• Hallo,


    wir haben in unserem Wohnzimmer einen Käfig für unsere – normalerweise – vier Kastraten. Somit ist Familienanschluss für unsere Rabauken gewährleistet. Grundfläche ca. 2 x 2 m, Obergeschoß mit zwei Aufstiegsrampen ca. 1 x 2 m.
    Leider ist Anfang März unser Krümel verstorben. Er war zwar nicht der Boss der Viererbande, allerdings sehr auf Menschen bezogen, speziell wenn es darum ging, diverse Futtermittel und sogar Streicheleinheiten für sich einzufordern.
    Nun haben wir aus dem Tierheim einen vor kurzer Zeit kastrierten Bock, ca. 1 Jahr alt und ein Fundtier (?) geholt. Auch dieser Kollege, er heißt jetzt Willy, scheint auf Menschen geprägt zu sein. Er ist extrem neugierig und kein bisschen scheu. Allerdings hat er das Handicap, dass ihm das rechte Auge fehlt, was ihn aber offensichtlich nicht besonders behindert.
    Neue Umgebung wird aktiv untersucht und anscheinend besitzt er ein gutes Ortsgedächtnis, da Abmessungen und Standorte von Häuschen und Rampen schnell gespeichert werden.
    Nun zu dem Problem mit dem quirligem Kerlchen.
    Die Vergesellschaftung mit den anderen drei Kastraten (zw. 2,5 bis 3 Jahre alt) will nicht so richtig funktionieren. Wir hatten Willy (noch nicht kastriert) vorerst in einen separaten, abgetrennten Teil des Käfigs gesetzt, wo die Tiere sich durch ein relativ weites Gitter zumindest sehen und auch beschnuppern konnten.
    Für unsere alteingesessenen Böcke war das zwar interessant, aber keiner musste zwangsläufig deswegen ausflippen. Anders dagegen Willy. Mit einer unheimlichen Ausdauer hat er versucht, die Gitterstäbe durchzukauen. Bromseln und Zähneklappern gehört auch dazu. Dies hat sich dann deutlich reduziert, als er nach einer knappen Woche kastriert wurde. Danach war zwar immer noch der – verständliche – Wunsch von ihm zu erkennen, dass er zu den anderen möchte, aber die Heftigkeit seiner Bemühungen war deutlich eingeschränkt.
    Nach einigen Tagen haben wir dann versucht, auf neutralem Boden die Jungs zusammen zu bringen. Abwechselnd wurde dann gejagt, geschnuppert, versteckt, aber auch gefressen und geruht. Das ging dann einige Stunden so, abwechselnd ruhiger, dann wieder etwas heftiger. Die alte Garde wurde nur aggressiv, wenn Willy zu stürmisch an die Sache heran ging (aufhocken, bromseln, Zähne klappern). Aber irgendwann war eigentlich sowas wie Ruhe eingekehrt.
    Das anschließende Prozedere im eigentlichen Käfig sah dann so aus, dass die älteren Tiere erst einmal das frische Futter suchten. Willy hat sehr intensiv die Käfigausstattung inspiziert und jede Rampe und jedes Häuschen etc. mehrmals aufgesucht. Und dann ging die Jagd von Willy auf die anderen Böcke wieder von vorne los.
    Es gab auch Ruhephasen, die Altböcke haben sich immer wieder einmal in eine Ecke verzogen, bis eben wieder Willy auftauchte. Wurde das den Großen dann zu blöd, gab es sehr heftige Raufereien und kurze Hetzjagden. Mal lief der eine davon, mal der andere.
    Zwischenzeitlich gab und gibt es auch wieder Phasen, während der sich Willy auch mal ruhig neben einen der Altböcke legt, beide sogar einvernehmlich nebeneinander fressen oder schlafen.


    Uns stellen sich nun die Fragen:
    Wie lange kann es dauern, bis die Fronten geklärt sind?
    Stunden, Tage, Wochen?
    Muss man davon ausgehen, wenn die Rangfolge nach X-Zeit nicht geklärt ist, dass es dann niemals geregelt wird und es zu Dauerstreit kommt?


    Wir wissen leider nicht die Vorgeschichte von Willy. Er ist ein sehr lieber Kerl. Wir wollen ihn möglichst behalten, aber er muss sich irgendwann in die Herrenrunde einbringen. Sollte das nicht funktionieren, müssen wir uns nach einem anderen Zuhause für den kleinen Rabauken umsehen. Bisher hatten wir bei unsere Bockgruppe nur Neuzugänge im Kleinkindalter, so dass der Babybonus ausgenutzt werden konnte.
    Vielleicht könnt ihr uns einige Infos zu unseren Fragen geben?


    Vielen Dank.

  • Leider habt ihr erhebliche Agressionen geschürt, indem ihr sie nebeneinander gesetzt habt, ohne dass die Rangfolge geklärt werden konnte. Wenn trotzdem noch kein Blut geflossen ist, habt ihr noch ganz gute Chancen auf ein normals Gruppenleben. Auch bei einer "normalen" Vergesellschaftung (Haremsgruppe ohne vorheriges Aufstacheln) kann es locker 2 Wochen und mehr dauern, bis Ruhe eingekehrt ist. Wenn sich die Tiere allerdings ernsthaft verletzen, ist die Vergesellschaftung gescheitert.

  • Hallo!


    Ein erwachsener Bock, der wahrscheinlich gar nicht sozialisiert wurde, in eine Bockgruppe setzen, das ist immer schwierig, und die Trennung am Gitter hat die Probleme eher noch verstärkt.


    Wahrscheinlich ist der Kleine schon als Baby von allen anderen Schweinchen getrennt worden und kann sich einfach nicht unterordnen. Er hat es nie gelernt, und das in seinem Alter jetzt noch lernen dauert einfach.


    Ich würde eher mit mehreren Monaten rechnen, bis da halbwegs Ruhe einkehrt. Vorrausesetzt, Du trennst die Tiere nicht wieder. Viel Futter ist eine gute Ablenkung, am besten alle Stunde ein wenig Gemüse und Heu. Dann wird gefressen, verdauungsschläfchen gehalten, und bis sie wieder richtig wach sind gibt es schon wieder futter. Das hilft sehr.

  • Hallo,


    vielen Dank für eure Rückmeldungen.
    Nun eine Beschreibung der aktuellen Lage. Eigentlich schlagartig wurde es im Käfig besser.
    Neuzugang Willy hat sich - leider etwas übertrieben liebevoll wie uns scheint - mit Ollie, dem "Boss" angefreundet. Er hängt wie ein Schatten an diesem und wenn Ollie z. B. von Teddy bedrängt wird, was vor seinem Einzug eigentlich nie vorkam, wird sein Kumpel Ollie schon mal heftig verteidigt.
    Unserem dicken Teddy (dieser wiegt doppelt so viel wie Willy) begegnet er mit deutlichem Respekt und Ringo scheint er gerne mal necken zu wollen. Da wird mal fangen gespielt oder Ringo in seiner Kuschelrolle geärgert. Diese Aktionen sind aber agressionsfrei. So sieht es momentan aus.
    Ollie wird von Willy mit gottseidank abnehmender Frequenz immer wieder mal besprungen, was dieser - als eher ruhiger Typ - mit Geschimpfe dankend ablehnt.
    Ollie, der Flegmatiker, ist jetzt etwas agressiver geworden und zankt, wenn es ihm zuviel wird oder er vom einäugigen Willy angerempelt wird, mit diesem rum. Allerdings ist alles deutlich im grünen Bereich, gerauft wird jetzt selten mal. Willy rennt eher ab und zu gegen einen Kumpel, wenn dieser rechts von ihm steht. Rechts fehlt im ja das Auge und in der Hektik wird anscheinend auch mal der Abstand falsch eingeschätzt.
    Wir gehen davon aus, dass sich die letzten "Meinungsverschiedenheiten" in den nächsten Tagen auch noch geben. Ansonsten ist Willy uns Menschen sehr zugetan. Er kann streßfrei (für ihn und uns) eingefangen werden und genießt es anscheinend auch, auf uns zu liegen und gekrault zu werden.
    Wie erwähnt, scheint nun alles im grünen Bereich zu sein und wenn Willy auch mit Ollie weniger aufdringlich umgeht, wird es dunkelgrün.


    Vielen Dank nochmal


    liebe Grüße
    Schorry