"So still, dass jeder von uns wusste, das hier ist
für immer, für immer und ein Leben und es war
so still, dass jeder von uns ahnte, hierfür gibts kein Wort,
das jemals das Gefühl beschreiben kann." (Still – Jupiter Jones)
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Liebste Puschelmaus Lexi,
so schwer fallen mir die Worte, um das alles zu erfassen und zu beschreiben. Niemals hätte ich auch nur vermutet, dass ich so früh, erst ein Jahr nach deinem Einzug, deinen Nachruf formulieren muss. Ein kurzes Jahr. Es fühlt sich falsch und unfair an.
Dabei weiß doch jeder, dass ein Jahr 365 Tage hat und jeder kennt das Gefühl als würde ein harter Tag einfach kein Ende finden wollen. Es ist als würden die Minuten und Sekunden ewig andauern. In Wahrheit aber läuft jedem von uns die Zeit weg. Dass wir Menschen die Zeit, die wir haben, nicht zu schätzen und zu genießen wissen, sehe ich als eines der größten Probleme unserer heutigen Zeit an. Und so sitze ich hier, wenige Tage nach deinem letzten Atemzug und muss mir selbst diesen Fehler eingestehen.
Ich behaupte nicht, dass ich die Zeit mit dir nicht genossen hätte, aber ich habe es verdrängt daran zu denken, wie schnell Zeit nun mal verstreicht.
Erst vor 3 Wochen sind wir umgezogen in unser neues Haus mit großem Garten, in dem ich dich auf der Wiese toben sehen wollte. So wie du es immer getan hast, wenn du glücklich warst. Deine kleinen Augen haben immer so eine Freude ausgestrahlt, dass es für mich das schönste Geschenk war, dich munter und plappernd drauf los legen zu sehen, wie du in freudiger Erwartung losgestiefelt bist, um deine neue Umgebung zu erkunden und, sofern es denn auch was zu fressen gab, zu erobern. Dein kuschliger Hintern, der mich immer an einen Ballettrock erinnert hat, weil er so voluminös war, wurde dabei in die Höhe gereckt und so dackeltest du davon in dein Revier. Immer an deiner Seite war dabei Zora. Ihr seid ein Herz und eine Seele gewesen. Egal ob beim Wackeln zum Fressnapf, beim Inspizieren des neuen Heus oder beim Schlafen. Klar war, ihr gehört zusammen.
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Es sind viele Erinnerungen, die wir für den Rest unseres Lebens mitnehmen dürfen, die du uns geschenkt hast und die wir immer in Ehren in unseren Herzen tragen werden. So viele Erinnerungen, dass es oftmals schon wehtut, denn es sind nur noch Erinnerungen.
Für mich ist es momentan noch unbegreiflich, dass du fort bist. Ich verstehe es nicht, denn vor zwei Wochen ging es dir doch noch so gut. Nichts deutete auf das Übel hin, dass sich langsam in dir ausbreitete. So gerne hätte ich dir mehr geholfen oder würde es rückgängig machen, damit du noch ein paar friedvolle Jahre mit deinen Lieben hättest verbringen dürfen, um dann letztendlich sanft in ihrer Mitte einzuschlafen. Am Ende blieb mir aber nur meinen Egoismus hinter mir zu lassen, dich von deinem Leid zu erlösen und dich somit auf deine letzte Reise zu schicken.
Und nun ist es still. Zora ist still, Ralle ist still, Lulu ist still…alle sind still. Du fehlst und hinterlässt eine riesige Lücke. Jedem, der dich kannte, fällt diese Lücke auf. Man stolpert über diese Lücke und sie reißt einen in eine ungeheuerliche Leere.
"So laut, die Stunden nach dem Ausschlag als es galt,
das alles zu erfassen und verstehen und es war
so laut, dass alles, was wir dachten, nichts als Leere zu uns brachte
so laut und so verloren war es hier,
als Stille bei uns wohnte anstatt Dir." (Still – Jupiter Jones)
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Die Wahrheit ist aber, dass es sich nur um einen Zustand handelt, der nicht für immer bleibt. Unser Leben wird nun weiter gehen. Du hast den Platz für eine neue Schweinedame freigemacht auch wenn ich dir liebend gerne hinterher schreien würde, dass das nicht nötig gewesen wäre. Wir hätten dich und dein forderndes Quicken gerne noch für einige Jahre erduldet. Aber wir alle werden mit diesem Zustand zurechtkommen. Und wenn in diesem einen Moment, genau jetzt, die Sonne auf meinen Rücken scheint, dann weiß ich, dass es das Richtige ist, dass du da bist und ab und zu ein Auge auf deine Kollegen haben wirst.
Und nun ist es vorbei. Die letzten knapp 700 Wörter waren und werden nie genug sein, um zu beschreiben wer du warst und warum du so unbeschreiblich fehlen wirst. Dies ist ein Geheimnis, das die Menschen, die dich kennen lernen durften, mit sich im Herzen tragen werden. Wir werden dich niemals vergessen.
Am schwierigsten hierbei ist es für mich ein Ende zu finden, denn ein Ende ist endgültig und das ist der Teil, den ich noch nicht verstehen kann. Für mich bist du momentan einfach nur im Urlaub und ich denke, ich wache morgen auf und sehe dich dann wieder an deinem gewohnten Platz.
Aber alles geht vorbei und wir sind bereit dich loszulassen.
"So still, obwohl ich dich mit jedem Tag vermiss
und, wo immer du auch gerade bist,
du zeigst mir, dass Stille jetzt dein Freund geworden ist." (Still - Jupiter Jones)
Meine letzte Bitte gilt dir.
Mein kleiner Engel, lass dir nun Flügel wachsen und sei unbesorgt. Uns wird es gut gehen. Nun lass es dir auch gut gehen. Erhebe deine Flügel und mache dich auf zu den schönsten Orten, die die Regenbogenwiese zu bieten hat. Finde deine alten Freunde wieder und genieße deine neue Freiheit an dem Ort, an dem Krankheit und vor allem Zeit endlich keine Rolle mehr spielen.
"Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es Dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache." (Antoine de Saint-Exupéry)