Meerschweinchen Krankheiten / Gesundheit

Wo kommen Haarparasiten nun her?

Umgang mit kranken Schweinchen, Therapien, Medikamente und Heilungsverlauf.

  • Hallo Foris,


    ich bin im Internet und hier im Forum einfach nicht schlau geworden, überall steht was anderes.


    Die Frage stelle ich mir gerade ernsthaft, weil meine beiden Notschweinis Haarlinge und Milben haben. Die ehemalige Besitzerin hat mich gefragt, wo sowas herkommt und so recht weiß ich keine Antwort. :shock:


    Mal liest mal: Aus dem Heu/Streu/Stroh - dann lese ich, dass das nicht möglich ist?


    Die Parasiten übertragen sich von Tier zu Tier, klar - aber wenn lange kein neues Schweinchen hinzu kam?


    Schwaches Immunsystem und sie brechen aus? Aber dann müssten sie ja schon da gewesen sein oder irgendwo herkommen.


    Und können die Viecher nun ohne Wirt überleben?
    Sollte ich nach der Behandlung wieder alles gründlich reinigen?


    Ich hoffe, jemand kann mich aufklären. :)


    Danke schon mal im Voraus!


    Liebe Grüße
    Carina

  • Bei den Übertragungswegen gehe ich jetzt einfach mal davon aus, das kein Meerschweinchenhalter bereits benutztes Secondhand Meerschweinchen-Heu und -Einstreu kauft. Zudem gehe ich davon aus, das auf unseren Wiesen und in unseren Bäumen und auch Sägemühlen etc. keine wilden Meerschweinchenherden durch Deutschland streifen. Wenn da jemand andere Informationen hat, ändert das natürlich Einiges.


    Milben bei Meerschweinchen (Hauptarten)


    Pelzmilbe (Chirodiscoides caviae) relativ harmlos, Außenseite der Oberschenkel und Rückenpartie.
    Kann sich ausschließlich auf Meerschweinchen vermehren, wird von Tier zu Tier übertragen oder über Haare (Tierarzt). Überlebt nur ein bis zwei Tage ohne Wirt. Wird oft Monatelang nicht vom Halter entdeckt wegen geringem Leidensdruck und aufgrund der Größe.


    Räudemilbe (Trixacarus caviae) heftiger Juckreiz, blutige schorfige Stellen. Gelegentlich latenter Befall über Monate möglich, da hier tatsächlich das Immunsystem etwas gegen die Parasiten unternehmen kann, da sie IN der Haut sitzen und zugänglich für Antikörper sind. Überlebt theoretisch unter perfekten Bedingungen rund 3 Wochen in infektiösem Material ohne direkten Wirt. Übertragung durch direkten Kontakt mit anderen Meerschweinchen oder infektiöse Haut-/Schorfreste (Tierarzt!), kann sich NICHT auf artfremden Wirten vermehren. Kann auch durch Antikörper im Blut nachgewiesen werden. Würde natürlich wenig Sinn machen, wenn die Parasiten immer auf allen Schweinen wären.


    Haarbalgmilbe (Demodex caviae) in der Haut, meist symptomlos. Kann da sein, oder auch nicht. Kann bei ruiniertem Immunsystem zum Problem werden. Übertragung von Tier zu Tier, oder infiziertes Material.


    Herbstgrasmilbe (Trombicula autumnalis) Befall meist Spätsommer und Herbst; Milben hellrot und sichtbar, Quaddelbildung, Hautrötung, Juckreiz. Kann man sich von draussen mitbringen. Nicht streng Wirtsspezifisch.


    Läuse
    Haarlinge sein Gyropus ovalis, Gliricola porcelli, Trimenopon hispidum (3 Arten 1,2-2,3mm lang, also eigendlich schon recht groß, drei Beinpaare). Befallstärke und gesundheitliche Beeinträchtigung der Tiere sind stark von der Gesamtkonstition abhängig, ABER eine Ansteckung erfolgt auch auf ein Tier das Topfit ist. Witsspezifisch.


    Mit einem Spot on das 3 oder 4 Wochen wirkt, wird man sie alle los. Wenn dann kein neuer (ungiftiger) Wirt hinzukommt ist das Problem erledigt. Um ganz sicher zu gehen kann man noch einmal nachbehandeln.


    Ein guter Hinweis ist schon immer, wenn die Parasiten mit "Nachnamen" "porcelli" oder "caviae" heißen. Dann handelt es normalerweise um spezifische Meerschweinchenparasiten.


    Nun kann sich jeder selbst überlegen, ob er Gefahr läuft mit wochenlang abgelagerten Heu oder mit vor Monaten gefällter und dann geschredderter Fichte Parasiten ins Haus zu holen.


    Der Vollständigkeit halber: Ja, es leben auch Milben in Heu und Einstreu und unserem Haushalt, auf unserer Haut und so gut wie überall sonst. Die gehören aber nicht zu den Arten, die unseren Tieren schaden. Sie fressen Schimmelpilze, andere Milben, Hautschuppen, abgestorbenes Pflanzenmaterial und und und.... Es gibt rund 50000 bekannte Arten, die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen.

  • Danke dir, Pardona für deine ausführliche Antwort. :D
    Ich habe mir schon gedacht, dass das hier dein Thema ist und eine tolle Antwort kommt. ;)


    Ja, jetzt bin ich schlauer. Auch wenn ich nur vermuten kann, woher die Schweinis die Parasiten jetzt genau haben.
    Beim TA wurde leider nicht gesagt oder untersucht, welche Arten die beiden Schweinchen jetzt genau haben.


    Bei einem TA haben sie sich aber bestimmt nichts eingefangen. Dort waren sie zuvor gewiss noch nie. :lol:


    Hauptsache, das Advocate macht die Untermieter alle tot.

  • Hallo,


    mich beschäftigt diese Frage tatsächlich auch immer wieder. Und es fragen mich andere genau danach.


    Fazit ist ein bisschen, dass man es nicht weiß?! Oder hab ich es jetzt falsch gelesen?


    Wenn hier Milben oä auftauchen, hab ich immer gleich das Gefühl, ich halte nicht sauber genug. Aber ich frage mich halt auch immer wieder, wo die nur her kommen. Wenn ich Urlaubsschweine habe, ist es evtl. noch erklärbar, aber das ist auch selten.


    Auch könnte ich mir erklären, wenn man zB Heu aus dem Zoohandel hat, welches dort neben den Tieren gelagert wird. Ist zwar auch weiter hergeholt, aber wäre noch möglich. Aber ich zB bestelle im Internet und das Heu braucht alleine vom Abpacken bis in meinen Keller ca. 3 Tage und dann steht es dort meist noch mind. einige Tage, bis ich es hoch hole. Da sind die meisten Tierchen ja tot...


    Ein Mysterium ;-)
    Rieke

  • Hallo!


    Wir können davon ausgehen, dass auf nahezu allen Tieren, egal wo sie her kommen, die einen oder anderen Parasiten vorhanden sein dürften. Nur bei einem gesunden Tier wird das Immunsystem von ganz alleine damit fertig. Die Parasiten können sich durch die dauernde Bekämpfung nicht gut fortpflanzen, es reicht gerade eben so, dass sie nicht ganz aussterben.


    Wenn nun das Immunsystem eines Tieres aus welchen Gründen auch immer geschwächt ist, dann können diese Parasiten sich plötzlich wesentlich besser vermehren, und aus ein paar einzelnen werden hunderttausende, die einen massiven Befall bedeuten, den man auch bemerkt. Latent vorhanden waren sie aber schon vorher.


    Das ist ähnlich wie bei Lippenherpes - angesteckt ist nahezu jeder Mensch, aber ausbrechen tut er trotzdem nur selten. Und auch da in den meisten Fällen vergleichsweise harmlos, Leute deren halbes Gesicht von Herpes betroffen ist findet man nicht oft. Möglich ist es trotzdem. Wer aber mal jahrelang nicht ein Bläschen hat ist trotzdem nicht Virenfrei.


    Bei Heu, Einstreu etc. kann man davon ausgehen, dass da nichts dran ist. In Gras von draußen können dagegen recht leicht Kokzidien, Giardien, Haarlinge etc. rein verlaufen. Das meiste andere schleppt man sich mit neuen Tieren ein oder von einem nicht ordentlich gereinigten Tierarzt-Tisch. Es kann eben monatelang symptomfrei da sein. Aber es ist jetzt auch nicht nötig, alle neuen Tiere gleich mal zu behandeln und wochenlang in Quarantäne zu halten, dafür ist aktuer Befall einfach zu selten. Bei Farbmäusen ist es übrigens sogar üblich, alle neuankömmlinge mit einem Mini-Tropfen Spot On zu behandeln, weil da der Befall oft schnell und heftig kommt.


    Wenn Du immer wieder Urlaubstiere hast können die natürlich leicht was einschleppen. Sonst liegt immer neu aufflackernder Befall aber auch oft daran,d ass man beim letzten Behandlungszyklus eben doch nicht ganz alle erwischt hat.