Hallo zusammen,
nachdem ich hin und wieder als Gast mitgelesen habe, ist nun der Zeitpunkt gekommen, an dem ich selbst etwas loswerden möchte. Leider kann mein erster Beitrag hier im Forum kein schöner sein...
Über Silvester waren meine Freundin und ich weg (bis zu diesem Wochenende) und unsere Lieben wurden von Bekannten versorgt. Zuvor, zur Weihnachtszeit, war noch alles normal. Unsere zwei Meerschweinchen-Damen Emmi und (ihre Tochter) Flocke tobten agil und lebensfroh wie eh und je durch's Zimmer, quiekten fröhlich rum und kamen immer freudig zu uns gelaufen. Weder beim Abtasten, noch beim laufen war irgendetwas zu erkennen.
Am Sonntag dann der Schock: ein dicker, fester Knubbel (Durchmesser ca. 4-5cm, also schon ziemlich groß) in etwa am linken, hinteren Bein von Emmi. Waren dann beim Tierarzt.
Der Tierarzt meinte bereits beim Abtasten, dass das gar nicht gut sei und er das Ganze röntgen möchte. Emmi saß so lieb da... Nach dem Röntgen holte er uns, zeigte die Aufnahme und sagte, dass es Knochenkrebs ist. Das lies sich wohl eindeutig erkennen. Ich schätze mal eine Fehldiagnose kann man da leider ausschließen? Haben leider keine Erfahrung mit dem Arzt, da wir erst hergezogen sind.
Wir konnten erstmal nichts mehr sagen, standen geschockt und sprachlos da. Man hatte doch alles schlimme verdrängt und auf etwas harmloses gehofft. Dann sagte der Tierarzt noch, dass er viele Meerschweinche in seiner Praxis hat, aber so etwas schon sehr selten sei.
Von einer Amputation hat der Arzt bei dem Alter abgeraten. Emmi ist aktuell 4, Mitte Juni wird sie 5. Im Nachhinein habe ich dann viel gelesen, dass 4 wohl nicht wirklich zu alt sei, aber ich schätze mal, der entscheidende Grund wird die Größe des Tumors gewesen sein? Zumal könnte man wohl nicht wissen, wo der Tumor schon gestreut hat.
Er sagte uns dann noch, dass so ein Tumor eigentlich 3-4 Wochen benötigt, um so zu wachsen. Aber beim besten Willen... wir haben Bilder von Weihnachten und der Zeit davor, da ist nichts zu erkennen. Gefühlt haben wir auch nichts und wir haben sie eigentlich oft genug bei uns. Jetzt kommt dennoch zwischendurch der Gedanke auf, dass man das Ganze vielleicht übersehen hat und wir es nur eher hätten erkennen müssen. Auch wenn es selbst dann hätte zu spät sein können bei einem solchen Tumor. Scheiß Krebs... Darüber haben wir mit dem Tierarzt jedenfalls nicht gesprochen. Wir haben eigentlich überwiegend nur noch zugehört nach seiner Diagnose und versucht, die Tränen möglichst zu unterdrücken. Andere Gedanken oder Fragen hatte man da nicht mehr im Kopf.
Hat hier vielleicht noch jemand Erfahrung mit dieser Erkrankung? Ich weiß gar nicht was ich erwarte. Vielleicht schreibe ich hier auch, weil es momentan gut tut, Gedanken und Schmerzen zu teilen. Meine Freundin und ich machen das zwar, jedoch versuchen wir zur Zeit das Thema nicht immer und immer wieder anzusprechen - in Gedanken ist es sowieso präsent. Auch wenn es wehtut, sie leiden zu sehen, gerade da sie die Schweinchen mit in unsere Beziehung gebracht hat und ihre Bindung zu den beiden noch stärker ist.
Eigentlich haben wir gesagt, wir nehmen die Diagnose so hin, da es jetzt nicht so klang, als könne man was anzweifeln, aber wenn man dann den Tag über die Erinnerungen im Kopf hat, die man mit dem Schweinchen verbindet treibt einen diese Ratlosig- und Hilflosigkeit wohl dazu, solche Gedanken in Betracht zu ziehen. Die Kleine ist doch noch viel zu jung zum Sterben. Da überlegt man schon, ob eine Amputation völlig ausgeschlossen ist oder man einfach nochmal zu einem anderen Tierarzt gehen sollte. Aber das wäre auch wieder (unnötiger) Stress für unsere Kleine, nachdem die Diagnose doch so sicher und eindeutig zu sein scheint. Einfach akzeptieren?
Seitdem versuchen wir umso mir, ihre verbleibende Zeit so schön wie möglich zu gestalten. Sie frisst noch normal und stürzt sich auf Frischfutter, bewegt sich leider jedoch sichtbar weniger (wohl da sie schon humpeln muss mit dem betroffenen Bein) und quietscht nur noch selten. Sie liegt anstelle dessen ausgestreckt rum, macht aber auf jedenfall noch den Eindruck, ein lebenswertes Leben zu führen und vorallem weiter führen zu wollen. Sie wirkt aber insgesamt müder, kommt nicht mehr so süß zu uns gelaufen.
Flocke scheint das alles sehr zu bemerken, vielleicht sogar mehr als wir Menschen. Sie stupst Emmi zwischendurch immer wieder an und kuschelt sich oft an sie ran - was vor wenigen Wochen so noch nicht der Fall war. Da lagen sie mal zusammen, liefen viel zusammen rum (bzw. die Tochter der Mutter immer hinterher ) aber so wirklich gekuschelt wurde nur, falls sie sich mal erschrocken haben. Nun sucht Flocke Emmi's Nähe noch mehr als zuvor. Das Bild macht einen so traurig seitdem man weiß, was los ist.
Einige Zeit nach der ersten Spritze Metacam quietschte sie endlich mal wieder freudig als Frischfutter kam. Ob Metacam damit im Zusammenhang steht? Eigentlich haben wir gelesen, dass die Wirkung erst nach 3-4 Tagen spürbar ist, aber gut... da rollten bei mir gleich wieder die Tränchen. Bis vor kurzem war sie sooo stürmisch und süß, plötzlich sitzt sie so viel rum und gibt keinen laut mehr von sich. Und auch wenn wir gerade versuchen alles mögliche zutun, um ihre verbleibende Zeit so schön wie möglich für sie zu gestalten, fehlt sie uns schon jetzt so unendlich doll. Da tat es schon gut, sie eine kleine Sekunde so zu sehen/hören wir noch vor wenigen Tagen.
Seit der Diagnose ist es einfach schwer zu vergessen, dass ihre Zeit hier ab sofort sehr begrenzt ist. Und wenn man den bisherigen, aggressiven Wachstum des Tumors betrachtet, scheint die Hoffnung auf eine lange verbleibende Zeit in so weite Ferne zu rücken... Emmi und Flocke sind doch ein so tolles, aufgewecktes Team. Wir vier sind ein Team! Es tut so weh, immer wenn man kommt schaut man als erstes auf sie und ihren Zustand.
Aber die Hauptsache ist, es geht ihr gut und sie fühlt sich geborgen und geliebt - dieses Gefühl soll sie immer in sich tragen. Vielleicht wird sie mithilfe des Schmerzmittels wieder etwas lebendiger. Falls wir aber sehen, dass sie anfängt zu leiden, dann werden auch wir Abschied nehmen und sie auf ihre nächste Reise entlassen müssen. Mit dem festen Versprechen, sich eines Tages an einem anderen Ort wiederzusehen! Bis dahin bleiben wir im Herzen vereint!
Bis es aber soweit ist - und ich hoffe das ist es noch lange nicht - nutzen wir die Zeit und gestalten ihr Leben weiterhin so wundervoll, wie sie es verdient.
Traurige Grüße
Taker