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Eure Erfahrungen mit ehemaligen Einzelhaltungsschweinchen..?

Allgemeine Themen rund um Meerschweinchen, die in keine andere Kategorie passen.

  • Hallo,


    einige von euch wissen ja vielleicht, dass ich vor 5 Monaten ein damals 1,5 jähriges Böckchen bei mir aufgenommen habe, das ehemals im Kinderzimmer alleine gehalten wurde und offenbar auch ziemlich vernachlässigt wurde (er war übersäht mit Haarlingen, das Fell war zu lang usw.).


    Eigentlich bin ich schon seeeehr zufrieden mit seinen Fortschritten. Nachdem man ihn als Mensch 2 Monate lang eigentlich gar nicht zu Gesicht bekam, frisst er mir jetzt schon aus der Hand.


    Aber trotzdem ist er im Vergleich zu den anderen immer noch seeehr, sehr schüchtern und zieht sich auch oft zurück, wenn er eine Lage nicht einschätzen kann. Außerdem sitzt er oft sehr weit abseits von den anderen drei, obwohl sie sich eigentlich prima vertragen. Er versteckt sich dann hinter den Vorhängen, die ich an einem Unterschlupf angebracht habe.


    Ach ja und was mir noch aufgefallen ist: ich habe ihn in den ersten 3,5 Monaten nicht einmal aus Freude quieken hören. Da kam höchstens mal ein Angst-Quietschen. Erst jetzt fängt er mit den richtigen Tönen an und fängt sogar mit dem Brommseln an ;-).


    Wie sind eure Erfahrungen mit ehemaligen Einzelhaltungsschweinchen? Wie lange habt ihr das/die Tier(e) schon und wie haben sie sich entwickelt? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?

  • Hallo!


    Ich hatte eine Mathilda. Sie war als Gesellschaft für Zuchtkaninchen gehalten worden, die sie vergewaltigten und ihr die Augen zerbissen haben, sie war blind und konnte keinerlei Berührung am Rücken ertragen, weil die Kaninchen hr mehrere Knochen gebrochen hatten.


    Sie konnte gar keine Lebewesen um sich ertragen, weil sie sofort in Panik geraten ist - totale Panik. Oft hat sie noch zwei Stunden nachdem der Vergesellschaftungsversuch abgebrochen war weiter mit den Zähnen geklappert. Sie ging aus Panik auf Angriff sobald sich was bewegt hat - auch eine Hand. Ich habe alle paar Monate Versucht ihr Gesellschaft zu geben - nette Kastraten, naive Jungtiere, alte Weibchen die keinen Ärger machen, sie in eine bestehende Gruppe setzen - ich hatte ja immerhin 5 Jahre Zeit. Es hat nie was geklappt, also durfte sie alleine bleiben bis zu ihrem Tod.


    Ich würde echt sagen, Du hast großes Glück, dass er sich überhaupt so gut entwickelt, aber ich würde keine Wunder erwarten. Sei Dankbar für das was Du erreicht hast.

  • Ich hatte zu Anfang ein Einzelhaltungsschweinchen. Sie lebte nur wenige Monate allein, aber damals wars leider typisch - Zooladenkauf, einige Zeit allein gehalten, natürlich auch noch in der Prägephase als Jungtier. Dann kam ein zweites dazu, aber im Nachhinein betrachtet hab ich das Gefühl - meine Gruppe war nie so richtig harmonisch, weil das Einzelhaltungsschweinchen jedem neuen Wutz auch "schlechtes" Verhalten beigebracht hat :? ich hab das leider erst sehr spät kapiert, dass ich nicht immer Jungtiere hätte dazu setzen dürfen. :?


    Ich kann wirklich nur Raten - niemals ein Wutz länger als nötig allein lassen, sondern immer Partner dazu. Selbst 2 Meeries ist für mich noch keine wirklich zufriedenstellende Gruppe, wobei ich sage, es ist besser als allein. Aber 3-4 ist für mich persönlich in Zukunft eine Mindestzahl, falls ich jemals wieder welche halten würde.


    eine Freundin hatte eine ähnliche Erfahrung wie du gemacht. Ein super schüchternes Einzelhaltungsschweinchen zu sich geholt. es dauerte fast 1,5 Jahre bis das langsam aber sicher zutraulich wurde. Ich denke Geduld zahlt sich aus

  • Huhu,
    ich hatte mal ein Böckchen was mit 200g gleich von der Mutter weggenommen wurde und dann leider 4 Monate allein war. Er kam dann zu mir und war völlig verstört. Normales Verhalten kannte er nicht.
    Er war total agressiv und angriffslustig den anderen gegenüber. Wir haben es 5 - 6 Monate probiert und ihn dann kastrieren lassen.
    In der Haremsgruppe lernte er viel von den Weibchen auch wenn er oft alleine in der Ecke saß. Irgendwann konnte er sich auch Schweinetypisch freuen.
    Leider ist er nur zwei Jahre alt geworden, er lag eines morgens tot im Stall einfach so....


    Er hatte kein einfaches Leben und ich mache mir manchmal vorwürfe weil ich ihn so lange in der Bockgruppe habe sitzen lassen, aber er war so unberechenbar. Manchmal war er Tagelang ruhig und untergeordnet und dann war er wieder agressiv.

  • Mein erster Kastrat hat etwa das erste Lebensjahr alleine verbracht. Als er sein erstes Mädel bekommen hat, hat er sich gefreut wie ein verrückter. Insgesamt war er immer sehr zahm und auch liebevoll mit seinen Mädels. Ein starker Haremswächter ist er nie geworden, aber er hatte immer beste Laune.
    Ich denke es hängt auch immer viel davon ab, wieviel ein Tier durchmachen musste und auf den Charakter. Die meisten Einzelhaltungstiere blühen auf und lernen auch im höheren Alter noch die Meerschweinchensprache und Verhaltensregeln, wenn auch nicht immer perfekt. Danach können sie dann endlich ein Meerschweinchenleben führen. Wenn so ein Kandidat fröhlich glucksend durch die Gegend popcornt freut man sich noch ein bisschen mehr.

  • Sorry für OT aber SusanneC: die Geschichte von deiner Mathilda ist ja schrecklich. Wie bist du damals an diese Leute gekommen? Weißt du, ob sie danach noch weitere Meerschweinchen in die Zuchtboxen gesperrt haben?


    LG
    Yvonne

  • Ich hatte Mathilda damals aus einer Notstation übernommen, die aufgegeben wurde, sie war Teil des schwer vermittelbaren Restbestandes. zusammen mit einem unkastrierbaren blinden Bock und dessen Partner, die wir auch übernommen haben. Ich weiß also nicht, was diese Kaninchenzüchter dann weiterhin gemacht haben, ich kann nur hoffen, dass sie sowas nicht nochmal gemacht haben. Von der Notstation hieß es wohl, dass die auch eher geschockt waren, wie schlimm Mathilda zugerichtet wurde.

  • ich kenne auch ein Schweinchen wie das von Susanne: völlig verstört von der Haltung mit Kaninchen und absolut nicht zu vergesellschaftet. Solange ein Gitter zwischen ihr und anderen Schweinchen ist, ist alles schick. Aber WEHE!!! das Gitter kommt weg und ein anderes Schwein liebreizend angepuckert...das wird platt gemacht.


    Anders herum kommen auch Schweinchen aus langer Einzelhaltung oder Ninchenhaltung recht gut mit anderen Schweinchen klar und lernen schnell Schweinesprache.


    Ich würde sagen, es kommt immer auf die Einzelerfahrung des Tieres an und dessen Veranlagung, die bisherige Haltung "vergessen zu können" bzw. sich neuem zu öffnen.


    LG
    Sabrina

  • Arme Schweinchen, von denen ihr da erzählt. Ich verstehe nicht, wie ein Mensch das zulassen kann. Wenn ich sehe (unabhängig von meinen Vorkenntnissen), dass ein Tier von einer anderen Tierart bestiegen wird und ihm sogar die Knochen zerbrochen werden, dann trenne ich die Tierarten doch! Egal, ob mir der Zoofachhändler gesagt hat, dass ich Kaninchen und Meeris im Zoohandlungskäfig zusammenhalten kann oder nicht. Manchmal frage ich mich wirklich, was in den Köpfen dieser Menschen vor sich geht. Das ist genau so, wie die Leute, die die Schockstarre bei Kuscheltiermeerschweinchen für Entspannung halten... Man sieht doch, dass das Tier sich quält. Sonst würde es sich doch auch freiwillig einfangen lassen und einem geradezu entgegenspringen, sobald man den Raum betritt!
    Ich kenne es von einigen Freunden, dass ihre Ratten sich so verhalten haben. Da konnte man sehen, dass sie hochgehoben werden wollten, damit sie auf dem Menschen herumklettern können. Aber doch nicht Meerschweinchen..!


    Ich frage mich manchmal, was meinem kleinen Pios bei seinem ehemaligen Besitzer widerfahren sein muss, weil er anfänglich ja wirklich panisch war, wenn ein Mensch in seine Nähe kam. Haareschneiden geht erst jetzt ansatzweise problemlos. Davor zappelte er nach jedem einzelnen Häärchen, das ihm gekürzt wurde. Einfach unbegreiflich, dass manche Menschen nicht merken, was sie ihren Tieren für Qualen antun..


    Naja okay. Ich weiche vom Thema ab. Ich glaube, hier im Forum hält eh kaum einer seine Tiere als Plüschtiere. Ich bin froh, dass ihr auch Positives berichten konntet.


    Mal eine Frage: seid ihr der Meinung, dass die Meerschweinchen komplett verlernen können zu quieken, wenn sie alleine leben? Ich frage mich, ob man das Gequieke eher als Sprache ansehen muss (wenn ich die Sprache nicht übe, verlerne ich sie) oder als komplett grundlegendes, natürliches Verhalten (ich habe Stimmbänder, also kann ich damit Geräusche erzeugen).


    Bei Pios kamen die Geräusche auch erst nach mehreren Monaten wieder. Selbst das Angstgequietsche kam erst nach ein paar Wochen. Das glückliche Quietschen und das Brommseln deutlich später. Das würde ja dafür sprechen, dass er es tatsächlich erst komplett neu erlernen musste.

  • Maggie war ein Einzelschweinchen.
    Klassische Geschichte: Zooladenkauf mit gleichaltrigem Jungtier, dieses ist dann gestorben, es wurde ein Ersatz beschafft (wieder Jungtier), dieses starb auch. Maggie blieb übrig und wartete in einem Käfig ohne Heu auf den Tod.


    Sie ist vom Vorbesitzer gut behandelt worden, nur nicht sehr artgerecht. Auch hier der Klassiker, Käfig, ein Häuschen, Trockenfutter, kein Heu. Es wurde behauptet, sie würde beißen, daher wurde Plexiglas vor die Gitterstäbe gehängt, damit das Kleinkind des Hauses nicht gebissen wird. Völlige Fehleinschätzung.


    Sie war das netteste Schweinchen der Welt, aber sehr unsicher im Umgang mit den anderen. Man hat schon gemerkt, dass sie Probleme mit der Kommunikation hat. Sie wusste oft nicht, was die anderen ihr mitteilen wollten und stand daher ganz unten in der Rangordnung. Durch das lange Alleinsein hatte sie sich dem Menschen sehr zugewandt. Sie stand oft am Plexiglas, hat viel gebettelt und Kontaktaufnahmen gestartet. Sie leiß sich streicheln und hat Finger abgeleckt. Wenn sie unsicher war, hat sie sich immer auf der Stelle im Kreis gedreht. Ich kann nur vermuten, dass das an ihrem zu kleinen Häuschen im zu kleinen Käfig gelegen hat. So eine Art Zwangsstörung.


    Ich hatte das Gefühl, Maggie hat die Schweinchensprache in meiner Gruppe langsam gelernt. Zumindest hat sie irgendwann "normale" Verhaltensweisen gezeigt und die Dreherei wurde weniger.


    Gequiekt hat sie immer. Ich glaube, körperlich sind alle gesunden Meerschweinchen dazu in der Lage. Sie müssen nur eine Sprache lernen, das Quieken muss eine Bedeutung haben und es muss jemand da sein, der angequiekt werden kann.

  • Das Bettel-Quieken ist ja eigentlich ein Geräusch, dass Babyschweinchen ihrer Mutter zurufen, wenn die sich bereit halten soll fürs säugen. Das wird dann einfach weiter übernommen für den Menschen, der sich bereit halten soll, Gurke zu reichen. :lol:


    Wenn ein Schweinchen jetzt langfristig keinen positiven Kontakt zu Menschen hat, sondern eher in Deckung geht bevor ihm jemand die Gurke auf den Kopf wirft, dann wird sich auch kein Bettel-Quieken entwickeln können.

  • Hallo. Ich habe das mit meinem ersten NotiBöckchen erlebt.
    Er war Einzelschwein da sein Partner und er sich in der Rappelphase nicht mehr vertragen haben und dann sein Kumpel verschenkt wurde. So lebte dann Urmel weiterhin alleine. Er wurde als " Er mag ja keine anderen Meerschweinchen" eingestuft und durfte ab und zu mit dem Kaninchen spielen. :roll:


    So wurde er dann auch irgendwann abgegeben. Mindestens 2 Jahre hatte er keinen Kontakt zu Artgenossen. Er war völlig verängstigt. Rannte in seiner Kastraquarantäne gegen die Wände des Eigenbaus. Anfangs gab er nur Laute von sich wenn man ihn anfasste. Gellende Angstschreie. Mit der Zeit bekam Urmel mit, das noch andere seiner Art im Raum waren und begann auch leise zu muckern und rief irgendwann auch nach den anderen Meerschweinchen.


    Nach diesen schweren Wochen bekam Urmel sein erstes Weibchen. Er war erst völlig verschreckt. Da sie ihn aber nicht Angriff sondern nur da saß und fraß begann dann das Brommseln und popcornen. Die beiden waren ein tolles Team und Flinga brachte ihm wieder viel bei von dem was sich gehört und wofür man eine gewatscht bekommt :lol: Dadurch wurde er auch viel Entspannter. (siehe Bild)





    Mittlerweile ist er fast 3 Jahre vermittelt: Er ist ein gestandener Haremsführer mit 10 Weibchen geworden. Bis letzten Herbst war dort auch noch ein zweiter Kastrat, der sein bester Kumpel war.


    Es ist also auch bei "der mag keine anderen" Schweinchen alles offen ;-)

  • Ich hab ja letztes Jahr im November mein Einzelschweinchen Winnie (damals geschätzte 5-6 Monate alt) bekommen. Er lebte vorher nur allein und als ich ihn zu meiner wirklich lieben Jungsgruppe gesetzt habe ging er am Anfang auch seeeehr auf die anderen los auch wenn die nen halben Meter von ihm entfernt standen und nur gucken wollten. Er hat sofort mit den Zähnen angefangen zu klappern weil er mit der Situation überfordert war und hat sofort um sich gebissen und versucht die älteren zu jagen. Ich hab sie einfach machen lassen da ich meine Jungs sehr gut kenne und weiß das sie ihn wenns ihnen zu viel wird auch links liegen lassen was auch nach ner Stunde der Fall war (so nach dem Motto "Ey Leute wenn sich der neue nicht zu benehmen weiß dann ignorieren wir ihn einfach"). Nach 2 Tagen saß Winnie dann schon mit in der großen Isohütte, blieb aber im Gehege weiterhin auf Abstand zu den anderen. Zum Futter kam er auch nur wenn kein Mensch mehr direkt am Gehege stand. Mittlerweile hat er sich in der Gruppe gut eingelebt, aber Menschen sind ihm nach wie vor suspekt (alle holen sich ihr Leckerchen aus der Hand ab nur er nicht. Er läuft dann von links nach rechts und schaut einen immer etwas verstört an bis man ihm das Leckerchen zu wirft und er es sich dann schnell holt und wieder verschwindet). Im Januar wurde er auch Kastriert da er unkastriert sich ein Mobbingopfer raus gesucht hatte (Murphy hat ziemlich gelitten und unser Chefkastrat Maiky hatte zusammen mit Djamil dem zweiten Chef einiges zu tun damit es ruhig blieb) und ihn bei jeder Gelegenheit bestiegen hat. Nach der Kastra ist er auch deutlich ruhiger geworden und lässt sogar sein Mobbingopfer links liegen (außer er sitzt im Weg dann wird er einfach angestupst damit er weg geht).