folgt.



    Zur Dauer - Das ist ganz schwer einzuschätzen und muss sicher individuell entschieden werden, aber man sollte doch im Hinterkopf behalten, dass Blähungen sehr schmerzhaft sind und das Leben des Tieres stark beeinträchtigen. Dennoch würde ich noch nicht aufgeben, zumal die Ursache bislang nicht geklärt ist, wenn ich das richtig verstanden habe.


    Eine meiner Damen hatte über mehrere Wochen im Zuge einer Blasenentzündung (sie hat in dieser Zeit schlecht gefressen und sich kaum bewegt, Blähungen waren die Folge) immer mal wieder mit Blähungen zu kämpfen, aber nicht derart akut, wie es bei euch der Fall zu sein scheint.
    Nachdem sie einige Male Emeprid gespritzt bekam, habe ich zuhause mit Sab Simplex und BeneBac "behandelt". Das Ganze hat ein Weilchen gedauert, aber es geht ihr wieder gut, auch wenn sie nach wie vor auf manche Futtersorten empfindlich reagiert.


    Erhöhung Dimeticon - Ich würde es machen, zumal es heißt, dass man da im Grunde nicht überdosieren kann.


    Zahn- und Kotuntersuchung, dazu hätte ich auch noch geraten, aber das scheint ja schon erfolgt zu sein.


    Ich wünsche euch alles Gute und drücke die Daumen, dass es euer Schweinchen schafft!
    Tina

  • Hallo zusammen,
    Vielen Dank für die vielen Antworten!


    Ich werde mich jetzt mit den vielen Tips beschäftigen und schauen was sich umsetzen Lässt!


    mariechen:
    Köttel sehen normal aus, bis auf einen der lang und dünn war. Aber sonst 99% normal.
    Die Kotproben sind schon alle aus einem Zeitraum von 1-2 Stunden. Länger wäre aber auch schwierig, weil wir unsere beiden dann ja auch länger getrennt halten müssten, um zu unterscheiden von wem wir die Köttel sammeln.
    Lohnt sich das wirklich? Die Tierärztin hat uns leider nicht darauf hingewiesen...


    kleinschweinugly:
    Es wurde Dofatrim gegeben, damit sich die punktierte Stelle sich nicht entzündet. Nach heutiger Rücksprache mit der TÄ haben wir das heute abgesetzt.


    Die Tierärztin meint aber heute auch, dass emeprid noch eine weitere Woche gegeben werden sollte, das verunsichert uns jetzt, da du schreibst das das nicht gut ist. Wofür genau wird es eigentlich verwendet? Ich habe "verdauungsfördernd" verstanden.


    Ansonsten wissen die beiden TierÄrzte die wir gesprochen haben nicht so recht weiter, und wir sollen jetzt testen was wir ohne Verschlechterung Absetzen können. Wir überlegen die Lactulose abzusetzen, da es durch das Parafinöl eigentlich ganz gut klappt mit dem Kötteln, und ich gelesen habe dass Lactulose auch einen blühenden Effekt haben kann.


    Was meint Ihr dazu?


    Außerdem können wir ihm nun nicht mehr den Bauch massieren, er quikt immer, zieht die Beinchen weg und dreht sich weg. Sollen wir es trotzdem versuchen, oder lieber lassen weil es ihm unangenehm ist?



    Vielen Dank und Gruß,
    Stefan & Petra

  • Zitat

    Außerdem können wir ihm nun nicht mehr den Bauch massieren, er quikt immer, zieht die Beinchen weg und dreht sich weg. Sollen wir es trotzdem versuchen, oder lieber lassen weil es ihm unangenehm ist?


    Stell du dir mal vor, du hättest Bauchweh und jemand würde an dir herumdrücken.. mal lässt man das machen.. irgendwann zickt man aba selbst rum. Schweinchen sind da nicht anders, deute sein zicken als positives Zeichen. Wenn er alles mit sich machen ließe, wäre das nen schlechtes zeichen.


    Gibst du SabSimplex oder Lefax weiter? Das kann man nicht überdosieren, da der Wirkstoff direkt mit der Luft im Bauch reagiert, so also nicht vom Körper aufgenommen wird.


    Probier mal Heusud, das ist Heu wie Tee zubereitet und lauwarm angeboten. Ausgedrückte feuchte Halme kannst du ebenfalls anbieten, manche mögens.


    Bekommt er BeneBac?`Das ist ne Paste Darmbakterien für Schweinchen. bekommt man zb. beim TA. Sind ideal für Schweine mit Bauchweh.


    Bei einer Kotprobe sammelt man über 3-4 Tage soviele Köttel wie möglich, gibt sie beim TA ab und der schaut in seinem Labor nach ob da was ungewöhnliches drin ist oder schickt es selbst in ein Labor.
    Die gesammelten Köttel lagert man dann einfach im Kühlschrank, das geht schon.


    Sinnvoll ist es ja, das deine Wutz Bauchweh hat und das schon so lange muss einen Grund haben. Gemüsetechnik kannst du alles gewohnte wie vorher auch füttern und trennen brauchst du nicht. Schweinchen, die plötzlich alleine sind, geben sich meist selbst auf.. wozu alleine überleben?`


    lg Sue

  • Ja, eine Sammelprobe lohnt sich auf jeden Fall! Trennen musst du dafür nicht, schau einfach mal dort, wo das Schweinchen länger gesessen hat, und wenn ein paar Köttel vom anderen Tier dabei sind, ist das auch nicht schlimm. Manchen Parasiten werden tageweise nicht ausgeschieden und dann wieder, also machen 3-5 Tage möglichst viele Köttel sammeln Sinn.
    Wenn Parasiten ausgeschlossen sind, würde ich ebenfalls eine Darmsanierung probieren, mit Kötteln vom gesunden Schwein oder eben einer der bekannten Ersatze (BeneBac, Omniflora). Auch mit Dysticum habe ich gute Erfahrungen gemacht, es wirkt gegen recht viel und ist schonend.
    Hatte er denn schon abgenommen? In dem Fall würde ich eine Zahnkontrolle in leichter Narkose in Erwägung ziehen, vielleicht stört ihn an den Backenzähnen etwas und er frisst zu wenig.
    Alles Gute und liebe Grüße!

  • Paraffin sollte nicht gegeben werden, das lagert sich in der Leber ab. Das empfohlene Colosan ist super und ein Muss bei Aufgasungen. Lefax Kapseln sind bei einer hochgradigen Aufgasung besser, da der Wirkstoff viel höher konzentriert .
    Beides kann 1-2 Tage aller 3 Stunden gegeben werden. Colosan 0,3 ml.
    MCP lähmt die Darmfunktion bei längerer Gabe. Das Bäuchlein kann vorsichtig massiert werden, um wieder Bewegung reinzubringen.
    Normalerweise ist selbst eine Magenaufgasung nach einer Woche weg.. es sollte nach Ursachen geschaut werden. Probleme an anderen Stellen / Schmerzen können zum Selektieren bei Futter und somit zu Verdauungsproblemen führen.

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