Lieber Santos,
im November habe ich dich von einer lieben Arbeitskollegin übernommen weil dein Schweinekumpel gestorben war. Ich habe dich kastrieren lassen und du durftest nach Absitzen deiner Kastra-Frist fortan mit Wednesday in der oberen Etage des Eigenbaus wohnen. Wednesday war das erste Schweinemädchen, das du jemals zu Gesicht bekommen hast und du warst sofort Feuer und Flamme für sie.
Obwohl dir nachgesagt wurde, dass du ein feiges Meeri wärst, bist du überraschend schnell aufgetaut – Erbsenflocken aus der Hand fressen war kein Problem und innerhalb kürzester Zeit hast du dich so gut in deinem neuen Zuhause eingelebt, dass du, sobald jemand den Raum betreten hat, an die Plexiglas-Front gelaufen bist und auf Kopfgekraule oder ein Leckerli gewartet hast.
Bei mir in deinem neuen Zuhause hast du erstmals in einem Kuschelsack geschlafen – oft hast du den Kuschelsack stundenlang in Beschlag genommen und ich musste immer lachen, wenn mal wieder nur eines deiner Hinterbeinchen aus dem Kuschelsack gelugt hat… auch daran, wie geräuschvoll du Fenchelröhren geschmatzt hast, werde ich mich wohl immer erinnern.
Am Samstag musste ich die schwere und leider endgültige Entscheidung treffen, dich erlösen zu lassen. Ich bin das erste Mal, seit ich Meerschweinchen halte, vor dieser Entscheidung gestanden und es hat mich aus heiterem Himmel getroffen… am Samstagmorgen ging es dir merklich schlecht – du hattest Durchfall und ich habe dich sofort zu meiner lieben Tierärztin gebracht. Nach einem Blutbild und einem Röntgenbild kann dann die schlimme Gewissheit – du hattest einen Tumor im Bauchraum und katastrophale Leberwerte. Ich bin mit dir sofort in die Tierklink gefahren, wo ich vor die Wahl gestellt wurde – sofort einschläfern oder den Versuch zu wagen, den Tumor zu entfernen. Ich entschied mich, dem ganzen eine Chance zu geben und wurde gebeten, zu warten. Ich saß wie auf Nadeln und nach einer halben Stunde, kam die Ärztin wieder um mir zu sagen, dass es ganz, ganz schlecht um dich steht und sie die Narkose vertiefen würde…
Ich habe dich im Garten meiner Eltern beigesetzt. Du liegst nun bei drei anderen Schweinchen, die du zwar nicht kanntest aber du bist nicht alleine. Du und dein alter Kumpel Brownie sind jetzt wieder vereint und ich hoffe, es geht dir besser, dort wo du jetzt bist… du fehlst mir sehr, mein kleiner schwarzer Blitz…