Meerschweinchen Haltung

Meerschweinchen handzahm machen

Haltung und Haltungsbedingungen von Meerschweinchen

  • Hallo,


    Ich bin neu hier und weiß leider nicht genau ob das Thema in dieser Rubrik passt.


    Erstmal zu mir und meinen süßen:


    Ich heiße Mara und bin 24 Jahre alt. Ich bin immer mit Tieren aufgewachsen und wollte unbedingt auch welche haben als ich mit meinem Freund zusammen gezogen bin.


    Ich habe mich dann für Meerschweinchen entschieden. Die kleinen sind jetzt Ca. 1 1/2 Jahre alt. Ich habe sie von klein auf. Die beiden heißen nala und Nikita. Beides sind Weibchen.


    Ich habe von Anfang an großen Wert auf eine artgerechte Haltung gelegt. Daher haben die beiden einen Ca. 5 m2 großen Balkon als ihr eigenes reich. Sie sind ganzjährig draußen.


    Jetzt zu meinem Problem: die beiden sind unheimlich scheu. Wenn ich den Stall sauber mache oder sie raussetzen möchte in den garten ist das immer ein unheimlicher Kampf die kleinen einzufangen. Ich habe schon versucht mich einfach mit in den Stall oder ins Freilaufgehege im garten zu setzen, sie aus der Hand zu füttern und ähnliches. Aber sie werden einfach nicht zahmer.
    Hat vielleicht jemand einen Tipp für mich? Sollte ich sie vielleicht doch fürs erste in einem Käfig in der Wohnung halten damit sie sich an mich gewöhnen?
    Ich weiß einfach nicht weiter.


    Danke schonmal im Voraus für eure Antworten:-)

  • Hallo!


    Tut mir leid Dir das sagen zu müssen, aber: Zwei Weibchen, das ganze Jahr auf dem Balkon, ist insgesamt nicht artgerecht.


    - reine Weibchengruppen sind bei Meerschweinchen immer sehr ungünstig, weil sie in der Natur nur als Haremsgruppe leben würden, also ein Bock mit Weibchen. Nachdem Du sicher keinen nachwuchs willst sollte der Bock kastriert sein, und ideal etwas älter.


    - Du hast sie als Babys bekommen, ab da waren ohne erwachsene Schweinchen. Das ist ganz schlecht weil sie dadurch nie eine Möglichkeit hatten, ein vernünftiges Sozialverhalten zu erlernen. Das dauert einfach ein wenig länger als die paar Wochen, bis der Züchter oder Zooladen sie verkauft. Sie sind deswegen auch so scheu weil sie eben nicht von ihrer Familie lernen konnten, das Menschen ganz ok sind.


    - Auf dem Balkon nur zu zweit. Der Balkon ist sowieso schon die schlechteste Variante der Haltung - kalt und zugig im Winter, heiß im Sommer, oft Beton oder Fliesen von unten und schlechte Absicherung gegen Raubtiere und Vögel, und dabei gibts nicht mal Gras, besonders viel Platz oder was zu gucken. Du vereinst dabei die Nachteile der Außenhaltung und die Nachteile der Innenhaltung. Vorteile für die Schweinchen gibt es keine.


    - In Außenhaltung sollte man sowieso nur Gruppen ab 4, besser 6 Schweinchen halten, weil sie sich gegenseitig Sicherheit geben und sich auch gegenseitig wärmen können.


    - durch die Balkonhaltung gibt es wenig Kontakt zwischen Dir und den Tieren, insbesondere im Winter bist Du eher nicht 2-3 Stunden am Tag bei ihnen gesessen. Wie sollen sie denn zahm werden, wenn sie Dich kaum kennen? Du wirfst zwar mal Futter rein oder machst sauber, aber das sind immer nur kurze Momente. Dadurch, dass sie keine Erwachsenen um sich hatten konnte ihnen auch keiner beibringen, dass Menschen gar nicht so schlimm sind.


    - raus in den Garten tragen als einziger näherer Kontakt. Hochheben tut immer weh und erinnert eher an Raubtiere. Und dann wird man auch noch durch die Gegend getragen was eher wie eine wilde Achterbahnfahrt ist. Und dann sitzt man in einem fremden gehege, wo fremde Geräusche und Gerüche sind und eine sehr reale Bedrohung durch Raubtiere. So offene Gitter, wenig Sichtschutz von den Seiten und von oben, das macht ihnen einfach nur Angst.


    Meine Lösungsvorschläge: entweder richtig Außenhaltung im Garten, aber bitte mit einem sicheren Gehege das sehr teuer wird, und dabei VIEL Zeit mit ihnen verbringen, zu jeder Jahreszeit. Wer das wirklich mag sitzt oft auch bei Minusgraden in langen Unterhosen bei den Tieren. Und das mit einer entsprechend großen Gruppe. Da werden aber gerade die beiden immer scheu bleiben.


    Oder Innenhaltung mit einem Gehege das wenigstens 1x2 Meter groß sein sollte, ein kastrierter Bock dazu, ideal ein wenig älter und in einer richtigen Gruppe mit Artgenossen aufgewachsen. Gras kannst du auch selber pflücken solange sie so scheu sind, dafür aber viel zeit mit ihnen verbringen, ideal steht das Gehege direkt im Wohnzimmer, wo man sich viel aufhält, ohne sich allzu direkt um die Schweinchen zu kümmern. TV stört sie nicht, und auch an den Staubsauger gewöhnen sie sich. Sie werden dann bald merken, dass Du ihnen nichts tust sondern einfach nur da bist, und wenn der Kastrat bessere Erfahrungen mit Menschen gemacht hat, dann werden sie sich von ihm auch was abgucken - etwa, dass man nach Futter betteln kann, wenn die Zweibeiner den Kühlschrank aufmachen.


    Du hast es sicher gut gemeint mit der Haltung am Balkon, aber Du warst dabei ganz schlecht beraten. Das war echt keine gute Entscheidung für die Tiere, ich kann Dir echt nur raten, im Wohnzimmer Platz für ein Gehege zu schaffen und sie da zu lassen. Ein ausreichend großes Gehege direkt in der Wohnung ist besser als der Balkon, schon alleine wegen Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Eine Anleitung wie man günstig ein Gehege bauen kann können wir Dir gerne schreiben.

  • Hallo,


    Danke für die Antwort. Ich glaube allerdings das du das Gehege von den beiden völlig falsch einschätzt. Es ist nicht so, dass die einfach auf dem kalten Boden von dem
    Balkon rumturnen. Es ist alles abgedichtet. Raubtiere kommen da nicht ran da ein Plexiglas Dach darüber haben. Und nein im Sommer wird das nicht zu heiß da die Sonne dort nicht draufscheint. Der komplette Stall ist mit Holz und unter- und umbaut. Windgeschützt ist es ebenfalls. Höchstens weht dort ein leichtes Lüftchen. Im Winter ist es dort verhältnismäßig warm, im Sommer deutlich kühler.


    Der Auslauf ist ein sehr stabiles Teil mit Gitter und Holz und einem sehr stabilen Deckel. Da droht ihnen also auch keine Gefahr;-)


    Das die Haltung mit nur 2 Weibchen nicht artgerecht ist weiß ich und die Anschaffung eines kastraten ist in Planung:-) ich habe allerdings etwas Angst das es nicht klappt die 3 dann zusammen zu bringen.


    Die beiden scheinen aber ziemlich zufrieden mit ihrem Leben zu sein, da sie viel rumlaufen und springen in ihrem großen Gehege.


    Ich werde sie aber fürs erste mal reinholen damit sie sich an mich gewöhnen können:-)

  • Hallo,
    ich glaube auf jeden Fall ist es von Vorteil, ein Tier in der Gruppe zu haben, welches schon Erfahrungen im Umgang mit Menschen gemacht hat, sprich "handzahm" ist. Meine Schweinchen leben auch in Außenhaltung, die jungen sind nur durch die alte erfahrene Dame einigermaßen zahm geworden, hochheben und einfangen lassen sie sich aber alle nur ungern... Sind halt keine Tiere für den Arm.


    Was dir vielleicht helfen kann, ist ein Transportkorb mit einer Seitenöffnung (sowas für Katzen), wenn du sie daran gewöhnst, dann huschen sie darein, fühlen sich sicher und du kannst sie problemlos transportieren, rein locken kannst du sie mit Löwenzahn oder Gemüse :wink: Hat bei meinen auch geklappt und du ersparst dir und ihnen eine Menge Stress, da dass jagen weg fällt!


    Wegen der Zusammenführung würde ich mir nicht soviele Gedanken machen :)
    Allerdings würde ich dir davon abraten, sie auf Teufel komm raus an dich gewöhnen zu wollen, dass ist auch wieder mit einer Menge Stress verbunden, wenn du sie rein holst in einen Käfig, ungewohnte Umgebung, andere Geräusche, Temperatur-Unterschied, ect. usw.


    Liebe Grüße
    Ari :)

  • Hallo,


    Ja das denke ich auch. Ich will sie ja garnicht ständig kuscheln oder so. Dafür habe ich sie mir nicht angeschafft und dafür sind sie ja auch nicht da. Ich will halt nur nicht das es so ein Riesen Stress ist wenn ich sie mal rausholen muss. Das mit der Transportbox ist eine gute Idee:-)

  • Hallo!


    Der Balkon klingt erträglich, aber es muss eben auch jeden Tag jemand bei ihnen sein, auch bei unschöänem Wetter, und das halt nicht nur zum füttern und Misten, sondern auch unabhängig davon. Beobachten gehört einfach dazu, und das scheint bisher ziemlich kurz zu kommen bei Dir, sonst wären sie nach 1,5 Jahren nicht mehr gar so extrem scheu.


    Setz Dich einfach mit einem Buch zu ihnen, oder setz Dich dazu wenn Du telefonierst damit sie auch Deine Stimme gewohnt werden. Nicht anstarren, sondern dabei sein und aus dem Augenwinkel gucken, was sich tut und wie sie sich verhalten. o gewöhnen sie sich viel besser an Dich, als wenn Du immer nur kurz irgendwas hin streckst, das 5 Minuten später sowieso im Napf landet, wenn sie es aus der Hand nicht nehmen, sondern sie können sich langsam annähern ohne zu merken, dass Du sie so direkt anschaust wie ein Ozelot bevor er angreift.


    Und stock die Gruppe bitte auf mindestens 4 Tiere auf, also nicht nur ein kastrierter Bock sondern auch noch mindestens ein Weibchen dazu, damit es eine richtige Gruppe ist. Eine Gruppe bedeutet eine höhere Sicherheit, sie können dann abwechselnd Wache halten während die anderen Fressen und Schlafen, das ist gerade draußen wahnsinnig wichtig.

  • Ok wird baldmöglichst gemacht:-)
    Ich möchte das klar ist das ich die beiden wahnsinnig liebe und nur möchte das es Ihnen gut geht;-) sobald die Möglichkeit besteht sie sicher im garten zu halten werde ich Ihnen auch das ermöglichen. Aber auch wenn dieser Auslauf sehr sicher und stabil ist, ist es mir doch zu gefährlich sie Längere Zeit unbeaufsichtigt dort zu halten...


    Wie macht man denn das wenn man ein neues Meerschweinchen dazu setzt? Man kann es ja wahrscheinlich nicht einfach dazu schmeißen oder?


    Noch eine kleine zusätzliche Frage: Nikita ist ein langhaar Meerschweinchen. Wie sorge ich dafür das sich nicht immer das streu in den Haaren verheddert?


    Danke Danke für die Hilfe:-)

  • Also dazu "schmeißen" nicht gerade, aber wenn Du neue Tiere vorsichtig absetzt, dann ist das völlig ok :lol:


    Die Zusammenführung ist wirklich viel einfacher als Du denkst. Man sorgt dafür, dass es genug Platz gibt, alles gut erreichbar und relativ übersichtlich ist (etwa alles relativ ebenerdig ohne etliche Etagen und Ebenen, möglichst großzügig vom Platz her, kein "Muss" sich gemeinsam in eine kleine Schutzhütte zu quetschen), gibt reichliche Mengen Futter dazu, und die neuen Schweinchen. Wenn sowieso mehrere Neuankömmlinge geplant sind am besten alle gleichzeitig.


    Und ab dann einfach machen lassen und häufig mit kleinen Portionen Futter ablenken, wenn es etwas lebhaft zugeht gerne alle Stunde Futter geben - dann sind sie abgelenkt. Dann wird gefuttert, nach dem Fressen sind sie müde und eher geneigt ein Nickerchen zu machen statt sich mit den Neuankömmlingen auseinander zu setzen, und nach dem Nickerchen sind die schon nicht mehr gar so neu und fremd. Und ohhh - da kommt ja schon wieder Frauchen mit was leckerem, dann fressen wir doch gleich nochmal ein bisschen was, ist wichtiger als die neuen Nasen da...



    Meerschweinchen neigen nicht dazu, sich ernsthaft weh zu tun. Es gibt vielleicht mal nen kleinen Kratzer oder eine Blutige Lippe (die wirklich eklig bluten, aber harmlos sind), aber bleibende Schäden die über einen ratscher im Ohr hinaus gehen kommen praktisch nicht vor. Selbst wenn eine Zusammenführung absolut schief geht, endet sie meistens damit, dass die Schweinchen sich in getrennte Bereiche des Geheges verziehen und da bleiben. Wenn es dann gar keine Kontakte mehr gibt, sondern eine riesige neutrale Zone die keiner Betreten darf ohne verjagt zu werden ist die Zusammenführung wirklich gescheitert, aber sogar das läuft ohne ernste Verletzungen ab.


    Bei Langhaarschweinchen einfach alles kurz überm Boden abschneiden und vor allem den Hintern kurz halten. Im Sommer gerne komplett kürzen. Scheren wirken beängstigend vom Geräusch her, Langhaarschneider mit dem gleichmäßigen brummen sind wesentlich erträglicher für die Tiere.

  • Ok, das heißt es ist auch nicht sinnvoller erst ein Schwein dazu zu holen und dann das 2.?
    Bzw vielleicht erstmal die beiden neuen aneinander gewöhnen und dann alle zusammen tun? Damit quasi jeweils 2 sich schon kennen?
    Ist es empfehlenswert die Tiere im Tierheim zu holen? Reichen 5 Quadratmeter denn für 4 Schweine?^^
    Sorry für die vielen Fragen;-)

  • Alles in einem Aufwasch ist am wenigsten Stress für alle. Tierheim ist gut, Notstation auch, frag nach wann die Kastration war, mindestens 6 Wochen Abstand sollten gewesen sein, bevor der Bock zu Damen kommt um sicher zu gehen.


    5m² reichen für bis zu 5 Schweinchen in Außenhaltung, solange die Fläche auch Schweinchengerecht eingerichtet ist.

  • Ok danke:-) und jetzt noch die letzte Frage, dann ist hoffentlich alles geklärt:-)
    Ich habe mal gelesen, dass man die Schweinchen nicht in dem Gehege zusammenführen sollte in dem sie sonst auch leben.. Heißt das, dass sich das Gehege, in das ich sie setze wenn Sie Gras fressen dürfen, besser zur Zusammenführung eignet?

  • Bitte in dem Gehege wo sie auch über nacht bleiben können. Neutraler Boden ist totaler Unsinn, Meerschweinchen sind nicht wirklich territorial, sie haben nur einzelne Einrichtungsgegenstände, die jemandem gehören - aber mit reichlich gleichwertig attraktiven Häuschen gibt es da keine Probleme. Sie ständig hin und her setzen, bevor die Gruppe richtig zusammen gewachsen ist, macht es nur schlimmer. Setz alle in ihr Gehege und da bleiben sie dann auch, nicht eingreifen wenn sie streiten, sondern füße still halten, nur mit Futter ablenken. In den Auslauf kommen sie dann erst wieder, wenn es mehrere Tage friedlich war.


    Bitte jetzt noch keine Schweinchen aus geheizter Haltung raus setzen, da müsstest Du noch warten, bis es nachts in Deinem Gehege nicht kälter als 10-15 Grad wird.

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