• Hallo,


    die Frage klingt zwar vermutlich etwas ungewöhnlich, allerdings stelle ich mir die Frage jetzt schon seit über einem Monat und habe einfach bei meinen eigenen Schweinchen eine Art "Studie" durchgeführt.


    Eines meiner vier Böckchen wurde ausnahmslos jedes Mal aggressiv, nachdem ich Karotte gefüttert habe. Entweder kam die Aggression noch am selben Abend (wenn ich sie mittags gefüttert habe) oder am darauffolgenden Morgen/in der Nacht, wenn ich es später gefüttert habe.


    In den Phasen, in denen ich keine Karotte gefüttert habe, habe ich keinerlei Aggressionen feststellen können (habe es fast 14 Tage am Stück ohne Karotte getestet).


    Hat jemand von euch schon einmal etwas ähnliches erlebt und vielleicht eine Erklärung dafür?


    Ich habe hier im Forum eine ähnliche Frage von 2008 gefunden, in der es allerdings um TroFu ging. Die Erklärung mit "zu viel Energie" könnte vielleicht auch auf die Karotte zutreffen... Hier der Link: Machen Körner aggressiv?


    Gibt es auf diesem Gebiet inzwischen neue Erkentnisse?

  • Klingt ziemlich weit her geholt. Du fütterst sonst doch auch mal Energiereiche sorten, da müssten sie sich ja nach Kürbis, Knollensellerie oder Gras auch aggressiv verhalten. Bei mir gibt es seit Jahren täglich Karotte ohne Probleme, aber ich habe halt auch keine unkastrierten Böcke.

  • Hm.. Ich weiß nicht. Ich habe es bisher noch bei keinem anderen Gemüse beobachten können, aber dafür hier jedes Mal.


    Könnte es vielleicht einen Zusammenhang mit dem Zucker geben? Karotte soll doch ziemlich viel Zucker enthalten. Vorhin hatte ich eine Karotte in der Hand, die ich meinem Hund geben wollte, da ging gleich das Gequietsche los, als wären sie süchtig danach :lol:. Naja, keine Ahnung. Ich werde das einfach nochmal weiter beobachten.


    Angenommen es wäre der Zucker: würde denn ein aggressives Verhalten für eine Zuckerkrankheit oder ähnliches sprechen? Oder wäre die Symptomatik da ganz anders?

  • Diabetes würde zu sehr viel trinken und noch mehr pinkeln führen, weil ein zu hoher Blutzucker erst mal über Niere und Blase ausgeschieden wird. Und die Neigung zu Hautpilz ist erhöht. Das macht nicht aggressiv, ich schlage auch nicht meinen Mann, wenn meine Werte zu hoch sind :lol:


    Vielleicht mögen Deine Schweinchen einfach Karotte, und wo Du die nur als seltene Leckerei gibst prügeln sie sich eben um die besten Stücke?


    Bei mir gibt es ja jeden Tag Karotte, und das in größeren Mengen, da bleiben alle gelassen obwohl sie Karotte echt gern fressen.

  • Hm.. Gestern Abend habe ich 8 Karotten auf einmal reingeworfen - damit auf jeden Fall alle genug bekommen und habe die ersten Stück auch aus der Hand gefüttert um sicher gehen zu können, dass jeder was abbekommt. Über Nacht waren sie ruhig, allerdings kommt seit 10 Uhr heute Morgen alle 2 Stunden für eine halbe Stunde so ein Lärm aus dem Gehege. Normalerweise dreht dann nur Struppi auf und mobbt die anderen, allerdings wehrt sich seit heute auch noch Pios, wodurch sie sich die ganze Zeit gegenseitig anklappern.


    Ich verstehe es einfach nicht. Ich erkenne keinen Zusammenhang zwischen Karotte und ihrem Verhalten. Und als ich nur zwei Schweinchen hatte, habe ich auch sehr viel Karotte gefüttert, weil das Timmys Lieblingsgemüse war. Und auch meine Kaninchen hatten immer ganz viel Karotte. Ich bin echt ratlos. Ich stelle gleich noch ein Video ein. Der Upload auf YouTube dauert bloß ziemlich lange. Dann seht ihr zumindest mal, was die Schweinis so treiben.


    Natürlich kann ich die Karotte auch weg lassen, aber es muss ja auch irgendeinen Grund für das Verhalten geben.. Ich verstehe es nicht :-/


    Eine neue Vermutung von mir: kann es sein, dass Struppi vielleicht Karotte nicht so gut verdauen kann? Ich habe mal gelesen, dass Menschen, die unter dauerhaften Verdauungsproblemen leiden, zu (starken) Depressionen neigen und teilweise auch zu Aggressionen. Die Köttel sehen normal aus, allerdings weiß ich natürlich nicht, wer wie viel Dreck hinterlässt - vielleicht verstopft das ja seinen Darm.


    Edit: was mir gerade einfällt: ich habe schon ein paar mal beobachten können, dass sie sich durch Salate wieder beruhigt haben. Allerdings habe ich dazu bisher noch keine Strichliste wie bei der Karotte geführt. Salat ist ja sehr leicht verdaulich. Vielleicht sorgt der für einen Ausgleich zur Karotte?

  • Sieht aus wie die letzte Eskalationsstufe vor richtig ernsten Kämpfen mit dem Ziel sich gegenseitig ernsthaft zu verletzen.


    Die beiden können einfach nicht miteinander, die hassen sich wirklich. Da wird auch keine Kastration mehr was dran ändern. Und das liegt auch nicht am Futter, sondern an einer Bockgruppe von schlecht sozialisierten Tieren mit nicht so wirklich viel Platz. Wenig möglichkeiten einen großen Bogen umeinander zu machen, einfach zu schmal.


    Ich kann Dir nur raten sie zu trennen. Wenn sie sich dauerhaft jeden Tag so stressen werden sie einfach nicht alt werden. Die stehen doch dauernd unter Hochspannung, wenn es permanent zu solchen ernsten Konfrontationen kommt.

  • Okay,


    Ich sage zwar dazu, dass das Video eher eine Ausnahmesituation, als die Regel zeigt (manchmal sind sie auch tagelang ohne Streit miteinander ausgekommen), aber ich werde mal einen Termin bei Fr. Dr. Ewringmann machen und mich beraten lassen. Das heißt nicht, dass sie sofort operiert werden, aber dann höre ich von der besten deutschen Meerie-TÄ nochmal, was sie denkt.


    Ich sehe ja auch, dass sie getrennt werden müssen, aber es kostet mich wirklich ziemlich viel Überwindung. Ich habe 20 Jahre lang alle meine Freunde versucht von Kastrationen abzuhalten, die nicht medizinisch notwendig waren. Da fühle ich mich natürlich unwohl, wenn ich auf einmal ganz genau das in Auftrag gebe.


    Und meine Mutter ist leider auch Anti-Kastration. Die bringt ständig solche Sprüche, wie "wenn du die kastrieren lässt, Red ich kein Wort mehr mit dir - das ist ja abartig" oder "mir egal, was du machst, mir kommen keine weiteren Tiere (die Weibchen) mehr ins Haus. Mit diesen Mistviechern hat man nur Ärger."
    Letzten Endes ist ihr die Anzahl der Tiere egal. Sie würde es auch nicht wollen, dass ich ein Böckchen abgebe und im Gegenzug ein Weibchen hole. Sie mag einfach keine Kastrationen.


    Und ich stehe immer in der Mitte.. Hier sagen mir alle "Ja, mach schon" und zu Hause heißt es nur "wehe du machst das". Ich hatte zwar auch schon den kleinen, sehr lebensfrohen Kastraten Idefix zur Urlaubsbetreuung hier, aber woher weiß ich, ob meine nicht nachher total träge werden?


    Aber um euch im Forum wenigstens zu beruhigen: während ich vor einem Jahr noch jeden Menschen als Tierquäler bezeichnet hätte, der seine Tiere kastrieren lässt, stehe ich heute kurz davor, sie wirklich durchführen zu lassen, auch wenn es mir schlaflose Nächte und Bauchschmerzen bereitet.


    Vor der eigentlichen OP habe ich keine Angst - eher vor den Folgen, die man nicht rückgängig machen kann...


    Und wegen meiner Mutter... Im Moment bin ich echt am Überlegen, ob ich ihr gegenüber behaupte, dass sie nur sterilisiert wurden (dagegen hat sie nichts). Ich könnte sagen, dass ich einen Spezialisten dafür gefunden habe. Vielleicht beruhigt sie das. (Sie hat die Schweinis eh noch nie auf der Hand gehabt, also wird sie die OP-Wunde auch nicht kontrollieren.)

  • Man muss beim Thema "Kastration" aber schon differenzieren.
    Beim Hund finde ich den Großteil der Kastrationen überflüssig; es ist kein Erziehungsmittel, unerwünschte Trächtigkeiten kann man anders verhindern, es ist aber ein großer Eingriff in den Hormonhaushalt des Hundes. Also beim Familienhund, der bloß aus Bequemlichkeit des Besitzers kastriert wird, bin ich dagegen.
    Anders sieht es bei Straßenhunden in Süd(ost) Europa aus, ebenso bei Katzen. da ist Kastration mehr als sinnvoll, um das Elend einzudämmen.
    Und bei Meerschweinchenböcken kann die Kastration sehr sinnvoll sein, um ein artgerechtes Leben zu ermöglichen.
    Also grundsätzlich gegen jede Kastration bei jeder Tierart zu sein, ist schon ziemlich (entschuldige :wink: ) vernagelt

  • Aus den Erfahrungen mit der Meerschweinchen-Nothilfe, die ich seit fast einem Jahr betreibe sage ich: Kastrationen sind die einzige Methode um den vielen Böckchen ein einigermaßen artgerechtes Leben zu ermöglichen. Schließlich ist das Geschlechtererhältnis statistisch 50 : 50 %. Ich habe in dem Jahr 100 Tiere vermittelt, die meisten waren männlich, ohne Kastration unmöglich!


    Der Eingriff ändert nichts am Sexualverhalten der Jungs, sie haben nach wie vor "Lust" daran! Sie werden weniger aggressiv, weil das männliche Geschlechtshormon Testosteron in Verbindung mit dem Stresshormon Adrenalin zu Aggressionen führt. Durch die Kastration wird die Menge des männlichen Hormons Testosteron, das durch die Hoden produziert wird weggenommen. Die Nebenhoden bleiben erhalten und produzieren es weiter.


    Allerdings darf man von dieser OP keine Wunder erwarten. Tiere, die sich vorher schon gehaßt haben, werden dadurch nicht zu Freunden. Schließlich werden die Hoden entfernt, nicht das Gehirn.


    Was die Haltung Deiner Mutter zum Thema Kastration betrifft, so kann ich sagen, daß sie dabei etwas zu menschlich denkt. Gründe der Ethik zu nennen, wenn es um das Wohl von Tieren geht, ist kurzsichtig und bestimmt hat das wenig mit Tierschutz zu tun. Das männliche Meerschweinchen wird duch diesen Eingriff nicht depressiv oder unglücklich. Es weiß nicht, daß es zeugungsunfähig ist. Diese Tatsache ist ihm völlig egal. Der Vermehrungstrieb diehnt dem Arterhalt, nicht dem persönlichen Glück.


    Übrigens gibt es Studien von Norbert Sachser zum Aggressionsverhalten von Meerschweinchen die zeigen, daß es sogar prenatale (vor der Geburt) Ursachen dafür gibt. Gestresste Muttertiere gebären Junge mit erhöhtem Aggressionspotential! Auch die Aufzucht in Großgruppen oder Kleingruppen beeinflußt das Aggressionsverhalten der Tiere. So können durchaus mehrere Männchen auf relativ geringem Raum mit vielen Weibchen friedlich zusammenleben. Böckchen die nur mit einem Weibchen aufwuchsen, reagieren dagegen in neuen Lebessituation/Großgruppe aggressiv und kommen dort nicht zurecht.


    Die Möhre als Ursache schließe ich weitgehend aus.
    Gabi

  • Ich habe schon bei allgemeinen Jammer-Thread was zu Deiner Mutter und Dir geschrieben. Daher lasse ich das hier weg.


    Aber ich habe immer noch Hoffnungen, dass sich durch die neue Hormonlage Pios und Struppi in den 6 Wochen Quarantäne nach der Kastration vielleicht so weit einkriegen, dass sie zusammen bleiben können. Und Du damit weiterhin eine dann wieder harmonische 4er-Bockgruppe haben könntest.


    Für mich ist die Kastration der ideale Weg für Meerschweinchen. Wenn ich meinen Easy so anschaue - der war anfangs bei mir als Begleitschwein für einen alten Bock, ich habe ihn dann mit 5 Monaten kastrieren lassen. Kurz darauf starb der alte Bock in hohem Alter, und Easy bekam seine ersten Mädels. Er ist ein Traum von einem Kastraten, er hatte jede Mädelsgruppe super im Griff. alles von 3-24 Weibchen hat er alleine und mit leichter Hand geführt. Er ist heute 8,5 Jahre alt, und hat immer noch 7 Damen, die er immer noch in jeder Form befriedigt. Streit, Jagereien oder Zähneklappern kommen praktisch nicht vor, die Gruppe ist völlig harmonisch, und das verdanke ich Easy. Er hat trotz seinem Alter immer noch regelmässig Sex.


    Und das kann einfach kein unkastrierter Bock erreichen. Entweder, es gibt keinen Sex, oder es gibt keine Stabile Gruppe, weil auch Zuchtböcke immer nur kurzfristig zu Weibchen kommen und noch vor dem Wurf wieder weg müssen. Glücklicher als Easy können sie einfach nicht leben. Das ist einfach der Unterschied.